Jesu Verhör und Verurteilung
Johannes 18,1 – 19,16a
Leitvers 18,37
„Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.“
Wir danken unserem Herrn Jesus, dass wir in der vergangenen Woche sein ergreifendes hohepriesterliches Gebet lernen durften. Jesus lebte mit dem einen Ziel, Gott zu verherrlichen. Er betete auch für seine Jünger, dass sie in der Wahrheit geheiligt werden und für alle Gläubigen, dass sie alle eins seien. Lasst uns mit dem hohenpriesterlichen Gebet Jesu beharrlich für die jungen Menschen Fürbitte einlegen und die geistliche Umgebung für die Wiedererweckung dieser Generation bereiten. Wir danken dem Herrn auch für den segensreichen Masterkurs zur Leiterschaft während dieses Wochenendes. So durften wir uns zurüsten, den Irrlehren dieser Zeit zu widerstehen und auf dem Weg der Nachfolge Jesu entschlossen zu gehen.
Heute wollen wir über Jesu Leidensweg, seine Verhöre durch die Hohenpriester und durch Pontius Pilatus, sowie über seine Verurteilung nachdenken. Wer ist dieser Jesus, der so unbeschreibliche Leiden, Geißelung, Verspottung erduldete und schließlich zur Kreuzigung überantwortet wurde? Warum ist der Leidensweg Jesu und unsere Teilnahme daran für unseren Glaubenslauf so grundlegend wichtig? Gott schenke uns geistlich sehende Augen, Jesus als unseren König der Wahrheit anzunehmen und uns für die Teilnahme an seinen übrigen Leiden zu entscheiden.
1. Jesu Gefangennahme und Verhör (18,1-40)
Erstens: Jesus im Garten Gethsemane (1-11)
Sehen wir uns die Verse 1-3 an: „Als Jesus das geredet hatte, ging er hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, in den gingen Jesus und seine Jünger. Judas aber, der ihn verriet, kannte den Ort auch, denn Jesus versammelte sich oft dort mit seinen Jüngern. Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen.“ Nach dem hohenpriesterlichen Gebet begab sich Jesus zusammen mit den elf Jüngern hinaus an den Kidronbach. Daran grenzte der Garten Gethsemane am Fuße des Ölbergs. Judas kannte diesen Ort, denn hier versammelte sich Jesus öfters mit seinen Jüngern. Wie wir in Matthäus 26,39 erfahren, führte Jesus dort einen harten Gebetskampf, indem er sich für den Willen Gottes entschied: „Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ Gegen Mitternacht kam sein Verräter, Judas, zusammen mit einer großen Schar Soldaten und Knechten der Hohenpriester und Pharisäer in den Garten. Sie hatten nur ein Ziel: Jesus zu ergreifen und ihn abzuführen.
Sehen wir uns die Verse 4.5 an: „Da nun Jesus alles wusste, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr? Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: Ich bin’s! Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen.“ Jesus war auf diese Situation durch seinen harten Gebetskampf geistlich vorbereitet. Er versteckte sich nicht. Er wusste auch alles, was ihm begegnen sollte. Und so ging er mutig auf die Soldaten zu und fragte: „Wen sucht ihr?“ Sehen wir uns Vers 6 an: „Als nun Jesus zu ihnen sagte: Ich bin’s!, wichen sie zurück und fielen zu Boden.“ Trotz seiner Gefangennahme war Jesus der Herr dieser Lage. Und er war auch der gute Hirte, der in der Not nicht an sich selbst, sondern an seine Jünger dachte. Lesen wir die Verse 8 und 9: „Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Sucht ihr mich, so lasst diese gehen! Damit sollte das Wort erfüllt werden, das er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast.“ Dank sei Jesus, der in der Stunde der Gefangennahme nicht an sich, sondern wie ein Hirte, an seine Schafe dachte, dass keines verloren gehe.
