Jesu Gebet in Gethsemane (Matthäus 26,39)
JESU GEBET IN GETHSEMANE
Matthäus 26,31 – 56
Leitvers 26,39
„Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“
Wir danken und preisen Gott für Jesus, der durch seinen Tod am Kreuz sein kostbares Blut für uns vergossen hat. Durch sein Blut hat Gott einen neuen Bund mit uns geschlossen. Jesus sagte: „Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden“ (Matthäus 26,27b.28). Es ist Gottes Versprechen, dass er alle unsere Sünden vergibt, indem er das Blut Jesu als Sühne dafür annimmt. Der neue Bund in Jesu Blut wird solange andauern wie die Sonne scheinen wird, und die Kraft des Blutes Jesu wird solange wirksam sein wie auch das Sonnenlicht seine Kraft behält. Gott helfe uns, fest an die Macht des Blutes Jesu zu glauben und täglich aus ihr heraus unser Leben zu führen. Heute wollen wir nochmal Jesu Gebet im Garten Gethsemane kennenlernen. Gott helfe uns, uns Jesu Gebet zu eigen zu machen und dadurch ein siegreiches Glaubensleben im Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes zu führen.
1. Jesu Ankündigung der Verleugnung des Petrus (31-35)
Jesus und seine Jünger beendeten das letzte Abendmahl damit, dass sie ein Loblied sangen und sich dann auf den Weg zum Ölberg aufmachten. Jesus ging dorthin, weil er im Garten Gethsemane beten wollte. Bevor er ins Gebet ging, wandte er sich jedoch seinen Jüngern zu und sprach mit ihnen. Sehen wir uns Vers 31 an: „Da sprach Jesus zu ihnen: In dieser Nacht werdet ihr alle Ärgernis nehmen an mir. Denn es steht geschrieben (Sacharja 13,7): »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.«“ Jesus hatte allezeit seine Jünger in seinem Herzen. Nun sprach er davon, dass sie ihn alle verlassen würden. Was wollte Jesus damit bezwecken? Kein Lehrer spricht normalerweise mit seinen Schülern darüber, dass sie ihn alle verlassen werden, sondern er spricht vielmehr von ihrer Größe, ihrem Potential oder ihren zukünftigen Möglichkeiten. Aber Jesus war hier bezüglich seiner Jünger ganz und gar nicht optimistisch und hatte auch nicht die Absicht, ihnen auf irgendeine Weise gefallen zu wollen. Jesus sprach klar und deutlich zu ihnen auf der Basis der Schriften, auch wenn dies für die Jünger im Moment sehr verletzend sein könnte. Jesus tat dies, weil er seine Jünger wirklich liebte und sich um sie sorgte. Er gab ihnen das Wort Gottes weiter, wie es ist, und klammerte dabei nicht ihre Untreue und ihr Versagen aus, damit sie Gottes Wort annehmen und sich vorbereiten konnten. Kurz gesagt, half ihnen Jesus mit dieser Ankündigung, ihr Leben auf das Wort Gottes zu bauen. Er teilte aber auch seine Hoffnung mit ihnen und sprach: „Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa“ (32). Dies war Jesu herrliche Hoffnung, denn Jesus wusste allezeit, was Gottes Bestimmung für ihn war.
