Ein überaus großes Heer
Hesekiel 37,1 – 14
Leitvers 37,10
„Und ich weissagte, wie er mir befohlen hatte. Da kam der Odem in sie und sie wurden wieder lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein überaus großes Heer.“
Hesekiel weissagte unter den jüdischen Exilanten in Babylon während der letzten Tage von Judas‘ Zerfall. Der Prophet Jeremia prophezeite zur selben Zeit. Seine Botschaft war hart. He-sekiels Werk war anders. Es war ein Werk der Hoffnung. Gott vertraute ihm eine tröstende Bot-schaft der geistlichen Erneuerung an. Jeremia war ein Mann mit Tränen und Wehklagen, während Hesekiel ein Mann der Vision war. Hesekiels Vision gab vielen Menschen Hoffnung: Die Menschen sollten die Herrlichkeit Gottes sehen, als Gott sagte: “Und sie werden erfahren, dass ich der Herr bin” (6,10).
Die heutige Lektion aus Hesekiel 37,1-14 handelt von Gottes Werk, das Volk Gottes durch das Wort Gottes und seinen Geist zu erneuern. Für viele Menschen bedeutet Erneuerung, et-was zu verbessern oder aktiver zu werden, aber das ist es nicht. Hier bedeutet Erneuerung, Tote zum Leben zu erwecken. Wörtlich bedeutet es Auferstehung. Gott gab dem Propheten Hesekiel eine Vision der Auferstehung um eine Vision der Hoffnung in die Herzen des Volkes Gottes einzupflanzen.
1. “Du Menschenkind, meinst du wohl, dass diese Gebeine lebendig werden?” (1-3)
Um Hesekiel diese Vision zu zeigen, führte Gott ihn auf ein weites Feld. Lesen wir die Verse 1 und 2: “Des HERRN Hand kam über mich und er führte mich hinaus im Geist des HERRN und stellte mich mitten auf ein weites Feld; das lag voller Totengebeine. Und er führte mich überall hindurch. Und siehe, es lagen sehr viele Gebeine über das Feld hin, und siehe, sie waren ganz verdorrt.” Geier und Wölfe auf Bergen aßen das Fleisch dieser mächtigen Männer und tranken das Blut. Die Zeit verging und die Winde über das offene Feld entblößten sie. Die heiße Sonne trocknete die Knochen. Es war eine gruselige Szene ohne Leben und ohne Hoffnung.
Doch unser Gott ist ein Gott der Hoffnung! Ohne Zweifel breitete sich eine schreckliche Stille über diesen verwüsteten Ort. Dann hörte man die Stimme des Herrn. Lesen wir Vers 3: “Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder lebendig werden? Und ich sprach: HERR, mein Gott, du weißt es.” Wie unvernünftig ist es, Totenge-beinen zu sagen: “Gib die Hoffnung nicht auf!” Dennoch fragt Gott: „Meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder lebendig werden?“ Gott sieht die Dinge anders. Er sieht die Dinge nicht so, wie sie sind, sondern so, wie sie sein könnten. Wir können die Dinge nur so sehen, wie sie sind. Ich frage mich, ob Dr. Samuel Lee Tausende von jungen Menschen sehen konnte, wie sie die Heilungsgnade empfangen und Gottes Berufung als Missionare in der ganzen Welt angenommen haben, als er und Mutter Sarah Barry ihr Krippenwerk in den 60er Jahren begannen. Vielleicht sahen sie diese Vision und darum gebrauchte Gott sie so kostbar. Sehen wir unsere Campus und unsere Länder so, wie Gott sie sieht?
