Die zweite Missionsreise des Paulus

Apostelgeschichte 15,36 – 16,40
Leitvers 16,9

„Und Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Mazedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“

Durch die letzte Lektion lernten wir kennen, dass ein Mensch allein durch Gottes Gnade gerettet wird. Es ist das Werk Gottes, dass er seinen einzigen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt hat, damit er am Kreuz als Sühneopfer stirbt und von den Toten wieder aufersteht. Wer dieses Evangelium im Glauben einfach annimmt, der ist gerettet. Dann gibt es keinen Grund mehr, sich selbst zu rühmen. Vielmehr rühmt man sich nur noch wegen der wunderbaren Gnade Jesu. Diese macht uns dankbar, sie verändert unser Wesen und gibt uns ein Hirtenherz für all diejenigen, die noch nicht errettet sind. Als die frühen Christen allein auf dem Boden der Gnade Jesu standen, gab es Frieden zwischen den Juden und Heiden und die Weltmission ging mit großen Schritten voran.

Im heutigen Abschnitt erfahren wir, dass Paulus und Barnabas eine heftige Auseinandersetzung hatten. Sie führte schließlich dazu, dass beide getrennte Wege gingen. Nach diesem Ereignis hören wir in der Apostelgeschichte nichts mehr über Barnabas, stattdessen schloss sich Lukas der Arzt Paulus an. Paulus zweite Missionsreise führte ihn in die römische Kolonie Philippi. Durch eine konkrete Vision gab Gott ihm eine klare Orientierung, dass er das Evangelium auf den europäischen Kontinent bringen sollte. In Philippi fanden mehrere Bekehrungen statt und es wurde eine erste Gemeinde gegründet. Durch die heutige Lektion lernen wir, dass es Gott ist, der die Weltmission nach seinem Plan souverän führt. Jeder kann für Gott nützlich sein, wenn er lernt, wie er der Führung des Heiligen Geistes folgen soll. Möge Gott durch jeden von uns seinen Plan der Weltmission in unserer Zeit erfüllen.

1. Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns (15,36 – 16,10)
Sehen wir uns Vers 36 an: „Nach einigen Tagen sprach Paulus zu Barnabas: Lass uns wieder aufbrechen und nach unsern Brüdern sehen in allen Städten, in denen wir das Wort des Herrn verkündigt haben, wie es um sie steht.“ Barna-bas stimmte Paulus zu, wollte aber auch Markus mit auf die Reise nehmen. Doch Paulus war davon wenig begeistert, weil Markus sie während der ersten Reise verlassen hatte. Paulus war ein eifriger Missionar gewesen, der entschlossen war, Gottes heiliger Mission mit seinem ganzen Leben und aller Hingabe zu dienen. Und von allen, die mit ihm zogen, erwartete er genau dasselbe. Er wollte, dass sich das Missionsreiseteam voll und ganz Gott widmete. Barnabas hingegen war ein Mann, der ein weites Hirtenherz hatte. Er umarmte all diejenigen, die seine Hilfe brauchten. Er war wie eine Mutter, die ihr schwaches Kind mit viel Liebe und Fürsorge pflegt. Sowohl Paulus als auch Barna-bas meinten hier, im Recht zu sein. Paulus hätte Barnabas als zu humanistisch verurteilen können. Und Barnabas hätte Paulus wegen seiner Ungeduld und mangelnden Bereitschaft, die Schwäche anderer zu tragen, tadeln können. Jeder beharrte auf seiner Meinung. Schließlich trennten sie sich. Barnabas ging mit Markus nach Zypern, während Paulus Silas erwählte und mit diesem nach Syrien und Zilizien ging.

