Denn auch der Menschensohn

Markus 10,32- 45
Leitvers 10,45

„Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.”

In der konfuzianischen Kultur ist das Ziel des Lebens ‚立身揚名‘ (Iepsin Yangmyung). Dies bedeutet, in der Welt erfolgreich und berühmt zu sein. Das ist nicht nur in der konfuzianischen Gesellschaft so, sondern für die meisten Menschen der Fall. Früher lebten wir auch mit solch einem Wertesystem. Wir betrachteten es als großen Erfolg, an der Spitze zu sein, Macht über Menschen zu besitzen und Autorität über sie auszuüben. Die Jünger Jesu in diesem Text hatten dieselbe Wertanschauung. Jesus lehrt die Jünger, wie sie leben sollten. Gott möge uns durch diesen Text helfen, die wahre Größe kennenzulernen. Möge der Geist Gottes uns Zuversicht geben, sodass wir diese Lehre tiefgehend annehmen und ihr gehorchen.

Sehen wir uns Vers 32 an. „Sie waren aber auf dem Wege hinauf nach Jerusalem und Jesus ging ihnen voran; und sie entsetzten sich; die ihm aber nachfolgten, fürchteten sich. Und er nahm abermals die Zwölf zu sich und fing an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren werde:…” Zu dieser Zeit predigte Jesus das Wort Gottes und reiste durch das Ostgebiet des Jordans. Jesus war auf dem Weg nach Jerusalem. Es war die letzte Reise seines Lebens. In Jerusalem würde er für die Sünden der Welt gekreuzigt werden. Jesu Herz musste stark belastet gewesen sein. Aber um dem Willen Gottes zu gehorchen, reiste Jesus mutig durch Jerusalem. Die Jünger ahnten, dass etwas passieren würde und sie wurden entsetzt. Die ihm nachfolgten, fürchteten sich.
Auf dem Weg kündigte Jesus seinen Jüngern zum dritten Mal seine bevorstehenden Leiden an. Sehen wir uns die Verse 33 und 34 an: „Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und sie werden ihn zum Tode verurteilen und den Heiden überantworten. Die werden ihn verspotten und anspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen.“ Im Gegensatz zur ersten und zweiten Ankündigung offenbarte Jesus Jerusalem als Ort seines Leidens. Auch die Details seines Leidens waren so präzise und konkret, dass man annimmt, diese Verse wären nach seiner Kreuzigung aufgezeichnet worden. Wie Jesus sagte, würde er verraten und durch die jüdischen religiösen Leiter den römischen Autoritäten überantwortet werden. Sie würden Jesus demütigen, verspotten, ihn anspeien und ihn geißeln. Sie würden ihn am Kreuz töten. Dennoch sagte Jesus, dass er nach drei Tagen auferstehen würde. Sein Leiden und Tod würden nicht das Ende sein. Es würde eine herrliche Auferstehung geben. Darum würde sein Tod ein herrlicher Tod sein.

Warum sprach Jesus mit ihnen wiederholt über seinen Tod und seine Auferstehung? Erstens, Jesus wollte, dass ihre Herzen bereit waren. Als Jesus gekreuzigt wurde, konnten sie sich erinnern, was Jesus gesagt hatte, und an ihn glauben. Zweitens, Jesus wollte, dass das Evangelium von seinem Tod und seiner Auferstehung in ihren Herzen eingepflanzt würde.

