Jesu Klage über Jerusalem (Matthäus 23,37)
JESU KLAGE ÜBER JERUSALEM
Matthäus 23,1 – 39
Leitvers 23,37
„Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!“
In dem heutigen Kapitel tadelt Jesus die Pharisäer und Schriftgelehrten wegen ihres heuchlerischen Lebens sehr klar. Gleichzeitig offenbart er aber auch sein jammerndes Hirtenherz und seine unveränderliche Liebe sogar für die Pharisäer. Möge Gott heute jedem von uns helfen, Jesu ernsthafte Lehre und seinen Tadel und auch seine brennende Hirtenliebe persönlich anzunehmen, sodass wir als geistliche Leiter mit gutem Einfluss für die Schafherde Gottes gebraucht werden dürfen.
1. Nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln (1-12)
Sehen wir uns die Verse 1 und 2 an: „Da redete Jesus zu dem Volk und zu seinen Jüngern und sprach: Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer.“ Im letzten Kapitel hatte Jesus mehrmals auf die listigen Fragen der Pharisäer und Schriftgelehrten, die versuchten, Jesus in seinen Worten zu fangen, mit großer Langmut und Geduld geantwortet, um ihre verstockten Herzen zu Gott umzukehren. Aber Jesus sah, dass die Leute und seine Jünger immer noch von dem Werk der religiösen Leiter beeindruckt waren und dass sie noch keine klare Einsicht für die wahre Frömmigkeit besaßen. Jesus hatte keine Absicht, etwas gegen die geistliche Autorität der religiösen Leiter einzuwenden, aber Jesus war nicht einverstanden mit ihrem heuchlerischen Leben und warnte deshalb seine Jünger, sich vor ihrem schlechten Einfluss zu hüten. Dabei konzentrierte er sich auf zwei Punkte:
Erstens: Sie sagen’s zwar, tun’s aber nicht
Sehen wir uns die Verse 3 und 4 an: „Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen’s zwar, tun’s aber nicht. Sie binden schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern; aber sie selbst wollen keinen Finger dafür krümmen.“ Jesus lehrte hier seine Jünger, dass sie Gottes Wort, das die Pharisäer und Schriftgelehrten lehrten, aufnehmen und halten, aber nicht nach ihren Werken handeln sollten, weil die religiösen Leiter zwar Gottes Wort viel lehrten, aber nicht nach dem handelten, was sie sagten. Sie entwickelten viele Regeln und Gesetze und legten damit den Menschen schwere und unerträgliche Bürden auf die Schultern, während sie selbst nicht bereit waren, einen einzigen Finger dafür zu krümmen. Hier lernen wir, dass ein Bibellehrer bzw. Leiter sehr darauf achtgeben muss, dass er das, was er sagt bzw. lehrt, auch selber tut. Ein Bibellehrer bzw. ein Leiter muss lernen, selber ein Vorbild zu sein und durch sein Vorbild die anderen zu lehren. Wenn z. B. Eltern mit einer Entscheidung des Leben aufgrund eines Wortes Gottes ihr praktisches Leben führen, z. B. ihre Zeit am frühen Morgen für das Frühgebet hinzugeben, werden auch ihre Kinder und Hoffnungsträger, die das praktische Leben ihrer Eltern sehen, ermutigt, für die Mission Gottes zusammenzuarbeiten. Lasst uns den geistlichen Kampf mit dem Wort Gottes führen und durch unser Vorbild ein Segen für die Schafherde Gottes sein.
