Esras Entscheidung des Lebens (Esra 7,10)
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Die Hand des Herrn war über ihm (Esras Entscheidung des Lebens)
Esra 7,1-26
Leitvers 7,10
„Denn Esra richtete sein Herz darauf, das Gesetz des HERRN zu erforschen und danach zu tun und Gebote und Rechte in Israel zu lehren.“
Esra lebte in einer Zeit des Umbruchs. Etwa 150 Jahr vor ihm war Gottes Volk wegen ihrer Sünden nach Babylon geführt worden. Während dieser Zeit wurde Israel eine Wildnis. Wenige Juden blieben im Land. Auch Menschen aus anderen Nationen wanderten ein und ließen sich nieder. 70 Jahre später öffnete Gott den Weg, so wie er es durch den Propheten Jeremia verheißen hatte (Jer 25,11). Das persische Königreich besiegte Babylon und wurde zur neuen Weltmacht, und der persische König Kyrus erlaubte den Juden die Heimkehr (1,1-6). Die erste Welle der Rückkehrer umfasste etwa 42.000 Menschen (2,64). Dies geschah ca. 80 Jahre vor Esra. Als sie nach Israel zurückkehrten, fanden sie sich mitten unter Feinden wieder, die das Land nicht wieder abtreten und auch Gott nicht anbeten wollten. Die Rückkehrer begannen dann, sich mit den Bewohnern des Landes zu verheiraten. Das war kein Rassenproblem, sondern ein geistliches Problem. Sie waren bereit, Kompromisse in Blick auf die Anbetung einzugehen. Sie waren nicht ernsthaft darum bemüht, dem Wort Gottes zu folgen. Sie waren weder Gott noch seinem Bund treu. Diese Heiraten entfernten sie von Gott und seinem Wort (Neh 12,23.24). Ungefähr 60 Jahre vor Esra war der Tempel nach vielen Herausforderungen und Rückschlägen fertig gebaut worden. Aber ohne die wahre Anbetung Gottes war es nur ein Gebäude. Die Zurückgekehrten brauchten einen geistlichen Leiter, der ihnen helfen würde, wiederhergestellt zu werden.
Obwohl die Lage trostlos erschien, wirkte Gott immer noch und erfüllte seine Verheißungen und seinen eigenen Rettungsplan. Jetzt war ein neuer König in Persien an der Macht namens Artaxerxes. Und in dieser Zeit stellte Gott einen treuen Mann Gottes namens Esra auf. Wer war Esra? Lesen wir die Verse 1 bis 5. Es gibt hier eine Menge schwieriger Namen. Der Punkt ist, dass Esra ein direkter Nachfahre des Hohenpriesters Aaron war. Er stammte von einer langen Reihe von Männern ab, die Gott tiefgehend anbeteten. In der Mitte der Liste findet sich Asarja. Asarja bedeutet “der Herr hat geholfen”. Esras Name ist eine Kurzform davon. Ohne Zweifel hatte sein Vater Geschichtsbewusstsein und den Glauben, von Gott abhängig zu sein. Dass er seinen Sohn Esra nannte, war in gewisser Weise ein Schrei danach, dass Gott seinem Volk weiter helfen möge. Gott erhörte dies.
Sehen wir uns Vers 6 an. Esra war ein Schriftgelehrter, kundig im Gesetz des Mose, das der HERR, der Gott Israels, gegeben hatte. Ohne Zweifel half Esras Vater seinem Sohn von klein auf durch eine geistliche Erziehung. Er half seinem Sohn, die Bibel zu kennen und auswendig zu lernen. „Kundig” bedeutet, dass Esra ein Mann mit tiefen, breiten und gründlichen Kenntnissen der Bibel war. Er kannte nicht nur einige Teile der Bibel, sondern alle. Es ist offenbar, dass er das Wort Gottes liebte. Er liebte Gottes Wort so sehr, weil er Gott selbst liebte.
Das Wort „Schriftgelehrter” in Vers 6 dürfte bedeuten, dass Esra ein hochgestellter Beamter für religiöse Fragen im Persischen Reich war. Wir sehen in Kapitel 7, dass Esra den Respekt des Königs Artaxerxes gewonnen hatte. Scheinbar glaubte König Artaxerxes durch Esras Einfluss an Gott. In Vers 15 gaben er und seine Berater dem Gott Israels freiwillig Silber und Gold und glaubten, dass seine Wohnung in Jerusalem war. In Vers 23 glaubte Artaxerxes, dass, wenn Gott nicht in Jerusalem gemäß dem Wort Gottes angebetet werden würde, der Zorn Gottes auf sein Königreich und seine Söhne fiele. Durch das Bibelstudium pflanzte Esra die Gottesfurcht sogar in König Artaxerxes ein. Er muss wohl aus der Bibel erklärt haben, wie Gott angebetet werden muss. Obwohl der Tempel in Jerusalem wieder aufgebaut worden war, wurde Gott nicht so angebetet, wie er es vorgeschrieben hatte. Esra überzeugte Artaxerxes, die wahre Anbetung Gottes zu unterstützen. Dies zeigt uns, dass Esra absoluten Glauben an Gott und an sein Wort hatte – sogar Könige mussten dem gehorchen.
