Die heiligen Stümpfe
Jesaja 6,1-13
Leitvers 6,13
„Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals verheert werden, doch wie bei einer Eiche und Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein.“
Dank sei dem Herrn, der unsere Jahreswechselkonferenz reichlich gesegnet, uns mit seinem Wort aus 1.Petrus 4,13 zur Teilnahme an den Leiden Christi ermutigt hat. Durch unsere Jahresleitwortsymposien durften wir uns an Gottes mächtiges Wirken im vergangenen Jahr erinnern, Gott danken und klare Gebetsanliegen für das neue Jahr finden. Heute studieren wir zum Jahresanfang 2021 Jesaja Kapitel 6. Es beschreibt die persönliche Begegnung des Propheten Jesaja mit dem heiligen Gott. Er erkennt, dass Gott der souveräne und allmächtige Herrscher über die ganze Welt ist. Gott reinigt Jesajas unreine Lippen und beruft ihn als seinen Boten aus dem Hirtenherzen für sein Volk. Obwohl die Menschen sehr verstockt sein und seine Botschaft nicht annehmen würden, wird Gott einen kleinen Rest übriglassen, der Gottes Wort annimmt. Diese Übriggebliebenen sind heiliger Stümpfe, durch die Gott seine Geschichte weiterführt. Lasst uns unsere Augen zu dem allmächtigen Gott aufheben, seine Berufungsstimme erneuern, und als heilige Stümpfe gebraucht werden.
1. Der Herr saß auf seinem Thron (1-7)
Sehen wir uns Vers 1 an: „In dem Jahr als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel.“ König Usija, der von 787 bis 735 v.Chr. in Juda regierte, war einer der wenigen gottesfürchtigen Könige gewesen, unter dessen Herrschaft Juda noch einmal eine kurze Blüte erlebte. Anfangs war Usija demütig und gottesfürchtig, weil er auf seinen Hirten hörte. Israel blühte wirtschaftlich, militärisch und politisch auf. Später jedoch wurde Usija hochmütig und wollte selber das Opfer im Tempel darbringen, was eigentlich den Priestern vorbehalten war. Als Folge dessen wurde er von Gott mit Aussatz bestraft und verbrachte den Rest seines Lebens abgesondert in seinem eigenen Haus, während sein Sohn Jotam als König regierte. Solange Usija lebte, herrschten Frieden und Wohlstand in Juda. Sein Tod schien nun den Untergang einzuläuten.
Jesaja beschreibt in den vorhergehenden Kapiteln 1 bis 5, wie sehr das Volk innerlich verdorben war. Jesaja 1,4 sagt: „Wehe, dem sündigen Volk, dem Volk, das mit Schuld beladen, dem boshaften Geschlecht, den verderbten Kindern, die den HERRN verlassen, den Heiligen Israels lästern, die abgefallen sind!“ Sie genossen zwar einen hohen Lebensstandard, aber sie hatten in ihrem Herzen Gott verlassen. Die Männer waren verantwortungslos und selbstsüchtig (5,22). Die Leiter interessierten sich nur für ihren persönlichen Gewinn (3,14). Die Frauen waren stolz und lüstern und kümmerten sich nur um ihr Äußeres (3,16). Viele Intellektuelle betranken sich vom frühen Morgen an, um ihre Verzweiflung zu vergessen (5,11). Sie hatten ihren moralischen Maßstab verloren, sodass sie sogar mit ihren Sünden prahlten (3,9). Gottes Herz war zerbrochen. Gott hatte sich wie ein Weingärtner sorgfältig um sie gekümmert und die Beste Umgebung vorbereitet, aber statt guter Früchte brachten sie schlechte Früchte hervor.
Auch wir leben in einer Zeit von Wohlstand und Frieden. Gleichzeitig erfahren wir, dass die innere Verdorbenheit der Menschen immer mehr zunimmt. Schon vom Kindergarten an werden gottlosen Lehren wie Evolutionstheorie und Gender-Ideologie verbreitet. Noch schlimmer ist, dass selbst die Theologen das Wort Gottes relativiert haben, und keine Wahrheit mehr verkündigen. Weil sie kein Wort Gottes haben, können die jungen Menschen den Sinn und Daseinsbedeutung des Lebens nicht finden und leben orientierungslos.