Zweitens: Sie wollen von den Leuten gesehen werden (5-12)
Sehen wir uns Vers 5 an: „Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Kleidern groß.“ Das Ziel des Glaubenslebens der Pharisäer war, von den Leuten als fromm anerkannt und angesehen zu werden. Die Gebetsriemen waren Lederbänder mit kleinen Lederbeutelchen, die Pergamentstreifen mit Versen aus dem Alten Testament enthielten. Die Pharisäer und Schriftgelehrten trugen diese Riemen gerne um den linken Arm und vor der Stirn. Dass sie die Gebetsriemen trugen, war an sich nicht schlecht, aber sie machten sie auffallend breit und trugen die Gebetsriemen den ganzen Tag über, um von allen Leuten gesehen zu werden. Sie machten auch die Quasten, das waren Bündel von dünnen Schnüren an ihren Kleidern, besonders groß und gut sichtbar. Die Quasten an den vier Zipfeln ihrer Mäntel sollten eigentlich den Israeliten helfen, sich immer an die Gebote Gottes zu erinnern (4.Mose 15,38.39). Aber die Pharisäer machten die Quasten an ihren Kleidern auffallend groß, nicht um sich an die Zehn Gebote Gottes zu erinnern, sondern um zu prahlen und sich selbst zur Schau zu stellen. Sie suchten nicht die Ehre und Herrlichkeit Gottes, sondern ihre eigene Ehre. Darum setzten sie sich auch gerne obenan bei Tisch und in den Synagogen und ließen sich auf dem Markt grüßen: „Guten Morgen, Herr Doktor Pharisäer! Guten Tag, Herr Oberschriftgelehrter!“ Sie ließen sich auch von den Leuten Rabbi, d. h. Meister, nennen (6.7).
Heutzutage strengen sich viele Menschen sehr an, um durch ihre weltlichen Erfolge und Leistungen groß zu sein und von den Menschen anerkannt und bewundert werden. Jesus ermahnte die Jünger, dieses Streben nach menschlicher Anerkennung ganz und gar zu meiden. Die Gläubigen haben nur einen Meister, nämlich Jesus; sie haben nur einen Vater, nämlich den Vater im Himmel, und sie haben nur einen Lehrer, welcher ist Christus (8-10). Die Jünger sollen wahre Größe besitzen, indem sie sich selbst erniedrigen und anderen dienen (11). Jesus war der Sohn Gottes und daher würdig, von den Menschen Ehre und Anerkennung zu bekommen. Aber er kam nicht in diese Welt, um sich dienen zu lassen, sondern zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu lassen (Mk 10,45). Gott wird diejenigen, die sich selbst erhöhen, erniedrigen, und die sich selbst erniedrigen und anderen dienen, werden von Gott erhöht werden (12). Lasst uns alle falschen Vorstellungen von Größe ablegen und von Jesus die wahre Größe, nämlich seine Demut und sein dienendes Leben lernen.
2. Weh euch (13-36)
In diesem Abschnitt wandte Jesus sich direkt an die Schriftgelehrten und Pharisäer, indem er sieben Weherufe gegen die religiösen Führer aussprach. In sechs der sieben Weherufe nannte Jesus die religiösen Führer Heuchler. Darum müssen wir hier das ernsthafte Problem der Heuchelei kennenlernen und von Jesus lernen, wie wir es überwinden können. Sehen wir uns Jesu Weherufe in fünf Punkten an:
Erstens: Sie schließen das Himmelreich vor den Menschen zu (13.14)
Sehen wir uns Vers 13 an: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr geht nicht hinein, und die hinein wollen, lasst ihr nicht hineingehen.“ Die Pharisäer lehrten das Volk viele komplizierte Regeln, Sitten, Traditionen und Gesetze, bis die Leute schließlich völlig verwirrt waren und sich von Gott verdammt fühlten. Das Volk hatte keine Chance, einmal die frohe Botschaft vom Reich Gottes zu hören und wahre Freude und Frieden zu schmecken. Auf diese Weise schlossen die Pharisäer das Tor des Himmelreichs für ihr Volk zu. Vers 13b sagt, wie sie die Erlösung der Menschen noch weiter behinderten: Sie gingen selber nicht in das Himmelreich hinein, und sie ließen diejenigen, die hinein wollten, auch nicht hineingehen. Um ins Himmelreich zu gehen, muss man für seine Sünden Buße tun und sich zu Gott umkehren. Darum predigten sowohl Johannes der Täufer als auch Jesus zu Beginn ihres Wirkens: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ (Matthäus 3,2; 4,17) Die Schriftgelehrten und Pharisäer aber waren zu stolz und taten keine Buße für ihre Sünden des Hochmuts und der Begierde und gingen somit nicht ins Himmelreich hinein. Sie behinderten sogar das Erlösungswerk Gottes durch Jesus, indem sie Jesu Vollmacht, mit der er die bösen Geister austrieb, als die Macht des Teufels verleumdeten (12,24). Auf diese Weise hinderten sie viele fromme Juden daran, sich Jesus zuzuwenden und somit durch Buße in das Himmelreich hineinzugehen. Hier lernen wir, dass wir als Bibellehrer und Leiter selber zuerst für unsere Sünden, z. B. für die Sünden der Begierde und der Menschenzentriertheit, Buße tun müssen, damit auch unsere anvertrauten Nächsten, Hoffnungsträger und Kinder, nicht davon abgehalten werden, durch die Buße zur Erlösung und zur wahren Freiheit zu gelangen.