Der Prophet Hesekiel sah das tote Tal ohne Hoffnung an. Als der Herr ihn fragte über die Wahrscheinlichkeit, dass diese Gebeine wieder lebendig würden, konnte er keine Antwort finden. Er konnte nur sagen: „HERR, mein Gott, du weißt es.“ Dies ist die Illustration, wie weit Gottes Hoffnung mit unseren Hoffnungen verglichen wird. Als ich als Missionar in die Türkei gegangen bin, sah ich die Studenten mit großer Hoffnung an. Es war vor 12 Jahren. Ich wachte jeden Morgen auf und ging zu den Schlafsälen, um sie für das tägliche Brot aufzuwecken, ohne Angst zu haben, dass ich in einem muslimischen Land war. Aber als die Zeit verging, wurde es irgendwie so schwer, die Schüler mit der gleichen Hoffnung zu betrachten. Angst und Zweifel traten in mein Herz ein. Ganz plötzlich fand ich viele Ausreden, nicht zu gehen und nicht zu predigen. Als ich die Hoffnung Gottes verloren hatte, wurde ich nutzlos. Wenn Christen Gottes Hoffnung verlieren, werden sie nutzlos!
Hier, in Vers 1, kann ich einen Widerspruch sehen. „Des HERRN Hand kam über mich und er führte mich hinaus im Geist des HERRN und stellte mich mitten auf ein weites Feld; das lag voller Totengebeine.“ Was ist ein Tal? Es ist ein Ort des Lebens und des Wohlstands. Denken wir daran, wie Lot das ganze Tal von Jordanien wählte, als das Land für ihn und seinen Onkel Abraham nicht groß genug war? Ein Tal, ist ein Ort mit reichlich Wasser; es soll lebendig sein, aber in Hesekiels Vision war es trocken und tot. Es gibt ein weiteres Merkmal: es ist immer offen. Es ist nicht wie ein Berg, den man mit viel Kampf und Keuchen erklettern muss. Es hat immer einen freien Zugang! Der Weg in ein Tal ist immer einfach: Jung und Alt können es leicht erreichen. Wir können sagen, dass das Tal der verdorrten Knochen ein Bild von unserer jungen Generation ist, die eigentlich lebendig sein sollte, aber irgendwie tot ist.
Lasst uns den Vers 3a noch einmal lesen: „Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder lebendig werden?“ In dieser Frage sehen wir das Herz Gottes. Wir fühlen seine große Liebe für sein Volk, das wegen seiner Sünden tot ist. Gott fragt jeden von uns: „Können die Knochen im Tal der europäischen Campus leben?“ Wenn wir nicht bewegt werden, wer wird zu ihnen gehen und Zeugnis ablegen? Sie sind sehr viele und sehr vertrocknet. Wenn wir verzweifeln und weggehen, dann werden sie niemals zum Leben erweckt werden. Aber wenn wir Buße tun und Gottes Hoffnung in unsere Herzen aufnehmen und sie mit den Augen Gottes betrachten, wer weiß, was für eine großartige Erweckung dies geben wird.
Wie antwortete Hesekiel auf Gottes Frage? „Meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder le-bendig werden?“ Hesekiel sagte: „HERR, mein Gott, du weißt es.“ Gott weiß, was er tun muss, um Menschen aufzuerwecken. Wir wissen nicht, welchen Mechanismus Gott gebraucht, um Menschen wieder lebendig zu machen. Aber wir wissen, dass Gott die Macht hat, Tote aufzuerwecken. Dieses Kapitel ist die Offenbarung der Auferstehungsmacht Gottes. Viele Studenten fragen mich: „Wie kann Gott diejenigen auferwecken, die getötet wurden, indem man ihre Körper zerteilt hat, oder verbrannt, oder durch eine Atombombe explodiert sind? Wie kann Gott die Einzelteile finden und wieder zusammenfügen? Kann Gott das tun?“ Jawohl! Seht euch dieses Tal an: Da gibt es einen Haufen trockener Knochen, nicht Körper sondern Knochen, total zerkleinert und verstreut, und trotzdem hat Gott aus ihnen wieder ein großes Heer zusammengesetzt. Dieses Kapitel beweist die Macht Gottes, dass er jede Person wieder lebendig machen kann, egal wie zerteilt sein Körper oder sein Geist sein mag. Gott weiß, wie er das macht, aber er möchte, dass WIR ins Tal des Todes gehen und die Worte Gottes sprechen.
