Jesus ist Hohepriester in Ewigkeit
Hebräer 7,1 – 8,13
Leitvers 7,25
„Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie.“
Preis sei Jesus, der unser ewiger Hoherpriester ist, der zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel sitzt und unablässige Fürbitte für unseren Glaubenskampf einlegt. Wir danken für das Bibelstudium des Hebräerbriefes, welches uns ermahnt und erquickt, dass wir im gottgefälligen Glauben standhaft bleiben und durch sein lebendiges Wort die Frühlingsbibelkonferenz und auch GLEF 2022 vorbereiten.
Der Verfasser des Hebräerbriefes hat uns bis jetzt Jesus als einen barmherzigen und treuen Hohenpriester, als den Apostel und Hohenpriester und als einen großen Hohenpriester, der mit unserer Schwachheit mitleiden und uns wahrhaft helfen kann, vorgestellt (2,17; 3,1; 4,14-15). Im heutigen Text stellt uns der Verfasser Jesus als unseren Hohenpriester in Ewigkeit vor. Warum stellt er uns Jesus als den Hohenpriester in Ewigkeit vor? Weil wir, die Christen, Jesus, einen solchen Hohenpriester brauchen. Im heutigen Text bezeichnet er Jesus als einen ewigen Hohenpriester nach der Ordnung Melchisedeks. Jesus ist anders als die Hohepriester nach der Ordnung von Levi oder Aaron, sondern er ist ein ewiger Hoherpriester Gottes, der zur Rechten des Thrones Gottes im Himmel sitzt und auch heute und jetzt Fürbitte für uns einlegt. Das Wirken dieses Hohepriesters in Ewigkeit beruht auf dem neuen Bund, der in dem Blut Christi Jesu besiegelt worden ist. Durch seinen stellvertretenden Kreuzestod und seine Auferstehung wurde Jesus gemäß dem neuen Bund zum ewigen Mittler und Christus für uns, dass wir die vollkommene Vergebungsgnade empfangen und die ewige Seligkeit haben dürfen. Lasst uns heute kennenlernen, welche Bedeutung es hat, dass Jesus unser Hoherpriester in Ewigkeit ist, nämlich was er für unser Heil tat und auch heute noch für uns tut.
I. Jesus, der ewige Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks (7,1-28)
Was ist das Wichtigste im Leben eines Menschen? Reichtum oder Karriere oder menschliches Ansehen oder Selbstverwirklichung oder menschliche Liebe oder erfolgreiche Kindererziehung? Wir kennen einen reichen Kornbauer sehr gut, der in Lukas 12 beschrieben wurde. Er hatte so viel Glück und Erfolg mit seinem Geschäft, sodass er immer neue größere Scheune bauen musste. Er wurde so reich, dass er sich selbst sagte: „Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!“. Äußerlich gesehen hatte er alles, was er brauchte. Sein Leben sah für viele beneidenswert aus. Aber er musste in derselben Nacht sterben und ging in die Hölle. Wir kennen auch einen hervorragenden Menschen mit großem Ansehen, Nikodemus, der in Johannes 3 beschrieben wurde. Auch er erreichte alles in seinem Leben. Aber Jesus sagte ihm, dass es ihm das Wichtigste fehlte, dass er das Reich Gottes nicht sehen konnte.
Seit dem Sündenfall Adams besteht eine große tiefe Kluft zwischen dem heiligen Gott und der sündigen Menschheit. Die Wurzel des Unglücks und Elends der Menschen ist, dass sie von dem Paradies vertrieben wurden und sich nicht mehr Gott nähern und mit Gott leben konnten. Sie mussten ein ungewisses Leben in Unsicherheit führen und schließlich sterben und danach in die ewige Verdammnis gehen. Viele Menschen haben auf verschiedenste Weise versucht, sich zu Gott zu nähern und die wahre Seligkeit zu finden, aber sie konnten es mit ihrer eigenen Mühe nicht schaffen und gerieten wegen ihres unlösbaren Sündenproblems in die tiefe Hoffnungslosigkeit. Preiset Gott, der die sündenkranken Menschen in Ausweglosigkeit nicht im Stich gelassen hat! Gott hat in seiner großen Barmherzigkeit das Opfersystem durch die mosaischen Gesetze vorbereitet, dass sich die Menschen durch das Blut der Sühneopfer zu Gott nähern und die Liebesbeziehung mit ihm anknüpfen durften.
