Lektion 23: Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen (Mt 12,20)

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DAS GEKNICKTE ROHR WIRD ER NICHT ZERBRECHEN

Matthäus 12,1-21
Leitvers 12,20

„Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis er das Recht hinausführt zum Sieg.“

Wir danken Gott, dass er unsere vergangene Herbstbibelkonferenz durch sein lebendiges Wort reichlich gesegnet und uns insbesondere geholfen hat, unsere geistliche Identität in Christus zu erneuern. Wegen unserer Sünden waren wir geistlich tot, aber wir sind durch das Werk der einsei-tigen Gnade Gottes geistlich lebendig gemacht worden. Nun sind wir im Himmel mit Christus ein-gesetzt worden und sind dazu bestimmt, die guten Werke in Christus Jesus zu tun. Gott helfe uns, mit unserer neuen geistlichen Identität in Christus täglich zu leben, indem wir aktiv gegen die Strömung des Relativismus schwimmen und als Bibellehrer und Hirten unser neues Leben für die Rettung und das Heil der jungen Menschen einsetzen.

In der letzten Lektion lernten wir kennen, dass wir, die wir mühselig und beladen sind, Jesu Einla-dung annehmen sollen. Wir dürfen mit unserer Sünde zu Jesus kommen, wie wir sind, und dürfen durch die Buße die Vergebung unserer Sünden und ewiges Leben empfangen. Wir sollen aber auch Jesu Joch, das Kreuz der Mission auf uns nehmen, weil uns dies wahre Ruhe und Erquickung schenkt. Viele Menschen wollen gerne ihre Ruhe haben, besonders nach Feierabend oder am Wochenende. Darum gibt es viele, die am Wochenende lang ausschlafen oder einen Ausflug unternehmen wollen. Aber die körperliche Erholung allein schenkt uns keine wahre Ruhe, solange die Seele nicht in Jesus ruht und man immer noch unter der Herrschaft seines Egos ein bedeu-tungsloses Leben in Selbstbeschäftigung führt. Wir müssen das Joch Jesu auf uns nehmen und von Jesus demütig lernen. Dann können wir wahre Ruhe für unsere Seele haben.

Durch den heutigen Text lernen wir Jesu Charakter und Gottes Herz tiefgehend kennen. Gott will nicht, dass wir gesetzliche oder selbstgerechte Menschen wie die Pharisäer werden. Er will, dass wir sein Herz verstehen und seine Barmherzigkeit anziehen, damit wir uns als gute Hirten wie unser Herr Jesus um die Menschen, die wie geknickte Rohre und wie glimmende Dochte sind, kümmern und sie zum neuen Leben in Christus führen.

1. Jesus verteidigte seine Jünger (1-8)

Betrachten wir die Verse 1 und 2: „Zu der Zeit ging Jesus durch ein Kornfeld am Sabbat; und seine Jünger waren hungrig und fingen an, Ähren auszuraufen und zu essen. Als das die Pharisäer sa-hen, sprachen sie zu ihm: Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat nicht erlaubt ist.“ Eine Eigen-schaft der Jünger Jesu war, dass sie allezeit einen Bärenhunger hatten. Ansonsten waren sie auch immer ziemlich schläfrig. Sie waren auch meisterhaft darin zu schnarchen. Denn nachdem sie mit Jesus viel umhergezogen waren, wurden sie immer sehr schnell müde und schliefen tief und fest. Eines Tages nun ging Jesus mit seinen Jüngern durch die Felder. Wahrscheinlich waren sie auf dem Weg zu einer Synagoge, denn es war Sabbat. Sie hatten sich aber für diesen Tag keine But-terbrote mitgenommen. So verging die Zeit und schließlich war es schon nach 1 Uhr Mittag. Da fingen die Mägen der Jünger an zu knurren. Petrus Magen knurrte zuerst und am lautesten. Da-nach knurrte der Magen von Philippus, etwas ruhiger als der von Petrus, aber dafür im Ton etwas schärfer und bestimmender. Dann knurrte der Magen von Matthäus mit einem besonders unver-schämt klingenden, dumpfen Getöse. Und schließlich knurrte auch der Magen von Bartholomäus, ganz anständig und fast nicht zu hören. Als das Hungergefühl in den Jüngern hochkam, erblickten sie plötzlich vor sich einige reife Weizenfelder. Ohne zu zögern fingen die Jünger an, Ähren auszu-raufen und stopften die Körner gierig in ihren Mund. Schon nach kurzer Zeit sah das Kornfeld so aus, als ob man eine Herde von Rindern hindurch getrieben hätte. Die Pharisäer, die bestimmt nicht ganz zufällig in der Nähe gewesen waren, hatten Jesus und seine Jünger genau beobachtet. Schließlich preschten sie hervor und sprachen: „Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat nicht er-laubt ist.“

