Nehemias Entschlossenheit des Glaubens (Nehemia 6,3)
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NEHEMIAS ENTSCHLOSSENHEIT DES GLAUBENS
Nehemia 6,1-19
Leitvers 6,3
„Ich aber sandte Boten zu ihnen und ließ ihnen sagen: Ich hab ein großes Werk auszurichten, ich kann nicht hinabkommen; es könnte das Werk liegen bleiben, wenn ich die Hand abtäte und zu euch hinabkäme.“
Durch die letzte Lektion haben wir kennengelernt, dass der Mauerbau auch durch innere Anfechtungen gefährdet war. Wegen der Selbstsucht einiger Vornehmen und Ratsherren der Juden drohte die geistliche Einheit des Volkes zu zerbrechen. Nehemia sah die Selbstsucht einiger Juden als unmittelbare Folge ihrer mangelnden Gottesfurcht an. Er tadelte ihr geistliches Anliegen, führte sie zur praktischen Buße und konnte so die Spaltung des Volkes verhindern und das Gefäß der Einheit und Zusammenarbeit wiederherstellen. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran, indem er auf seine eigenen Vorteile und Privilegien als Statthalter verzichtete und ein uneigennütziges, gebendes und dienendes Leben führte. Im heutigen Text lernen wir Nehemias entschlossenen Glaubenskampf inmitten weiterer Anfechtungen kennen. Aber statt durch die Angriffe des Teufels geschwächt oder entmutigt zu werden, wurde Nehemia immer stärker, so dass der Mauerbau nach nur 52 Tagen fertiggestellt werden konnte. Lasst uns heute von Nehemia lernen, mit welcher Haltung wir am Wiederaufbau der geistlichen Mauern in Deutschland und Europa teilnehmen sollen. Gott schenke uns geistliche Einsicht, so dass wir alle Anfechtungen und Versuchungen des Satans zurückweisen und Gottes mächtiges Wirken erfahren können.
1. Die Nachstellungen der Feinde (1-14)
Wo es das Werk Gottes gibt, da gibt es auch immer die verschiedensten Attacken des Satans. Es ist die Realität, dass wir als Christen in einen geistlichen Kampf verwickelt sind. Aber wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut. Unser Kampf ist nicht gegen Menschen gerichtet, sondern gegen die geistlichen Mächte der Finsternis. Satan und das Heer seiner bösen Geister wollen das Werk Gottes aufhalten bzw. zerstören. Wir brauchen uns aber nicht einschüchtern zu lassen. Denn unser Gott ist viel weiser und viel stärker als alle Mächte der Finsternis und gibt uns den Sieg. Dennoch müssen wir geistlich wachsam bleiben, damit wir die Taktik Satans durchschauen und seine Versuchungen siegreich überwinden können. Lesen wir die Verse 1 und 2: „Und als Sanballat, Tobija und Geschem, der Araber, und unsere anderen Feinde erfuhren, dass ich die Mauer gebaut hätte und keine Lücke mehr darin sei, wiewohl ich die Türen zu der Zeit noch nicht in die Tore gehängt hatte, sandten Sanballat und Geschem zu mir und ließen mir sagen: Komm und lass uns in Kefirim im Tal Ono zusammenkommen! Sie gedachten mir aber Böses anzutun.“
Die Mauer war kurz vor der Fertigstellung. Sie hatte inzwischen ihre volle Höhe erreicht und es mussten nur noch die Türen eingesetzt werden. Immer dann, wenn ein Werk Gottes vor seiner Vollendung steht, wird der Satan besonders neidisch und kommt mit heftigen Attacken. Wenn man ein Haus, wie z. B. unser Anbauwerk baut, dann ist es relativ einfach, gut und schnell anzufangen. Aber zum Ende hin kommen die feinen Arbeiten, die bis ins Detail gehen. Solche Arbeiten erfordern viel Überlegung, Sorgfalt, Geduld und auch Zeit. Da kann man dann leicht die Lust verlieren und wird ungeduldig. Man wird versucht nur schlampig und oberflächlich zu arbeiten oder wenn unerwartet Schwierigkeiten auftauchen, gibt der ein oder andere ganz auf. Viele Studenten begegnen gerade in der Schlussphase ihres Studiums dieser Anfechtung. Die Abschlussarbeit zieht sich und zieht sich und man kommt zu keinem Ende. Im Werk Gottes verhält es sich ähnlich. Als Christen brauchen wir Durchhaltevermögen, um die Aufgabe, die Gott uns anvertraut hat, bis zum Ende mit Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein erfüllen zu können. Apostel Paulus sagte am Ende seines Lebens in 2.Tim 4,7.8a: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten, hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit.“ Obwohl er auf viel Widerstand und Ablehnung stieß, gab Paulus seine Mission niemals auf, sondern kämpfte bis zum Ende. Auch wir dürfen nicht aufgeben, sondern müssen bis zum Ende kämpfen, Gottes Werk erfüllen und Gott dadurch die Ehre geben.