In so einer gottlosen Zeit könnte Jesaja wegen der Lage seines Volkes verzweifeln. Aber er ging in den Tempel, um Gott zu suchen. Da hatte er eine Erscheinung, die sein Leben veränderte. Jesaja sah die Herrlichkeit Gottes. Lesen wir nochmals Vers 1: „In dem Jahr als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel.“ Gott erschien Jesaja in der Gestalt eines Menschen, der auf einem hohen und erhabenen Thron saß. Der Saum seines Gewandes erfüllte den Tempel. Dadurch erkannte Jesaja, dass Gott der allmächtige und souveräne Herrscher ist, der über allem steht und alles in der Hand hält. Er ist der König der Könige, der über die ganze Welt regiert.
Sehen wir uns Vers 2 an: „Serafim standen über ihm; ein jeder hatte sechs Flügel: Mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie.“ Hier beschreibt Jesaja die Umgebung, die die Herrlichkeit Gottes zeigt. Doch selbst die Serafim mussten ihre schönen Gesichter vor dem heiligen Gott bedecken. Sehen wir uns Vers 3 an: „Und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth. Alle Lande sind seiner Ehre voll.“ Gott ist heilig. Heiligkeit ist die wichtigste Eigenschaft Gottes, die ihn von den sündigen Menschen unterscheidet. Alle Menschen sehnen sich nach der Heiligkeit Gottes.
Schließlich verkündigten die Seraphim, dass alle Lande voll von Gottes Ehre sind. Bisher hatte Jesaja gedacht, dass die ganze Welt verrückt wäre. Er dachte, dass die Welt voll von bösen Männern und unmoralischen Frauen wäre. Aber Gott öffnete seine geistlichen Augen, sodass er erkennen konnte, dass die ganze Welt voll der Ehre Gottes ist. Wenn wir die Welt von Gottes Gesichtspunkt betrachten, ist dies wirklich wahr. Wenn wir vor dem Kölner Dom stehen, ist er ein riesiges Gebäude, aber wenn wir aus einem Flugzeug schauen, dann ist er nur so groß wie eine Streichholzschachtel. Wenn wir unsere Gesellschaft betrachten, gibt es viele scheinbar unüberwindbare Probleme, aber aus Gottes Perspektive sieht sie ganz anders aus.
Wenn wir das Buch Jesaja lesen, herrschte damals in vielen Ländern Chaos und Gottlosigkeit. Wegen ihrer Ungerechtigkeit hatten sie Gottes Zorngericht verdient. Aber aus Gottes Sicht waren alle Lande voll der Ehre Gottes. Mit anderen Worten ist Gott der souveräne und allmächtige Gott, der alles unter Kontrolle hat. Er ist der Herr über die ganze Erde.
Deutschland ist voll der Ehre Gottes. Wir hatten wegen der Sünde aus zwei Weltkrie-gen nur Gottes Zorn verdient. Aber es gab die Menschen, die beteten, und so hat Gott uns die friedliche Wiedervereinigung gegeben, um uns als eine königliche Priesterschaft für die Weltmission zu gebrauchen. Deutschland ist auch voll der Ehre Gottes, weil einfache koreanische Krankenschwestern in den 1960er Jahren nach Deutschland kamen und begannen mit dem Hirtenherzen für die jungen Menschen dieses Landes zu beten und sie zum Bibelstudium einzuladen. Deutschland ist voll der Ehre Gottes, weil sich eine Hausgemeinde seit 40 Jahren selbstlos dem Jüngererziehungswerk durch Bibelstudium und Lebensgemeinschaft widmet, sodass sowohl Einheimische als auch Nächste Generation Missionare zu den Hirten, Bibellehrern und geistlichen Leitern heranwachsen konnten.