Die Pharisäer betrachteten das, was Jesu Jünger da taten, als gesetzeswidrig, und zwar in dreifa-cher Hinsicht. Erstens brachen sie das Sabbatgebot. 2. Mose 4,21 sagt: „Sechs Tage sollst du ar-beiten; am siebenten Tage sollst du ruhen, auch in der Zeit des Pflügens und des Erntens.“ Am Sabbat war es den Israeliten verboten, irgendeine Arbeit zu tun. Die Pharisäer aber betrachteten das Abpflücken von Ähren, das Reiben in den Händen und das Essen der Körner als einen Ar-beitsvorgang. Zweitens pflückten die Jünger Ähren, die ihnen gar nicht gehörten. Es war das Feld, das irgendeinem fremden Bauern gehörte. Zwar hatten die Jünger keine Sichel zur Hand genom-men, aber dennoch hatten sie in ihrer Gier, ihre Mägen zu füllen, eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Und drittens waren die Jünger zwar Jesu Jünger gewesen, aber ihr Benehmen ließ doch sehr zu wünschen übrig. Ihr Verhalten glich eher dem von ungezogenen Lümmeln als von disziplinierten, geistlich gesinnten Jüngern. Normalerweise trauten sich die Pharisäer nicht, Jesus direkt etwas ins Gesicht zu sagen. Aber diesmal schauten sie ihm mit stechenden Blicken in die Augen und zeigten mit ihren langen Zeigefingern auf Jesus; und sie tadelten ihn: „Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat nicht erlaubt ist.“ Genauso wie für die Israeliten der Verzehr von Schweinefleisch durch das Gesetz streng verboten war, so war auch die Arbeit am Sabbat ein Verstoß gegen das Gesetz, der geahndet werden musste. Nicht nur Jesu Jünger, sondern die meisten jungen Leute können das Gefühl des Hungers nur schwer kontrollieren. Sobald sie etwas hungrig werden, rufen sie: „Hunger, Hunger, Hunger!“ Junge Leute wollen immer viel essen, egal ob es gerade Werktag oder Ruhetag ist, egal ob es Tag oder Nacht ist. Junge Leute wollen auch viel spielen und wollen dieses und jenes und alles ausprobieren.

Jesus wusste, dass seine Jünger das Sabbatgebot gebrochen hatten. Ihm war auch klar, dass er eigentlich nichts sagen konnte, um seine Jünger zu verteidigen. Jesus hätte den Pharisäern ant-worten können: „Entschuldigung, es tut mir Leid, aber meine Jünger sind eben noch jung. Na ja, sie waren hungrig und haben einen Fehler begangen.“ Aber Jesus entschuldigte sich nicht für das Fehlverhalten seiner Jünger. Vielmehr tadelte er sogar die Pharisäer. Jesus erzählte ihnen eine Begebenheit aus dem Leben Davids. Einst musste David vor dem König Saul fliehen, weil ihn die-ser aus Neid töten wollte. David hatte auf seiner Flucht nichts mitgenommen und war sehr hungrig gewesen. Also ging er zu dem Priester Ahimelech in Nob. Ahimelech bemerkte, dass David in gro-ßer Not war, als dieser nach etwas Essbarem fragte. Ahimelech hatte zu jener Zeit selbst gerade keine Vorräte in seiner Speisekammer. Da nun David in großer Eile war, gab ihm Ahimelech die heiligen Schaubrote, die auf dem Altar lagen und die eigentlich niemand außer den Priestern essen durfte. Damals war David auch völlig unbewaffnet. Der Priester Ahimelech aber gab ihm das Schwert Goliats, welches David einst in seinem Zweikampf dem Goliath abgenommen hatte. Zu jener Zeit war es für einen Priester undenkbar, einem gewöhnlichen Menschen die heiligen Schaubrote zu essen zu geben. Es war ein klarer Verstoß gegen die strenge Tradition und gegen das Gesetz. Der Priester Ahimelech aber hatte keine Bedenken, David die Schaubrote zu geben und ihm zu seiner Sicherheit das Schwert Goliaths mitzugeben. Wie konnte Ahimelech dies tun? Ahimelech hielt es für wichtiger, David gegenüber seine Barmherzig zu erweisen, statt ihn in dieser Lage mit der Einhaltung von Gesetzen zu konfrontieren. Ahimelech liebte David und ehrte ihn als einen Diener Gottes, als den obersten Heerführer der Armee des Königs. Wenn Ahimelech gedacht hätte, dass er das Gesetz Gottes übertreten würde, hätte er all dies nicht getan. Aber er dachte, dass Barmherzigkeit besser ist als das strikte Einhalten der Gesetze.

