Ich bin allen alles geworden (1.Kor 8,1-9,27)

ICH BIN ALLEN ALLES GEWORDEN

1. Korintherbrief 8, 1 – 9, 27

Leitvers 9, 22

Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.

Dank sei Gott, dass er uns in der vergangenen Woche durch 1. Korinther 7 geholfen hat, Gottes Souveränität über unser Leben, unsere Heirat und unsere Familie aufzunehmen. Egal ob wir verheiratet oder ledig sind sollen wir Gott stets und ungehindert dienen. Wir durften über unseren Ausreden suchenden Geist Buße tun, in dem wir die Schuld immer auf die Bedingungen schoben, und uns entscheiden, Gott in jeder Lage von ganzem Herzen zu dienen. Möge Gott uns helfen, unser ganzes Leben unter die Herrschaft Gottes zu stellen, so dass wir unabhängig von unserer Lage Gott stets und ungehindert dienen und ein siegreiches und fruchtbares Leben in ihm führen können.

In der heutigen Lektion lernen wir, unsere Freiheit als Christen richtig zu verwenden. Unsere Freiheit als Christen ist ein sehr kostbares Gut, aber es ist nicht leicht, sie zu bewahren. Es passiert nur allzu leicht, dass wir entweder in Gesetzlichkeit oder Synkretismus (Verschmelzung) abdriften. Gesetzlichkeit reduziert das Christentum auf eine Liste von Tue-dies und Lasse-jenes und macht uns zu modernen Pharisäern. Der Synkretismus verschmilzt das Christentum mit allen möglichen Lehren und dem Zeitgeist, so dass die biblische Botschaft verwässert und Jesus als einziger Weg der Errettung relativiert wird. Von Paulus lernen wir, wie wir unsere Freiheit recht gebrauchen können. Für Paulus musste die Erkenntnis immer mit der Liebe angewendet werden. Paulus versuchte auch nicht, etwas für sich zu gewinnen, sondern verzichtete sogar auf seine Rechte, um dem Evangeliumswerk zu dienen. Er überwand alle Grenzen mit der brennenden Retterliebe. Möge Gott uns helfen, allen alles zu werden, so dass wir wie Apostel Paulus möglichst viele für Christus gewinnen.

1. Erkenntnis bläht auf, Liebe baut auf (8,1-13)

Sehen wir uns Vers 1 an: „Was aber das Götzenopfer angeht, so wissen wir, dass wir alle die Erkenntnis haben. Die Erkenntnis bläht auf; aber die Liebe baut auf.“ Paulus sprach in diesem Kapitel das Problem des Essens von Götzenopferfleisch an, das damals in Korinth sehr akut war. In der griechischen und römischen Welt gab es unzählige Götter, die mit dem Opfern von Tieren verehrt wurden. Später konnte man dieses Opferfleisch zum Verzehr erwerben. Wahrscheinlich war dieses Fleisch besonders günstig, so dass viele arme Christen dieses Fleisch für ihr Mittagessen kaufen wollten. Doch dann tauchte eine Frage unter den Christen in Korinth auf: Darf man überhaupt Fleisch essen, das zuvor einem Götzen geopfert worden war? Paulus beantwortete nicht einfach nur ihre Frage, sondern er gab ihnen auch ein generelles Kriterium an die Hand, wie sie solche Probleme in Zukunft lösen könnten. Dieses Kriterium besagt, dass die Freiheit durch die Liebe zum Nächsten eingeschränkt wird. Die richtige Erkenntnis ist sehr kostbar und wichtig, aber Erkenntnis macht uns nur stolz und aufgeblasen. Im Gegensatz dazu baut die Liebe einen Menschen auf.

Die Liebe ist viel wichtiger als die rechte Erkenntnis. Wer nur Erkenntnis hat, der ist wie ein Computer, der eine spezielle Sache sehr gut machen kann, aber keine Menschlichkeit besitzt. Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt. Weil er Gott persönlich kennt, sprudelt die Liebe Gottes aus ihm heraus und kann andere für Jesus gewinnen. Die Liebe ist das wichtigste Kennzeichen der Christen.