Worin bestand nun die erste Versuchung? Nehemia wurde von Sanballat zu einem Treffen im Tal Ono eingeladen. Es sah so aus, als ob Sanballat plötzlich einen Gesinnungswandel durchgemacht hätte und sich mit Nehemia versöhnen wollte. Aber in der Tat war seine freundschaftliche Einladung nur ein Bluff und er hatte etwas Böses im Sinn. Vielleicht wollte er Nehemia in einen Hinterhalt locken und ihn umbringen. Doch Nehemia ließ sich nicht täuschen. Er hatte geistliche Einsicht und durchschaute Sanballats böses Spiel. Worauf zielte die Versuchung ab? Es war die Versuchung der Ablenkung. Satan will uns von dem Werk Gottes ablenken, damit es liegen bleibt bzw. unsere Arbeit für Gott ineffektiv wird. Satan spricht auch zu uns: „Komm lass uns im Tal Ono zusammenkommen: Mach doch mal Pause. Du brauchst nicht so hingebungsvoll dem Werk Gottes zu dienen. Übertreib nicht, sei doch mal ein bisschen locker.“ Solche Ablenkungsmanöver appellieren in erster Linie an unsere Bequemlichkeit und unsere Begierden. Sie führen uns dazu, Kompromisse mit der Welt einzugehen und für Gott nutzlos zu werden. Wie reagierte Nehemia auf dieses Angebot? Lesen wir Vers 3: „Ich aber sandte Boten zu ihnen und ließ ihnen sagen: Ich habe ein großes Werk auszurichten, ich kann nicht hinabkommen; es könnte das Werk liegen bleiben, wenn ich meine Hand abtäte und zu euch hinabkäme.“ Nehemia erwiderte, dass er nicht kommen könnte, weil er das Werk des Mauerbaus vollenden musste. Er ließ sich nicht von seiner Mission abbringen und tat seine Hände nicht ab von dem Werk Gottes. Viermal klopfte der Feind an seine Tür und lud ihn ein. Und jedes Mal lehnte Nehemia ab. Wir sollen nicht denken, dass wenn wir die Versuchung einmal überwunden haben, dass wir dann unsere Ruhe hätten. Nein, Satan ist hartnäckig und kommt wieder und wieder und wieder. Seine Angriffe sind massiv und aufdringlich.
Was lenkt uns dann ab, das Werk Gottes zu tun? Die Ablenkung kann schon in unseren Gedanken geschehen. Wir sitzen in der Versammlung, aber unsere Gedanken sind nicht beim Wort Gottes, sondern ganz woanders. Es scheint so, als ob jemand der Botschaft aufmerksam zu hören würde, aber tatsächlich lässt er sich innerlich gehen und schläft. Wenn wir das Bibelstudium vorbereiten oder eine Stellungnahme schreiben, dann ist das Internet nur einen Mausklick weit entfernt und wir können Filme schauen, Nachrichten lesen, Spiele spielen usw. Es gibt so viele Dinge, durch die wir uns leicht vom Werk Gottes ablenken lassen: Smartphone, Essen und Trinken, Shopping gehen, Freunde und eine Riesenauswahl an Freizeitangeboten. Satan lädt uns ein, ins Tal Ono zu kommen, damit wir unsere Hand vom Werk Gottes ablassen. Die Absicht des Teufels besteht nicht unbedingt darin, dass wir alle Satanisten werden. Nein, es reicht ihm völlig aus, dass er uns von dort weglockt, wo Gott uns eigentlich hingestellt hat, so dass wir unsere kostbare Zeit mit belanglosen und unnützen Dingen vergeuden und die Arbeit im Werk des Herrn liegen bleibt. Satan flüstert uns zu, dass wir als Christen nicht zu radikal zu sein brauchen, dass wir auch im Kompromiss mit der Welt leben, die Welt genießen, den Erfolg in der Welt suchen und trotzdem Christen sein können. Satan freut sich, wenn wir uns Christen nennen, aber gleichzeitig mit unseren Händen Dinge tun, die eigentlich nicht viel mit Gottes Werk zu tun haben.