Mit dieser Geschichte verteidigte Jesus seine Jünger. Im Gegensatz zu den Pharisäern kannte Je-sus Gottes Herz sehr genau, nämlich dass Gott Gefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer hat. Betrachten wir Vers 7: „ Wenn ihr aber wüsstet, was das heißt: ‚Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer‘, dann hättet ihr die Unschuldigen nicht verdammt.“ Hier lernen wir von Jesus, dass wir unsere Hoffnungsträger mit der Liebe und Barmherzigkeit Gottes unter al-len Umständen verteidigen müssen. Wir müssen sie trotz ihrer Fehler und Schwächen mit der Liebe Gottes umarmen. Wir müssen ihre hungrige Situation verstehen. Wir müssen ihre Schwierigkeiten bei den Hausaufgaben verstehen. Wir müssen ihren Familienhintergrund kennen. Wir müssen die traurigen Geschichten, die sie erlebt und die ihre Herzen verletzt und verwundet haben, kennen und verstehen. Wir müssen uns gut um sie kümmern, indem wir uns in ihre verzweifelte Situation hineinversetzen und sie mit dem Wort Gottes und Gebet geistlich ermutigen und erbauen. Es gibt zwei Möglichkeiten, einen Menschen zu betrachten. Die erste besteht darin, jemanden vom Gesichtspunkt des Gesetzes aus zu betrachten. Aber die Folge davon ist, dass man diesen Men-schen zuerst beurteilen und dann verurteilen und verdammen wird. Die andere Möglichkeit ist die, jemanden zu verteidigen und ihn mit der Liebe Gottes zu umarmen. Die hässlichsten Menschen, die es in der Welt gibt, sind diejenigen, die ständig auf die Fehler und Schwachheiten der anderen schauen, sie kritisieren, an ihnen herumnörgeln und sie vom Gesetz her beurteilen, bedrohen und schließlich verdammen. Wunderbare Menschen hingegen sind jene, die die gebrochenen Herzen der anderen verstehen, die sich ihrer annehmen und sie trotz ihrer Fehler und Schwächen mit der Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus lieben und wenn nötig auch verteidigen.

Es bewegt unser Herz, wenn wir sehen wie Jesus seine undisziplinierten, Ähren ausraufenden und schmatzenden Jünger vor den erbosten Pharisäern verteidigte. Die Welt ist voller böser Dinge und böser Menschen. Wir leben mitten unter bösen Menschen. Aber wir sind auserwählte Leute Gottes. Wir sind dazu auserwählt, um andere mit der Barmherzigkeit Gottes zu umarmen, so wie es auch Jesus mit seinen Jüngern getan hatte. Auch dann, wenn wir jemanden zurechtweisen müssen, sollen wir dies nicht mit dem verurteilenden Herzen, sondern aus der Liebe und mit der Hoffnung Gottes im Herzen tun.