Sehen wir uns Vers 33 an: „Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sie auch alle Ärgernis nehmen, so will ich doch niemals Ärgernis nehmen an dir.“ Petrus dachte in seinem Herzen, dass Jesus ihn überhaupt nicht verstehen und kennen würde; er sei nicht so ein Mensch, der von Jesus weglaufen würde. Petrus wünschte sich, dass Jesus nicht mehr so etwas über ihn sagen sollte. Er stellte sich völlig gegen Jesu Meinung und lehnte seine Worte entschieden ab. Jesu Worte waren sehr ernsthaft und eindringlich, aber Petrus lehnte sie, ohne einmal darüber nachzudenken, schroff ab. Petrus sprach über seine einzigartige Treue. Sicherlich war Petrus treu, aber dass er sich so hartnäckig gegen Jesu Worte stellte zeigt, dass es neben seiner Treue im Verborgenen seines Herzens auch inneren Stolz gab. Wie half Jesus ihm? Betrachten wir Vers 34a: „Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir…“ Der Ausdruck „wahrlich“ bedeutet, dass Jesus zu Petrus die Wahrheit sagte. Was war dann diese Wahrheit? Jesus fuhr fort: „In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Jesus ließ sich nicht von dem grundlosen Stolz von Petrus beirren, sondern er sprach die Wahrheit aus als eine Angelegenheit auf Leben und Tod. Aus seiner vollkommenen Einsicht und Allwissenheit heraus kündigte er Petrus an, dass er seinen Meister verleugnen würde, und zwar nicht nur einmal, sondern gleich dreimal, und dass Ganze würde bereits in nur wenigen Stunden geschehen, nämlich bevor der kommende Tag anbrechen würde. Wie reagierte Petrus auf diese ernsthaften und eindringlichen Worte Jesu? Sehen wir uns dazu Vers 35 an: „Petrus sprach zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müsste, will ich dich nicht verleugnen.“ Was für ein Mensch war dieser Petrus? Er verdrängte Jesu Worte völlig und erklärte hoch und heilig, dass seine Treue sogar bis in den Tod hinein gehen würde. Petrus vertraute fest auf seine menschliche Treue und eigene Kraft. In Wahrheit aber war er sehr stolz. Er wusste nicht, wer er wirklich war, und er wusste nicht, was in dieser Nacht ihm geschehen würde. Stolze Menschen kann man an vielen Dingen und Verhaltensweisen erkennen. Aber am Beispiel von Petrus kann man sagen, dass derjenige ein stolzer Mensch ist, der Gottes Wort hartnäckig ablehnt. Durch diesen Abschnitt lernen wir, dass man sich nicht auf seine scheinbar gute, menschliche Natur, sondern allein auf das Wort Gottes verlassen soll. Alle Menschen sind verwundbar und unberechenbar. Niemand kann von sich sagen, dass er sich selbst kennen würde und niemand weiß, was ihm am morgigen Tag geschehen wird. Wie leicht wird man doch von seinem Stolz oder seinem Gefühl verleitet. Wir müssen unser Leben und das Leben der uns anvertrauten Seelen auf das Wort Gottes bauen, welches in Ewigkeit bleibt. Später, nachdem Petrus‘ Glaube gewachsen war, sagte er: „…alles Fleisch ist wie Gras… aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit“ (1.Petrus 24.25). Möge Gott uns helfen, weise und demütig zu sein, indem wir unser Leben und dass unserer Hoffnungsträger allein auf das Wort Gottes bauen, welches in Ewigkeit bleibt.
2. Jesu Gebet im Garten Gethsemane (36-46)
Sehen wir uns Vers 36 an: „Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethse-mane…“ Im Lukasevangelium steht geschrieben, dass Jesus nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg ging und seine Jünger ihm dahin nachfolgten (Lukas 22,39). Gethsemane war ein Garten am Ölberg, in den Jesus oft ging, um dort zu beten. An diesem für ihn gewöhnlichen Ort des Gebets wollte Jesus nun ein besonderes Gebet sprechen. Er sagte zu seinen Jüngern: „Setzt euch hier, solange ich dorthin gehe und bete.“ Betrachten wir die Verse 37 und 38: „Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen. Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wacht mit mir!“ Bisher hatte Jesus noch nie seine innere Trauer gezeigt. Wie siegreich waren soeben noch seine Worte gewesen als er sagte: „Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa.“ Er hatte dies gesagt, obwohl er von dem Verrat Judas und von der Verleugnung des Petrus wusste und auch darüber gesprochen hatte. Nun aber sprach er zu seinen Jüngern davon, dass er von Traurigkeit überwältigt sei. Jesus war traurig und betrübt wegen der bevorstehenden Folter und seines qualvollen Todes am Kreuz. Kein Mensch ist in der Lage, sich die damit verbundenen Schmerzen und Qualen auch nur annähernd vorstellen zu können. Dazu kam, dass Jesu geistlicher Schmerz weit aus größer war als die kommenden physischen Schmerzen. Jesus war dazu bestimmt, die Sünden der Welt auf sich zu nehmen und die gerechte Strafe dafür zu bekommen. Jesus sagte, dass seine Seele bis an den Tod betrübt sei. Welcher Mensch kann Jesus verstehen, wie sehr er wegen der bevorstehenden Leiden, bis an den Tod betrübt und traurig war?