Sehen wir uns Vers 4 an: „Was nun das Essen von Götzenopferfleisch angeht, so wissen wir, dass es keinen Götzen gibt in der Welt und keinen Gott als den einen.“ Die starken Christen hatten die Erkenntnis, dass man auch Opferfleisch ohne Probleme essen konnte, weil es nur einen einzigen Gott gibt und die sogenannten Götter bloß eine Erfindung menschlicher Vorstellungskraft sind. Damals gab es etwa 200.000 Götter, die alle verehrt wurden. Zeus, der jähzornige Göttervater, Aphrodite, die Göttin der Liebe und der Schönheit, Bacchus, der Gott des Weines und Nike, die Göttin des Sieges – nicht der Schuhe. Diese Götter hatten alle menschlichen Attribute: Sie verliebten sich, heirateten und ließen sich wieder scheiden. Sie beneideten sich, kämpften miteinander und übten blutige Rache. Diese Götter waren ein integraler Bestandteil der griechischen und römischen Kultur. Aber als die Korinther das Evangelium hörten, trafen sie den einen wahren Gott. Von da an waren alle diese Götter nichts mehr für sie.

Vers 6 sagt: „So haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm; und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.“ Durch das Bibelstudium hatten sie erkannt, dass alleine Gott der allmächtige und souveräne Schöpfer und Herrscher der Welt ist. Jesus, der für unsere Sünden am Kreuz starb und am dritten Tage auferstand, ist unser Herr, unser Erretter, dem alle Ehre im Himmel und auf Erden gebührt. Als sie Gott persönlich kennenlernten, waren die Götter nur noch Luft für sie. Sie konnten alle Arten von Speise mit Danksagung fröhlich essen.

Aber es gab auch einige schwache Christen. Sie glaubten an Jesus, aber sie wussten nicht, dass die Götzen nichts sind. Sie waren vielleicht junge Christen, die in der Götzenkultur aufgewachsen waren. Nun kämpften sie darum, diese götzendienerische Umgebung und Kultur zu überwinden und sich selbst davon rein zu bewahren. Weil ihre Familienangehörigen noch Götzen dienten, gab es für sie viele Versuchungen, wieder in ein solches Leben zurückzufallen. Sie brauchten die beständige Ermutigung der christlichen Gemeinschaft. Wenn aber diese Christen nun sehen würden, dass andere Götzenopferfleisch aßen oder sogar an den Feiern der Götzen teilnahmen, wäre es eine große Versuchung für sie, wieder in ihr altes Leben zurückzufallen. Einen Bruder zu Fall zu bringen ist eine schlimme Sünde. Sie konnten nicht einfach sagen: „Ich habe damit gar kein Problem. Wenn du dich daran stößt, dann hast du ein Problem.“ Sie mussten lernen, ihre Freiheit verantwortungsvoll zu gebrauchen. Apostel Paulus mochte gerne Fleisch essen, aber er war bereit, auf diese Freiheit zu verzichten, wenn es für einen Bruder ein Problem darstellen würde. Er war bereit, sogar zum Vegetarier zu werden, wenn er dadurch einen Menschen für Christus gewinnen könnte.

Gemäß der Lehre des Neuen Testamentes sind wir Christen von den Forderungen des Gesetzes frei geworden, so dass wir nicht mehr daran gebunden sind. Aber diese neue Freiheit können wir nur richtig gebrauchen, wenn wir sie durch die Liebe einschränken lassen. Wir können dieses Prinzip auf viele Dinge anwenden, wie z.B. das Trinken von Alkohol: Wir haben die Freiheit Alkohol zu trinken, auch wenn die Bibel uns davor warnt, betrunken zu werden. Aber wenn nun ein schwacher Bruder sieht, wie man Bier oder Wein trinkt, könnte er dadurch versucht werden, abends lieber zur Kneipe zu gehen statt zum Bibelstudium zu kommen. Wir müssen auch achtgeben, was wir über andere reden. Wenn dadurch ein neuer Hoffnungsträger verletzt wird und nicht mehr zum Bibelstudium kommt, wir also einen schwachen Bruder zu Fall bringen, ist es eine große Sünde.

In unserer individualistischen Zeit behauptet jeder seine eigene Freiheit. Wir haben Freiheit in Christus. Möge Gott uns helfen, unsere Freiheit durch die Liebe beschränken zu lassen, indem wir zuerst an die anderen denken und aus der Liebe heraus handeln.