Was ist dann das Werk, das wir als Christen in dieser Welt für Gott tun sollen? Es ist das Werk des Wiederaufbaus der geistlichen Mauern, der Bau des Reiches Gottes. Und dies geschieht durch unser Gebet und unser Bibelstudium. Das Werk Gottes ist, dass wir allen Menschen das Evangelium predigen und alle Völker zu Jüngern Jesu machen sollen. Wir sehen aber, dass es viele Christen gibt, die die Einladung ins Tal Ono angenommen haben und ihre Hand vom Werk Gottes abgetan haben. Einige Kirchen bekennen sich sogar ganz öffentlich dazu, dass sie ihre Mission aufgegeben haben, allenfalls noch etwas Sozialarbeit und Politik für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen betreiben. Indem sie den Kompromiss mit dem Humanismus und Individualismus eingegangen sind, sind sie geistlich tot und einflusslos und für den geistlichen Mauerbau völlig unbrauchbar geworden.
Lesen wir nochmal den Vers 3: „Ich aber sandte Boten zu ihnen und ließ ihnen sagen: Ich habe ein großes Werk auszurichten, ich kann nicht hinabkommen; es könnte das Werk liegen bleiben, wenn ich meine Hand abtäte und zu euch hinabkäme.“ Von Nehemia lernen wir, wie wir auf die Ablenkungsmanöver Satans reagieren sollen. Wir sollen seine Einladung mit einem klaren „Nein“ ablehnen und stattdessen zu dem Werk Gottes ein entschiedenes „Ja“ sagen. Nehemia hatte eine absolute Haltung, mit der er dem Werk Gottes diente. Er war von Gott dazu berufen, die Mauern Jerusalems wieder aufzubauen und ließ sich durch nichts davon abbringen. Wenn uns frühmorgens der Wecker aus dem Schlaf weckt, sollen wir ein entschlossenes „Ja“ zur Gebetsstunde und ein entschiedenes „Nein“ zum warmem Bett sagen. Wisst ihr, was der gefährlichste Ort für einen Menschen ist? Es ist das Bett. Die meisten Menschen sterben zu Hause in ihrem eigenen Bett. Gott hat uns nicht dazu berufen, Pause zu machen, sondern am geistlichen Mauerbau eifrig mitzuwirken. Satan macht keine Pause. Darum sollen auch wir keine Pause machen. Pause können wir im Reich Gottes machen, aber nicht hier auf Erden, wo ein geistlicher Kampf tobt.
Durch die Einladung Sanballats ins Tal Ono zu kommen, wurde Nehemia auch versucht, sich von den übrigen Arbeitern an der Mauer zu entfernen. Das ist ebenfalls Satans Werk, dass er versucht, einzelne Personen aus der Gemeinde herauszulocken und zu isolieren. Satan flüstert uns zu, dass es nicht so wichtig sei, jeden Sonntag zum Gottesdienst zu kommen. Es sei nicht so wichtig, zu allen Versammlungen zu kommen. Aber Hebräer 10,25 sagt uns genau das Gegenteil, nämlich dass die enge Gemeinschaft der Christen und ihre Versammlungen sehr wichtig sind. Ein Soldat, der allein auf dem Schlachtfeld herumläuft, ist für den Feind eine leichte Beute und wird bald erledigt sein. Aber in der Formation eines Heeres, ist jeder Soldat sehr kostbar und alle zusammen können sie den Feind besiegen.