Im vergangenen Jahr haben wir durch die weltweite Pandemie erfahren, dass weder die Regierungen, noch die Supermächte, noch die Wissenschaftler irgendetwas unter Kontrolle haben. Alle Welt wurde hilflos und sorgenvoll vor einem kleinen unsichtbaren Virus. So haben wir unsere eigene Beschränktheit und Hilflosigkeit vor der Macht des Todes, sogar vor einem kleinen Virus erfahren. Aber aufgrund des heutigen Wortes dürfen wir wissen, dass Gott alles unter Kontrolle hat. Alle Lande sind auch heute seiner Ehre voll. Er gebraucht selbst eine Pandemie, um seine Herrlichkeit in allen Ländern zu offenbaren. Wir brauchen nicht in Furcht zu geraten. So wie Jesaja den König Ahas ermahnte (7,9b): „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“, sollen auch wir unser Vertrauen auf Gott setzen und weiterziehen, um sein Heilswerk in dieser Generation zu erfüllen. Er wird sein Werk tun und die geistliche Wiedererweckung in Europa durch das Zweierbibelstudium bewirken. Gott wird sogar durch uns drei Stützpunkte für die Muslimemission errichten. Alle Lande sind seiner Ehre voll!
Wie können wir dann Gott sehen und ihm persönlich begegnen? Gott offenbart sich uns als der Allmächtige und Lebendige und öffnet unsere geistlichen Augen durch sein Wort. Während der Jahreswechselkonferenz in dieser Woche wurden wir sehr ermutigt und sahen das Wirken Gottes durch sein Wort, z. B. durch die vollmächtige Botschaft von H. Peter Ryu, die segensreichen Factual Studies von M. Dr. Petrus Chang und H. Warmherz Elsholz, und nicht zuletzt im Leben von Josua E. und Sarah Sch., die hervorragende Vorträge über die induktive Bibelstudiumsmethode vorbereitet hatten.
Was war die unmittelbare Folge von Jesajas Begegnung mit dem heiligen und allmächtigen Gott, als die Schwellen bebten und das Haus voll Rauch wurde? Jesaja wurde tief erschrocken und von heiliger Gottesfurcht erfüllt. Sehen wir uns Vers 5 an: „Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth, gesehen mit meinen Augen.“
Im Licht der Heiligkeit Gottes erkannte Jesaja, was für ein schrecklicher Sünder er war. Vor allem war er sehr beunruhigt wegen der Unreinheit seiner Lippen. Diese unreinen Lippen beziehen sich auf die ungläubigen Worte und ungläubigen Gedanken. Gott hat dem Menschen den Mund geschaffen, damit er ihn damit loben und preisen kann. Aber er hatte nicht Gott geehrt, sondern viel mit seinem Mund gemurrt und gewohnheitsmäßig ungläubige Worte gesprochen. Er erkannte, dass auch sein Volk ein Volk von unreinen Lippen war, das nicht Gott geehrt hatte.
Als Jesaja mit dem bußfertigen Herzen zu Gott kam, sandte Gott einen der Seraphim zu ihm. Betrachten wir die Verse 6 und 7: „Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei.“ Die Lippen eines Menschen sind sehr empfindlich. Die Berührung mit einer glühenden Kohle musste sehr schmerzhaft gewesen sein, vielleicht sogar eine bleibende Brandwunde hinterlassen. Es war eine schmerzhafte Buße. Aber dadurch wurde seine Sünde gesühnt und seine Schuld von ihm genommen. Gott reinigte seine Lippen, nicht länger ungläubige Worte zu sprechen, sondern gläubige Worte Gottes zu reden, sodass er Gottes Botschaft zu seinem Volk bringen konnte.
Früher waren die Worte unserer Täuflinge oft voll Unglauben mit der weltlichen Gesinnung. Sogar kamen schmutzige Worte der Jugendsprache aus ihrem Munde. Aber Gott wirkte im vergangenen Jahr mächtig in ihnen durch intensives Bibelstudium, durch das wiederholte Schreiben ihrer Glaubenszeugnisse und nicht zuletzt durch das Auswendiglernen von Bibelversen. Gott hat ihre unreinen Lippen gereinigt, sodass sie Gottes Werk bezeugen, Jesu Herrschaft für ihr Leben annehmen und eine Entscheidung für die Taufe treffen durften.