Manchmal sind geistliche Leiter nicht immer einer Meinung. Diese Begebenheit musste für einige schmerzhaft und auch irritierend gewesen sein. Doch Gott benutzte selbst diese Meinungsverschiedenheit für seine Zwecke. Einerseits segnete er den Dienst des Paulus und verbreitete durch ihn das Evangelium weiter in der ganzen Welt. Und zur gleichen Zeit segnete Gott Barnabas‘ Hirtenherz für Markus, der später über seine Sünde der Untreue Buße tat. Gott führte Markus durch Barnabas‘ Hirtenliebe zum Kreuz, wo er Jesus traf, der für seine Sünden gestorben war. Später schrieb Markus das uns bekannte Markusevangelium, in welchem er besonders die Macht der Gnade Jesu offenbart, die schwache in starke Menschen und ängstliche in mutige Menschen des Glaubens verändert. Markus wurde nützlich für Gott und auch für Paulus (2.Timotheus 4,11). Die Auseinandersetzung und Trennung von Paulus und Barnabas erinnert uns an Römer 8,28, wo es heißt: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.“

Sehen wir uns Kapitel 16 Verse 1-3 an. Paulus und sein neugebildetes Missionsteam gingen zunächst nach Derbe und dann nach Lystra, wo ein junger Mann namens Timotheus lebte. Timotheus war ein Jünger Jesu gewesen und hatte eine klare Entscheidung für die Nachfolge Jesu getroffen, indem er sich bemühte, dem Wort Gottes zu gehorchen. Zu dieser Zeit war er vielleicht noch ein Teenager. Seine Mutter war eine Jüdin und eine gläubige Frau und sein Vater ein Grieche gewesen. Timotheus konnte Hebräisch und Griechisch sprechen und daher sowohl Juden als auch Griechen verstehen. Er hatte einen guten Ruf als treuer und vertrauenswürdiger Mensch. Als Paulus ihn sah, wurde sein Herz bewegt. Er sah in ihm einen Mann mit guten Führungsqualitäten. Daher wollte er ihn unbedingt auf der Reise dabeihaben.

Doch bevor er dies tat, beschloss Paulus Timotheus zu beschneiden. Er tat dies, um unnötige Kontroversen mit den Juden zu vermeiden. Wenn Timotheus unbeschnitten bliebe, hätten die Juden Paulus Gesetzesbruch vorwerfen können. Um seinen Dienst aber ganz auf die Verkündigung des Evangeliums zu konzentrieren, beschloss Paulus Timotheus zu beschneiden. Es war aber auch für Timotheus eine wichtige Lektion, dass er sich Paulus durch den Glaubensgehorsam unterordnete. Timo-theus` Einwilligung zur Beschneidung war der Beginn einer tiefen geistlichen Beziehung, durch die Paulus Timotheus als einen einflussreichen Diener Gottes aufstellen konnte. Später erfahren wir, dass Timotheus die Gemeinde in Ephesus leitete (1.Timotheus 1,3). Timotheus diente Gott mit seinem ganzen Leben und er wandte die gleichen Prinzipien des Glaubens an, die er von Paulus gelernt hatte. Junge Männer, die als geistliche Leiter wachsen wollen, müssen wie Timotheus den demütigen Gehorsam lernen.

Paulus, Silas und Timotheus reisten nun von Stadt zu Stadt und teilten die Beschlüsse, die auf der Apostelversammlung gefasst worden waren, den Gläubigen mit. Insbesondere war es ihr Anliegen, den Menschen weiterzugeben, dass man allein durch Gottes Gnade gerettet wird. Dies war in der Tat die frohe Botschaft für alle Gemeinden. So wurden die Gläubigen im Glauben gestärkt und verkündeten weiter eifrig das Evangelium, so dass die Zahl derer, die gläubig wurden stetig zunahm.