Sehen wir uns Vers 10 an: „Simon Petrus aber hatte ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus.“ Petrus war voller Kampfgeist. Man schätzt die Zahl der Soldaten auf 400 bis 600. Dennoch verzagte Petrus nicht. Er zog das Schwert und schlug einem Knecht des Hohenpriesters das rechte Ohr ab. Petrus hatte ein gutes Motiv: er wollte für seinen Meister, Jesus, kämpfen. Es hätte ihm aber das Leben kosten können, angesichts dieser großen Schar von Soldaten. Petrus‘ Kampf war ein menschlicher Kampf. Während Jesus im Gebet gekämpft und eine klare Entscheidung für den Willen Gottes getroffen hatte, waren Petrus und auch die anderen Jünger immer wieder eingeschlafen. Während Jesus entschlossen war, sein Leben zu geben, wollte Petrus sein Leben bewahren. Darum ermahnte Jesus ihn und sprach in Vers 11: „… Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?“ Jesus war entschieden für den Kelch des Leidens. Darum kämpfte er geistlich, den Willen Gottes bis zum Ende zu erfüllen. Es ist ein geistlicher Kampf, uns selbst zu verleugnen und bis zum Ende den Willen Gottes zu erfüllen, nämlich den Kelch des Leidens zu trinken.
Wir erinnern uns an Corrie ten-Boom, die sich während des Dritten Reiches entschied, verfolgte Juden zu beherbergen und ihnen zur Flucht zu verhelfen. Sie wurde verhaftet und kam ins KZ. Doch sie war bereit, an Jesu Leiden teilzunehmen. Später konnte sie sogar ihrem Verräter und den Aufsehern vergeben, indem sie die bedingungslose und vergebende Liebe Jesu praktizierte. Im vergangenen Jahr erfuhr der Knecht Gottes Missionar Peter, der 40 Jahre dem Werk Gottes so hingebungsvoll gedient hat, heftigste Verleumdungen. Menschlich gesehen hätte er wie Petrus sein „Schwert ziehen“ und zurückschlagen können. Aber statt menschlich zu reagieren, kämpfte auch er den geistlichen Kampf des Gebets. Mit Philipper 1,21 „Denn Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn“ durfte er sich dafür entscheiden, geistlich zu kämpfen und Gottes Mission in Deutschland, Europa und bis hin in die muslimische Welt zu erfüllen.
Hier lernen wir, den geistlichen Kampf zu führen und den Kelch der Mission und der Berufung Gottes bis zum Ende zu trinken. Jesus hat seinen Jüngern (und auch uns) nirgends verheißen, dass wir ohne Widerstand leben, geschweige denn ein bequemes Leben führen könnten. Erinnern wir uns an die Gnade Gottes an unserem Leben und entscheiden wir uns neu, den Kelch des Leidens, koste es, was es wolle, bis zum Ende zu trinken. Dann werden wir Jesu Hilfe und seine Kraft von Oben erfahren, unsere Mission zu erfüllen und unser Leben und unsere Hausgemeinden für die Erfüllung von Jesu Weltheilswerk und für die geistliche Wiedererweckung dieser Generation einzusetzen.