Zweitens: Sie ließen die Leute um des materiellen Gewinns willen schwören (16-22)
In diesem Weheruf geht Jesus auf die betrügerische Eigenschaft der Pharisäer und Schriftgelehrten ein. Sehen wir uns die Verse 16 und 17 an: „Weh euch, ihr verblendeten Führer, die ihr sagt: Wenn einer schwört bei dem Tempel, das gilt nicht; wenn aber einer schwört bei dem Gold des Tempels, der ist gebunden. Ihr Narren und Blinden! Was ist mehr: das Gold oder der Tempel, der das Gold heilig macht?“ Ebenso drängten die Pharisäer die Leute dazu, bei dem Opfer auf dem Altar zu schwören anstatt bei dem Altar selbst (18). Sie zeigten ihre materielle Gesinnung und Vorliebe, indem sie nur auf das Gold im Tempel und das Opfer auf dem Altar fixiert waren. Sie kannten die tiefe Bedeutung des Schwurs oder eines Gelübdes, d. h. einer Lebensentscheidung aufgrund eines Wortes Gottes, nicht. Jesus lehrte sie, dass beim Tempel bzw. beim Himmel zu schwören, bedeutet, bei Gott zu schwören, der im Tempel wohnt bzw. auf dem Thron im Himmel sitzt (21.22). Jesus lehrte sie, dass sie über ihre materielle Gesinnung und Geldgier Buße tun und gute Hirten für die Schafherde Gottes in geistlicher Not sein sollten.
Drittens: Sie ließen das Wichtigste im Gesetz beiseite (23.24)
Dieser Weheruf Jesu bezog sich auf die Praxis der Pharisäer, den Zehnten zu geben. Diese entrichteten diese Abgaben sogar von solch kleinen Dingen wie Gewürzen: von Minze, Dill und Kümmel. Während sie das Gesetz also in dieser Hinsicht übergenau befolgten (3.Mose 27,30), ließen sie das Wichtigste beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben, die vom Gesetz doch ebenso gefordert wurden (23). Jesus vergleicht ihre Haltung in Vers 24 auf humorvolle Weise: „Ihr verblendeten Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt!“ Sie machten viel Wirbel um unwichtige Dinge, sie siebten Mücken aus, doch sie übersahen das Wichtige, sie verschluckten Kamele. Wenn man sich zu viel mit den unwichtigen Dingen beschäftigt, bekommt man zuerst Kopfschmerzen und später auch große Bauchschmerzen, weil man die wichtigen Dinge vernachlässigt. Die Pharisäer sollten lernen, worauf es Gott durch die Gesetze ankommt, nämlich auf Glauben, Recht, Barmherzigkeit und Liebe. Sie sollten Barmherzigkeit gegenüber den Schwachen und Blinden, und Liebe gegenüber den Zöllnern, Prostituierten und anderen Sündern haben, so wie Jesus sie hatte, und sie in die Tat umsetzen. Sie sahen solche Menschen in Sünden und Hoffnungslosigkeit aber nicht mit den Augen der Barmherzigkeit Gottes und verdammten sie nur. Sie schienen geistliche, fromme Menschen zu sein, aber sie waren Heuchler, die Gott untreu waren und Gottes Herz nicht kannten. Wir müssen auch darauf achtgeben, ob wir in unserem praktischen Leben das Recht, Gottes Barmherzigkeit und Liebe und den lebendigen Glauben praktizieren oder nicht, indem wir z. B. die verlorengehenden Seelen der jungen Studenten zum Bibelstudium und zum Sonntagsgottesdienst herzlich einladen. Wenn wir das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben bei allem vergessen würden, dann sind wir verblendete Christen, die Flöhe aussieben, aber Elefanten verschlucken.