Nachdem das Missionsteam all jene jungen Gemeinden, die von Paulus auf seiner ersten Reise gegründet worden waren, besucht hatte, entstand die Frage, was sie als nächstes tun und wohin sie ziehen sollten. Statt aber endlos zu grübeln, zögerten sie nicht lange, sondern ergriffen sogleich die Initiative und versuchten zuerst in die Provinz Asien zu gehen. Der Heilige Geist jedoch hielt sie davon ab. Dann versuchten sie nach Bithynien zu reisen. Aber auch hier hielt sie der Geist Jesu davon ab und erlaubte es nicht. Trotz ihrer Bemühungen, hierhin und dorthin zu gehen, schlossen sich nach und nach alle Türen. Dies hätte für sie eine Entmutigung sein können. Doch hier sehen wir, dass Gott seine Leute manchmal gerade dadurch führt, dass er einige Türen zuschließt. Dadurch verhindert Gott, dass sie in die falsche Richtung gehen. Was tat Paulus? Zog er sich zurück? Nein, er ging durch den Glauben weiter und suchte die Tür, die Gott geöffnet hatte, um durch sie hindurchzugehen. Und so kam er nach Troas. Denn in der Nacht zuvor hatte Paulus von Gott eine Vision von einem Mann gesehen. Dieser Mann flehte ihn an: „Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Lesen wir Vers 9: „Und Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Mazedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Durch diese Vision bekam Paulus und sein Missionsreiseteam eine klare Orientierung. Sie machten sich sofort fertig, gingen noch mitten in die Nacht zum Hafen hinunter und nahmen das erstbeste Schiff mit Kurs auf Mazedonien.

Hier lernen wir, dass wenn wir der Weltevangelisation dienen wollen, wir der Führung des Heiligen Geistes folgen sollen. Manchmal erscheinen uns bestimmte Missionsfelder gut geeignet zu sein. Gott aber will uns ganz woanders hinführen. Folglich schließt er die Türen dafür zu. Sobald dies geschieht, sollen wir dies akzeptieren. Es soll uns aber kein Grund sein, entmutigt zu sein, sondern wir sollen weiter danach suchen, die konkrete Führung Gottes zu finden. Wenn Gott uns dann eine Tür auftut, sollen wir die Gelegenheit ergreifen und hindurchgehen. Mutter Sarah Barry lebte einst in Mississippi und diente dort jungen Menschen mit dem Evangelium. In ihrem Herzen aber hatte sie schon Jesu Weltmissionsbefehl empfangen und so suchte sie nach einer Gelegenheit, ihm zu gehorchen. Sie wandte sich an ein Missionsbüro, um entweder nach China oder Korea gehen zu können. Da wurde sie dazu erwählt, nach Korea zu gehen. Mutter Sarah Barry nahm dies als Gottes Führung an und packte ihre Koffer. Gott führte sie gemäß seinem souveränen Willen und erfüllte durch sie seinen Plan, um Korea in ein Königreich von Priestern für die Weltmission zu verändern.

Rowland Bingham nahm als fünfzehnjähriger Teenager im Jahre 1887 Jesus als seinen persönlichen Retter an. Von da an versuchte er, Jesus mit aufrichtiger Haltung zu gehorchen. Mit der Hilfe Gottes überwand er seine Schüchternheit und bezeugte Gottes Gnade vor seiner Familie und seinen Freunden. In seiner Jugendzeit half er seiner armen Mutter, die als einzige Einnahmequelle einen kleinen Tabakladen besaß. Während er im Laden seiner Mutter an junge Leute Tabak verkaufte, gab er ihnen auch stets Gottes Wort mit auf den Weg. Dennoch hatte er Gewissensbisse, weil er schädlichen Tabak an junge Leute verkaufen musste. Als er darüber betete, wie er dieses Problem lösen könnte, öffnete sich ihm kurz danach eine Tür mit der Möglichkeit von England nach Kanada gehen zu können. Erneut ging er ins Gebet und wurde sich der Führung des Heiligen Geistes gewiss. Schließlich traf er eine Entscheidung und ging nach Kanada. Dort wurde er zuerst der Assistent eines bekannten Predigers. Eines sonntags nach dem Gottesdienst jedoch traf er eine gläubige Frau, deren Sohn als Missionar in den Sudan gehen wollte. Von ihr erfuhr er, dass es im Sudan 90 Millionen Menschen gab, von denen die allermeisten noch nie das Evangelium gehört hatten. Daraufhin forderte die Frau ihn auf, ihren Sohn bei seiner zukünftigen Mission zu begleiten, sofern Gott auch ihn dazu berufen würde. Rowland Bingham konnte die Worte der Frau nicht vergessen. Er hörte Gottes Ruf, dass er in den Sudan gehen sollte. Er zögerte nicht lange und machte sich sogleich daran, seine Reise zu planen. Es war der Beginn der Sudaninnenmission, durch die Gott trotz zahlreicher Schwierigkeiten in den nächsten fünf Jahrzehnten viele Länder Afrikas mit dem Evangelium erreichte.
Gott hat uns die Vision gegeben 1.700 Universitäten in Europa zu pionieren und darüber hinaus bis zum Jahr 2041 100.000 Missionare in alle Länder der Welt bis hin nach China, Nordkorea und die moslemischen Länder auszusenden. Wenn wir beten und nach Gottes Orientierung suchen, wird uns Gott Türen öffnen. Hören wir, wie die Nordkoreaner rufen? „Komm herüber nach Nordkorea und hilf uns!“ Hören wir die Muslime in Ägypten, in Kasachstan oder in Pakistan rufen? „Komm herüber und hilf uns!“ Laut Statistik gibt es in Deutschland 428 Hochschulen mit ca. 2,8 Millionen Studierenden. Hören wir, wie sie rufen? „Komm nach Bremen, nach Berlin, nach Passau, nach Saarbrücken, …, komm und hilf uns!“ Wenn wir ihre Stimmen hören, dann sollten wir uns auf die Suche nach einem Weg machen und der Führung Gottes folgen.