Die Hauptrolle dieses Opfersystems hatte der Hohepriester, der Gott als der Mittler zwischen Gott und den Menschen die Sühneopfer darbrachte. Aber dieser Hohepriester nach der Ordnung von Levi war unvollkommen, sodass er für sich selber ein Opfer darbringen musste. Die Opferwirkung war nur sehr vorübergehend. Er war nur ein Schatten des wahren Priestertums Christi. Darum brauchen wir einen wahren Hohenpriester, der vollkommen ist und uns in Ewigkeit helfen kann, zu Gott zu kommen und vollkommene Wiederherstellung der ewigen Liebesbeziehung mit Gott zu ermöglichen. Der Verfasser des Hebräerbriefes bezeugt, dass dieser wahre Hohepriester Jesus ist, der vollkommen ist und uns in Ewigkeit helfen kann.
Erstens: Jesus ist der ewige Hohepriester, den Gott gesalbt hat. (1-19)
Sehen wir uns die Verse 1 bis 3 an: „Dieser Melchisedek aber war König von Salem, Priester Gottes des Höchsten; er ging Abraham entgegen, als der vom Sieg über die Könige zurückkam, und segnete ihn; ihm gab Abraham auch den Zehnten von allem. Erstens heißt er übersetzt: König der Gerechtigkeit; dann aber auch: König von Salem, das ist: König des Friedens. Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. So gleicht er dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit.“ Der Verfasser des Hebräerbriefes erklärt, welches Priestertum Jesus im Vergleich zum Priestertum von Aaron hat. Wir haben die Geschichte von Melchisedek mit Abraham kennengelernt. Abraham führte einmal einen Krieg gegen vier Könige mit seinen Knechten, um seinen Neffen Lot zu retten. Als Abraham nach dem Sieg zurückkehrte, erschien Melchisedek Abraham und segnete ihn, indem er ihn ermutigte, dass der Höchste Gott ihm den Sieg geschenkt hatte. (1.Mose 14,19.20) Daraufhin gab ihm Abraham den Zehnten, denn er erkannte, dass Melchisedek ein Priester des Höchsten Gottes war, der ihm den Sieg schenkte. Dass Melchisedek Wein und Brot zu Abraham heraustrug, bedeutet, dass Jesus durch seinen Kreuzestod unser wahres Brot und wahrer Trank wird. Sein Name Melchisedek bedeutet „König der Gerechtigkeit“. Er war der „König von Salem“, was „König des Friedens“ bedeutet. Sein Name bezeugt, dass Jesus der Sohn Gottes und der wahre Hohepriester ist, durch den wir Frieden mit Gott haben dürfen. (Jesaja 32,17a) Durch Jesu Kreuzestod für unsere Sünde durften wir ohne unseren eigenen Verdienst gerecht sein und die ewige Liebesbeziehung mit Gott entwickeln. Römer 3,24 sagt, dass dies allein aus der Gnade Gottes geschah.
Lesen wir Vers 3: „Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens.“ Für die Legitimität des Priestertums wird der Stammbaum der Priesterfamilie sorgfältig nach der Ordnung Aarons aufgezeichnet, wie wir in der Chronik lesen können. Im Gegensatz dazu hat Melchisedek keine Aufzeichnungen in irgendeinem Stammbaumbuch. Diese Tatsache sagt, dass sein Priestertum nicht wie das levitische Priestertum unvollkommen und beschränkt ist, sondern dass er der von Gott eingesetzte wahre ewige Hohepriester ist. (3) Hiermit lehrt der Verfasser des Hebräerbriefes uns mit drei Fakten die Überlegenheit von Jesu Priestertum über das der Leviten.
Die erste Tatsache ist, dass Melchisedek größer war als Abraham und damit auch größer als die Leviten ist, die die Nachkommen Abrahams sind. Für die Juden ist es eine schockierende Feststellung, dass jemand als größer als Abraham angesehen wird. Abraham war der Glaubensstammvater der Israeliten, der in der Geschichte Israels am meisten verehrt wird. Gemäß der Verheißung Gottes ist er zum Vater vieler Völker aufgestellt. Trotzdem ist Melchisedek größer als Abraham, weil Abraham selbst Melchisedek als Priester des Höchsten Gottes ehrte, indem er ihm den Zehnten seiner Beute gab. (5.6) Als Abraham Melchisedek den Zehnten gab, gab auch Levi mit Abraham zusammen den Zehnten an Melchisedek. (9.10) Die zweite Tatsache ist, dass Melchisedek Abraham segnete. In Vers 7 heißt es: „Nun ist aber unwidersprochen, dass das Geringere vom Höheren gesegnet wird.“ Die dritte Tatsache ist, dass die Leviten starben, Melchisedek aber lebendig erklärt wird. (8) Aufgrund dieser Tatsachen ist Melchisedek größer als Abraham und damit auch größer als die Leviten. Das Priestertum Jesu ist dem der Leviten überlegen, weil es nach der Ordnung von Melchisedek entstanden ist.