Betrachten wir die Verse 5-7: „Da sandte Sanballat zum fünften Mal seinen Diener zu mir mit einem offenen Brief in seiner Hand. Darin war geschrieben: Unter den Leuten geht das Gerücht und Geschem hat’s gesagt, dass du und die Juden abfallen wollen, dass du darum auch die Mauer baust, und du wollest ihr König werden; und du habest dir Propheten bestellt, die in Jerusalem von dir ausrufen und sagen sollen: Er ist der König in Juda! Nun, das wird vor den König kommen. So komm nun und lass uns miteinander Rat halten!“ Als die ersten vier Versuche Sanballats scheiterten, griff er zu einer neuen Strategie. Sanballat log Nehemia ins Gesicht, dass ein böses Gerücht unter allen Leuten im Umlauf sei, nämlich, dass sich Nehemia selbst zum König machen wolle. Wenn das der König hören würde, dann wäre dies für Nehemia das Ende. Kurz gesagt bezichtigte Sanballat Nehemia des Hochverrats. Hier besteht die Versuchung darin, Nehemia einschüchtern zu wollen. Furcht sollte in sein Herz kommen und ihn lähmen, das Werk Gottes weiterhin zu tun. Verleumdungen und böse Gerüchte sind darüber hinaus sehr verletzend. Nehemia hätte darauf ärgerlich reagieren und versuchen können, Sanballat durch seinen Besuch vom Gegenteil zu überzeugen. Aber Nehemia wurde weder furchtsam noch reagierte er unbeherrscht. Er erkannte, dass Satans Absicht darin bestand, sich mit den Verleumdungen und falschen Gerüchten statt mit dem Werk Gottes zu beschäftigen. Was tat Nehemia? Lesen wir die Verse 8 und 9: „Ich aber sandte zu ihm und ließ ihm sagen: Es ist nichts von dem geschehen, was du da sagst; du hast es dir in deinem Herzen ausgedacht. Denn sie alle wollten uns furchtsam machen und dachten: Sie sollen die Hand abtun vom Werk, damit es nicht fertig werde. Da stärkte ich umso mehr meine Hände.“ Nehemia vertraute völlig auf Gott. Weil er betete und eine Liebesbeziehung zu Gott hatte, konnte er hier klar zwischen Lüge und Wahrheit unterscheiden. Schließlich ließ er Sanballat mitteilen, dass er sich das Gerücht nur ausgedacht habe. Statt von Furcht und Sorge erfüllt zu werden, sich selbst zu verteidigen und mit der Widerlegung der falschen Gerüchte auseinanderzusetzen, richtete er sein Augenmerk wieder auf das Werk Gottes. Statt schwächer wurde Nehemia in der Zeit der Anfechtung noch stärker.
Wenn wir Gottes Werk dienen, werden wir auch mit bösen Gerüchten, Lügen und Verleumdungen konfrontiert. Besonders die Leiter, die an exponierter Stelle stehen, müssen solche Dinge über sich ergehen lassen. Als Missionar Peter solche Verleumdungen erfuhr, kämpfte er nicht menschlich dagegen, sondern vertraute wie Nehemia ganz auf Gott und freute sich sogar, dass er mit Christus leiden durfte. Da kümmerte sich Gott selbst um alles und schenkte ihm den Sieg des Glaubens. Wenn wir davon hören, dass wir Fanatiker seien oder einer Sekte angehören, brauchen wir weder ängstlich zu sein noch uns Sorgen zu machen. Wir können unseren Glauben aufgrund der Gnade und Wahrheit des Wortes Gottes bezeugen und für diejenigen, die ihr Leben auf den Lügen und falschen Lehren des Teufels gegründet haben, beten. „Liebt eure Feinde, und bittet für die, die euch verfolgen.“ (Mt 5,44) Statt uns selbst zu verteidigen können wir unsere Hände durch Gebet und Bibelstudium weiter stärken und am Werk Gottes für die Aufstellung von 10.000 Bibellehrern und fünf Millionen Gebetsmitarbeitern weiter entschlossen mitarbeiten.