2. Gott sandte Jesaja (8-10)
Lesen wir Vers 8: „Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich!“ Nachdem Jesaja durch die Gnade Gottes die Sündenvergebung empfangen hatte und seine unreinen Lippen durch die heißen Kohlen der Buße verbrannt worden waren, hörte er die Stimme Gottes, der rief: „Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?“ Dieser Ruf spiegelt Gottes zerbrochenes Herz für sein Volk wider. Gottes Herz war wegen des Unglaubens und der Rebellion seines Volkes zerbrochen. Wegen ihrer Sünden mussten sie Gottes Gericht erfahren. Sie waren wie ungehorsame Kinder, die schon so voller Wunden waren, dass Gott gar nicht mehr wusste, wohin er sie noch schlagen sollte (1,5). Aber Gott gab sie nicht auf. Gott lud sie ein, durch die Buße erneuert zu werden. Aus seinem zerbrochenen Hirtenherzen suchte Gott einen Menschen, den er zu ihnen senden könnte. Gott suchte einen Menschen, der ihnen die Botschaft Gottes bringen und sie zu Gott zurückführen würde.
Wie antwortete Jesaja auf Gottes Berufung? Jesaja antwortete, ohne lange zu zögern: „Hier bin ich, sende mich!“ Jesaja war bereit, die Aufgabe Gottes anzunehmen und sich von Gott senden zu lassen. Er konnte Gottes Berufung annehmen, weil er Gott persönlich getroffen und seine Vergebung erfahren hatte. Er konnte es tun, weil er Gottes Herz für sein versündigtes Volk verstand. Er war bereit, Gottes Mission als Gottes Bote zu erfüllen. Er war bereit, Gottes Berufung zu gehorchen, egal wann und egal wohin Gott ihn senden wollte.
Gott sandte Jesaja aus dem zerbrochenen Hirtenherzen zu seinem Volk, um ihnen die Botschaft des Gerichts zu predigen. Er sollte sie immer wieder ermahnen, zu Gott umzukehren und ihr Vertrauen nicht auf weltliche oder militärische Macht zu setzen, sondern auf den Herrn. Er sollte Gottes Gericht über die Sünde und gleichzeitig Gottes Gnade für das zukünftige Heilswerk und die Wiederherstellung Jerusalems verkünden. Seine Botschaft ging so weit, dass sie die Zeit der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft, das Kommen des Messias Jesus und das zukünftige Friedensreich Gottes umfasste. So wollte Gott ihn als seinen Boten in der Heilsgeschichte Gottes gebrauchen.
Sehen wir uns die Verse 9 und 10 an: „Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Höret und verstehet’s nicht; sehet und merket’s nicht! Verstocke das Herz dieses Volks und lass ihre Ohren taub sein und ihre Augen blind, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen.“ Gott machte Jesaja keine falschen Versprechungen über das Leben mit der Berufung. Er würde keinen großen Erfolg erzielen oder menschliche Anerkennung bekommen. Gott sandte Jesaja vielmehr zu einem Volk, das nicht hören und nicht sehen und nicht verstehen wollte. Sie waren Menschen, die absichtlich ihre Herzen verstockt hatten, weil sie sich nicht bekehren und genesen wollten.
Obwohl Jesaja ungefähr 40 Jahre lang zu ihnen predigte, würden sie ihre Herzen weiter vor dem Wort Gottes verschließen. Sein Leben mit der Berufung würde hart sein. Manche Könige, wie Hiskia, suchten seine Hilfe. Aber andere verfolgten ihn. Man sagt, dass König Manasse Jesaja zersägen ließ, nachdem dieser in einen hohlen Baumstamm geflüchtet war. Trotz aller Leiden und Verfolgungen erfüllte Jesaja Gottes Berufung bis zum Ende. Er hielt an seiner Berufung fest, koste es, was es wolle.