In den Versen 11-19 weist der Verfasser darauf hin, dass das Priestertum Jesu von Gott eingesetzt worden ist, was auf Psalm 110,4 beruht. Das levitische Priestertum war durch Gottes Gesetz eingesetzt, aber unvollkommen und hatte nur vorübergehende Wirkung. Daher musste Gott ein neues Priestertum einsetzen. Als sich das Priestertum änderte, musste auch das Gesetz des Opfersystems geändert werden. (12) Das Gesetz verlangte, dass ein Priester aus dem Stamm Levi stammen musste. Aber die Prophezeiung Gottes sagt, dass der verheißene Christus aus dem Stamm Juda kommt. Jesus war aus dem Stamm Juda, darum kann Jesus nach dem Gesetz Mose kein Hoherpriester sein. (13-14). Darum waren die jüdischen Gläubigen sehr verwirrt, weil das Gesetz von Mose die Grundlage des Priestertums war. Sie wollten Jesus deswegen nicht als Priester Gottes anerkennen. Aber der Verfasser lehrt hier anhand des Beispiels von Melchisedek, dass es auch im AT einen Hohenpriester gibt, der nicht von Levi war, dessen Stammbaum nicht bekannt ist, aber ihr Glaubensstammvater Abraham ehrte ihn als Hohenpriester des Höchsten und gab ihm den Zehnten. Dies geschah sogar, bevor Gott ihnen durch Mose das Gesetz des Priestertums gab. Der Verfasser erwähnte hier Psalm 110,4, dass Jesus als der ewige Hohepriester verheißen war, dessen Priestertum die Kraft eines unzerstörbaren Lebens ist, wie bei Melchisedek. Sehen wir uns die Verse 15 und 16 an: „Und noch klarer ist es, wenn, in gleicher Weise wie Melchisedek, ein anderer als Priester eingesetzt wird, der es nicht geworden ist nach dem Gesetz äußerlicher Gebote, sondern nach der Kraft unzerstörbaren Lebens.“ Melchisedek war nicht nach dem Gesetz Moses ein Priester geworden, sondern allein aufgrund der ewigen Kraft Gottes. Genauso ist Jesus aufgrund der unzerstörbaren ewigen Kraft Gottes unser Hohepriester geworden. Diese Kraft ist die Kraft der Auferstehung. Niemand konnte die Macht des Todes besiegen. Aber Jesus konnte es. (Apostelgeschichte 2,24) Jesus hat durch die Kraft eines unzerstörbaren Lebens die Macht der Sünde und die Macht des Todes besiegt. Er kann denen, die auf ihn vertrauen, das ewige wahre Leben schenken. So nannte der Verfasser ihn unseren Hohenpriester in Ewigkeit.
Außerdem kam die Einsetzung Jesu von Gott. In Vers 17 heißt es: „Denn es wird bezeugt (Psalm 110,4): »Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.«“. Diese Prophezeiung kündigte die Aufhebung des levitischen Priestertums und die Ersetzung durch ein besseres Priestertum an. So wie Gott das Gesetz des Priestertums für die Israeliten eingesetzt hat, so kann er es für uns auch nach seinem guten Willen und ewigen Ratschluss ändern. Wenn Gott das Gesetz ändert, wer kann dann einen Widerspruch erheben? Als der souveräne Schöpfergott den verheißenen Christus für immer zum Hohenpriester erklärte, setzte er dem alten Opfersystem ein Ende und eröffnete den Menschen einen neuen und lebendigen Weg zu Gott. Die frühere Regelung wurde aufgehoben, weil sie unvollkommen und unbrauchbar war. Lesen wir gemeinsam Vers 19: „Denn das Gesetz konnte nichts zur Vollendung bringen –, und eingeführt wird eine bessere Hoffnung, durch die wir uns zu Gott nahen.“ Jesus ist die „bessere Hoffnung“, durch die wir uns zu Gott nahen können. (19b) Das Wort „besser“ kommt in diesem Brief zwölfmal vor. In Christus Jesus haben wir eine bessere Hoffnung und einen besseren Bund mit besseren Verheißungen. Christus ist ein besseres vollkommenes Sühneopfer. Eine „bessere Hoffnung“ bedeutet, dass wir unser Sündenproblem vollkommen gelöst bekommen und uns zu Gott jederzeit und an jedem Ort frei nahen und die Liebesbeziehung zu ihm entwickeln dürfen.