In Vers 6 heißt es: „Der König gab ihm alles, was er erbat.” Esra hatte den König um einiges gebeten. Worum? Im Brief des Königs sehen wir, dass Ersas Hauptbitte praktische Dinge betraf, die für den Gottesdienst notwendig waren (12-26). Er brauchte Priester und Leviten, die im Tempel dienten. Er musste hingehen und sehen, ob die Leute wirklich daran interessiert waren, Gott anzubeten und sein Wort zu halten. Er brauchte Silber und Gold, um Stiere, Widder und Lämmer, Speisopfer und Trankopfer zu kaufen. Er benötigte die Rückgabe der Geräte des Tempels, die die Babylonier 150 Jahre zuvor mitgenommen hatten.
Zu jener Zeit hatten viele Juden das Reich schon verlassen. Sie hatten schon viel Unterstützung erhalten, ihren Tempel wieder aufzubauen. Die Perser konnten denken, dass die Juden nun unabhängig werden könnten. Jerusalem war fast 1.000 Meilen entfernt und interessierte die Perser nur wenig. Sie hatten ihre eigenen Probleme. Esras Bitte scheint trivial zu sein. Für Esra aber war das Anliegen, alles zu bekommen, was für die Anbetung im Tempel erforderlich war, so schwierig wie das Versetzen eines Berges. Wie konnte das dann geschehen?
Der Ausdruck „die Hand des Herrn war über ihm” wird in 7,6.9.28 und in 8,18.22.31 wiederholt. Als König war Artaxerxes vielleicht zu stolz und zu selbstbezogen, um Esra helfen zu wollen. Es war vielleicht besonders schwer, Artaxerxes dazu zu bewegen, die Anbetung des Gottes der Israeliten zu billigen und mit viel Geld zu unterstützen. Auch wenn Artaxerxes Esra persönlich mochte, hätten seine Berater ihm abraten können. Doch Artaxerxes konnte sehen, dass Gottes Hand über Esra war. So schrieb er sogar einen langen Empfehlungsbrief.
Was bedeutet, dass „die Hand des Herrn, seines Gottes, über ihm war”? Es bedeutet, dass Esra eine intime, persönliche Beziehung zu Gott hatte. Er kannte nicht nur Gottes Wort, er kannte Gott. Er liebte Gott und betete ihn an. Er betete zu ihm und vertraute auf ihn durch den Glauben. Und Gottes Auge war über seinem kostbaren Knecht Esra (5,5). Gottes Hand schützte, führte und lenkte Esra. Gottes Hand rüstete ihn aus und diente ihm. Kurz gesagt, Gott selbst wirkte durch seinen Knecht Esra. Als Gottes Hand über Esra war, wirkte Gott auch im Herzen des Königs. Wir sehen in den Versen 27 und 28, wie Gott selbst im Herzen des Königs wirkte. „Gelobt sei der HERR, der Gott unserer Väter, der solches dem König eingegeben hat, dass er das Haus des HERRN in Jerusalem so herrlich mache, und der mir die Gunst des Königs und seiner Räte und aller mächtigen Oberen des Königs zugewandt hat! Und ich ward getrost, weil die Hand des HERRN, meines Gottes, über mir war, und sammelte aus Israel Sippenhäupter, dass sie mit mir hinaufzögen.“
Esra brachte einige Leute mit nach Jerusalem. Wer waren sie? Sehen wir uns Vers 7 an. Sie waren Priester, Leviten, Sänger, Türhüter und Tempelsklaven. (vgl. 8,15–20) Er nahm hauptsächlich diejenigen mit, die verantwortlich für den Gottesdienst waren. Dies zeigt, dass er wirklich wollte, dass Gottes Volk Gott im Geist und in der Wahrheit anbetet. Aber diese Priester und Sänger schienen nicht sehr nützlich zu sein. Esra nahm sehr viel Silber und Gott mit. Er hätte Soldaten gebraucht, dies dieses Silber und Gott bewachen könnten. Aber Esra lehnte es ab, um solch einen Begleitschutz zu bitten. Er fastete und bat Gott um seine Gnade (8,21-23). Und Gott schützte sie vor den Feinden und vor solchen, die ihnen auf dem Wege nachstellten (8,31). Sehen wir uns die Verse 8 und 9 an. Esra und seine Leute reisten sehr schnell, etwa 10 Meilen pro Tag, weil die gnädige Hand Gottes über ihm war.