2. Weissage über diese Gebeine (4-8)
Lesen wir die Verse 4-6: “Und er sprach zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, höret des HERRN Wort! So spricht Gott der HERR zu diesen Gebeinen: Siehe, ich will Odem in euch bringen, dass ihr wieder lebendig werdet. Ich will euch Sehnen geben und lasse Fleisch über euch wachsen und überziehe euch mit Haut und will euch Odem geben, dass ihr wieder lebendig werdet; und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin.” Wenn wir diese Verse aufmerksam betrachten, erkennen wir, dass Gottes Wort stetig wirkt: Sehnen wuchsen, dann wuchs Fleisch daran und dann überzog Haut das Fleisch und dann wurde der Odem des Lebens in sie eingehaucht. Das Wort Gottes wirkt stetig, reinigt die Herzen der Menschen Schritt für Schritt bis Gottes Bild in ihnen sichtbar wird.
Gott befahl Hesekiel, zu den Gebeinen zu weissagen. In der Bibel bedeutet zu weissagen, das Wort Gottes zu sprechen. Apostel Paulus sagte in 1.Korinther 14,1: „Strebt nach der Liebe! Be-müht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber um die Gabe der prophetischen Rede!“ Auch hier bedeutet prophetische Rede, das Wort Gottes zu lehren. Wenn wir das Wort Gottes zu jungen Menschen sprechen und ihnen sagen „wenn Du nicht Buße tust, wirst Du in Deinen Sünden sterben!“ oder „wenn Du Buße tust und an das Evangelium glaubst, wirst Du gerettet werden“, dann weissagen wir, weil alles genauso sein wird, wie wir es gesagt haben. Auf diese Weise bedeutet weissagen, das Wort Gottes zu sprechen, welches das Wort der Wahrheit ist. Apostel Paulus wollte, dass alle seine Jünger Bibellehrer für die ganze Welt würden. Wow! Was für ein Privileg ist es, ein Bibellehrer zu sein, ein Mann oder eine Frau, deren Berufung es ist, zu weissagen.
Ich lebe in der Türkei und ich kann das großartige Erbe von Apostel Paulus‘ Wirken sehen. Es war das Werk der Verkündigung des Wortes Gottes. Es ist besonders sichtbar in Kleinasien, wo Apostel Paulus wirkte für zwei oder drei Jahre in Ephesus. Apostelgeschichte 19 berichtet darüber, dass zu seinen Jüngern weissagte und diese in der ganzen Provinz Asien weissagten (im heutigen Gebiet von Izmir und Manissa in der Türkei). Einige von ihnen wurden wegen ihres Zeugnisses getötet. Aber das Ergebnis ihres Wirkens war erstaunlich: alle Menschen hörten das Evangelium (Apostelgeschichte 19,10) und viele glaubten. Gott wirkte mächtig, als Apostel Paulus und seine Jünger das Wort Gottes redeten.
Lasst uns noch einmal die Verse 5 und 6 betrachten: „So spricht Gott der HERR zu diesen Gebeinen: Siehe, ich will Odem in euch bringen, dass ihr wieder lebendig werdet. Ich will euch Sehnen geben und lasse Fleisch über euch wachsen und überziehe euch mit Haut und will euch Odem geben, dass ihr wieder lebendig werdet; und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin.“ Der Prophet Hesekiel gehorchte dem Herrn und weissagte zu den Gebeinen. Was geschah? Sehen wir uns die Verse 7 und 8 an: „Und ich weissagte, wie mir befohlen war. Und siehe, da rauschte es, als ich weissagte, und siehe, es regte sich, und die Gebeine rück-ten zusammen, Gebein zu Gebein. Und ich sah, und siehe, es wuchsen Sehnen und Fleisch darauf, und sie wurden mit Haut überzogen; es war aber noch kein Odem in ihnen.“ Gestern haben wir durch den Tanz gesehen, wie die toten Körper aufstanden und später zum Leben erweckt wurden. Hesekiels Weissagen führte zur Auferstehung der toten Körper, aber es war noch kein Leben in ihnen. Nur Gott selbst kann Leben geben. Deswegen müssen wir zwei Dinge tun: das Wort Gottes lehren und beten, dass der Heilige Geist Gottes Leben gibt.