3. Die heiligen Stümpfe (11-13)
Es war nicht einfach für Jesaja zu solch verstockten Menschen zu predigen. Sehen wir uns die Verse 11 und 12 an: „Ich aber sprach: Herr, wie lange? Er sprach: Bis die Städte wüst werden, ohne Einwohner, und die Häuser ohne Menschen und das Feld ganz wüst daliegt. Denn der HERR wird die Menschen weit wegtun, sodass das Land sehr verlassen sein wird.“ Jesaja war bereit, Gottes Aufgabe zu erfüllen, aber er wollte irgendeinen Zeitplan haben, ja irgendeine konkrete greifbare Frucht sehen. Gottes Antwort war aber zunächst die Botschaft des Gerichts. Gottes Strafgericht würde über sein verstocktes Volk kommen, sodass die Menschen weit weggeführt werden, was sich auf die babylonische Gefangenschaft bezieht. Gottes Strafgericht würde sich sogar wiederholen, bis nur noch ein kleiner Rest der Menschen übrigbleiben würde, weniger als 10%. Doch dann bezeugte Gott seine Hoffnung, dass dieser kleine Rest wie der Stumpf eines Baumes sein würde, der noch einmal ausschlägt. Lesen wir Vers 13: „Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals verheert werden, doch wie bei einer Eiche und Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein.“ Wenn ein großer, kräftiger Baum gefällt wird, dann bleibt nur noch ein Stumpf mit der Wurzel in der Erde übrig. Es sieht so aus, als ob es das Ende wäre. Aber es ist nicht wahr. Der Stumpf kann noch einmal ausschlagen und neue Triebe hervorbringen.
Genauso sieht Gott auch für sein Volk Israel Gottes Hoffnung in den Stümpfen. Sie werden Gottes Gericht erfahren. Sie werden in die babylonische Gefangenschaft geführt werden. Sie werden leiden und weinen müssen. Aber wenn sie Buße tun und sich bekehren, werden sie wieder neu ausschlagen. Aus den Stümpfen wird neues Leben hervorkommen. Gottes Werk ist das Werk der heiligen Stümpfe. Gott reinigt sein Volk durch das Gericht. Aber er findet Hoffnung in den Stümpfen, die Buße tun, die zum Wort Gottes zurückkehren und dann neue Triebe und Früchte hervorbringen.
Ich danke Gott, dass er mir seine Gnade und große Hoffnung geschenkt hat. Ich lebte als ein rücksichtsloser Egoist und selbstsüchtiger Verkäufer von Glühlampen und Staubsaugern. Ich hatte auch die Schule mit der 10. Klasse beendet und konnte nie an einer Uni studieren. In den Augen der Menschen sah mein Leben wie ein nutzloser Wurzelstumpf aus. Aber Gott besuchte mich durch sein lebendiges Wort. Markus 8,29: „…Du bist der Christus!“ Durch Lukas 23,34a „Vater, vergib Jochen, denn er weiß nicht, was er tut“ durfte ich die absolute und vergebende Liebe Jesu persönlich annehmen. Gott berief mich mit seiner Hoffnung mit Lk 5,10b als Menschenfischer, Hirten und Bibellehrer. Aufgrund des heutigen Wortes durfte ich neu aufnehmen, dass Gott einen menschlich gesehen nutzlosen Sünder mit seiner Vision als einen heiligen Stumpf betrachtet. Ich durfte über meine unreinen Lippen des Unglaubens Buße tun, dass ich mich von der geistlichen Lage in diesem Land und durch die Worte der jungen Menschen entmutigen ließ, sodass ich Gottes Hoffnung aus dem Herzen verlor. Gott aber reinigt mich und stellt mich neu als einen heiligen Stumpf für den Rhein-Sieg-Campus, für Deutschland und Europa auf. In diesem Jahr darf ich aufgrund von Hebräer 11,6 den Gott wohlgefälligen Glauben lernen. Gott wird mich als einen heiliger Stumpf gebrauchen, der wieder ausschlägt und durch Zweierbibelstudiumteams, Jüngererziehung, Lebens- und Wortgemeinschaft Früchte bringt.