Indem sie Jesu Worte hörten, sollten sich die Jünger dem endgültigen Sieg Jesu sicher sein. Sobald sie Jesu Worte hörten, verstopften sie sich ihre Ohren und sagten, „Was hast du gesagt? Das habe ich nicht gehört!“ Sie träumten ihre eigenen Träume. Wir können durch Jakobus und Johannes sehen, welche Träume sie hatten. Sehen wir uns Vers 35 an: „Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, um was wir dich bitten werden.“ Wow! Sie waren sehr mutig. „Wir wollen, dass du für uns tust, um was wir dich bitten werden.“ Es war so, als ob sie Jesus nach einem Blankoscheck gefragt hätten. Sie wollten zur Rechten und Linken Jesu in seiner Herrlichkeit sitzen (37). Wir können das Ranking der Leiter in Nordkorea an ihrer Sitzordnung bei der Obersten Volksversammlung sehen. Bei der letzten Versammlung der nordkoreanischen Leiter saß Kim Jung Euns Schwester in der ersten Reihe neben ihm. Die Leute vermuteten, dass der Rang seiner Schwester höher und sie mächtiger geworden war. Genauso wollten Jakobus und Johannes direkt neben Jesus sitzen. Das Matthäus-Evangelium sagt uns, dass sie sogar ihre Mutter mit ihrer Bitte zu Jesus brachten (Matthäus 20,20).

Jesu fragte sie, ob sie den Kelch trinken könnten, den Jesus trank, und sich taufen lassen könnten mit der Taufe, mit der Jesus getauft war (38). Worauf bezogen sich der Kelch und die Taufe? Sie bezogen sich darauf, den Weg des Leidens und des Todes wie Jesus zu gehen. Ohne weiteres Nachdenken sagten die zwei Jünger, dass sie so tun wollten: “Ja, das können wir.” Sie mussten gedacht haben, dass der Kelch oder die Taufe eine Art Leiden bedeuten würde, und dass jeder Beitragender eines neuen Königreiches sein würde. Jesus trug sie und sagte, „Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.” (39b.40). Jesus sagte vorher, dass sie den Kelch sicher trinken und mit der Taufe, mit der Jesus getauft wurde, getauft werden würden. Wie Jesus vorhersagte, würde später Jakobus der erste Märtyrer unter den zwölf Aposteln sein und Johannes im Exil auf der Insel Patmos leiden, während alle anderen Apostel überlebten. Obwohl sie aber solch ein Leben führen würden, lag die Frage, wer zu seiner Rechten oder Linken sitzen würde, bei Gott dem Vater.

Die anderen Jünger wussten nicht darüber, dass Jakobus und Johannes sich Jesus näherten, um ihn um so etwas zu bitten. Als Jesus aber ihnen laut antwortete, wurde alles offenbart. Was war ihre Antwort? Sehen wir uns Vers 41 an: „Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes.“ Die zehn Jünger wurden unwillig über die beiden. Sie mussten gesagt haben, „Wow! Wie hinterhältig seid ihr! Wir wissen, dass ihr Jesu Verwandte seid. Aber ihr könnt eure persönlichen Beziehungen nicht gebrauchen. Hier in unserem Land solltet ihr eure eigenen Fähigkeiten beweisen!” Nicht nur der Spitzenjünger Petrus war aufgeregt, sondern auch Bartholomäus, der normalerweise ruhig gewesen war. Alle zehn regten sich sehr auf. Was bedeutete das? Es bedeutete, dass alle von ihnen ein starkes Verlangen danach hatten, zu Jesu Rechten und Linken zu sitzen. Alle von ihnen wollten groß sein. Darum lehrte Jesus sie die wahre Größe und die richtige Haltung, mit der sie ihm nachfolgen sollten.

Erstens: Diejenigen, die anderen dienen, sind groß

Sehen wir uns Vers 42 an. „Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an.” Damals hielten die, die als Herrscher galten, ihre Völker nieder. Die Mächtigen taten ihnen Gewalt an. Ihr Prinzip, das Gesetz anzuwenden, war “wie es mir gefällt“ oder “es hängt von meiner Laune ab.” Die Jünger kannten ihren ungerechten Maßstab. Als sie sahen, wie die römischen Soldaten Befehle absolut befolgten, erkannten sie die Macht der Herrscher. Sie sahen, dass ihr Leben oder Tod vom Daumendruck eines Herrschers abhing. Wenn ein Herrscher mit dem Daumen nach oben zeigte, wurde ein Gefangener freigelassen, aber wenn er mit dem Daumen nach unten zeigte, wurde er getötet. Die Jünger hassten eine so willkürliche Macht, aber in ihrem Herzen wollten sie auch solch eine Macht und Herrschaft über die Welt erlangen.