2. Das Erschließungswerk in Philippi (16,10-40)

Betrachten wir die Verse 10-12. Paulus und sein Missionsreiseteam gehorchten der Erscheinung und machten sich auf den Weg nach Mazedonien. Zuerst kamen sie nach Troas, dann nach Samothrake, nach Neapolis, und schließlich gingen sie landeinwärts nach Philippi. Philippi war eine römische Kolonie, die nach Philippus, dem Vater Alexander des Großen benannt wurde. Man sagt, dass viele pensionierte römische Offiziere in Philippi lebten. Dort gab es noch nicht viele Juden und dementsprechend auch keine Synagoge. Am Sabbat ging Paulus daher mit den anderen zum Stadttor hinaus, in der Hoffnung, dort einen Ort des Gebets zu finden. Und tatsächlich fanden sie einen solchen Ort. Doch anscheinend gab es hier nur Frauen. Paulus hatte in seiner Vision jedoch einen Mann gesehen. Also hätte er nun mit den Schultern zucken und sich woandershin wenden können. Doch er war anders und begann mit den Frauen über das Evangelium zu sprechen. Einer der Zuhörerinnen war Lydia. Lesen wir Vers 14: „Und eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf Acht hatte, was von Paulus geredet wurde.“ Lydia war eine wohlhabende Geschäftsfrau, die mit der Luxusware Purpur Handel trieb. Sie war aber auch eine gottesfürchtige Frau. Als sie die Botschaft des Paulus hörte, da öffnete der Herr ihr Herz. Sie konnte verstehen, dass Gott die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn auch für sie dahin gab, um sie von ihren Sünden zu retten. Sie konnte verstehen, dass der Tod und die Auferstehung Jesu der Weg zurück zu Gott und zu seinem Reich sind. Durch dieses kurze Zweierbibelstudium mit Paulus erkannte sie, dass Gott ihr Vergebung und ewiges Leben anbot, und sie nahm dieses Evangelium im Glauben dankbar an. Sie war eine Frau, die die Wahrheit liebte. Als sie Christus als ihren Herrn annahm, meinte sie es ehrlich und ließ sich und auch gleich ihr ganzes Haus taufen. Dann lud sie das Missionsreiseteam zu sich nach Hause ein. So entstand die erste Hausgemeinde in Philippi, die – wie wir aus dem Philipperbief wissen – fortan Paulus in seinem Dienst im Herrn, das Evangelium im ganzen Römischen Reich zu verbreiten, tatkräftig unterstützte. Hier lernen wir, wie wichtig ein einziges Zweierbibelstudium sein kann. Ein Besuch im Wohnheim mit dem Wort Gottes oder ein kurzes Zweierbibelstudium am Campus oder am Arbeitsplatz sieht oft sehr unbedeutend und unscheinbar aus. Aber es ist Gottes effektive Methode für die Weltmission. Wer hätte gedacht, dass Gott einer der Frauen draußen vor der Stadt das Herz auftun würde und dass durch sie eine so tatkräftige Gemeinde entstehen würde? Weil Paulus nicht berechnet hatte, sondern durch den Glauben diesem Krippenwerk diente, konnte dieses mächtige Werk Gottes geschehen. Eine Person ist in Gottes Augen sehr wichtig. Gott will auch uns als Pioniere wie Paulus gebrauchen, indem wir durch den Glauben dem Krippenwerk dienen und die Menschen, deren Herzen Gott schon vorbereitet hat, als Weltmissionsmitarbeiter aufstellen. Möge Gott unseren geistlichen Kampf mit dem Wort Gottes in diesem Wintersemester segnen und in Rheinbach, St. Augustin, Koblenz und an allen Fakultäten in Bonn je einen Abraham und eine Sarah des Glaubens und zwölf Jünger Jesu aufstellen.