3. Weissage zum Odem (9-14)
Lasst uns die Verse 9 bis 10 lesen: „Und er sprach zu mir: Weissage zum Odem; weissage, du Menschenkind, und sprich zum Odem: So spricht Gott der HERR: Odem, komm herzu von den vier Winden und blase diese Getöteten an, dass sie wieder lebendig werden! Und ich weissagte, wie er mir befohlen hatte. Da kam der Odem in sie, und sie wurden wieder lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein überaus großes Heer.“
Zum Odem zu Weissagen ist wie zu Gott zu sprechen, es ist was wir tun, wenn wir zu Gott beten. Wir beten, dass Gott seinen Geist sendet. Das Wort „ruah“ kommt zehn Mal vor in den Versen 1 bis 14 und kann in drei verschiedene Wörter übersetzt werden (Wind, Atem, Geist). Diese Tatsache zeigt die Wichtigkeit des Geistes im lebengebenden Werk Gottes. Ohne die Hilfe des Heiligen Geistes können wir das Werk Gottes nicht tun. Wenn wir auf das wunderbare Werk Gottes in Bonn UBF und in den europäischen Universitäten schauen, dann können wir nicht anders, als Gott für sein lebengebendes Werk durch seinen Geist zu preisen. Wenn wir das Werk der Weissagung tun, dann ist es entscheidend, dass wir auch dafür beten, dass Gott seinen Heiligen Geist sendet. „Geist Gottes, komm‘ von den vier Winden und blase diese Getöteten an, dass sie wieder lebendig werden!“
In diesem Sommer haben wir in den USA (in New Jersey UBF) unser Programm RACE 2017 abgehalten. Als diese jungen Leute kamen (32 Studenten), waren die meisten von ihnen wie verdorrte Gebeine. Sie konnte morgens nicht zum Frühgebet aufstehen. Sie konnten nicht lernen. Sie konnten keine 5-Kilo-Hanteln hochheben. Sie wollten nur essen, miteinander lau-fen und Spaß mit Computerspielen haben. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wir ent-schieden uns, sie jeden Morgen aufzuwecken und weiszusagen. Durch das Tägliche Brot wurden sie langsam lebendig. Langsam wuchs bei einigen Fleisch und bedeckte die Knochen. Schließlich sprach Gottes Wort zu ihnen durch die Konferenz, der Geist Gottes kam in sie und sie begannen sich zu bewegen. Diese jungen Leute wurden lebendig! Viele von ihnen taten Buße und gingen zurück, um ein Segen für ihre Eltern und ihre Gesellschaft zu sein. Es war eine mächtige Offenbarung von Hesekiel 37. Ich habe viele Leute gesehen, die erweckt wurden, aber diesmal wurde mein Herz wirklich bewegt, als die Kraft des Heiligen Geistes in ihrer Erweckung offenbart wurde.
Wir haben ein besonderes Gebetsanliegen für unsere Leiter der nächsten Generation: Peter Ryu, Paul Lee, Matthäus Grigoriadis, Sarah Schweitzer, Josua Elsholz, Noah Schweitzer, Samuel Chang, Anna Petra Pilawa und die anderen. Es ist unser Gebet für sie, dass sie einflussreiche Bibellehrer werden und zu globalen Leitern wachsen. Die Hirten in Europa beten für die Erziehung von Jüngern Jesu durch das Zweierbibelstudium und die Lebensgemeinschaft und dafür, 10.000 Bibellehrer und fünf Millionen Gebetsmitarbeiter für die geistliche Wiedererweckung in Deutschland und Europa aufzustellen. Sie beten dafür, alle 1.700 Hochschulen in Europa zu erschließen, die nächste Generation als globale Leiter, Pioniere und Missionare aufzustellen. Ist das möglich?