Betrachten wir Vers 10: „Und ich kam ins Haus Schemajas, des Sohnes Delajas, des Sohnes Mehetabels, der gerade behindert war, und er sprach: Lass uns zusammenkommen im Hause Gottes, im Innern des Tempels, und die Türen des Tempels zuschließen; denn sie werden kommen, dich zu töten, in der Nacht werden sie kommen, damit sie dich töten.“ Schemaja sah wie ein guter Freund mit einem guten geistlichen Rat aus. Aber in der Tat hatte er sich von Gottes Feinden bestechen lassen. Er war nichts anderes als ein Wolf im Schafspelz. Er behauptete, dass ein Terroranschlag gegen Nehemia geplant sei und er sich deshalb im Tempel verstecken sollte. Er behauptete sogar, dass Gott ihn gesandt hätte, um Nehemia zu warnen. Aber Nehemia ging nicht auf seinen Vorschlag ein. Satans Versuchung besteht hier vor allem darin, dass Nehemia an sich selbst, an seine eigene Sicherheit und sein eigenes Überleben denken sollte. Wie reagierte Nehemia? Lesen wir Vers 11: „Ich aber sprach: Sollte ein Mann wie ich fliehen? Sollte ein Mann wie ich in den Tempel gehen, um am Leben zu bleiben? Ich will nicht hineingehen.“ Laut Vers 13 hatte Nehemia Satans Taktik durchschaut, dass er sich aus Furcht um sein Leben verfehlen sollte. Denn es war vom Gesetz des Mose her verboten gewesen, dass sich jemand anderes als der Priester im Innersten des Tempels aufhalten durfte. Weil aber Nehemia fest im Wort Gottes verwurzelt war, besaß er geistliches Urteilsvermögen und konnte den vermeintlich guten Rat als eine Falle und den vermeintlich hilfsbereiten, guten Freund Gottes als einen falschen Propheten entlarven.
Wir erkennen hier, dass Nehemia ein Mann war, der nicht an sich selbst, sondern zuerst an das Werk Gottes dachte. Aus dem Vertrauen auf Gott handelte er entschlossen und führte die ihm von Gott aufgetragene Mission treu bis zum Ende aus. Wir kennen Dietrich Bonhoeffer, der auch diese Versuchung überwand und aus den USA in das vom Krieg heimgesuchte Deutschland zurückkehrte, um mit den Deutschen zu sein und ihnen mit dem Wort Gottes zu dienen. Wir erinnern uns an Missionar Peter Kim, der nicht an sich selbst dachte und sich kurz nach der Atomreaktorkatastrophe in Tschernobyl entschied, als Missionar nach Kiew zu gehen, um dort dem Werk Gottes unter den Studenten zu dienen. Hätte Martin Luther an sich selbst gedacht, hätte er nicht die 95 Thesen an die Schlosskirche schlagen und die damaligen Lehren der Kirche als Irrlehren bloßstellen können. Aber er war entschlossen, diesen Kampf der geistlichen Erneuerung trotz der Gefahr, dass man ihn hinrichten würde, bis zum Ende zu kämpfen. Auch jeder von uns ist dazu berufen, wie Martin Luther, Dietrich Bonhoeffer oder Nehemia selbstlos und mutig durch die Campusmission die geistlichen Mauern in Deutschland und Europa wieder aufzubauen.