Zweitens: Jesu vollkommenes und überlegenes Priestertum (20-28)
Sehen wir uns die Verse 20 und 21 an. Als Gott Jesus als Hohenpriester einsetzte, sagte er zu ihm: „Dieser aber durch den Eid dessen, der zu ihm spricht (Psalm 110,4): »Der Herr hat geschworen und es wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester in Ewigkeit.«“. (21) Dieser Vers sagt, dass Jesu Priestertum mit einem Eid Gottes in Ewigkeit eingesetzt worden ist, damit wir auf ihn vertrauen und durch ihn zu Gott kommen dürfen. In Vers 22 heißt es: „So ist Jesus Bürge eines viel besseren Bundes geworden.“ Ein Bürge ist eine Person, die den Gläubigen eine feste Garantie befürwortet, auch wenn die geschuldete Person ihre Schulden nicht bezahlen könnte. Normalerweise wird ein Bund oder ein Vertrag zwischen zwei Parteien abgeschlossen. Aber der neue Bund entstand nicht aus einer Vereinbarung zwischen gleichwertigen Parteien; er ist Gottes einseitiges Heilsversprechen für die Menschen, die unter der Macht des Todes leben. Weil der neue Bund durch Gottes Eid gestützt worden ist, kann und wird es nicht geändert werden. Es ist Gottes absolutes Heilsversprechen für die Menschen, die unter der Macht der Sünde leben. Wer durch Jesus zu Gott kommt, der darf und kann sich seines Heils 100% sicher sein. Unser Heil wird nicht durch unsere Werke oder unseren Verdienst garantiert, sondern mit dem Eid Gottes. Gott ist selbst Bürge für unser Heil durch Jesus. Lesen wir den Vers 22 gemeinsam: „So ist Jesus Bürge eines viel besseren Bundes geworden.“ Wow! Jesus ist der Bürge für unser ewiges Heil durch den neuen Bund mit Gott.
Sehen wir uns den Vers 27 an: „Er hat es nicht nötig wie jene Hohepriester, täglich zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst opferte.“ Als Jesus sich selbst am Kreuz als Sühneopfer darbrachte, opferte er sich ein für alle Mal für unsere Sünde. Jesus vollbrachte Gottes Heilswerk ein für alle Mal, während Aarons Hohepriester zu Gott täglich und jährlich ihre Sühneopfer darbrachten. Der wesentliche Unterschied zwischen Jesus und den anderen Hohepriestern besteht darin, dass sie alle Menschen sind, die unter der Macht der Sünde leben, während Jesus der Sohn Gottes ist, der unbefleckt, sündlos und vollkommen ist. (28) Andere Hohepriester wurden durch das Gesetz eingesetzt, Jesus aber durch den Eid Gottes. Gott hat Jesus als den ewigen Hohepriester eingesetzt, um uns vollkommene Erlösung und die wahre Seligkeit in Ewigkeit zu geben. Jetzt dürfen wir durch Jesus, der durch sein Sühneopfer ein für alle Mal Gottes Gerechtigkeit erfüllt hat, zu Gott kommen und Gottes ewiges vollkommenes Leben genießen. Wir dürfen das Reich Gottes im Himmel genießen, während wir in dieser Welt leben. Wir brauchen nur Jesus, nicht Jesus plus noch etwas oder jemand anderes. Kommen wir zu Gott durch Jesus, dann kann unser Gott uns durch die Macht des Blutes Christi vollkommen machen und uns die ewige Seligkeit geben.