Doch warum war die gnädige Hand Gottes über Esra? Lesen wir Vers 10. Dies beschreibt Esras Lebensstil. Für das Wort „richtete“ steht im Original „sich ein Herz fassen“. Esra entschloss sich für Gottes Wort. Er lehnte es ab, sein Herz etwas oder jemand anderem zu geben.
Erstens, er erforschte Gottes Wort. Das Wort „erforschen“ bedeutet wörtlich „sorgfältig suchen“. Esra suchte Gott sorgfältig durch sein Wort. Er folgte nicht seinen eigenen Ideen über Gott oder einigen allgemeinen Traditionen. Er lernte direkt von Gott durch sein Wort.
Zweitens, er gehorchte Gottes Wort. Esra studierte die Bibel nicht nur als eine intellektuelle Übung. Er studierte sie nicht, nur um sie anderen zu lehren. Er studierte Gottes Wort vor allem, um Gottes Wort selbst zu gehorchen.
Drittens, er lehrte Gottes Wort. Der letzte Teil von Vers 10 sagt: „und Gebote und Rechte in Israel zu lehren.“ Esra gab sein Herz dafür hin, Gottes Wort zu lehren. Er tat dies, weil er Gott und sein Volk liebte. Er wusste, dass es für sein Volk unmöglich war, ohne Gottes Wort Gott zu kennen und ihm zu gefallen. Esra lehrte Gottes Wort, um seinem Volk zu helfen, Gottes Wort zu gehorchen, so wie er es tat. Deswegen konnte Gott ihn als einen nützlichen geistlichen Leiter in seiner Zeit gebrauchen. Auch heute mangelt es an Bibellehrern. Menschen haben keine absoluten Maßstäbe, keine Wahrheit in ihren Herzen. Manchmal scheint die Campusevangelisation unmöglich. Aber wenn wir unsere Herzen dafür hingeben, Gottes Wort zu erforschen, zu gehorchen und zu lehren, wird Gottes gnädige Hand über uns sein.
Esra ist bloß ein Schatten von Jesus. Unser Herr Jesus Christus gab sich selbst für Gottes Wort hin. Als er 12 Jahre alt war, war er bereits ein eifriger Bibelschüler (Lk 2,46.47). Während seines Wirkens sah er eine große Menschenmenge und sie jammerte ihn, weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten hatten. Darum begann er, sie viele Dinge zu lehren (Mk 6,34). Sogar in der letzten Woche seines Lebens, kurz bevor er am Kreuz sterben musste, lehrte er die Menschen das Wort Gottes (Lk 21,37.38). Später segnete Gott das Werk der Apostel, als sie ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes blieben (Apg 6,4). Paulus folgte den Fußstapfen Jesu und lehrte die Bibel in Antiochia, Korinth, Ephesus und schließlich in Rom und in jedem dieser Orte wirkte Gott mächtig. Er ermahnte Timotheus „Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit.“ (2. Tim 4,2a)
In UBF beten wir dafür, uns auf das tiefgehende Bibelstudium zu konzentrieren. Und wir beten, dass Gott neue Bibellehrer aufstellt, die geistliche Leiter für diese Generation sein können. Vor einigen Jahren entschied ich mich dafür, in meinen drei freien Sommermonaten täglich mit jedem Studenten, der kommen wollte, die Bibel zu studieren. Es schien, dass die jungen Menschen die Bibel nicht studieren wollten. Aber jeden Tag kamen 8-10 Studenten, um das Johannesevangelium zu studieren. Durch dieses tägliche Bibelstudium wurde ein junger Mann von Gott dazu bewegt, in das Licht Jesu zu kommen. Und das Wort Gottes begann, in den Herzen der Studenten Kraft zu gewinnen. Nun bekennen die Studenten frei ihre Sünden, leben gemeinsam und ermutigen sich gegenseitig, und das Jüngererziehungswerk wächst unter uns. Wir konnten dies nicht mit unserer eigenen Weisheit oder Stärke schaffen. Dies war die gnädige Hand Gottes über uns. Die Welt ist dunkel und es gibt viele Probleme. Aber wenn wir uns dafür entscheiden, Gottes Wort zu erforschen, zu gehorchen und zu lehren, wird Gottes gnädige Hand über uns sein und er wird uns gebrauchen, um die Welt zu verändern. Möge Gott uns helfen, nicht faul oder abgelenkt zu sein, sondern uns dafür entschlossen einzusetzen, Gottes Wort zu erforschen, zu gehorchen und den jungen Menschen in unserer Zeit zu lehren.