Vor 22 Jahren war ich wie verdorrtes Totengebein. Als mein Vater starb, war ich 15 Jahre alt und lebte im Fatalismus und in Lust und Trunkenheit. Mein Vater lag zwei Wochen lang im Sterben, aber ich besuchte ihn nicht, weil das menschliche Leben für mich keine Bedeutung hatte. Ich kam 1995 zu UBF; ein 17jähriger, langhaariger Studienanfänger in Physik. Ich spielte Gitarre in einer Rockband und träumte von einer Lebensversicherung für drei Mahl-zeiten am Tag. Anstatt auf meinen Bibellehrer zu hören, ließ ich mein Haar wachsen, trank Bier und spielte mich auf. Als ich 18 Jahre alt war, lieh ich mir Geld von meinem Hirten, um mir eine neue elektrische Gitarre zu kaufen und verließ UBF. Als ich 19 Jahre alt wurde, sagte mir ein Mädchen, dass sie ein Kind von mir erwarte. Die Ärzte irrten sich, es gab kein Kind, aber das war Gottes Stimme, die mich zurückrief. An dieser Stelle erkannte ich, dass ich ganz unten war. Ich hatte eine Augenkrankheit, die wegen meines Trinkens immer schlimmer wurde. Ich ging zum Arzt, aber er sagte mir, dass meine Blutwerte viel zu niedrig seien und dass ich, wenn ich so weiter machen würde, bald tot sei. Ich war ein Haufe verdorrter Gebeine, körperlich und geistlich!
Ich fastete zwei Wochen lang ohne Essen und trank nur Wasser und wurde sehr dünn. Meine verdorrten Gebeine wurden sichtbar an meinem Körper. Dann kam ich zu UBF zurück und tat Buße auf Grund eines Wortes, das jemand zu mir weissagte, Johannes 14,1-3: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. … Ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.“ Ich glaubte von ganzem Herzen an Jesus und begann darauf zu vertrauen, dass er mich sicher zum Himmel nehmen würde. Ich erkannte, wie dumm ich gewesen war, dass ich nach einigen Überresten in der Welt gesucht hatte, nach der Liebe der Mädchen trachtete, während das volle Maß der Liebe Gottes und seine Schätze schon auf mich im Himmel warteten. Als ich glaubte, kam der Geist Gottes in mich, und ich wurde im Januar 1998 wiedergeboren.
So kam ich am Morgen zu UBF zurück und wurde am Abend ein Hirte, weil ich ansonsten nichts mehr hatte, für das ich lebten konnte. Niemand nahm mich ernst, weil ich dünn und klein war, stotterte und mit einem hohen Ton sprach. Dazu waren meine Augen krank und immer rot wie die eines Drogenabhängigen. Einige machten sich über mich lustig und fragten: „Du hast rote Augen, bist du betrunken?“ Ich antwortete: „Ich bin ein ehemaliger Trinker, den Gott gerettet hat.“ Dann gab ich mein Zeugnis weiter und studierte mit ihnen die Bibel. Manchmal hatte ich 35 Bibelstudien am Tag und zwei Mal wurde ich nach dem Einladungs-werk ohnmächtig. Dr. Peter Kim lehrte mich, demütig zu sein, eine Seele zu lieben und einen Punkt zu haben. Durch ihn gab Gott mir den neuen Namen Point (der zu meinem Nachnamen wurde).