2. Jesus heilte einen Mann mit einer verdorrten Hand am Sabbat (9-21)

Betrachten wir die Verse 9-10: „Und er ging von dort weiter und kam in ihre Synagoge. Und siehe, da war ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand. Und sie fragten ihn und sprachen: Ist‘ s erlaubt, am Sabbat zu heilen?, damit sie ihn verklagen könnten.“ Lasst uns für einen Moment über den Mann mit der verdorrten Hand nachdenken. Hände sind das Symbol menschlicher Arbeit. Gott gab uns zwei Hände, damit wir damit hart arbeiten sollen. Nachdem der zweiten Weltkrieg Deutschland in Schutt und Asche gelegt hatte, waren es die Hände der Trümmerfrauen, die den Anfang mach-ten, um das Land wiederaufzubauen. Der Chirurg Ben Carson gebraucht seine Hände, um siame-sische Zwillinge zu trennen. Mit seinen Händen kann ein Mensch ganz toll Klavier, Geige, Flöte, Trompete oder Gitarre spielen und dadurch Gott loben und preisen. Unsere Missionare der zweiten Generation gebrauchen ihre Hände, um uns jede Woche mit ihrem wunderbaren Orchester zu begleiten. In der Vergangenheit schrieben die Menschen wunderbare Gedichte und waren mit ihren Händen schöpferisch im Bauen und Werken. Stellt euch vor, Gott hätte uns keine Hände gegeben. Was könnten man ohne Hände noch tun? Dieser Mann, von dem in diesem Abschnitt die Rede ist, arbeitete jede Nacht hart mit seinen Händen. Er baute herrliche Gebäude, er gewann Boxkämpfe und belegte sogar den ersten Platz beim Triathlon, – jedoch alles nur in seinen Träumen. Tagsüber war er mit seiner verdorrten Hand jemand, den andere bemitleideten oder sogar verachteten. Als er einmal von einem unverschämten Halbstarken links und rechts auf die Backe geschlagen worden war, konnte er nur einmal zurückschlagen. Wegen seiner verdorrten Hand konnte er noch nicht einmal davon träumen, jemals heiraten zu können.

Die Pharisäer wussten, dass Jesus die verdorrte Hand dieses Mannes heilen wollte. Es war aber der Sabbattag. Weil sie eine Anklage gegen Jesus suchten, fragten sie ihn heuchlerisch: „Ist‘ s er-laubt, am Sabbat zu heilen?“ Wie schön wäre es gewesen, wenn sie, die sie Gottes auserwählte Diener waren, zu Jesus gesagt hätten: „Meister, bitte heile doch die verdorrte Hand dieses Men-schen, damit er noch vor dem Passafest heiraten und eine gesegnete Hausgemeinde gründen kann.“ Aber sie hatten keine Liebe in ihrem Herzen. Vielmehr waren ihre Herzen durch ihre Ge-setzlichkeit kalt und vertrocknet geworden. Sie wollten diesen Mann sogar als einen Köder ausnut-zen, um Jesus anklagen zu können. Jesus war darüber sehr betrübt, dass ihre Herzen so kalt und voller richtender und verdammender Gedanken waren. Sie agierten politisch und waren zu Werk-zeugen des Teufels geworden. Was tat Jesus für sie? Aus seiner reinen Liebe heraus wollte er auch ihnen unbedingt helfen.

Sehen wir uns die Verse 11 und 12 an: „ Aber er sprach zu ihnen: Wer ist unter euch, der sein ein-ziges Schaf, wenn es ihm am Sabbat in eine Grube fällt, nicht ergreift und ihm heraushilft? Wie viel mehr ist nun ein Mensch als ein Schaf! Darum darf man am Sabbat Gutes tun.“ Die Pharisäer, die die religiösen Leiter jener Zeit waren, regten sich sehr über das, was Jesus gesagt hatte auf. Aber es war nicht Jesu Absicht ihren Puls auf 180 zu bringen. Vielmehr wollte er sie die Barmherzigkeit Gottes lehren. Jesus war sich des Risikos vollkommen bewusst. Dennoch war er gewillt, die ver-dorrte Hand des Mannes zu heilen. Betrachten wir den Vers 13: „Da sprach er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und sie wurde ihm wieder gesund wie die ande-re.“