Lesen wir Vers 25: „Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie.“ Gemäß Kapitel 10 und 11 befanden sich die Empfänger dieses Briefes in harter Verfolgung wegen ihres Glaubens. In solcher Zeit der harten Bedrängnisse versuchte der Verfasser nicht, sich mit den politischen Anliegen auseinanderzusetzen oder sie zu trösten, sondern er warnt sie, dass sie durch Jesus zu Gott kommen und dadurch selig werden sollen. Vers 25: „Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie.“ Denn Jesus allein kann sie für immer selig machen, er lebt gegenwärtig und er bittet für sie hier und jetzt. Für die jüdischen Gläubigen waren nicht die Verfolger ihre Feinde, auch nicht die Bedrängnisse ihr Problem, sondern dass sie nicht durch Jesus zu Gott kamen. Für die jüdischen Gläubigen war es nun an der Zeit, das alte System loszulassen und sich allein an Christus zu halten. Sie brauchten nur Jesus, um sich Gott zu nähern. Nur Jesus? Ja, nur Jesus!! Für die jüdischen Gläubigen war dies wie eine Revolution. Etwa 1500 Jahre lang hatten sie das levitische Opfer- und Priestersystem befolgt und Millionen von Opfern dargebracht. Es war Teil ihrer Identität geworden. Sie nahmen Jesus auf, blieben dennoch an ihrem alten religiösen Leben aufgrund des Judentums. Der Hauptgrund dafür war Mangel an Vertrauen, dass Jesus der einzige Weg zu Gott ist, der unsere Sünde vollkommen vergibt und uns vor Gott vertritt.
Oft sind auch wir wie die jüdischen Gläubigen damals. Wir kennen das Evangelium theoretisch. Aber in der Praxis, wenn ein Problem auftaucht, verlassen wir uns nicht allein auf Jesus, der unser ewiger Hohepriester ist und uns hier und jetzt vor Gott vertritt und für uns betet. Anstatt uns auf Jesus vollkommen zu verlassen, und den geistlichen Kampf zu führen, um durch Jesus zu Gott zu kommen, geraten wir in verschiedene menschliche Gedanken und in Ungewissheit für die Zukunft und suchen Sicherheit und Seligkeit woanders, oder führen ein Leben nach dem weltlichen Muster. Wenn wir jedoch durch Jesus zu Gott kommen, erfüllt Gott unsere Seelen mit seinem Frieden. Allein Jesus kann uns vollkommen retten und uns für immer selig machen.
Wir haben Glaubensvorfahren, die sich in der Zeit der Bedrängnisse allein auf Jesus, ihren ewigen Hohenpriester, verlassen und die wahre Seligkeit erlangt haben. Als Stephanus gesteinigt wurde, sah er seinen Hohepriester Jesus. Apostelgeschichte 7 berichtet: „Er aber, voll Heiligen Geistes, sah auf zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehen zur Rechten Gottes und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ (Apostelgeschichte 7,55.56) „Und sie steinigten Stephanus; der rief den Herrn an und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ (Apostelgeschichte 7,59) Stephanus kämpfte alle Zeit, durch Jesus zu Gott zu kommen und erlangte den wahren Glaubenssieg. Für uns ist der Apostel Paulus ein heldenhafter Kämpfer, der trotz harter Verfolgung durch den Glauben der Heidenmission gedient hat. Aber in Wirklichkeit war er oft von Furcht überwältigt. Er konnte ein siegreiches Hirtenleben führen, weil er den Kampf nicht vernachlässigt hat, durch Jesus zu Gott zu kommen. Die Apostelgeschichte berichtet, dass ihm Jesus in der Zeit der Furcht erschien und für ihn betete. Apostelgeschichte 18,9: „Es sprach aber der Herr durch eine Erscheinung in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht!“ Apostelgeschichte 27,24: „Und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus, du musst vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir geschenkt alle, die mit dir fahren.“
Wir haben durch den Masterkurs die Geschichte des Christentums kennengelernt. Dabei haben wir unzählige Glaubensvorfahren kennengelernt, wie Athanasius von Alexandria, Ambrosius von Mailand, Johannes Chrysostomus, Hieronymus, Augustinus von Hippo, die in der Zeit der Bedrängnisse bis zum Märtyrertod ihren Glauben gehalten haben, weil sie auf Jesus sahen, der bei ihnen stand und ihnen Kraft gab, die Prüfungen zu bestehen.