Doch was sagt Jesus ihnen? Sehen wir Vers 43a an. „Aber so ist es unter euch nicht.“ Was bedeutet das? Das bedeutet, dass, obwohl die Menschen gerne über andere herrschen und es für großartig halten, die Jünger anders denken sollten. Das heißt, ihr Wert von Größe sollte sich von dem der Welt unterscheiden. Welches Wertesystem sollten sie haben? Sehen wir die Verse 43b.44 an. „sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.“ Ein Diener ist einer, der sich von einer niedrigen Position aus um die Menschen kümmert. Ein Sklave ist der Besitz seines Herrn und hat keine Freiheit. Ein Sklave dient dem Meister mit allem Möglichen. Natürlich waren die Jünger Jesu keine Sklaven. Wenn sie sich jedoch dazu herablassen würden, wie Sklaven zu sein und anderen zu dienen, wären sie wirklich groß und würden als Erste angesehen.

„Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein: und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.“ Wenn wir das hören, könnte man denken, dass wir, um von anderen anerkannt zu werden und schließlich groß zu werden, zuerst den anderen vorübergehend dienen müssen. Wir denken, dass, wenn wir anderen opfernd dienen, die Menschen im Laufe der Zeit erkennen werden, dass wir demütig sind. Sie werden uns zu gegebener Zeit erhöhen. So denken wir vielleicht: „O.K. Im Moment werde ich dienen. Ich werde demütig vielen Menschen dienen und einen großen Dienst erweisen. Später werden mich alle Leute respektieren.“ Doch Jesus meint das nicht so! Jesus meint, dass, obwohl wir keine Sklaven sind, wenn wir uns selbst demütigen und anderen dienen, ein solches Leben des Dienens an sich großartig ist! Jesus meint, dass diejenigen, die anderen dienen, zuerst vor Gott stehen müssen.

Warum ist dann ein Leben des Dienens so großartig? Es liegt daran, dass es am schwierigsten ist, anderen demütig zu dienen. Um anderen zu dienen, brauchen wir einen außergewöhnlichen inneren Charakter und Glauben. Ohne diesen Charakter und Glauben ist es fast unmöglich, wie ein Sklave zu dienen. Es gab einen römischen General. Er besiegte viele Feinde und eroberte Festungen. Dann betrat er Rom in einer Triumphprozession. Kurz gesagt, er war ein Held. Doch obwohl er starke Feinde besiegte, konnte er seine eigenen Gefühle und sein eigenes Temperament nicht überwinden. Als sein Stolz verletzt wurde, explodierte er vor Wut. Doch bald bereute er es mit den Worten: „Oh, warum kann ich meinen Zorn nicht überwinden! Ich werde immer von meinem Temperament besiegt.“ In Sprüche 16:32 heißt es: „Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte gewinnt.“ Der größte Mann ist nicht einer, der Feinde besiegt. Es ist einer, der sein Herz kontrolliert und sich selbst überwindet. Der Mensch, der in seiner Demut, Sanftmut, Geduld und Liebe außergewöhnlich ist und anderen dient, ist wirklich groß.

Bruder Lawrence war im 17. Jahrhundert nicht einmal ein ordinierter Mönch, sondern ein Bruder in einem Karmeliterkloster in Paris. Er reiste nie ins Ausland oder studierte in einem Seminar. Er war Koch im Kloster. Er kochte immer Eier, spülte das Geschirr und räumte die Küche auf. In einer niedrigen Position diente er den Mönchen, wie er den Engeln Gottes dienen könnte. Er zeigte ein großes Beispiel als ein Mann, der das himmlische Königreich besitzt und mit Gott wandelt, aber in der Küche dient. Aus Gottes Sicht war er ein großer Mann. In der Geschichte war Jesus der Größte. Er war nicht verärgert. Er hat keine Vergeltungsmaßnahmen ergriffen. Sogar am Kreuz betete er für diejenigen, die ihn verspotteten und töteten. Er sagte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lukas 23,34).