Als ich mich demütigte und von anderen lernte, offenbarte Gott seine Macht in meinem Leben. Zuerst heilte Gott mich von meiner Krankheit. Die Ärzte sagten mir, dass diese Krankheit unheilbar sei, aber sie kannten nicht die Macht Gottes. Im Jahr 2000 kam mein Hirte zu mir und sagte: „Du solltest eine vorbildliche Hausgemeinde bilden.“ Ich sagte: „Jawohl, wenn Gott es will, kann ich jederzeit heiraten!“ Einige Wochen später heiratete ich, und einige Tage vor meiner Heirat verschwand meine Krankheit! Ohne Medizin – sie war einfach weg. Halleluja! Wir konnten keine Flitterwochen abhalten, weil wir immer von Gottes Schafen umgeben waren. So hielten wir die Flitterwochen mit den Schafen zu Hause. Hirte Stefan Elsholz und Missionarin Debora heirateten im gleichen Jahr und konnten auch keine Flitterwochen halten. 2001 be-suchten sie uns und blieben in unserem Haus, so hielten wir zusammen die Flitterwochen ab.
In den Jahren 2000 bis 2004 gebrauchte Gott uns, zehn einheimische Hirten aufzustellen und für zwei Hochschulen einen Kreis zu gründen. Hunderte, vielleicht Tausende konnten das Evangelium von Jesus hören. Sogar meine Mutter, die mir widerstanden hatte, wurde eine UBF Hirtin. Das war die Zeit, in der ich Gottes Macht in meinem Leben erfuhr. Wir weissagten zu den verdorrten Gebeinen, indem wir zum Campus gingen, und wir weissagten dem Geist durch das Gebet, und Gott stellte ein großes Heer für sein heiliges Werk in der Ukraine auf. Viele wurden gerettet und geheilt, Hausgemeinden aufgestellt, neue Gemeinden gegründet und Missionare ausgesandt. Wenn ich mich jetzt daran erinnere, kann ich Gott nur preisen dafür, dass er solch einen schrecklichen Sünder für dieses heilige Werk gebraucht hat. Ich liebe Gott, weil er mich zuerst geliebt und seinen Sohn gegeben hat, um mich von meinen Sünden zu erretten, die so groß wie ein Berg waren.
Um diese Zeit wurden meine Töchter geboren. Kurz danach berief Gott mich in die Türkei. Damals hatte ich gerade meine Wohnung verkauft und ein neues Haus gebaut, aber ich konnte nicht darin leben, weil ich zu meinem neuen Missionsfeld aufbrechen musste. Ich konnte nicht einmal die Fenster im oberen Stock einbauen. Viele Menschen beteten für die muslimischen Länder, und ich konnte nicht länger warten. Darum machte ich meiner Frau ein wirklich schlechtes Geburtstagsgeschenk am 23. Januar 2005: Ich ließ sie mit zwei kleinen Töchtern und stark belasteten Eltern alleine und machte mich auf in mein Missionsfeld. Ich wusste, dass es eine große Herausforderung für meine Frau Hirtin Rebekka war, aber ich vertraute Gott, der mich persönlich berufen hatte. Meine Frau hatte gesagt, dass sie niemals in die Türkei ziehen würde, weil sie Angst vor Moslems hatte und um unsere kleinen Töchter fürchtete. Darum war ich acht Monate lang alleine in der Türkei. Dann entschied Hirtin Rebekka sich, umzuziehen und die Familie wieder zu vereinigen. Nach einer Fehlgeburt wurde dann auch mein Sohn im Jahr 2009 in der Türkei geboren.
Meine Zeit in der Türkei war voller Herausforderungen, vom ersten Tage an bis heute. Obwohl Gott uns gebrauchte, vielen Muslimen das Evangelium zu predigen, zwei Schwestern zu taufen und eine Hausgemeinde zu gründen, muss ich zugeben, dass ich oftmals die Hoff-nung Gottes verloren habe. Und jedes Mal, wenn ich die Hoffnung verliere, beginne ich mei-ne Faulheit zu rechtfertigen und meine Zeit nutzlos zu verplempern. Dann kommen viele Sünden zurück in mein Leben. Darum bitte ich Gott jetzt, seine Hoffnung in meinem Herzen zu erneuern, damit ich zu den toten Knochen in der Türkei prophezeien und für ihre Erweckung beten kann. Wenn Gott so einen elenden Sünder wie mich erwecken kann, dann kann er auch tote Knochen erwecken. Als ich noch ein junges Schaf war und jedes Mal, wenn ich zum UBF Bibelstudium kam, mich mit meiner Gitarre zeigte, hat ein Seniormissionar unsere Gemeinde besucht. Als er mich sah, rief er Dr. Peter an und sagte ihm, er solle mich von der Kirche wegschicken. Er sagte zu Dr. Peter: Wenn du diesen Jungen nicht wegschickst, wird er alle anderen verderben. Aber Dr. Peter hat mich nicht rausgeschmissen, weil er Gottes Hoff-nung für mich hatte. Wegen der Hoffnung Gottes stehe ich jetzt hier vor euch.