Als Herodes der Große den Befehl gab, alle männlichen Babys von zwei Jahren und darunter in Bethlehem und der ganzen Umgebung zu töten, beschrieb Matthäus die Traurigkeit der Mütter mit den Worten Jeremias (Jeremia 31,15): „In Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Wehklagen; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen.«“ Es entsprach der Trauer der Mütter, die mitansehen mussten, wie ihre Kinder nach Babylon deportiert wurden, ohne dass es eine Hoffnung gab, dass sie jemals wiederkehren würden. In dieser Welt scheint die Traurigkeit der Eltern, die solches erleben müssen, wohl die größte zu sein. Wenn wir über Jesu Traurigkeit nachdenken, die seine Seele bis an den Tod betrübte, so können wir sagen, dass obwohl er Gottes Sohn war, es für ihn ganz und gar nicht einfach gewesen sein musste, diesen Weg bis zum Tod am Kreuz zu gehen.
Was tat Jesus in solch einer Situation? Betrachten wir Vers 39: „Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ Nachdem er seinen Jüngern gesagt hatte, dass sie hier bleiben und wachen sollten, ging er ein wenig weiter, fiel mit seinem Angesicht zu Boden und betete. In Jesus sehen wir hier das Bild des Sohnes Gottes und das Bild des vollkommenen Menschen zugleich. Jesu Seele war betrübt bis an den Tod, aber er blieb in dieser Situation nicht einfach stehen oder ließ sich von seiner Trauer und der Todesmacht überwältigen. Nein, Jesus ging einen Schritt weiter, indem er die Gemeinschaft mit Gott suchte und anfing zu beten. Der Ausdruck „und er ging ein wenig weiter“ hat hier auch eine geistliche Bedeutung: Er ging ein wenig weiter, um die Nähe Gottes zu suchen. In unserem Glaubensleben macht es einen großen Unterschied aus, ob wir stehen bleiben oder „ein wenig weitergehen“. Wasser mit einer Temperatur von 99°C ist sehr heiß. Erhöht man aber die Temperatur um ein weiteres Grad auf 100°C so fängt Wasser zu kochen an. Kochendes Wasser erzeugt heißen Dampf. Und heißer Wasserdampf hat die Kraft, eine viele Tonnen schwere Dampflokomotive samt voll beladenem Güterzug in Bewegung zu setzen. Wer kann das verstehen? Aber so ist es auch in unserem Glaubensleben, wenn wir „ein wenig weitergehen“.
Uns allen ist das „Vaterunser“-Gebet sehr vertraut: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe…“ Es war das Gebet, das Jesus seinen Jüngern lehrte zu beten. Aber hier hören wir das Gebet, welches Jesus selbst betete. In den Evangelien wird uns davon berichtet, wie Jesus in der Frühe zu Gott betete. Auch bei bestimmten Anlässen während seines messianischen Wirkens auf Erden hatte Jesus gebetet. Aber über den Inhalt dieser Gebete erfahren wir nichts. Die synoptischen Evangelien berichten jedoch kurz und eindrucksvoll über den Inhalt von Jesu Gebet in Gethsemane.