Diese Wahrheit, dass derjenige, der dient, groß ist, kann man auch unter uns sehen. Normalerweise sind Kinder nicht in der Lage, anderen zu dienen, weil sie unreif und egozentrisch sind. Um anderen zu dienen, muss man die Selbstbezogenheit überwinden und einen reifen Charakter haben. Gott sieht diesen Punkt. Ein ausgereifter innerer Charakter! Die Jünger Jesu strebten nicht danach, sich selbst zu überwinden und zu Menschen zu werden, die anderen dienen konnten. Sie kämpften um eine Position. Sie dachten, dass eine höhere Position sie groß machen würde. Doch Jesus sagt, dass das, was einen Menschen groß macht, nicht seine Position, sondern sein Charakter ist. Ja, Jesus lehrt uns, dass einer, dessen innerer Mensch groß ist, wirklich groß ist. Möge Gott uns helfen, diese Lehre tief anzunehmen und zu Männern und Frauen zu wachsen, die demütig anderen dienen.

Zweitens: Jesus kam, um zu dienen

Sehen wir uns Vers 45 an: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ Jesus sagte klar, dass der Menschensohn nicht gekommen war, um bedient zu werden. Jesus ist in jeder Hinsicht Gott, der Schöpfer, selbst. Er ist heilig, herrlich und würdig, Preis und Anbetung zu empfangen und von Engeln wie Menschen bedient zu werden. Bedient zu werden sollte für ihn absolut normal sein. Doch Jesus sagte, dass er nicht gekommen war, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen. Ja, er kam und diente alle Arten von Menschen. Er diente einem Gelähmten, der an seiner Sünde erkrankt war. Er diente einem Zöllner, der sein eigenes Volk betrog um seinen selbstsüchtigen Ehrgeiz willen. Er diente einem Mann mit einem bösen Geist in Gerasa. Jesus trug und diente seinen Jüngern, die voller weltlicher Träume und Konkurrenzgeist waren. Er diente sogar den verstockten und unbußfertigen Pharisäern geduldig.

Als geistliche Hirten dienen wir den Studenten und den Mitarbeitern. Doch während wir ihnen dienen, werden wir oft ungeduldig. Manchmal regen wir uns auf und denken „Ich habe nun schon so lange den anderen gedient. Wie lange muss ich denn noch weiter dienen? Ich sollte auch bedient werden!“ Doch denkt an Jesus! Das Ziel seines Kommens in diese Welt war zu dienen! Es war das Ziel seines Lebens. Ob die Menschen seinen Dienst anerkannten oder nicht, war nicht von Wichtigkeit für ihn. Während er den Menschen diente war Jesus voller Freude, weil das Dienen der Grund seines Kommens war. Das ist wahr. Wenn das Ziel unseres Lebens das Dienen ist, dann interessiert uns die Anerkennung der anderen nicht mehr. Wir brauchen nicht an Mk 10,45 festzuhalten und damit zu kämpfen, weil Dienen das Ziel unseres Lebens ist. Wenn wir nicht eine so klare Haltung dazu haben, enden wir mit einem Verlustgefühl. Dann brauchen wir eine Kompensation. Wir suchen Anerkennung und Respekt. Wenn wir diese Dinge nicht erhalten, dann verlieren wir unseren Herzensfrieden. Doch Jesus kam um zu dienen. Nur um zu dienen! Und er lebte danach.

Obwohl wir vielleicht anderen dienen, haben wir trotzdem nichts, wessen wir uns rühmen könnten. Denkt an Jesus! Unser Dienst für andere ist nichts! Hast Du Vieles geopfert, um anderen zu dienen? Denke an Jesus! Jesus kann nicht mit uns verglichen werden – der heilige Gott mit sündigen Menschen. Er ist der König der Könige und der Herr der Herren. Der König lebte als ein Diener. Wieviel wir auch opfern und dienen mögen, vor ihm sind wir sprachlos. Wir haben nichts, dessen wir uns rühmen könnten vor ihm. Möge Gott uns helfen, Jesu schönes dienendes Leben zu imitieren. Obwohl wir anderen dienen, möge Gott uns helfen zu bekennen, dass wir unwürdige Diener sind.