Betrachten wir die Verse 16 und 17. Eines Tages nun, als sie wieder zum Gebet gingen, begegnete ihnen eine Magd mit einem Wahrsagegeist. Sie war besessen und konnte angeblich die Zukunft voraussagen. Ihre Vorgesetzten missbrauchten sie jedoch nur, um durch sie viel Geld zu verdienen. Die Magd musste unter der Besessenheit des bösen Geistes sehr gelitten haben. Sie schrie immerzu mit lauter Stimme: „Diese Menschen sind Knechte des allerhöchsten Gottes, die euch den Weg des Heils verkündigen.“ Zuerst ignorierte Paulus sie. Vielleicht dachte er, dass wenn er sich mir ihrer Heilung beschäftigen würde, ihn dies zu sehr von der Verkündigung des Evangeliums ablenken könnte. Aber dann sah Paulus ihre innere Qual, fasste sich ein Herz und sprach zu dem bösen Geist: „Ich gebiete dir im Namen Jesu Christi, dass du von ihr ausfährst.“ Was geschah? Sogleich fuhr der böse Geist von ihr aus und sie wurde von ihrer Qual befreit. Sie musste sich sehr gefreut haben. Aber für ihre Herren war es ein großer materieller Verlust. Sie waren darüber so aufgebracht, dass sie an den römischen Stolz der Leute appellierten, um sie gegen Paulus und Silas aufzuhetzen. Schließlich wurden Paulus und Silas öffentlich mit Stöcken geschlagen und danach ins Gefängnis geworfen. Vers 24 sagt, dass der Aufseher sie in das innerste Gefängnis warf und ihre Füße in den Block legen ließ.

Wie reagierten Paulus und Silas? Lesen wir Vers 25: „Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und die Gefangenen hörten sie.“ Paulus und Silas waren keineswegs entmutigt. Sie bemitleideten sich weder selbst noch gegenseitig. Statt wegen der Ungerechtigkeit und Leiden in Verzweiflung und Resignation zu geraten, beteten sie zu Gott und fingen an, Gott mit Lobliedern laut zu preisen. Sie waren fröhlich und dankten Gott für das Werk, das er im Leben der Lydia und der befreiten Magd getan hatte. Trotz ihrer misslichen Lage wussten Paulus und Silas, dass Gott die Kontrolle über alle Dinge behielt und so veranstalteten sie in ihrer Gefängniszelle einen Dankgottesdienst. Darüber freute sich Gott so sehr, dass er mit einem Erdbeben reagierte, wodurch sich schließlich alle Gefängnistüren öffneten und die Fesseln von allen Gefangenen abfielen.