2. Die Vollendung des Mauerbaus (15-19)
Betrachten wir Vers 15: „Und die Mauer wurde am fünfundzwanzigsten Tage des Monats Elul in zweiundfünfzig Tagen fertig.“ Dieser Vers lehrt uns, dass der Mauerbau in nur 52 Tagen abgeschlossen und vollendet wurde. Die Mauern in Jerusalem wieder aufzubauen war menschlich gesehen eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Die Mauern waren völlig zerstört gewesen und Jerusalem hatte wüst dagelegen. Das Volk war niedergeschlagen, mutlos und gelähmt, irgendetwas zu tun. Sie waren geistlich orientierungslos und litten innerlich unter Selbstsucht und mangelnder Gottesfurcht. Ihre Feinde waren aggressiv und allgegenwärtig und demütigten und entmutigten sie endlos. Niemand besaß die Qualifikation dazu, befestigte Stadtmauern zu bauen. Es waren Priester, Töchter, Salbenbereiter und Kunstschmiede, die diese Mauern mit aufbauen sollten. Und doch gelang dieses Werk. Wie war dieses Werk möglich geworden? Vers 16 sagt, dass es Gottes Werk war: „Und als alle unsere Feinde das hörten, fürchteten sich alle Völker, die um uns her wohnten, und der Mut entfiel ihnen; denn sie merkten, dass dies Werk von Gott war.“
Als ein Mann, Nehemia, Buße tat, zu Gott betete und durch den Glauben mutig und entschlossen das Werk des Wiederaufbaus zusammen mit den anderen zurückgekehrten Juden in die Hand nahm, wirkte Gott durch sie das Wunder, dass in solch einer kurzen Zeit die Stadtmauern von Jerusalem wieder aufgebaut wurden. Sogar die Feinde Gottes erkannten, dass hier Gott seine Hand im Spiel hatte. Alle umliegenden Völker fürchteten sich und ihnen entfiel der Mut, weil sie wussten, dass es das Werk Gottes war. Dies gibt uns Hoffnung, dass die geistlichen Mauern in Deutschland mit der Hilfe Gottes auch in kurzer Zeit doch wiederhergestellt werden können. Es gibt in unserem Land eine lange Geschichte des Christentums, angefangen mit Bonifazius vor ca. 1200 Jahren. Wir haben das Glaubenserbe von zahlreichen Helden des Glaubens wie Luther, Francke, Zinzendorf oder Bonhoeffer empfangen. Doch mittlerweile ist dieses geistliche Erbe nahezu in Vergessenheit geraten und der Geist des Humanismus und Relativismus beherrscht die Gegenwart. Aber Gott hat Hoffnung, unser Volk und unser Land durch unseren gemeinsamen geistlichen Kampf zu erneuern. Jeder ist wichtig, unsere Kinder, unsere Neue Generation, unsere Hirten und Missionare. Lasst uns mit klarer Entschlossenheit den geistlichen Kampf durch das Frühgebet und das Bibelstudium mutig kämpfen, so dass durch uns die geistlichen Mauern, der Glaube an Jesus und an das lebendige Wort Gottes, wieder aufgebaut werden.
Betrachten wir die Verse 17-19. Die Mauer war vollendet. Aber hörten die Angriffe des Satans auf? Nein, sie gingen weiter. Durch politische Ränke versuchten die Feinde Gottes Einfluss zu bekommen. Untreu gewordene Juden ließen sich vom Satan gebrauchen, um Nehemia zu schwächen. Unser geistlicher Kampf geht weiter, auch wenn ein Werk Gottes vollendet worden ist. Unser Urlaub beginnt erst im Himmel und nicht schon in dieser Welt.
In der heutigen Lektion haben wir Nehemias Haltung inmitten der zahlreichen, heftigen und listigen Anfechtungen Satans kennengelernt. Nehemia war entschlossen, seine Hände nicht vom Werk abzulassen und seine Mission gewissenhaft und treu bis zum Ende zu erfüllen. Als er betete und auf Gott vertraute, schenkte Gott ihm die nötige geistliche Unterscheidungskraft, um alle Anfechtungen Satans zurückzuweisen und Gottes Werk bis zum Ende zu tun. Gott helfe uns, uns weder vom Werk Gottes ablenken zu lassen noch uns durch Unwahrheiten und Verleumdungen von Furcht lähmen zu lassen noch uns durch falsche Propheten dazu verführen zu lassen, an uns selbst zu denken. Lasst uns jeden Tag ein entschlossenes, klares „Ja“ zum Mauerbau sagen. Lasst uns die Hände nicht vom Werk Gottes abtun, bis dass wir unsere Aufgabe erfüllt haben, bis Gott durch uns Deutschland in eine Hirtennation und Europa in einen Missionare aussendenden Kontinent verändert hat.