Es musste für den Mann nicht so einfach gewesen sein, Jesu Worten zu gehorchen. Er musste seine Furcht vor den Pharisäern überwinden, die alles argwöhnisch beobachteten. Er musste sein Schamgefühl überwinden, seine verdorrte Hand vor allen Anwesenden zu zeigen. Vor allem musste er seine Zweifel überwinden, ob Jesus ihn tatsächlich heilen könnte. Dieser Mann aber glaubte an die Barmherzigkeit und Heilungsmacht Jesu. Und so konnte er alle Hindernisse überwinden, seine Hand ausstrecken und schließlich die Heilungsmacht Jesu erfahren. Jeder Mensch hat in seinem Leben mindestens eine verdorrte Hand, eine innere Wunde, eine Sünde, die ihn geistlich krank oder schicksalhaft macht. Derjenige aber, der mit seinen Verletzungen und Sündenwunden durch den Glauben zu Jesus kommt, den heilt Jesus und stellt ihn völlig wieder her. Ein junger Mann wurde von anderen gehänselt und sehr verletzt. Daraufhin zog er sich zurück, nicht nur von Menschen, sondern auch von Gott. Schließlich wurde er so einsam und sein Leben so bedeutungslos, dass er mit Selbstmordgedanken spielte. Aber durch die demütige Liebe eines Hirten wurde dieser junge Mann zu Jesus geführt. Als er seine verdorrte Hand des Hochmuts und der Rebellion gegen Gott ausstreckte, erfuhr er Jesu Heilungsmacht. Nun ist er selbst ein Hirte und kümmert sich hingebungsvoll um einige hilflose Menschen, die seine Hirtenliebe brauchen. Im Herzen einer jungen Frau wuchs eine bittere Wurzel heran, als sie die Sünde ihres Verlobten einfach nicht vergessen konnte. Aber ihr Hirte half ihr, durch den Glauben ihre verdorrte Hand auszustrecken, so dass auch sie die innere Heilung erfahren und nun zu einer herzlich zusammenarbeitenden Frau des Glaubens für das Werk Gottes verändert wurde. Gott schenke uns Glauben, unsere verdorrte Hand auszustrecken, damit wir Jesu heilende Macht erfahren und in das Bild des guten Hirten Jesu verändert werden.

Wie reagierten nun die Pharisäer auf die barmherzige Tat Jesu an diesem Mann? Betrachten wir Vers 14: „Da gingen die Pharisäer hinaus und hielten Rat über ihn, wie sie ihn umbrächten.“ Hier lernen wir, dass Jesus sein Leben riskierte, um die verdorrte Hand dieses einen Menschen wie-derherzustellen. Ein Hirte zu sein, bedeutet, anderen das Leben zu schenken. Ein Hirte zu sein, bedeutet, die hilflos unter der Sündenmacht lebenden Hoffnungsträger zu lieben und ihnen mit dem Wort des Lebens zu dienen. Ein Hirte zu sein, bedeutet, sein eigenes Leben zu riskieren, um andere zur Errettung und zum Heil zu führen. Was für eine wunderbare Aufgabe ist es, ein Hirte für andere sein zu dürfen. In der Geschichte gab es immer viele Mietlinge, d. h. Menschen, die zwar vorgaben, Hirten zu sein, aber in Wahrheit die anderen nur ausnutzten, um sich selbst zu weiden und einen eigenen Vorteil zu erlangen. Aber Jesus ist der gute Hirte, der selbst vor den Augen der drohenden Pharisäer sich nicht scheute, die verdorrte Hand eines Mannes am Sabbat zu heilen. Auf diese Weise offenbarte Jesus das Herz Gottes, dass Gefallen an Barmherzigkeit hat und nicht am Opfer. Lasst uns dieses Herz Gottes anziehen und Hirten für unsere Mitschüler, Kommilitonen, Arbeitskollegen und Nachbarn sein. Lasst uns mit diesem Herzen Gottes weiter für unser Volk be-ten, damit er es als eine Hirtennation für Europa und die ganze Welt aufstellt und gebraucht.