Wie wir studiert haben, waren Esra und Nehemia heilige Stümpfe, durch die Israel wiederhergestellt wurde. Esra hätte in Babylon ein elegantes Leben mit einer guten Karriere führen können. Aber er erinnerte sich an das geistliche Erbe seiner Familie und richtete sein Herz darauf, das Gesetz des Herrn zu erforschen. Er wurde zu einem Bibellehrer für sein Volk. Er sammelte eine Gruppe von Exilanten und führte sie nach Juda. Gott gebrauchte ihn als einen heiligen Stumpf, der seinem Volk die Bibel (das Wort Gottes) zurückgab und ihnen half, als ein heiliges Volk Gottes zu leben, das Gottes Wort gehorcht. Nehemia hatte eine herausragende Stellung als Mundschenk des Königs von Persien. Aber er betete mit zerbrochenem Herzen für Jerusalem. Als ein Leiter mobilisierte er die Israeliten, die völlig niedergeschlagen und kraftlos waren, die Stadtmauern wiederaufzubauen: „Kommt, lasst uns die Mauern Jerusalems wieder aufbauen…!“ (Nehemia 2,17). So gebrauchte Gott ihn als heiligen Stumpf, durch den die Mauern wiederhergestellt und ihre Identität als Volk Gottes und als königliche Priesterschaft wiederhergestellt wurde.
Die zwölf Jünger Jesu, die Jesus trotz der Missverständnisse und Verfolgungen durch die religiösen Oberen treu nachfolgten und die in alle Welt hinausgingen und das Evangelium predigten, waren Gottes heilige Stümpfe. Martin Luther, der in einer Zeit der geistlichen Verdorbenheit der Kirche auf Leben und Tod kämpfte, die Wahrheit der biblischen Lehre zu verteidigen, war Gottes heiliger Stumpf. In unserer Zeit ist der Bremer Pastor Olaf Latzel inmitten einer verweltlichten und angepassten Landeskirche ein heiliger Stumpf, weil er das Wort Gottes ohne Kompromiss als Gottes Wort predigte, sich auch nicht der Genderideologie der Kirche anpasste, obgleich er dafür so viel Kritik einsteckte und vom Dienst suspendiert wurde. Unter uns sehen wir, wie Missionar Peter und Missionarin Sarah, trotz der zahlreichen Missverständnisse und Verleumdungen, nicht an sich selber denken, sondern vielmehr entschlossen sind, sogar bis in die muslimische Welt als Gottes heilige Stümpfe gebraucht zu werden. Unsere Hausgemeinden, die entschieden sind, nicht für ihr kleinbürgerliches Glück oder für die Verbesserung ihrer Bedingungen zu leben, sind heilige Stümpfe in der Geschichte Gottes.
Unsere Nächste Generation, die sich entschied, mit Freude an den Leiden Jesu teilzunehmen und als Global Leaders von Gott gebraucht zu werden, sind heilige Stümpfe, weil sie nicht dem Mainstream, sondern Jesus folgen und bereit sind, seinem Wort zu gehorchen. Gott wird diese heiligen Stümpfe gebrauchen, damit Deutschland und Europa geistlich erweckt und als eine Hirtennation und als Missionare sendender Kontinent für die Weltmission gebraucht werden.
Durch die heutige Lektion haben wir gesehen, dass unser Gott der souveräne und allmächtige Herrscher ist. Er hat alles unter Kontrolle. Alle Lande sind seiner Ehre voll. Dieser allmächtige Gott beruft uns als seine Boten. Diejenigen, die Buße tun und Gottes Berufung annehmen sind heilige Stümpfe für diese Generation. Lasst uns als heilige Stümpfe in diesem neuen Jahr wie Jesaja das Wort Gottes durch Zweierbibelstudiumteams, durch Jüngererziehung und durch GLEF von ganzem Herzen predigen. Lasst uns mit der Identität von heiligen Stümpfen dem Werk der geistlichen Wiedererweckung in Deutschland, Europa und bis in die muslimische Welt dienen.
Lesen wir den Leitvers 13 gemeinsam: „Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals verheert werden, doch wie bei einer Eiche und Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein.“