2. Wie wir unsere Freiheit in Christus gebrauchen sollen (9,1-27)

In Kapitel 9 erfahren wir, wie Paulus seine Freiheit in Christus gebrauchte. Lesen wir Vers 1 gemeinsam: „Bin ich nicht frei? Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht unsern Herrn Jesus gesehen? Seid nicht ihr mein Werk in dem Herrn?“ Paulus hatte vollkommene Freiheit in Christus alles zu tun. Er war ein Apostel Christi und konnte von den Gemeinden erwarten, dass sie für seine materiellen Bedürfnisse aufkamen. Aber er verzichtete darauf, materielle Unterstützung zu bekommen. Er arbeitete vom frühen Morgen bis zum späten Abend fleißig für den Herrn. Trotzdem verzichtete er ganz bewusst auf seine Privilegien und seine Rechte. Er verzichtete auf das Recht gut zu essen und zu trinken. Er verzichtete auf das Recht zu heiraten. Und er verzichtete auf das Recht, sich von der Gemeinde finanziell unterstützen zu lassen.

Normalerweise würde niemand solche hingebungsvolle Dienerschaft leisten, ohne einen Lohn dafür zu erwarten. Aber Paulus war wie ein Soldat, der geistlich hart kämpfte und sich danach den Sold selber bezahlte. In Ephesus lehrte er in der heißen Mittagszeit – wenn die anderen ihre Siesta hielten – 5 Stunden lang fleißig in der Schule des Tyrannus die Bibel und in der übrigen Zeit des Tages arbeitete er als Zeltmacher.

Warum handelte Paulus so? Zum einen wollte er kein Hindernis für das Evangelium sein. Zum zweiten suchte er keinen menschlichen Lohn, sondern alleine Gottes Belohnung. Lesen wir die Verse 16 und 17: „Denn das ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muss es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte! Täte ich’s aus eigenem Willen, so erhielte ich Lohn. Tue ich’s aber nicht aus eigenem Willen, so ist mir doch das Amt anvertraut.“ Paulus sagte, dass ein Evangelist, der seinen Beruf aufgegeben hat, um Gottes Werk vollzeitig zu dienen, von der Gemeinde bezahlt werden soll. Wenn man Geistliches säht, dann ist es nur recht und billig, auch etwas Leibliches zu ernten. Aber Paulus selber hatte eine etwas andere Sichtweise von seinem Apostelamt. Das Evangelium zu predigen war für ihn kein Beruf, zu dem er sich entschieden hätte. Es war für ihn keine freiwillige Leistung, für die er einen Lohn bekommen sollte. Es war vielmehr für ihn eine Berufung, die er vom Herrn selber empfangen hatte. Paulus hatte Gottes Gnade persönlich erfahren und nun war es ihm ein absolutes Bedürfnis, ein „Muss“, das Evangelium zu predigen. Er sagte: „Ich muss es tun!“ Das Evangelium zu predigen war keine Option oder etwas, was er sich aussuchen oder für das er sich entscheiden konnte. So wie der geheilte Gerasener seine Geschichte überall erzählen musste, so musste auch Paulus immer das Evangelium verkündigen, weil die Gnade Gottes ihn dazu drängte.

Hier lernen wir Paulus große Demut und seine Haltung der Mission gegenüber. Manchmal denken wir, dass wir etwas Großes für Gott getan hätten. Aber anstatt nach ein klein wenig Anerkennung zu suchen, sollen wir uns an die Gnade Jesu erinnern und aus der Dankbarkeit und Gnade heraus dem Werk Gottes dienen. Alles was wir tun ist nicht unser Werk für das wir uns rühmen könnten, sondern wir tun es der Gnade Jesu wegen. Möge Gott uns helfen, diese heilige Verpflichtung allezeit in unserem Herzen zu behalten und Gott durch ein hingebungsvolles Glaubensleben zu erfreuen. Lasst uns wie der unnütze Knecht in Lukas 17 stets bekennen, dass wir nur unsere Schuldigkeit getan habe, und Gott dafür danken.

Sehen wir uns Vers 19 an: „Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, damit ich möglichst viele gewinne.“ Paulus war frei, aber er schränkte seine Freiheit ein und wurde wie ein Knecht für jeden, um so die Menschen für Christus zu gewinnen. Für die Juden wurde er wie ein Jude, für die Schwachen wie ein Schwacher, denen, die unter dem Gesetz lebten, wurde er wie einer unter dem Gesetz und für die, die ohne Gesetz frei lebten, wurde er wie einer ohne Gesetz. Er wurde allen alles. Er versuchte alle Arten von Menschen zu verstehen, ihnen gleich zu werden, ihre Leiden, Ängste und Kämpfe zu verstehen und daran teilzunehmen. Warum? Sein einziges Ziel war es, auf alle Weise einige zu retten.