Betrachten wir die Verse 15-21. In diesem Teil erklärt der Verfasser noch etwas genauer, wie sich Jesus, um die Herde Gottes kümmert. Lesen wir gemeinsam die Verse 18-19: „Siehe, das ist mein Knecht, den ich erwählt habe, und mein Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat; ich will meinen Geist auf ihn legen, und er soll den Heiden das Recht verkündigen. Er wird nicht streiten noch schreien, und man wird seine Stimme nicht hören auf den Gassen.“ Dass Jesus den Heiden das Recht verkündigen wird, bedeutet, dass Jesus die Menschen, die an ihn glauben, durch seinen Sühnetod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten die Gerechtigkeit Gottes zuspricht. Jesu unschuldiges, vergossenes Blut besitzt die Kraft, einen Menschen von allen seinen Sünden zu reinigen. Seine Auferstehung von den Toten schenkt wahre Hoffnung und ewiges Leben. Wie Jesus zu seinem himmlischen Vater eine tiefe Liebesbeziehung hatte, so sollen auch wir mit Jesus in einer Rebe-Weinstock-Beziehung leben. Gottes auserwählte Leute sollen den Geist Gottes haben und durch das Evangelium von Jesu Tod und Auferstehung die Gerechtigkeit Gottes allen Nationen verkünden.

Betrachten wir Vers 20 und 21: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis er das Recht hinausführt zum Sieg; und die Heiden werden auf seinen Namen hoffen.“ In der Tat gibt es viele Menschen, die wie geknickte Rohre oder wie glimmende Dochte sind. Sie können sich aus eigener Kraft nicht mehr selbst aufrichten oder sich selbst zum Brennen bringen. Es sind Menschen, die durch die Sünde kraftlos und niedergeschlagen sind und deren Geist beinahe ausgelöscht ist. Menschen, die in die Selbstbeschäftigung gefallen sind und durch ihre Zweifel dem bösen Geist zur Beute geworden sind. Matthäus, der Schreiber dieses Evangeliums war solch ein geknicktes Rohr und solch ein glimmender Docht. Wegen seiner Liebe zum Geld war sein Leben in eine Sackgasse geraten. Keiner mochte ihn, alle verachteten ihn als einen Verräter und öffentlichen Sünder. Aber Jesus besuchte diesen Ego- und Geldliebhaber in seinem einsamen Zollhäuschen und lud ihn ein, ihm nachzufolgen. Jesus umarmte ihn mit seiner Barmherzigkeit, richtete ihn wieder auf und schenkte ihm ein neues Leben. Jesus brachte den glimmenden Docht wieder zum Brennen, so dass Matthäus später dieses Evangelium niederschreiben konnte und dadurch ein Segen für Millionen von Menschen geworden ist. Ein jun-ger Mann hatte sehr schwache Augen. Schließlich verlor er noch in seiner Studienzeit sein Augen-licht völlig. Er verlor alle Hoffnung, sein Studium und sein Leben noch irgendwie zu meistern. Aber Gott stellte ihm einen guten Hirten zur Seite, der sich hingebungsvoll mit dem Herzen eines Hirten um diesen jungen Mann kümmerte, so dass er durch das Wort Gottes Schritt für Schritt aufgerich-tet wurde und während unserer vergangenen Herbstbibelkonferenz trotz seiner Blindheit von Gott als ein hell scheinendes Licht gebraucht wurde, indem er sogar die Hauptbotschaft verkündete.

So wie Jesus großes Mitleid mit denen hatte, die zerbrochenen Herzens waren, so wie er mit den Hilflosen, den Hoffnungslosen und Verzweifelten war, so wie er die Armen und Kranken umarmte, als wären es seine eigenen Kinder, so sollen auch wir als Gottes Auserwählte mit der Barmherzig-keit Gottes alle Arten der Menschen umarmen, damit sie wieder aufgerichtet werden und als helle Lichter für Gott scheinen können. Die Jünger Jesu waren undiszipliniert und machten viele Fehler. Aber weil Jesus sie in seiner Barmherzigkeit trug und ihnen diente, wurden aus ihnen die Männer, durch die Gott die Weltgeschichte veränderte.

Heute haben wir gelernt, dass Jesus der Gott der Barmherzigkeit und der gute Hirte für die sün-denkranken und schwachen Menschen ist. Viele von uns haben ein verurteilendes Herz wie die Pharisäer. Möge Gott uns helfen, mit unserer verdorrten Innerlichkeit zu Jesus zu kommen, Buße zu tun und Jesu zerbrochenes Hirtenherz anzuziehen, so dass durch uns viele junge Menschen, die wie geknickte Rohre und glimmende Dochte sind, zum neuen Leben in Christus geführt und als geistliche Leiter für das Werk Gottes aufgestellt werden.

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