Zuallererst redete Jesus Gott mit „mein Vater“ an. Besonders Matthäus schrieb darüber, dass Jesus Gott „mein Vater“ nannte, statt ihn einfach nur „Vater“ zu nennen. In dieser Situation wäre es ausreichend gewesen, Gott als „Vater“ anzureden. Jesus hätte damit sein ganzes Vertrauen in den Vater gezeigt. Aber dadurch, dass er ihn „mein Vater“ nannte, wurde für ihn alles, was ihm nun bevorstand, sehr persönlich. Die Beziehung zwischen Jesus und Gott war besonders während der Schmerzen und Leiden hindurch eine ganz persönliche Beziehung. Es war eine innigliche Liebes- und Vertrauensbeziehung, die Jesus zu seinem Vater hatte. Und Jesus spürte den Trost, der von seinem Vater in dieser schwierigen Zeit zu ihm kam. Folglich konnte er alles vor seinen Vater legen, sogar seinen menschlichen Wunsch. Er sprach: „Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber…“
Das Thema „Vertrauen“ ist ein großes Thema in der Bibel. Wir leben in einer Welt voller Ungewissheit und Misstrauen. Wem oder auf was können wir vertrauen? Jesaja 2,22 sagt: „So lasst nun ab von dem Menschen, der nur ein Hauch ist; denn für was ist er zu achten?“ Die Geschichte lehrt uns, dass wir weder auf Menschen noch einer Regierung noch einem System oder Geld vertrauen können. Aber wir können auf Gott vertrauen. Kurz vor seinem Abschied sagte Jesus in Johannes 14,1 zu seinen Jüngern: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ Sprüche 3,5 sagt: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand.“ David sagte in Psalm 62,8: „Bei Gott ist mein Heil und meine Ehre, der Fels meiner Stärke, meine Zuversicht ist bei Gott.“ Im gesamten Matthäusevangelium kommt das Wort „vertrauen“ nur einmal vor. Als Jesus am Kreuz hing, sprachen die religiösen Leiter zu ihm: „Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat…“ (Matthäus 27,43a). Jesus lehrt uns, dass wir unserem Vater im Himmel völlig vertrauen sollen, indem wir darauf schauen, wie Gott die Vögel unter dem Himmel Tag für Tag ernährt und wie er die Lilien auf dem Feld kleidet (Matthäus 26,28.29). Auch nicht ein einziger Sperling wird zur Erde fallen, wenn es nicht der Wille Gottes ist. Und auch unsere Haare auf unserem Haupt sind alle gezählt. Er lässt uns wissen, dass wir viel besser sind als die Sperlinge (Matthäus 10,29-31). Wegen seiner vollkommenen Fürsorge und seiner schützenden Hand können wir unserem Vater im Himmel völlig vertrauen. In der Zeit der tiefen Traurigkeit und der Betrübtheit kam Jesus im Gebet zu Gott und nannte ihn „mein Vater“. Im völligen Vertrauen auf ihn, kam er mit seinem menschlichen Anliegen zu ihm und sprach: „…ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber…“
Aber Jesu Gebet geht noch weiter. Kurz danach kam er mit seinem tiefsten Herzenswunsch zu Gott und sprach: „… doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Hier machte Jesus ganz klar, dass das Subjekt des Willens nicht er selbst, sondern der Vater ist. Er wollte, dass der Wille des Vaters zu seinem eigenen Willen werden sollte. Jesus wollte Gottes Willen gehorchen und seinen eigenen Willen und seine eigenen Wünsche verleugnen. Dies offenbart, dass Jesus wahrhaftig der Sohn Gottes ist. Seine Macht, Wunder zu vollbringen, seine einzigartige Lehre, sein jammerndes Mitleid mit allen Menschen, all das offenbarte, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Aber nun sollte sich seine Gottessohnschaft darin erweisen, indem er sich für den Willen des Vaters entscheiden würde, auch wenn dies für ihn den Tod am Kreuz für die Sünden der Welt bedeutete. Dem Willen seines Vaters zu gehorchen würde auch dem entsprechen, was er selbst seinen Jüngern gelehrt hatte: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir“ (Matthäus 16,24). Und in Matthäus 12,50 sagte er: „Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.“ Jesus selbst verleugnete seinen eigenen Willen, um dem Willen seines Vaters zu gehorchen.
Es ist ein wichtiges Kennzeichen des Glaubenslebens, dass man seinen eigenen Willen verleugnet und dem Willen Gottes gehorcht. Es ist gut, dass man in seinem Glaubensleben viele Erfolge und Siege mit Gott erfährt. Aber es kommt die Zeit, wo wir in einen Konflikt geraten, nämlich dann, wenn unser eigener Wille dem Willen Gottes entgegensteht und wir uns selbst verleugnen sollen, um dem Willen Gottes gehorchen zu können. Wir sollen Gottes Willen gehorchen, weil Gottes Wille immer einen höheren Stellenwert hat, als unser eigener Wille. Wann immer wir in einen solchen Konflikt geraten, sollten wir deshalb nicht entmutigt oder niedergeschlagen sein. Vielmehr sollten wir unser Herz prüfen, ob wir die Dinge, die wir beabsichtigen zu tun, wirklich für die Ehre Gottes tun oder nicht. Wir sollten wie Jesus beten: „…doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Dieses Gebet Jesu sollte sich jeder, der Jesus ernsthaft nachfolgen will, zu eigen machen. Dieses Gebet Jesu sollte zu unserer geistlichen Gewohnheit werden, unabhängig davon, ob wir alt oder jung sind, unabhängig davon, ob unser Glaube reif oder noch nicht so reif ist.