Heute sagen viele Leute, dass Europa sich in einer tiefen Krise befindet, sowohl wirtschaftlich als auch geistlich. In diesem Jahr feiern wir das 500. Jubiläum der Reformation und das 37. Jubiläum von UBF Bonn. Gott gebrauchte Martin Luther und andere Christen seiner Zeit, um Erweckung durch das Wort Gottes in die ganze Welt zu bringen. Von Europa wurde das Evangelium in alle Länder dieser Welt ausgebreitet. Auch Amerika hat das Wort Gottes durch Europa empfangen. Aber jetzt sagen viele wiederholt, dass die Christen in Europa ihren Einfluss verloren haben. Warum?
Im Lichte dieses Abschnitts können wir lernen, dass wir Christen die Hoffnung Gottes in un-seren Herzen erneuern müssen. Gott klagte die Israeliten in den Versen 11 bis 14 an, dass sie die Hoffnung verloren hatten. Lasst uns diese Verse zusammen lesen: „Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt und unsere Hoffnung ist verloren und es ist aus mit uns. Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf und bringe euch ins Land Israels. Und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der HERR.“
Sie sagten: Unsere Hoffnung ist verloren! Wir sollten niemals in unserem tiefen Herzen sa-gen: Unsere Hoffnung ist verloren! Das war das Problem der Israeliten. Darum tadelte und tröstete Gott die Israeliten durch Hesekiel, indem er sagte: „Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf und bringe euch ins Land Israels. Und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt!“ Gott möchte, dass wir seine Hoffnung in unserem Herzen tragen, auch wenn die Situation hoffnungslos aussieht. Wir müssen Gottes Hoffnung durch den Glauben in unsere Herzen annehmen und mit dieser Hoffnung die Bibel lehren und beten.
Erweckung gibt es nur, wenn Christen die Hoffnung Gottes festhalten. Dr. Samuel Lee hat uns früher gelehrt, dass es am wichtigsten ist, dass wir die Hoffnung Gottes festhalten. Als ich Dr. Lee zum letzten Mal in meinem Leben gesehen habe (in 2001), lehrte er uns, dass Christen nicht automatisch Frucht bringen. Er sagte: Denkt nicht, dass ihr automatisch Frucht bringen würdet, nur weil ihr Christen seid. Es gibt viele Christen, die ein leeres Leben ohne Hoffnung führen. Ihr werdet nur Frucht bringen wenn ihr Gottes Hoffnung annehmt!
Gott fragt uns heute: „Du Menschenkind, meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder lebendig werden?“ Möge diese Frage uns helfen, dass wir Gottes Herz für unsere Generation verstehen und seine Hoffnung annehmen. Lasst uns Vers 10 zusammen lesen: „Und ich weis-sagte, wie er mir befohlen hatte. Da kam der Odem in sie und sie wurden wieder lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein überaus großes Heer.“ Ich bete, dass Gott jedem von uns hilft, die Hoffnung Gottes in unseren Herzen zu erneuern, dass wir zum Campus gehen und zu den toten Gebeinen prophezeien und beten, dass Gott seinen Geist sendet, um sie lebendig zu machen und sie als großes Heer von Jüngern Jesu aufzustellen. Amen.