Drittens: Jesus gab sein Leben

Sehen wir uns Vers 45 noch einmal an: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ Betrachten wir den letzten Teil dieses Verses: „sein Leben gebe“. Während Jesus Menschen diente, diente er ihnen mit dem Geist der Hingabe seines Lebens. Und am Ende ließ er sein Leben für sie. Nach der Begegnung mit Jesus, hören wir auf, nach den Dingen dieser Welt zu trachten. Wir führen ein Leben, das die geistlichen Dinge zum Ziel hat. Wir studieren die Bibel und beten. Wir laden Studenten ein und dienen ihnen. Einige von uns dienen auch als Gruppenleiter oder Gemeindeleiter. Wir machen Jünger Jesu. Wir ermutigen sie für das Reich Gottes zu leben. Unsere tägliche und wöchentliche Routine ist voller geistlichen und religiösen Aktivitäten. Auf diese Weise schleicht sich oft ein Missverständnis in uns: „Weil ich so intensiv geistliche Werke vollbringe, folge ich Jesus sehr gut nach.“ Doch wenn wir unsere inneren Motive für unseren Dienst an Studenten und Mitarbeitern prüfen, finden wir, wenn wir uns genau prüfen, nicht Jesus, sondern unsere eigenen Ambitionen darin. Obwohl wir uns selbst demütigen und anderen dienen und für das Werk Gottes hart kämpfen, erkennen wir, dass wir es für unsere Ehre und Ruf getan haben. Wir suchen eigene Errungenschaften und eigene Ehre. Statt unser Leben zu geben, erkennen wir, dass wir immer noch hart daran arbeiten, uns selbst zu retten. Wir kämpfen, nicht um unser Leben zu verlieren, sondern um es zu behalten, zu erhalten und zu verherrlichen. In gewisser Hinsicht leben wir genauso wie im alten Leben in der Welt, obwohl wir in Jesus sind.

Jesus warnte die Jünger davor, was die Herrscher der Heiden taten; sie herrschten und übten Autorität über das Volk aus. Aber herrschen nicht wir als geistliche Leiter auch über das Volk Gottes und üben Autorität über andere aus? Der Unterschied ist nur: weltliche Menschen benutzen weltliche, politische Mittel, aber wir benutzen geistliche, religiöse Mittel. Auch wenn wir behaupten, dass wir Jesu Jünger sind, leben wir in der Tat mit einem weltlichen Wertesystem. Wenn wir verärgert sind, wenn unsere eigene Meinung oder Autorität untergraben wird oder wir wütend werden, wenn unser Stolz verletzt wird, oder wir um eine höhere Position kämpfen, oder wir sind zu empfindlich, wenn es um unseren Titel und Ruhm geht. Jesus diente nicht, um sein eigenes Leben zu retten. Er kam, um sein Leben zu geben! Und er hat sein Leben für uns gegeben. Als Resultat empfingen wir eine unfassbare Gnade. Mögen wir als diejenigen, die seine Gnade empfangen haben, ein Leben führen, das nur Gott verherrlicht und unser Leben geben, wie Jesus es getan hat.

Vor diesem Wort Gottes bin ich sprachlos. Ich behaupte, dass ich ein geistlicher Hirte für die Herde Gottes bin. Doch ich bin immer bestrebt, mein Leben zu retten, anstatt es aufzugeben. Auch wenn ich die Bibel lehre, war ich mir meiner körperlichen Verfassung immer bewusst. Als ich mich müde fühlte, wurde ich so passiv und lehrte die Bibel nicht von ganzem Herzen. Ich tue Buße über meinen Mangel an Mut, Studenten und anderen Mitarbeitern zu dienen. Herr, hilf mir zu erkennen, dass ich ein immens verschuldeter Sünder bin, und zu beten, dass ich nicht darum kämpfe, mein Leben zu retten, sondern mein Leben für dein Volk zu geben.