Zweitens: Jesu Verhöre durch die Hohenpriester (18,12-24)
Betrachten wir die Verse 12-14: „Die Schar aber und ihr Anführer und die Knechte der Juden nahmen Jesus und banden ihn und führten ihn zuerst zu Hannas; der war der Schwiegervater des Kaiphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war. Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte, es wäre gut, ein Mensch stürbe für das ganze Volk.“ Hannas und Kaiphas waren miteinander verwandt. Sie waren auch beide korrupt und verhörten Jesus stundenlang mitten in der Nacht. Ihr einziges Ziel war, einen triftigen Anklagepunkt gegen Jesus zu finden, um bei den Römern die Todesstrafe gegen Jesus fordern zu können. Falsche Zeugen traten gegen Jesus auf. Dann befragte der Hohepriester Jesus über seine Jünger und über seine Lehre. So wollte Hannas vermutlich an die Personalien der Jünger Jesu gelangen, um auch sie zu ergreifen. Sehen wir uns Verse 20 und 21 an: „Jesus antwortete ihm: Ich habe frei und offen vor aller Welt geredet. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet. Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, sie wissen, was ich gesagt habe.“ Jesus ließ sich nicht von der Falschheit und Brutalität seiner Widersacher einschüchtern. Vielmehr sagte Jesus dem Hohenpriester, dass er frei und offen in der Synagoge und im Tempel geredet hatte und nichts im Verborgenen. Da schlug ihm der Knecht des Hohenpriesters ins Gesicht und sprach: „Sollst du dem Hohenpriester so antworten?“ Danken wir Jesus, der obwohl er so sehr verachtet und sogar ins Gesicht geschlagen wurde, dies alles über sich ergehen ließ – aus Liebe zu uns verlorenen Sündern! Die gefallene sündige Welt konnte und kann solche Hingabe für das Erlösungswerk Gottes nicht ertragen. Doch umso mehr wollen wir in dieser Osterzeit Jesus für seine völlige Entäußerung und Hingabe danken und unsere Liebesbeziehung zu ihm erneuern und vertiefen.
Nach dem Verhör wurde Jesus in das Haus des Hohenpriesters Kaiphas gesandt. Die Verse 25-27 berichten: „Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist du nicht einer seiner Jünger? Er leugnete und sprach: Ich bin’s nicht. Spricht einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht im Garten bei ihm? Da leugnete Petrus abermals, und alsbald krähte der Hahn.“ Diese Nacht, in der Jesus verhört wurde, war für Petrus eine harte Prüfungszeit. Er liebte Jesus so sehr. Er wollte doch Jesus bis zum Ende folgen. Er war sogar bereit gewesen, für Jesus zu kämpfen. Doch hier im Haus des Hohenpriesters wurde die ganze Hilflosigkeit von Petrus offenbar. Er vermochte nicht einmal, sich vor einer Türsteherin als ein Jünger Jesu zu bekennen. Petrus musste erkennen, welch ein furchtsamer und mangelhafter Mensch er war. Er konnte mit seinem guten Willen Jesus nicht bis zum Ende treu sein. Doch in jener Stunde durfte sich Petrus trotz seines Versagens an das Wort Jesu erinnern, dass der Herr ihm zuvor gegeben hatte (Lukas 22,31.32): „Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.“ Jesus wusste, wie hart der Satan um Petrus‘ Seele kämpfte. Aber Jesus betete für ihn, dass sein Glaube nicht aufhöre und dass er zum Fels der Gemeinde verändert würde. Noch war Petrus nicht so weit. Aber bald würde er sich bekehren und durch Jesus zum Erzhirten der Gemeinde Gottes eingesetzt werden.
Drittens: Jesu Verhör durch Pilatus (28-38)
Nachdem die Juden die ganze Nacht hektisch versucht hatten, eine Anklage gegen Jesus auf die Beine zu stellen, wurde Jesus nun früh am Morgen ins Prätorium gebracht. Vers 28b sagt: „Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten.“ Hier zeigt sich die ganze Heuchelei der religiösen Oberen. Sie wollten sich nicht unrein machen, damit sie das Passamahl essen könnten. Dabei waren sie geistlich so blind, weil sie gerade Jesus, das wahre und ewige Passalamm Gottes, als einen Sünder und Gotteslästerer verurteilten.
Durch diese Begebenheit lernen wir über Pilatus, wie sehr er von den religiösen Oberen abhängig war und eine hilflose Marionette der Umstände wurde. Pilatus, musste aus dem Prätorium hinausgehen, um außerhalb des Gebäudes nach ihrem Anklagevorwurf zu fragen. Sehen wir uns Vers 30 an: „Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet.“ Doch Pilatus entgegnet: „So nehmt ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz.“ Die Oberen aber winken ab und sagen ihm: „Wir dürfen niemand töten.“ Jetzt wurde die böse Absicht und Taktik der Oberen offenbar. Eine gewöhnliche Strafe war ihnen nicht genug. Sie wollten Jesus ein für alle Mal ausgeschaltet wissen und forderten die Todesstrafe.