Hier lernen wir, was Vers 25 für uns praktisch bedeutet. Vers 25 sagt: „Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie.“ Dies bedeutet, dass wir unter allen Umständen den geistlichen Kampf führen dürfen, durch Jesus zu Gott zu kommen und die vollkommene Erlösung und die wahre Seligkeit zu erlangen. In der Zeit der Verleumdungen kam auch M. Peter zu Jesus, zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und kostbar ist. Jesus machte ihn für immer selig, weil er durch Jesus zu Gott kam. Denn Jesus lebt für immer und bittet für uns. Hier darf ich an den Glaubenskampf von Monika von Tagaste (332-387), der Mutter von Augustinus, denken. Ihr Mann führte ein Doppelleben, ihr Sohn führte schon von Jugend auf ein ausschweifendes Leben, brachte mit 17 ein uneheliches Kind nach Hause und lebte mit der Irrlehre des Gnostizismus. Monika schaute weder auf ihre Lage noch auf sich selbst, sondern kämpfte, durch Jesus zu Gott zu kommen. Und wie Jesus für sie betete, so betete auch sie für die Bekehrung ihres Mannes und die von Augustinus ununterbrochen. Sie erlebte die Bekehrung der Beiden und starb unmittelbar danach durch eine Krankheit mit 55 Jahren, aber sie war voller Seligkeit. Sie wusste, dass Jesus sie für immer selig macht und dass Jesus für immer lebt und für sie betet. Sie war voller Seligkeit, weil sie durch die Hilfe ihres Herrn Jesus ihre Mission erfüllen und nun zu ihrem geliebten Herrn Jesus zurückkehren konnte. Das ist das größte Privileg für die Gläubigen, dass Jesus unser Hohepriester in Ewigkeit ist. Lasst uns mit diesem Privileg unser Leben führen!
Lesen wir gemeinsam den Vers 25 nochmal: „Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie.“ Lasst uns allezeit, insbesondere in Zeiten der Not durch Jesus zu Gott kommen. Jesus kann uns dann für immer selig machen. Denn er lebt für immer und bittet für mich und für dich!
II. Jesus, der Mittler des neuen Bundes (8,1-13)
In diesem Kapitel betont der Verfasser die Überlegenheit des hohepriesterlichen Werkes Christi gegenüber dem der levitischen Priester, während er in Kapitel 7 die Überlegenheit des Wesens Jesu Christi hervorgehoben hat. Das hohepriesterliche Wirken Christi gründet sich auf den neuen Bund, der in seinem Blut besiegelt ist. Jesus ist der Mittler des neuen Bundes geworden. Auch wenn wir in der Zeit des neuen Bundes leben, verharren wir immer noch in der Mentalität des alten Bundes. So werden wir leicht selbstgerecht, selbstvertrauend und verurteilend, oder wir verfallen in Selbstbeschäftigung, wie Selbstverdammnis oder Minderwertigkeitsgefühle, und werden frustriert. Wir müssen den neuen Bund, den Gott mit Jesus als Mittler errichtet hat, tiefgehend verstehen und annehmen. Lernen wir die hohepriesterlichen Werke Jesu kennen und nehmen wir das neue Leben im neuen Bund an, damit wir die Segnungen und Privilegien durch Jesus haben können.
Sehen wir uns Vers 1 an: „Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester…“ Die Betonung liegt hier auf den Worten „Wir haben“. Es heißt nicht: „Wir könnten ihn haben“ oder „Wir werden ihn haben“ oder „Wir haben ihn früher gehabt“, sondern „Wir haben einen solchen Hohenpriester.“ Wir haben unseren Hohepriester Jesus „hier und jetzt“ und für immer bei uns, sodass wir nicht ängstlich und besorgt oder einsam sind. Vielmehr können wir in jeder Situation Vertrauen und Zuversicht haben. In den Versen 1b-2 heißt es: „…der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel und ist ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht ein Mensch.“ Jetzt, auch in dieser Stunde, regiert Jesus als König und Hoherpriester und er sitzt auf seinem Thron. (Sacharja 6,11-13) Jesus dient als Hoherpriester im himmlischen Heiligtum, der „wahren Stiftshütte“, die der Herr errichtet hat. Die „wahre Stiftshütte“ ist das himmlische Heiligtum, in dem Gott wohnt. Es ist ewig, unzerstörbar und unerschütterlich. Es ist sehr wichtig für uns zu wissen, dass Jesus zwar Gott ist, aber in die Welt gekommen ist, um uns von der Macht der Sünde und des Todes zu erlösen. Ebenso wichtig ist es für uns zu wissen, dass Jesus, nachdem er sein Erlösungswerk vollbracht hat, zur Rechten der Majestät im Himmel sitzt, wo er weiterhin für uns eintritt und unsere Erlösung vollbringt.