Wie können wir dann ein solches Leben führen? Wie können wir unseren Stolz zügeln? Wie können wir unseren egoistischen Ehrgeiz aufgeben und als Sklaven aller leben? Es scheint uns unmöglich, das zu tun. Wie kann das möglich sein?

Zuerst müssen wir uns an die Gnade erinnern, die wir von Jesus, unserem Herrn, erhalten haben. Wir sollten uns nicht nur an seine Gnade erinnern, sondern sie auch jeden Tag erneuern. Durch Jesu Dienst haben wir das beste Geschenk der ganzen Welt erhalten, das wir uns je vorstellen konnten. Wir dienen nicht mehr, um mehr zu empfangen. Wir haben bereits alles erhalten! Wenn wir an die Vergebung unserer Sünden und das ewige Leben denken, das wir durch Jesus empfangen haben, ist es seltsam, sich etwas anderes in dieser Welt zu wünschen. Wenn wir das tun, dann wissen wir nicht, welche Art von Gnade wir bereits erhalten haben. Wenn wir uns an die Gnade Jesu erinnern und sie erneuern, können wir ein Leben führen, um zu dienen und unser Leben zu geben.

Zweitens müssen wir beten, damit wir in die Fußstapfen Jesu treten können. Das Gebet hat eine unglaubliche Kraft. Es ist der Kanal, über den wir die Gnade Gottes empfangen. Wenn wir beten, schenkt uns Gott alle notwendige Gnade, die uns befähigt, ein solches Leben zu führen. Gott wird uns sicherlich den Wunsch unseres Herzens geben, als Sklaven zu dienen und unser Leben für andere zu geben. Er verwandelt unseren inneren Charakter in Demut, Hingabe und Schönheit wie die von Jesus. Wie schön und herrlich ist unser Herr Jesus! Wenn wir an ihn denken, ist unser Herz erfüllt von Danksagung, Freude und Lob. Wir sind fasziniert von seiner Schönheit. Bevor wir uns freuen, weil er etwas für uns getan hat, oder bevor wir traurig sind, weil er nichts für uns getan hat, müssen wir beten, dass wir die Kostbarkeit Jesu, seine Schönheit, Majestät und Herrlichkeit erkennen. Wir müssen beten, dass unser Herz mit dem Wunsch erfüllt wird, ihn zu erkennen und in ihm gefunden zu werden. Möge Gott unseren Wunsch erfüllen, das Leben Jesu nachzuahmen und anderen zu dienen und unser Leben zu geben.

Was bedeutet es dann, anderen praktisch zu dienen? Wem sollen wir dienen? Kurz gesagt, wir sollten jedem dienen, der unsere Hilfe braucht. Unsere Brüder und Schwestern, unsere bedürftigen Nachbarn, Ehemänner und Ehefrauen, Eltern und Kinder, insbesondere Teenager und Studenten, für die wir beten. Wir sollten jedem von ihnen dienen, einer nach dem anderen, wie wir Jesus dienen. Die Gedenkstätte von Mutter Theresa befindet sich in Skopye, Mazedonien. Ich habe ihr Tagebuch dort gesehen. In ihrem Tagebuch standen diese Worte: „Jesus ist der Hilflose, dem ich helfe, der Bettler, den ich willkommen heiße, der Aussätzige, den ich wasche, der Trunkenbold, den ich führe.“ Sie sagte: „Ich habe Jesus in den Ärmsten der Armen in Kalkutta gedient.“

Zum Schluss, Jesus kam, um wie ein Sklave zu dienen und sein Leben zu geben. Durch Jesu Dienerschaft erhielten wir die Vergebung der Sünden und das ewige Leben. Wir brauchen nichts mehr. Mögen wir Jesus danken und ein Leben führen, das anderen dient, und unser Leben geben. Möge Gott uns helfen, eine verlorene Seele aufzunehmen, und ihr von ganzem Herzen zu dienen. Möge Gott uns segnen, indem wir uns demütig einander dienen, um zu einer liebenden geistlichen Gemeinschaft zu wachsen! Amen!

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