Wieder musste Pilatus den Oberen beigeben. Er ging ins Prätorium hinein und rief Jesus und fragte ihn: „Bist du der König der Juden?“ Sehen wir uns die Verse 34-38 an: „Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben dir’s andere über mich gesagt? Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt. Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?“
Jesus hielt bis zum Ende an seiner geistlichen Identität fest. Er versuchte nicht, sich zu verteidigen. Vielmehr bezeugte er, dass er der wahre und ewige König des ewigen Reiches Gottes ist: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Jesus half Pilatus, dass er – obwohl er kein Jude war – doch verstehen und erkennen könnte, dass Jesus der König ist, der in die Welt gekommen ist, um die Wahrheit zu bezeugen. Hier erinnern wir uns an das Zeugnis des Johannes über Jesus aus dem ersten Kapitel seines Evangeliums (1,14): „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Während des messianischen Wirkens Jesu hatte Jesus immer wieder seine Gnade und seine Wahrheit bezeugt. Nun lud Jesus auch Pilatus ein, diese Wahrheit zu erkennen und anzunehmen, dass Jesus der geistliche König und sein Reich das geistliche Reich ist – nämlich das Reich Gottes. Die Reiche dieser Welt kommen und gehen. Auch das mächtige Römische Reich würde wieder zerfallen. Aber das Reich Gottes ist und bleibt in Ewigkeit. Und Jesus ist und bleibt der ewige König. Wer Jesus als wahren König aufnimmt und unter seiner Königsherrschaft lebt, der erfährt das wahre Glück und den wahren Sinn des Lebens. Dieser Mensch kann in der rechten Beziehung zu Gott leben und die Schöpfungsordnung wird im Leben dieses Menschen aufgerichtet.
Lesen wir nochmals Vers 37: „Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.“ Jesus diente Pilatus mit dem brennenden Hirtenherzen, um seine geistlichen Augen und Ohren zu öffnen, dass er Jesus als den geistlichen König erkennen und seine Stimme hören würde.
Stephanus, der erste christliche Märtyrer, bezeugte bei seiner Steinigung den ewigen König Jesus und sein ewiges Reich (Apg 7,56): „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ Im 2. Jahrhundert bezeugte Polykarp Jesu Königsherrschaft über sein Leben. Als er Christus abschwören sollte, sagte er: „86 Jahre diene ich ihm, und er hat mir nie ein Leid getan; wie könnte ich meinen König und Erlöser lästern?“ Und Jim Elliot, der als Missionar zu den Huaorani-Indianern nach Ecuador ging und dort 1956 als Märtyrer starb, bekannte Gottes Herrschaft über sein Leben, indem er sagte: „Gott, ich bitte dich, entzünde diesen nutzlosen Reisig meines Lebens, damit ich für dich brenne. Verzehre mein Leben, mein Gott, denn es gehört dir.“
Doch was war Pilatus‘ Reaktion? Bis zum Ende wollte er keine Entscheidung für die Wahrheit treffen. Er lehnte die Wahrheit ab und fragte schließlich: „Was ist Wahrheit?“ Diese Frage kam nicht aus seinem suchenden Herzen. Vielmehr verachtete er die Wahrheit. „Was ist Wahrheit?“ – das ist auch die Frage von vielen Menschen in unserer Zeit. Obwohl sie die Wahrheit kennen, nehmen sie diese dennoch nicht an, sondern setzen lieber ihr sündiges Leben fort. Ein Naturwissenschaftler erkannte die Wahrheit der biblischen Schöpfungslehre und lehnte sie dennoch ab, indem er sagte: „Dann müsste ich ja an Gott glauben.“ Der sündige Stolz und Hochmut des Menschen sind das größte Hindernis, Gott anzunehmen, an ihn zu glauben und Jesus als den König der Wahrheit aufzunehmen. Johannes bezeugt in Joh 1,11 über Jesus: „Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Pilatus nahm Jesus nicht auf, obwohl er die Wahrheit kannte. Die Folge war tragisch. Er musste gegen sein Gewissen handeln. Er wurde ein Mann des Kompromisses und eine sehr jämmerliche Person in der Geschichte. Jeden Sonntag wird sein Name bis auf diesen Tag im Glaubensbekenntnis erwähnt, wo es heißt: „gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben.“ Auch politisch kam für Pilatus bald das Ende. Er wurde vom römischen Kaiser abgesetzt.
