Marias Lobgesang (Lk 1,46.47)

MARIAS LOBGESANG

Lukas 1,39-56

Leitverse 1,46.47

„Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes.“

Wir danken dem Herrn für seine Immanuelsgnade, mit der er in diesem zu Ende gehenden Jahr treu mit uns und mit unserem Volk gewesen ist. Möge Gott jeden von euch segnen, von Gottes Immanuelsgnade ergriffen zu sein, um in dieser Adventszeit allen Arten der Hoffnungsträger mit der frohen Weihnachtsbotschaft zu dienen, so dass wir unseren kommenden Weihnachtsgottesdienst gut vorbereiten und Jesu Geburt gemeinsam mit 500 Bibellehrern feiern dürfen.

Heute möchten wir Marias Lobgesang, auch Marias Magnifikat genannt, studieren. Zahlreiche Künstler wurden durch Marias Magnifikat inspiriert und bearbeiteten diesen Lobgesang vokal, instrumental und auch bildlich. Martin Luther regte an, es auf dem 9. Psalmton zu singen. Für die evangelische Kirche bestimmte er: „Es ist billig, dass man dies Lied noch lasse bleiben in der Kirche!“, obwohl er sonst marianische Frömmigkeit begrenzt wissen wollte. Warum ist Marias Lobgesang dann so wichtig? Warum wollten so viele in diesen Lobgesang einstimmen? Weil sie wie Maria Gottes Gnade erfahren hatten und sich entschieden, ihr Leben für Gott hinzugeben und Gott von Herzensgrund zu loben. Lasst uns durch Marias Lobgesang, tief erkennen, wer unser Gott ist und welchen Platz Gott in seiner Geschichte für jeden von uns hat.

1. Maria besucht Elisabeth (39-45)

Die vorhergehenden Verse 30-33 berichten darüber, wie ein Engel Gottes die Jungfrau Maria besuchte und zu ihr sprach: „Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.“ Aufgrund dieser Worte traf Maria eine Entscheidung des Glaubens (38): „Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast“. Marias Entscheidung, die Mutter des verheißenen Messias zu werden, machte ihr Leben plötzlich kompliziert. Statt eine gewöhnliche Familie zu gründen, war es Gottes souveräner Wille, dass sie noch vor ihrer Heirat vom Heiligen Geist schwanger werden sollte. Marias Entscheidung für die Gnade Gottes war somit auch eine Entscheidung, die den damaligen gesellschaftlichen Traditionen, Satzungen und Gesetzen ganz entgegenstand.

Anders gesagt musste Maria damit rechnen, als eine skandalöse Frau angesehen und das Gesprächsthema Nummer 1 zu werden. Was hätte Maria von ihrem Verlobten, Josef, erwarten können? Wer könnte es ihm verwehren, die Verlobung unter solchen Umständen aufzukündigen? Schlimmstenfalls musste Maria sogar damit rechnen, wegen Ehebruch verklagt und gar gesteinigt zu werden. Je mehr Maria über ihre Situation und über die Konsequenzen ihrer Entscheidung nachdachte, um so mehr musste sie in seelische Not und in die Anfechtung des Satans geraten sein. Wie verhielt sich Maria in dieser Lage?

Betrachten wir die Verse 39.40: „Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth.“ Maria handelte nicht nach ihrem Gefühl oder Gutdünken. Sie suchte auch kein menschliches Mitleid oder Verständnis bei Josef. Vielmehr kämpfte sie geistlich, indem sie sich aufmachte, um ihre Verwandte, Elisabeth, eine Frau des Glaubens, zu treffen und von ihr geistlichen Rat und geistliche Ermutigung zu bekommen.

Elisabeth zu treffen war bestimmt nicht einfach. Es gab keine bequeme Bus- oder Bahnverbindung dorthin. Es gab auch keine Seilbahn hinauf in das jüdische Bergland. Wie konnte eine schwangere Frau, ganz alleine den langen, steinigen und gefährlichen Weg bis in das Gebirge von Juda zurücklegen? Unterwegs mussten viele Zweifel in ihr aufgestiegen sein, ob es wohl richtig sei, Elisabeth zu besuchen? Würde sie überhaupt ein offenes Ohr bei ihr finden? Von Maria lernen wir aber, dass sie in dieser Krisenzeit auf das Wort Gottes vertraute. Sie kämpfte geistlich, alle Anfechtungen des Satans und alle Hindernisse zu überwinden und auf die Hilfe und den Beistand des allmächtigen Gottes zu vertrauen. Ohne Glauben an Gott konnte Maria diese beschwerliche Reise nicht auf sich nehmen. Wie großartig ist Marias geistlicher Kampf in der Krisensituation!