Während Jesus betete, vergaß er seine Jünger nicht. Sogar in seinem persönlichen, geistlichen Gebetskampf dachte er an seine Jünger, stand auf und ging zu ihnen. Er wünschte sich, sie betend zu sehen, aber fand sie schlafend vor. „Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?“, sprach er zu ihnen. „Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ Gerade noch hatte Petrus mit seiner menschlichen Treue geprahlt. Wie ignorant war er doch gegenüber seiner eigenen schwachen Innerlichkeit! Jetzt gab er der Schwachheit seines Fleisches nach. Wollen hatte er wohl, aber den Willen Gottes vollbringen konnte er nicht. Zu dieser Zeit wusste Petrus noch nicht, wie man im Gebet den geistlichen Kampf kämpft, um die Schwachheit des Fleisches zu überwinden und dem Willen Gottes zu gehorchen. Jesus wünschte sich von ihm, dass er wachen und beten sollte, damit er nicht in Anfechtung fallen würde.
Jesus ging zum zweiten Mal hin und betete: „Mein Vater, ist’s nicht möglich, dass dieser Kelch an mir vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!“ Wenn wir dieses Gebet mit dem ersten vergleichen, stellen wir eine Entwicklung fest. Beim ersten Mal dachte Jesus daran, dass es möglich sei, dass der Kelch des Leidens doch vermieden werden könnte. Aber beim zweiten Gebet schloss er diese Möglichkeit bereits aus. Jesus hatte angenommen, dass es nicht möglich war, den Kelch des Leidens zu vermeiden. Sein eigener Wille war verschwunden. In seinem Herzen gab es nur noch den Willen Gottes. Also betete er am Ende: „… so geschehe dein Wille.“ Auch dieses Gebet Jesu „So geschehe dein Wille“ sollten wir uns zu eigen machen.
Als Jesus dann wieder zu den Jüngern kam, fand er sie erneut schlafend vor, ihre Augen waren schwer und voller Schlaf. Möglicherweise waren sie schon am Schnarchen. Aber dieses mal störte Jesus sie nicht, sondern ließ sie weiterschlafen und ging ein drittes Mal hin um zu beten und sprach die selben Worte. Hier betont Matthäus, dass Jesus bei seinem dritten Gebet dieselben Worte sprach. Aus seinem Evangelium wissen wir, dass Matthäus die Wiederholung gebrauchte, um eine bestimmte Sache als etwas Wichtiges herauszustellen. Jesus betete dreimal, bis er genug Kraft bekam, um dem Willen seines Vaters gehorchen zu können.
Was war nun das Ergebnis seines wiederholten Gebets mit dem gleichen Anliegen? Sehen wir uns die Verse 45 und 46 an: „Dann kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird. Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.“ Seine Trauer und Betrübtheit, die bis an den Tod reichte, waren völlig verschwunden. Stattdessen war Jesus voller Siegeszuversicht und Bereitschaft, seinen Feinden zu begegnen und dem Kreuz entgegen zu gehen. Im Gebet hatte Jesus den Sieg erlangt. Hier sehen wir, wie wichtig es ist, ob man betet oder nicht. Wenn wir zu Gott beten, dann sollen wir ihm unser ganzes Vertrauen entgegenbringen, indem wir ihn mit „mein Vater“ anreden. Statt aufzugeben sollen wir wieder und wieder beten, bis wir uns des Willens Gottes sicher sind und ihm gehorchen können. Wir sollen ohne Unterlass beten, bis wir uns selbst und die widrige Situation überwunden haben und mit Kraft und Stärke von Gott ausgerüstet sind, um dem Willen unseres Vaters im Himmel gehorchen zu können.