Pilatus ist uns eine klare Mahnung, nicht unverbindlich gegenüber der Wahrheit Gottes zu bleiben. Wer die Wahrheit über Jesus als den Christus und König erkannt hat, aber dennoch an seinem eigenen Lebensziel und eigener Vorstellung festhält, ist geistlich gesehen genauso elend wie Pilatus. Gott lädt uns ein, über unser unverbindliches oder kompromissbereites Leben Buße zu tun und Jesus als den König der Wahrheit anzunehmen. Er wurde an unserer Stelle und wegen unserer Sünde, verhört, verspottet, verurteilt und schließlich gekreuzigt. Er starb sogar am Kreuz, um uns mit Gott zu versöhnen. 1.Johannes 8,8.9 sagen: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünde bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“ Nehmen wir in dieser Osterzeit Jesus als den wahren, ewigen König und sein Reich als das wahre und ewige Reich Gottes an.
Pilatus versuchte nun mit einem Trick, Jesus, den er für unschuldig hielt, freizugeben. Es gab eine Tradition zum Passafest einen Gefangenen loszugeben. Pilatus stellte Jesus und den Räuber Barabbas zur Auswahl. Er dachte, dass das Volk sicherlich Jesus wählen würde. Doch die Menge schrie: „Nicht diesen, sondern Barabbas!“
Jesus ist der wahre König und sein Reich ist nicht von dieser Welt. Man kann Jesus nicht bis zum Ende folgen, wenn man nicht klar auf der Seite der Wahrheit steht. Früher gab es in meinem Leben keine Wahrheit, weil ich Jesus nicht kannte und mein eigener König sein wollte. Doch zugleich schrie ich wegen der Sinnlosigkeit und unter der Sünden- und Todesmacht: „Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?“ Durch Gottes initiative Liebe und Gnade durfte ich durch das Bibelstudium Jesus als meinem Christus und wahren König (Mk 8,29) begegnen und seine bedingungslose, vergebende Liebe am Kreuz (Lk 23,34a) annehmen. Nun gehört mein neues Leben nicht mehr mir selbst, sondern ich darf Jesu Eigentum sein. Er ist mein wahrer König. Und durch seine Gnade darf ich ihm dienen und für sein ewiges Reich mitarbeiten.
Welch kostbares Privileg, dass unser neues Leben nicht mehr uns selbst, sondern Christus gehört. Er ist der König der Wahrheit, der für uns so viel gelitten und schließlich sein Leben gelassen hat, damit wir durch sein Blut teuer erkauft, fort an ihm dienen und für die Erfüllung seiner Mission leben. Apostel Paulus bezeugte Jesu Königsherrschaft in Römer 14,7.8: „Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.“ Und Martin Luther bezeugte in seinem Katechismus: „Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt mich so, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss. Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiss und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben.“
Danken wir Jesus, dem ewigen König der Wahrheit. Er hat an unserer Stelle einsam gelitten. Er hat uns sogar mit seinem Blut teuer erkauft. Unser neues Leben gehört nicht uns selbst. Wir gehören ihm und dürfen mit ihm und für ihn leben. Durch Gebet, Zweierbibelstudiumteams und Jüngererziehungswerk verkündigen wir Jesus als den ewigen König und richten Jesu Königsherrschaft an den 1700 Unis und Hochschulen in Deutschland, Europa und bis in die muslimische Welt auf.