Viertens: Reinige zuerst das Innere, das voller Heuchelei und Unrecht ist (25-28)
Jesus tadelte hier die religiösen Leiter wegen ihrer inneren Verdorbenheit. Sehen wir uns die Verse 25 und 26 an: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln außen reinigt, innen aber sind sie voller Raub und Gier! Du blinder Pharisäer, reinige zuerst das Innere des Bechers, damit auch das Äußere rein wird!“ Die Pharisäer und Schriftgelehrten achteten mit peinlicher Sorgfalt auf die äußerliche Reinheit, z. B. auf die Reinigung der Becher und Schüsseln, aus denen sie aßen. Doch in ihren Herzen waren Raub und Gier. Ihr Leben sah äußerlich perfekt aus, wie sauber geputzte Schüsseln, aber ihre Herzen waren voller sündhafter Wünsche und Gedanken. Ihr Erscheinungsbild war wie das übertünchter Gräber, die von außen hübsch aussehen, aber innen voller Totengebeine und lauter Unrat sind (27). Von außen schienen sie vor den Menschen fromm, aber innen waren sie voller Heuchelei und Unrecht (28).
Jesus aber sah mit Gottes Augen in die Herzen der Pharisäer und Schriftgelehrten hinein und lehrte sie, dass sie zuerst das Innere des Bechers, d. h. das Innere ihres Menschen reinigen sollten, weil mit einer reinen Innerlichkeit auch das Äußere rein wird (26). Hier lehrt Jesus klar, dass die Innerlichkeit eines Menschen von entscheidender Bedeutung vor Gott für seine Reinheit ist. Solange unser Leben von den Begierden, insbesondere von den Begierden der Jugend getrieben wird, können wir nicht in Frieden leben. Wie können wir dann unser Innenleben reinigen und es in Ordnung bringen? Das Innere unseres Lebens wird allein durch Buße und Glauben an den lebendigen und allgegenwärtigen Gott gereinigt. Das heilige Blut Jesu hat macht, uns von den begierlichen Gedanken zu reinigen. Dann können wir ein glückseliges Leben vor Gott und vor den Menschen in wahrer Freiheit als Gefäße zum guten Gebrauch und zur Ehre Gottes führen.