Auch in unserem Glaubensleben gibt es Krisenzeiten, d.h. Zeiten der Anfechtungen und der persönlichen Not. Dann ist es leicht, dass wir auf die Stimme des Satans hören, der uns einredet: „Siehst du, das Glaubensleben ist zu kostspielig“ oder: „Siehst du, du kannst Glaubensleben plus Studium oder Glaubensleben plus Beruf oder Glaubensleben plus Kindererziehung nicht schaffen.“ Dann ist es leicht, dass wir uns den menschlichen Gedanken hingeben und unser Glaubensleben beinahe „an den Nagel“ hängen. Lasst uns von Maria lernen, im entscheidenden Moment am Wort Gottes festzuhalten, dann können gerade Zeiten der Anfechtung und der Krise, Zeiten sein, in denen wir in der Liebesbeziehung zu Jesus wachsen und unser Glaube geläutert und gefestigt wird.

Was begab sich, als Maria in das Haus des Zacharias kam und Elisabeth begegnete? Sehen wir uns Vers 41 an: „Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heilligen Geist erfüllt.“ Etwas Ungewöhnliches geschah: der kleine, noch im Mutterleib von Elisabeth befindliche Johannes der Täufer begann vor Freude zu hüpfen und zu springen, als Maria in das Haus gekommen war. Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt und fing an, Maria laut zu preisen und zu ermutigen. Sehen wir uns die Verse 42.43 an: „und rief laut und sprach: Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes! Und wie geschieht mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ Elisabeth lobte laut die Gnade Gottes, dass er Maria als Mutter des Messias auserwählt hatte. Obwohl sie die Ältere war, demütigte sie sich vor Maria und sprach sie als die Mutter ihres Herrn an.

Sie spendete Maria kein menschliches Mitleid, sondern sah sie mit geistlichen Augen und ermutigte sie, dass Maria eine selige Frau sei, die von Gott großartig gesegnet worden war und nun unter allen Frauen zu preisen sei. Hier sehen wir, dass Elisabeth klare geistliche Einsicht für die Geschichte Gottes hatte. Sie kannte ihre Stellung vor Gott, dass nämlich Gott durch ihren Leib Johannes den Täufer als Wegbereiter des Messias in die Welt senden würde. Sie erkannte auch, dass Maria von Gott auserwählt worden war, die Mutter Jesu, des verheißenen Retters zu werden.

Sehen wir uns die Verse 44.45 an: „Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. Und selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.“ Selig bist du, Hirte Christoph, der du Genesis 12,2 geglaubt hast. Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.

Elisabeth war eine geistliche Ermutigerin. Statt wegen ihrer eigenen Lage auf sich selbst zu schauen, gab sie Zeit und Herz hin, um Maria geistlich zu dienen und sie zu ermutigen und auch ihre Position in der Geschichte Gottes zu erkennen. Wie können auch wir andere geistlich ermutigen? Indem wir wie Elisabeth mit der Verheißung Gottes für sie beten und die jungen Menschen mit den geistlichen Augen betrachten.

2. Meine Seele erhebt den Herrn (46-56)

Marias Lobgesang lässt sich in vier Teile gliedern. Zuerst bringt Maria ihre Ergriffenheit zum Ausdruck (46-48a), dann lobt sie die große Gnade Gottes an ihrem Leben (48b-50), Gottes souveräne Herrschaft über die ganze Welt (51-53) und Gott, der seine Verheißung an Israel treu erfüllt hat (54.55).

Als Maria Gottes Werk im Leben von Elisabeth gesehen hatte, war sie sich völlig sicher, dass die Hand Gottes auch auf ihr ruhte und dass sie eine der gesegnetesten Frauen in der Geschichte der ganzen Welt war. Maria war außer sich vor Freude. Sie pries und lobte Gott. Als Maria dem Willen Gottes gehorchte, gab er ihr nicht nur eine schwierige Mission, sondern Gott offenbarte sich ihr selbst. Der Heilige Geist erfüllte ihr Herz und das Licht Gottes erleuchtete sie. All ihre menschlichen und berechnenden Gedanken verschwanden aus ihrem Herzen und sie konnte Gott ein Loblied singen. Sehen wir uns die Verse 46.47 an: „Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes.“ Als Maria darüber nachdachte, welch hohe Berufung und großartige Mission ihr von Gott geschenkt worden war, ließ Gott sie auch erkennen, dass ihre Schwangerschaft kein Schicksal, keine Last und keine Mühsal war. Sie erkannte, wie überreich der lebendige Gott ihr unbedeutendes Leben gesegnet hatte.

Maria bekannte als den Grund ihrer Freude, die kommende Geburt ihres Heilandes. Es ist auch für uns wichtig, den wahren Grund der Freude zu wissen. Die kurzfristige und vergängliche Freude dieser Welt ist keine wahre Freude. Weil in unserer Zeit das Evangelium oft verleugnet und relativiert wird, leben viele Menschen gottlos. Die Folge aber der Gottlosigkeit ist tragisch: viele zerbrochene Familien und Beziehungskrisen; steigende Selbstmordraten; Leistungsdruck und Machstreben.

Viele junge Menschen leiden unter Furcht und Sorgen. Die Landeskliniken sind überfüllt an Psychopatienten. Auf dem Weg zu meiner Arbeit komme ich an der Bonner Landesklinik vorbei. Jedesmal bin ich bewegt und erschüttert, wenn ich sehe, dass es dort ein großes Gebäude gibt, in dem ausschließlich Kinder und Jugendliche untergebracht sind und sich noch ein weiteres Gebäude im Bau befindet. Eigentlich sind junge Menschen die Hoffnung und Zukunft einer Nation. Aber wegen der Orientierungslosigkeit gibt es so viele junge Menschen, die innerlich leer, verzweifelt und verrückt geworden sind.