2. Jesu Verurteilung (19,1-16a)
Sehen wir uns die Verse 1-3 an: „Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden!, und schlugen ihm ins Gesicht.“ Pilatus war zu feige, um Jesus freizulassen. Er ließ Jesus durch die Soldaten geißeln. Dabei verwendete man eine Peitsche, an deren Ende Metall oder Knochenstücke befestigt waren und schlug damit auf den bloßen Rücken. Anschließend setzten die Soldaten Jesus eine Dornenkrone auf das Haupt, zogen ihm ein Purpurgewand an, traten ihn und verhöhnten ihn. Sie wussten nicht, dass dieser Jesus, den sie verspotteten, tatsächlich der König war.
Sehen wir uns Verse 4.5 an: „Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde. Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch.“ Pilatus dachte, dass die Rachgier der Oberen und des Volkes nun gestillt sei. Er ließ Jesus mit Dornenkrone und Purpurgewand vor die Menge treten. Doch als die Hohenpriester und die Knechte dies sahen schrien sie: „Kreuzige! Kreuzige!“ Pilatus wollte die weitere Verantwortung an die Juden abgeben. Doch sie sprachen: „Wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz muss er sterben, denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.“ Lesen wir die Verse 8-10: „Als Pilatus dies Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr und ging wieder in das Prätorium und spricht zu Jesus: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen?“ Pilatus war so stolz, dass er sich einbildete, sogar die Macht zu besitzen, Jesus freizulassen oder aber ihn zu kreuzigen. In Wirklichkeit war Pilatus ein Mensch ohne Rückgrat. Er war voller Furcht und wagte nicht, Jesus freizulassen. Er war ein Gefangener seiner selbst. Jesus sagte ihm in Vers 11: „Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben her gegeben wäre. Darum: der mich dir überantwortet hat, der hat größere Sünde.“
Lesen wir die Verse 12-16a: „Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen. Die Juden aber schrien: Lässt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser. Als Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus heraus und setzte sich auf den Richterstuhl an der Stätte, die da heißt Steinpflaster, auf Hebräisch Gabbata. Es war aber am Rüsttag für das Passafest um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Seht, das ist euer König! Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn! Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König als den Kaiser. Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt werde.“
Wenn wir diese Verse lesen, denken wir, dass Jesus wegen des Neides der Hohenpriester und der jüdischen Oberen oder wegen der Unentschlossenheit von Pilatus sterben musste. Aber wenn wir die Bibel erforschen, dann finden wir, dass all diese Begebenheiten schon vor langer Zeit von den Propheten angekündigt und verheißen worden waren. Nichts geschah willkürlich. Alles entsprang dem ewigen Heilsplan Gottes. Danken wir Gott, der für uns verlorene Sünder seinen eingeborenen Sohn, Jesus, als König der Wahrheit gab und uns durch ihn in sein ewiges Reich eingeladen hat. Jesus wurde gefangen genommen, verspottet, verhört, gegeißelt, schließlich verurteilt. Und das, obwohl Jesus ohne Schuld und ohne Sünde war. Der Prophet Jesaja sagte etwa 700 Jahre zuvor über den Messias vorher (Jes 53,4.5): „Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. … Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Heute haben wir Jesu Gefangennahme, seine Verhöre und Verurteilung kennengelernt. Diese Begebenheiten dürfen wir nicht nur rein historisch betrachten. Vielmehr dürfen wir persönlich erkennen und annehmen, dass Jesus diesen unbeschreiblich grausamen und schändlichen Weg bis ans Kreuz für jeden von uns auf sich genommen hat. Jesus war ohne Schuld, ohne Sünde. Aber er wurde verhört, verurteilt, verspottet und geschlagen um meiner und deiner Sünde willen. Danken wir Jesus in dieser Osterzeit von ganzem Herzen dafür. Erneuern wir unsere Liebesbeziehung zu Jesus und nehmen wir Jesus als den König der Wahrheit in unser Leben auf. Leben wir für sein ewiges Reich und nehmen wir an seinen übrigen Leiden für die Ausbreitung des Evangeliums und für das Werk der geistlichen Wiedererweckung bis zum Ende teil.