Lesen wir den Vers 22 gemeinsam: „Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.“ Dieser Vers drückt die Inkarnationsgnade Jesu aus. Er inspiriert uns auch, mit neuer Passion die Verlorenen zu suchen. Wir müssen lernen, allen alles zu werden, um ihnen das Evangelium der Errettung zu verkündigen. Errettung geschieht dort, wo es einen einfühlsamen Hirten gibt, der am Leiden der Hoffnungsträger teilnimmt, so wie Jesus den Menschen ganz gleich wurde, um ihr Freund und guter Hirte zu sein. Wir müssen lernen, die postmodernen jungen Menschen, die jede Art von Autorität ablehnen und sich selbst bestimmen wollen, als Freunde in Jesus zu gewinnen. Wir müssen lernen, sogar Freunde für junge Homosexuelle zu sein, auch wenn es viele Missverständnisse bedeuten mag, damit wir ihnen das Evangelium von Jesus weitergeben können. Jesus wurde so viel missverstanden, weil er an der Feier mit Zöllnern und Sündern teilnahm. Es ist ganz einfach, sein Herz zu verschließen, wenn uns jemand nicht passt. Lasst uns aber das Risiko eingehen, alle Arten von Hoffnungsträgern aufzunehmen und ihnen zu dienen, bis sie Jesus als ihren Heiland persönlich begegnen können.

Wir kennen die Geschichte von Pater Damien, der mit den ausgestoßenen Aussätzigen auf der Insel Molokai zusammenlebte und sich selber mit Aussatz ansteckte, um ihnen zu dienen. Unsere Missionare haben auf ihre geliebte Heimat und ihren geliebten Knoblauch verzichtet, um die deutschen Hoffnungsträger zu gewinnen. M. Stephanus hat eigentlich Philosophie und Sprachen studiert, aber um einen Hoffnungsträger besser zu verstehen, machte er in Deutschland eine Computerfortbildung. So wurde er den Computerliebhabern ein Computerliebhaber, um einige zu erretten. Vers 22b sagt: „Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.“ Dies ist das Ziel hinter allen Aktivitäten, hinter unserer Dienerschaft und Hingabe für die Hoffnungsträger. Möge Gott uns helfen, mit diesem reinen Ziel in diesem Jahr dem Einladungs- und Zweierbibelstudiumswerk fleißig zu dienen und allen alles zu werden, um einige zu retten.

Vers 23 sagt: „Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben.“ Paulus Wunsch war es, am Evangelium teilzuhaben. Er kämpfte wie ein Läufer auf der Rennbahn, um den Siegespreis, nämlich die himmlische Krone zu erlangen. Sein Ziel war es nicht, ein bisschen bequemer oder angenehmer sein Leben zu führen, wie es uns der hedonistische Zeitgeist oft als Ideal vorgaukelt. Vielmehr wollte er sich mehr hingeben und seinen eigenen Leib bezwingen, damit er Jesus folgen und an seiner Errettungsgnade teilhaben konnte. Dies bedeutet nicht, dass er sich die Gnade verdienen wollte. Die Gnade hatte er schon empfangen. Aber er wollte diese Gnade nicht ausnutzen, sondern ihr würdig leben und seinen Herrn erfreuen und die Krone des ewigen Lebens empfangen.

In der heutigen Lektion haben wir gelernt, wie wir unsere Freiheit in Christus richtig gebrauchen können. In Jesus sind wir frei, alles zu tun. Aber wir müssen unsere Freiheit von der Liebe einschränken lassen. Wir haben von Apostel Paulus gelernt, dass er seine Freiheit in Jesus nicht für sich gebrauchte, sondern vielmehr darauf verzichtete, um auf alle Weise einige für Christus zu gewinnen. Möge Gott uns helfen, in diesem Jahr allen alles zu werden, mit einem klaren Ziel zu leben und zu kämpfen, nämlich die Hoffnungsträger für Jesus Christus zu gewinnen. Lasst uns in diesem Jahr mit der Retterliebe von Apostel Paulus und mit dem 1000fachen gemeinsamen Gebet die Europäische Sommerbibelkonferenz von ganzem Herzen vorbereiten und mit mehr als 1000 Teilnehmern Gott verherrlichen.

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