Fünftens: Die Schriftgelehrten und Pharisäer verfolgten unaufhörlich die Knechte Gottes (29-36)
Sehen wir uns die Verse 29 bis 31 an: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Propheten Grabmäler baut und die Gräber der Gerechten schmückt und sprecht: Hätten wir zu Zeiten unserer Väter gelebt, so wären wir nicht mit ihnen schuldig geworden am Blut der Propheten! Damit bezeugt ihr von euch selbst, dass ihr Kinder derer seid, die die Propheten getötet haben.“ Die Heuchelei der Schriftgelehrten und Pharisäer war wirklich musterhaft. Als die Propheten die Botschaft der Buße verkündigten, hörten die Vorfahren der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht der Stimme Gottes zu und fühlten sich vielmehr in ihrem Stolz verletzt. Als ihre äußere Fassade, die auf Tradition, Formalität und Ritualen gegründet war, durch die Botschaft Gottes der Propheten wackelig wurde und zusammenbrach, legten sie ihre würdevolle Miene ab und zeigten ihr wahres Gesicht. Sie wurden tierisch wild und blutrünstig, indem sie die Knechte Gottes blind verfolgten und töteten. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer zur Zeit Jesu dekorierten und pflegten die Gräber der Propheten. Sie meinten in großer Selbstüberschätzung, dass sie den Fehler ihrer Vorfahren, die die Propheten getötet hatten, nicht begangen hätten. Jesus wusste aber, dass sie bereits geplant hatten, den verheißenen Messias zu töten. Jesus tadelte sie, dass sie den verheißenen Messias verwarfen, in die Fußstapfen ihrer Vorväter traten und das Maß der Sünden ihrer Väter voll machten (32). Es ist sehr einfach, mit dem Finger auf die Pharisäer zu zeigen, indem man denkt, dass man selber nie so etwas wie die Pharisäer machen würde. Aber damit hat man schon offenbart, dass man sich genau auf ihrem Weg befindet. Der einzige Weg, den Weg der Pharisäer zu vermeiden, besteht darin, Jesu Weherufe ernsthaft zu hören und in ehrlicher und ernsthafter Buße sich zu Gott zu bekehren.
Jesus gebrauchte harte Worte für die religiösen Führer: Er nannte sie Schlangen und Otternbrut, deren ewige Bestimmung die höllische Verdammnis, der Ort der ewigen Strafe ist (33). Jesu Herz zerbrach, weil sie sich selbst zur Hölle verdammten, indem sie gegen Gott die schlimmsten Sünden begingen. Jesus sagte in Vers 35: „Damit über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut des gerechten Abel an bis auf das Blut des Secharja, des Sohnes Berechjas, den ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar. Wahrlich, ich sage euch: das alles wird über dieses Geschlecht kommen.“ Dass man die langmütige Liebe Gottes verachtet und die Knechte Gottes verfolgt, ist keine leichte Sache. Die starre, unwissende Ablehnung seines eigenen Volkes gegen den verheißenen Messias führte schließlich zur völligen Zerstörung des Tempels und der Stadt Jerusalem im Jahre 70 n. Chr.
3. Jesu Wehklagen über Jerusalem (37-39)
Betrachten wir zum Schluss Jesu Trauer über Jerusalem. Sehen wir uns Vers 37 an: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!“ In dieser Klage Jesu über die Stadt Jerusalem brachte Jesus seine Liebe zu seinem Volk und seine Trauer über die Ablehnung dieser Liebe zum Ausdruck. Jerusalem repräsentierte das ganze Volk Gottes. Gott hatte sein Volk zu einem Königreich von Priestern für die ganze Welt berufen (2.Mose 19,5.6). Gottes Hoffnung war, das Jerusalem zum geistlichen Zentrum und zum Hauptquartier für die Weltmission würde, von wo Gottes Wort in alle Welt ausginge (Jesaja 2,1-3). Aber die religiösen Führer machten Jerusalem zur Burg des Satans, in der viele Propheten und Knechte Gottes verfolgt und getötet wurden (37a). Jesus hatte das Volk sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel. Sogar die Küken flüchten in Gefahr zu ihrer Mutter. Aber diese Menschen lehnten es ab, sich zu Jesus zu wenden. Sie haben die Liebe Jesu bewusst