Möge Gott uns in dieser Advents- und Weihnachtszeit segnen, Jesus erneut persönlich zu begegnen und uns gebrauchen, Jesus als den Grund unserer wahren Freude zu bezeugen, so dass die jungen Menschen in dieser postmodernen Generation geistlich ermutigt werden, welch eine herrliche Mission Gott für ihr Leben hat und eine Entscheidung für die Gnade Gottes treffen können.

Sehen wir uns Vers 48 an: „… denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.“ Maria war ein ganz gewöhnliches Mädchen vom Lande. Aber nun bekam sie Gewissheit, dass sie wegen des großen Segens Gottes die Seligste unter allen Frauen war und dass alle ihre Nachkommen sie glückselig preisen würden. Hast du solche Zuversicht und solche Freude? Maria dachte daran, dass sie eigentlich nur niedrig und unbedeutend vor Gott war. Ihr Traum war es gewesen, eine gute Ehefrau für Josef zu werden, indem sie für ihn leckeres Essen kochen, die Wohnung schön herrichten und irgendwann einige Kinder gut erziehen würde. Aber der lebendige Gott hatte in ihr Leben eingegriffen und wollte sie nun als die Mutter des Messias gebrauchen. Maria wurde es immer mehr bewusst: „Gott hat sich mir zugewendet, obwohl ich nur seine unbedeutende Dienerin bin. Seht doch: Von jetzt an werden alle Menschen erkennen, welches göttliche Glück mir zuteilgeworden ist. Denn Gott, der mächtig ist, handelt wunderbar an mir. Sein Name ist heilig.“

Wie groß ist dieser Gott, der Hft. Tony in seiner Niedrigkeit berufen und von Ostdeutschland bis nach Bonn geführt hat, um ihn als einen geistlichen Leiter aufzustellen. Wie groß ist unser Gott, der seine Hoffnung auf Hft. Olaf und Hft. Jonas gesetzt und sie für sein Werk der Campusmission berufen hat und gebrauchen will. Wie großartig ist es, dass Gott auch jeden von uns so kostbar, einflussreich und fruchtvoll für seinen Willen und für sein Ziel, ja für die geistliche Erweckung in Europa gebrauchen möchte.

Sehen wir uns die Verse 49.50 an: „Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist. Und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten.“ Gott ist mächtig und heilig und er hat große Dinge getan – an unserem Leben, auch an unserem Volk und an seinem Werk. In diesem Jahr durften wir das 30 Jubiläum unserer Gemeinde in Bonn feiern. 30 Jahre lang hat Gott ein großes Werk getan und die Gebete, den Glauben und die Hingabe seiner Knechte überreich gesegnet. Er hat uns als ein geistliches Hauptquartier für die Deutschland- und Europa-Mission aufgestellt. Er hat seine Hoffnung offenbart, durch uns die 360 Hochschulen in Deutschland, sogar alle 1700 Unis in Europa durch jeweils eine Hausgemeinde zu pionieren. Gott hat wirklich große Dinge getan und er möchte noch Größeres tun, nämlich Europa als Missionare sendenden Kontinent aufstellen und durch uns das Evangelium unter allen Völkern bis hin nach Nordkorea, nach China und in alle moslemischen Länder verkündigen.

Betrachten wir die Verse 51-53: „Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.“ Hier lobt Maria Gott, der seinen starken Arm erhebt und alle Überheblichen hinwegfegt. Gott stürzt die Machthaber vom Thron und hebt die Unbedeutenden empor. Sogar füllt Gott den Hungernden die Hände mit guten Gaben, während er die Reichen mit leeren Händen fortschickt.

„Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf, wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.“ (54.55) Maria ist von der Treue Gottes überwältigt. Das Volk Israel war Gott gegenüber untreu geworden. Gott brauchte seine Verheißung gegenüber solch untreuen Menschen eigentlich nicht zu erfüllen. Aber dennoch hielt er seine Verheißung an seinem Volk treu, indem er den Bund seiner Verheißung erfüllte und Jesus, als den Messias in die Welt sandte. In Jesus erfüllte Gott seine Verheißung an Abraham, durch ihn und seine Nachkommen alle Geschlechter auf Erden zu segnen.

Als Maria erkannte, wer Gott ist und welche herrliche Mission Gott für ihr Leben hat, konnte sie eine klare Entscheidung für die Mission Gottes treffen und einen Gott erhebenden Lobgesang anstimmen. Lasst uns geistliche Ermutiger für die jungen Menschen am Campus sein, indem wir 500 Bibellehrer einladen und mit ihnen in zwei Wochen gemeinsam einen historischen Weihnachtsgottesdienst feiern können.

Lesen wir die beiden Leitverse 46.47 noch einmal gemeinsam: „Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes.“

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