Sehen wir den Vers 5 an: „Sie dienen aber nur dem Abbild und Schatten des Himmlischen, wie die göttliche Weisung an Mose erging, als er die Stiftshütte errichten sollte (2.Mose 25,40): »Sieh zu«, sprach er, »dass du alles machst nach dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist.«“. Sowohl das Opfersystem und das Priestertum als auch die Stiftshütte im Alten Testament waren nur eine Kopie oder ein Schattenbild dessen, was im Himmel ist. (5a) Darum wurden die erste Stiftshütte und das Priestertum von Gott sorgfältig eingerichtet. Auch über den Dienst, den die Priester errichten sollten, wurde sehr genau beschrieben. Sehen wir uns den Vers 6 an: „Nun aber hat er ein höheres Amt empfangen, wie er ja auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheißungen gegründet ist.“ Aber der Dienst, den Jesus erhielt, ist höher als der Priesterdienst im Alten Testament. (6a) Das liegt daran, dass Jesus im himmlischen Heiligtum dient und sein Dienst auf dem neuen Bund und auf besseren Verheißungen basiert ist. (6b)
In den Versen 7-13 stellt der Verfasser den ersten Bund dem neuen Bund gegenüber. Wenn mit dem ersten Bund alles in Ordnung gewesen wäre, wäre ein neuer Bund nicht nötig gewesen. (7) Das Problem lag nicht im Bund selbst, sondern in den Menschen, die wegen ihrer Sündhaftigkeit nicht in der Lage waren, diesen Bund zu halten. Wenn jemand nicht in der Lage ist, wegen seiner Unzulänglichkeit den abgeschlossenen Vertrag zu halten, wird er normalerweise abgewiesen und der Vertrag wird aufgehoben. Aber unser Gott ist so gnädig und barmherzig. Er hat einen neuen Bund mit besseren Verheißungen geschaffen.
Sehen wir uns die Verse 8 und 9 an. Hier zitiert der Verfasser die Prophezeiung von Jeremia, um zu erklären, dass sie einen neuen Bund brauchten. Sie brauchten einen neuen Bund, weil sie dem alten Bund nicht treu geblieben waren. Jeremia 31,31-33 sagt: „… Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein.“ Gott beschrieb seine Beziehung zu Israel als die Beziehung eines Ehepaares. Das ist ein wirklich großer Segen. Gott ist der beste Ehemann. Er ist treu und sorgt für alles und liebt und kümmert sich um sein Volk. Aber sie verließen Gott. Obwohl sie den Bund brachen, ließ Gott sie nicht im Stich. Vielmehr hat er einen neuen Bund geschlossen.
In den Versen 10-12 finden wir das Wesen des neuen Bundes: „Denn das ist der Bund, den ich schließen will mit dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz geben in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein. Und es wird keiner seinen Mitbürger lehren oder seinen Bruder und sagen: Erkenne den Herrn! Denn sie werden mich alle kennen von dem Kleinsten an bis zu dem Größten. Denn ich will gnädig sein ihrer Ungerechtigkeit, und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken.«“ Er ist ein Bund der Gnade. Inwiefern ist der neue Bund besser als der erste Bund?
Erstens schreibt Gott sein Gesetz in unsere Herzen. (10b) Im ersten Bund hatte Gott sein Gesetz auf Steintafeln eingraviert, mit der Bedingung, dass man es sein ganzes Leben lang tadellos befolgen muss, um zu leben. Dieses Gesetz offenbart Gottes Gerechtigkeit. Das Problem ist aber, dass niemand es einhalten kann. Deshalb sandte Gott Jesus als Sühneopfer für unsere Erlösung. Wenn wir einfach an Jesus glauben, rechtfertigt Gott uns und macht uns zu seinen Kindern. Dann legt er seine Gesetze in unseren Verstand und schreibt sie in unser Herz durch den Heiligen Geist, der uns den Wunsch und die Kraft gibt, Gott zu gehorchen und gute Früchte zu bringen.