abgelehnt. Jesus erfuhr große Schmerzen, als er gekreuzigt wurde. Aber Jesus erfuhr die größten Schmerzen, als sein Volk Gottes langmütige, absolute Liebe ablehnte und sich damit den Zorn Gottes zuzog (38). Sie verachteten den Reichtum von Gottes Güte, Geduld und Langmut. Sie wussten nicht, dass Gottes Güte sie zur Buße leitet (Römer 2,4). Römer 2,5 sagt: Wer in seinem Herzen verstockt und unbußfertig bleibt, häuft sich selbst den Zorn Gottes an auf den Tag des gerechten Gerichtes Gottes. Sehen wir uns Vers 39 an. Jesus sagt den religiösen Leitern zum Schluss, dass sie ihn von nun an nicht mehr sehen würden, bis er als Richter und Herr der Welt wiederkommen wird. An dem Tag werden die Kinder Gottes den wiederkommenden Jesus empfangen und rufen: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“
Es ist traurig, dass die Menschen immer wieder die Liebe Gottes wegen ihrer Begierde, wegen ihres Stolzes und wegen ihres Hochmuts ablehnen und sogar die Boten Gottes verfolgen und töten. Aber noch größer als die Unbußfertigkeit und Boshaftigkeit der Menschen ist die absolute und unveränderliche Liebe Gottes. Jesu Herz war frei von Bitterkeit und enttäuschten Erwartungen, sondern voller jammernden Hirtenherzens, sogar für solche scheinbar unmöglichen und schwierigen Hoffnungsträger wie die Pharisäer und Schriftgelehrten. Wie eine Henne rief Jesus auch sie und wollte sie unter seine Flügel versammeln. Wo es solch ein jammerndes Hirtenherz gibt, da geschieht ein Wunder.
Das beste Beispiel dafür ist Saulus. Saulus war aus der Sicht Jesu vielleicht der schlimmste Pharisäer von allen, der die Knechte Gottes festnahm und tötete. Die Apostelgeschichte berichtet, dass Saulus Gefallen daran hatte, als Stephanus, der ein Diakon der ersten Christen war, gesteinigt wurde (Apostelgeschichte 8,1). Bald darauf machte dieser Saulus sich zu einem Feldzug nach Damaskus auf, um auch dort die Christen gefangenzunehmen und zu töten. Der auferstandene Jesus hätte diesen Saulus mit einem Blitzschlag vernichten sollen. Aber der auferstandene Jesus hatte ein jammerndes Herz sogar für solch einen Pharisäer wie Saulus. Als Saulus auf dem Weg nach Damaskus war, erschien der auferstandenen Jesus ihn in einem hellen Licht, indem er ihn rief: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Saulus wusste zuerst nicht, wer ihm erschienen war, und fragte: „Herr, wer bist du?“ Dann sagte die Stimme: „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ Saulus Herz wurde durch die Liebe Gottes so sehr bewegt, dass er sich taufen ließ und ein Christ wurde. Die Liebe Gottes veränderte ihn schließlich von Saulus, dem fanatischen Pharisäer, zu Paulus, einem Werkzeug Gottes und Vater von Europa.
Der Ruf Jesu „Jerusalem, Jerusalem“ gilt auch für jeden von uns und auch für die Menschen in Europa. Wir sind in vieler Hinsicht auch hartnäckige und stolze Sünder wie die Pharisäer und wie Saulus, die vielleicht oft auch Gottes Leute verfolgt und misshandelt haben. Aber Jesus ruft jeden von uns mit dem jammernden Hirtenherzen wie eine Henne, die ihre Küken unter ihren Flügeln versammeln will. Wir dürfen die Liebe Gottes annehmen und wieder seine geliebten Kinder und sogar zu großartigen Knechten Gottes wie Apostel Paulus werden. Wir dürfen durch diese Lektion Jesu Herz kennenlernen und die Hoffnungsträger und jungen Menschen in Europa mit derselben Liebe rufen gehen. Dann können wir dem Jüngererziehungswerk dienen und für die geistliche Wiedererweckung von Europa positiv mitwirken.
Im heutigen Text lernen wir, dass Jesus über die unbußfertigen Herzen der Menschen zum einen mit einer sehr klaren Haltung und zum anderen mit dem zerbrochenen, jammernden Hirtenherzen trauert und wehklagt. Lasst uns Jesu Tadel und Jesu Rufen für uns persönlich annehmen und über alle Sünde der Pharisäer Buße tun und als geistliche Leiter mit gutem Einfluss gebraucht werden.