3. Jesu Gefangennahme (47-56)
Während Jesus noch sprach, trat Judas Iskariot herzu. Mit ihm kam eine große Schar mit Schwertern und Stangen, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes. Der Verräter hatte ein Zeichen mit ihnen vereinbart: „Denjenigen, den ich küssen werde, den ergreift.“ Der Kuss ist eigentlich das Zeichen der Liebe. Aber Judas gebrauchte den Kuss als ein Zeichen dafür, dass man Jesus gefangen nehmen sollte. Judas ging sogleich auf Jesus zu und sprach: „Sei gegrüßt Rabbi!“, und dann küsste er ihn. Was antwortete ihm Jesus? Sehen wir uns Vers 50 an: „Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, dazu bist du gekommen? Da traten sie heran und legten Hand an Jesus und ergriffen ihn.“ Jesu Antwort ist wirklich erstaunlich. Auf des Verräters Kuss hin, der zur Ergreifung Jesu führte, antwortete Jesus: „Mein Freund“. Jesus zeigte seine göttliche Liebe. Natürlich war Jesus Gottes Sohn, aber seine göttliche Liebe, die er hier offenbarte, war die Frucht seines Gebets. Deshalb sprach Jesus in der Bergpredigt davon, dass man für seine Feinde und Verfolger beten solle.
Dann traten die Männer hervor und ergriffen Jesus und nahmen ihn gefangen. Einer von denen, die bei Jesus waren, zog sein Schwert hervor und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters, sodass diesem ein Ohr abgehauen wurde. Im Johannesevangelium erfahren wir, dass es Petrus war. In diesem Moment sagte Jesus zu ihm: „Stecke das Schwert an seinen Ort.“ Jesus bekräftige Petrus nicht dahingehend, dass er ihn für seine scheinbar mutige Tat auch noch lobte. Nein, Jesus sagte ihm, dass er damit aufhören und sein Schwert wieder einstecken sollte. Jesus nannte ihm dann auch den Grund: „Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.“ Dieses eine Wort Jesu könnte man in gewisser Weise als eine Zusammenfassung der ganzen Menschheitsgeschichte betrachten. Schließlich sagte Jesus noch, dass er auch seinen Vater darum hätte bitten können, dass er ihm zwölf Legionen Engel schickte. Er tat das jedoch nicht. Jesus sagte (54): „Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?“ Auch während der Zeit seiner Gefangennahme dachte Jesus an die Erfüllung der Schrift. Jesus kämpfte keinen menschlichen, sondern einen geistlichen Kampf. Die Kraft dafür bekam er durchs Gebet.
Sehen wir uns Vers 55 an: „Zu der Stunde sprach Jesus zu der Schar: Ihr seid ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fangen. Habe ich doch täglich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. Aber das ist alles geschehen, damit erfüllt würden die Schriften der Propheten.“ Jesus lehrte sogar die Menge, aus welcher Sichtweise heraus sie seine Gefangennahme sehen sollten. Alles geschah, damit die Schriften der Propheten erfüllt würden. Jesu Herz war voll von dem Willen Gottes durch das Wort Gottes. Er war bereit, im Gehorsam gegenüber Gottes Wort, den Kelch des Leidens und des Todes zu trinken. Im Gegensatz zu ihm, hatten die Jünger Jesu kein Wort Gottes in ihrem Herzen. Daher verließen ihn alle.
Heute haben wir gelernt, dass wir unser Leben und das unserer Hoffnungsträger auf das Wort Gottes bauen sollen. In der Zeit großer Betrübtheit betete Jesus zu Gott: „mein Vater“. Sein Anliegen war: „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst; so geschehe dein Wille.“ Er betete das dreimal mit demselben Gebetsanliegen, bis er Gottes Willen gehorchen und mit Gottes Kraft und Zuversicht ausgerüstet war, um der unerträglichen Situation begegnen zu können. Zur Zeit seiner Gefangennahme war es Jesu Anliegen, dass die Schriften erfüllt würden. Möge Gott uns helfen, Jesu Gebet in Gethsemane zu lernen und es uns zu eigen zu machen. Gott helfe uns, durch das wiederholte und beharrliche Gebet, Gottes Willen anzunehmen, nämlich als Hirten und Bibellehrer für die jungen Menschen und Studenten zu leben. Gott schenke uns durch das beharrliche Gebet täglich seine Kraft und Zuversicht, sodass wir unserem persönlichen und unserem gemeinsamen Leitwort Hesekiel 37,10 gehorchen und für das Bibelstudium geistlich kämpfen und zusammenarbeiten, auf dass Gott dadurch 10.000 Bibellehrer und fünf Millionen Gebetsmitarbeiter unter den Studenten in Europa aufstellt.