Zweitens stellt Gott eine rechte und innige Beziehung zu uns her. (10c) Gott sagte: „Ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein“. Dies ist der Grund für den neuen Bund. Die Wurzel unseres Elends ist eine zerbrochene Beziehung zu Gott. Stell dir mal vor, du bist einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Menschen geworden wie Jeff Bezos. Jeder bewundert dein Leben. Aber deine Beziehung zu Gott ist nicht in Ordnung. Dann kannst du niemals glücklich sein, weil du ein Mensch bist, geschaffen nach dem Bild Gottes, ein seelisches und geistliches Wesen. Durch Jesus können wir eine rechte und innige Beziehung zu Gott haben. Nicht nur das, sondern Gott befähigt uns auch, unsere Beziehung zu anderen Menschen wiederherzustellen. Gott gibt uns den wahren Frieden in unserer Seele durch die wiederhergestellte Beziehung zu ihm in Christus Jesus. (Römer 8,1)
Drittens: Alle Menschen werden Gott kennen. (11) „Und es wird keiner seinen Mitbürger lehren oder seinen Bruder und sagen: Erkenne den Herrn! Denn sie werden mich alle kennen von dem Kleinsten an bis zu dem Größten.“ (11) Im Alten Testament beschränkte Gott die Offenbarung seiner selbst auf einige wenige Menschen, wie Propheten, Priester und Könige. Jetzt kann jeder Jesus persönlich begegnen und Gott kennen. „Gott zu kennen“ ist nicht nur eine Sache der Theologen. Jeder von uns, auch ein kleines Kind, darf durch das Bibelstudium und Frühgebet und Wortskampf Gott persönlich kennen.
Viertens: Gott vergibt uns unsere Schuld und gedenkt unserer Sünden nicht mehr. (12) „Denn ich will gnädig sein ihrer Ungerechtigkeit, und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken.«“ (12) Dies ist der größte Segen für alle, die unter der Gnade des neuen Bundes stehen. Im ersten Bund musste man jedes Mal, wenn man eine Sünde beging, ob absichtlich oder unabsichtlich, ein Tieropfer darbringen. Weil man lebenslang sündigt, bringt man lebenslang Tieropfer zu Gott. Im neuen Bund jedoch vergibt Gott durch Jesus alle unsere Sünden und tilgt sie vollständig. Er wird sich nicht mehr an sie erinnern. Wir sind wirklich für immer von der Schuld und der Verdammnis der Sünde befreit. Manchmal leiden wir unter der Erinnerung an vergangene Sünden. Aber Gott will nicht mehr unserer Sünden gedenken.
Unsere fünf Täuflinge und unsere Jugendlichen sind weder zu schwach noch zu klein, Gott zu erkennen und die Welt zu verändern, weil Gott ihnen ihre Sünden vergeben hat und weil Jesus ihr Hohepriester ist. Wer kann dann gegen sie sein? Keiner von uns ist zu klein oder zu groß. „Denn sie werden mich alle kennen von dem Kleinsten an bis zu dem Größten.“, spricht Gott. (12) Das ist das Versprechen Gottes im neuen Bund. Indem er diesen Bund „neuen Bund“ nennt, hat er den ersten Bund ungültig gemacht; und was ungültig und veraltet ist, wird bald verschwinden. (13) Wir müssen unsere Mentalität des alten Bundes über Bord werfen und die Segnungen des neuen Bundes wahrnehmen.
Heute haben wir gelernt, dass Jesus unser Hohepriester in Ewigkeit ist und sein hohepriesterliches Wirken auf dem neuen Bund basiert, der in seinem Blut besiegelt ist. Jesus ist durch seinen Kreuzestod und die Auferstehung der Mittler des neuen Bundes Gottes geworden. Weil Jesus unser Hohepriester ist, dürfen wir in dieser gottlosen Generation mutig und standhaft dem Jüngererziehungswerk durch unser Zweierbibelstudium und Lebensgemeinschaft und Worts- und Gebetskampf dienen und die Weltmission inkl. M-Mission herausfordern. Lasst uns nicht länger wie ein geistliches Baby im alten Bund bleiben, sondern Jesus, der unser Hohepriester und der Mittler des neuen Bundes in Ewigkeit ist, persönlich aufnehmen und ein Leben mit unserm Hohepriester, Jesus Christus, führen. Gott möge unsre Vorbereitung für die Frühlingsbibelkonferenz und GLEF 2022 segnen und uns helfen, zur tiefen Einsicht über das Priestertum Jesu zu kommen, sodass wir alle Zeit durch Jesus zu Gott kommen und ein siegreiches und segensreiches Hirtenleben in dieser Welt führen dürfen.