Es gibt einige, die immer große Dinge von Gott erwarten, aber sie selbst sind sehr schnell wegen kleiner Dinge entmutigt, z. B. weil die Hoffnungsträger nicht so schnell im Glauben wachsen, wie sie sich das vorgestellt haben oder diese immer wieder in die gleiche Sünde fallen oder weil es in ihrer Familie, in der Schule oder bei der Arbeit im Beruf Probleme gibt. Paulus und Silas waren wirklich in eine völlig hoffnungslose, ja ausweglose Lage geraten. Ganz plötzlich fanden sie sich in einem dunklen, kalten römischen Gefängnis wieder und lagen, mit Schmerzen von den Stockschlägen, gefesselt im Block. Sie hätten allen Grund gehabt, zu jammern und zu klagen, aber stattdessen dankten und lobten sie Gott. Da erfuhren sie Gottes Eingreifen. Nach dem Erdbeben hätte ein jeder diese Gelegenheit sofort zur Flucht nutzen können. Aber Paulus und Silas taten dies nicht, sondern blieben im Gefängnis. Der Aufseher, der durch einen römischen Eid gebunden war, musste für jeden Gefangenen, der während seines Dienstes flüchtete und entkam, mit seinem Leben gerade stehen. Als er die offenen Türen sah, zog er sogleich sein Schwert und wollte sich umbringen. Aber Paulus rief laut: „Tu dir nichts an; denn wir sind alle hier!“ Als sich Paulus die Gelegenheit bot, sich selbst zu retten, rettete er sich nicht selbst, sondern rettete den Gefängniswärter. Dieser fiel Paulus und Silas zitternd zu Füßen und fragte: „Liebe Herren, was muss ich tun, damit ich gerettet werde?“ Und Sie antworteten: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!“ Der Aufseher und sein ganzes Haus kamen zum Glauben an Jesus. Sie ließen sich taufen und hatten große Freude und Gemeinschaft im Herrn. Was für ein mächtiges Werk Gottes war geschehen!

Hier lernen wir, dass Gott auch in den dunkelsten Stunden seinen Leuten zur Seite steht, solange sie nicht den Mut verlieren, in ihm allezeit fröhlich sind und im Gebet von ihm abhängig leben. Wenn wir Gott auf solche Weise gefallen, kann er jegliche Situation für seine eigene Herrlichkeit und sogar für die Rettung der verlorenen Seelen nutzen. Paulus schrieb in 1.Thessa-lonicher 5,16-18: Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch.“ In der Zeit des Leidens und der Bedrängnis sollten wir allezeit fröhlich sein und im Gebet zu Gott kommen.

Betrachten wir noch den Vers 35. Am nächsten Tag ordneten die Stadtrichter an, dass man Paulus und Silas freilassen sollte. Die beiden hätten dies einfach akzeptieren und stillschweigend verschwinden können. Aber Paulus protestierte und brachte es zur Sprache, dass man römischer Bürger sei und man ungerecht behandelt worden sei. Und dann forderte er sie sogar auf, dass man sie aus der Stadt heraus eskortieren sollte. Da bekamen die Stadtrichter Furcht und bemühten sich, Paulus und Silas zu beruhigen. Paulus tat dies alles nicht um seiner selbst willen, sondern er tat es, um die noch junge Gemeinde in Philippi zu schützen. In Zukunft würden sich die Stadtrichter zweimal überlegen, ob sie ein Gemeindemitglied auf solche Weise misshandeln würden.

Heute haben wir gelernt, dass Gott die Weltmission souverän nach seinem eigenen Plan lenkt. Er führt seine Leute durch den Heiligen Geist, um seinen Plan zu verwirklichen. Wir müssen Gott ernsthaft suchen und durch die Türen gehen, die er uns öffnet. Wir lernten auch, dass Gottes große Vision durch eine Person real wird. In Philippi kamen eine Magd sowie Lydia und ein Gefängnisaufseher und deren Familien zum Glauben an Jesus. Mit einer Person die Bibel zu studieren, ist in Gottes Augen sehr kostbar. Möge Gott uns helfen, in jeder Lage, selbst in Bedrängnis und Leiden dem Krippenwerk Gottes zu dienen, indem wir allezeit zu ihm beten, ihm danken und Gottes Wort anderen weitergeben, auf dass wir Gottes mächtiges Wirken erfahren, wie er ein großes geistliches Heer von zehntausend Bibellehrern und fünf Millionen Gebetsmitarbeitern aufstellt.

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