Es ist vollbracht! (Joh 19,30)
ES IST VOLLBRACHT!
Johannes 19, 16b – 37
Leitvers 19, 30
„Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht!, und neigte das Haupt und verschied.“
Das Kreuz ist das Symbol der Christenheit. Wir finden das Kreuz auf jedem Kirchturm und an jedem Altar. Besonders junge Leute tragen gern ein Kettchen mit einem silbernen oder goldenen Kreuz um ihren Hals. Junge Frauen mögen sogar Ohrringe mit einem Kreuz. Aber viele, die sich mit einem Kreuz schmücken, kennen die genaue Bedeutung des Kreuzes gar nicht mehr. In der Vergangenheit war das Kreuz ein Symbol der Schmach, der Niederlage und des Leids. Das Kreuz war ein Gerät, um die Todesstrafe an Schwerverbrechern zu vollstrecken. Seit der Zeit Jesu jedoch wurde das Kreuz zum Symbol des Sieges. Es ist zum Symbol des Lebens und der Herrlichkeit Gottes geworden. Lasst uns heute die wahre Bedeutung des Kreuzes kennenlernen, indem wir über Jesu Kreuzigung und Tod nachdenken.
I. Jesus wurde als der König der Juden gekreuzigt (16b-27)
In Kapitel 18 erfahren wir, wie Jesus von römischen Soldaten und von den Knechten der religiösen Oberen der Juden gefangengenommen wurde, wie er vor den Hohenpriester gebracht, dort die ganze Nacht hindurch verhört und am nächsten Morgen gefesselt zum römischen Statthalter, Pilatus, gebracht wurde. Pilatus erhörte Jesus erneut, aber er fand keine Schuld an ihm und wollte ihn freilassen. Um die aufgebrachten Juden zu besänftigen, ging er jedoch einen Kompromiss ein und ließ Jesus auspeitschen. Als die Juden dann damit drohten, dass sie Pilatus‘ Loyalität gegenüber dem Kaiser in Verruf bringen wollten, wenn er Jesus freilassen würde, wurde Pilatus von Furcht erfüllt und traf eine Entscheidung gegen Jesus.
Betrachten wir die Verse 16b.17: „Sie nahmen ihn aber, und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf hebräisch Golgatha.“ Überlicherweise mussten die Verurteilten den ca. 70 kg schweren Querbalken des Kreuzes selbst tragen. Wegen des vorhergehenden Verhörs war Jesus völlig übermüdet, hungrig und durstig gewesen. Die römischen Soldaten hatten mit ihren Peitschen, an deren Enden Metallstückchen angebracht waren, erbarmungslos auf Jesus eingeschlagen, so dass. Jesu Rücken nur noch eine zerfetzte, blutige Masse war. Erst kurz vor dem Tode hatte der Hauptmann diese grausame Folter gestoppt. Dann wurde Jesus von den Soldaten verhöhnt, indem sie ihm einen roten Mantel anzogen, einen Stock als Zepter in seine Hand gaben und eine Dornenkrone ins Gesicht drückten. „Sei gegrüßt, König der Juden!“ huldigten sie ihm. Und dann spuckten ihm ins Gesicht und schlugen ihn mit einem Rohr auf das Haupt. Schließlich legten sie das Kreuz auf seine Schulter. Auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte brach Jesus mehrmals zusammen. Simon, der am Wegrand stand und zuschaute wurde von den Soldaten gezwungen, das Kreuz Jesu weiter zu tragen. Auf Golgatha angekommen, begann dann die Kreuzigung. Sehen wir uns Vers 18a an: „Dort kreuzigten sie ihn.“ Jesus wird als erstes entkleidet und auf das Holz gelegt. Ein Soldat greift zu einem schweren Hammer und langen Eisennägeln. Er setzt einen der Nägel an Jesu Handgelenk an und treibt ihn mit schweren Schlägen durch Jesu Hand hindurch tief ins das Holz. Beißender Schmerz durchdringt den ganzen Leib Jesu. Blut spritzt aus der Wunde. Der Soldat wechselt die Seite und wiederholt diese Prozedur. Schließlich presst er Jesu Füße übereinander und treibt einen langen Nagel hindurch in das Holz. Dann wird das Kreuz mit Seilen aufgerichtet. Unbeschreibliche, feurige Qualen und Muskelkrämpfe durchschießen in diesem Moment Jesu Leib. Sein ganzes Körpergewicht hängt an nur drei Nägeln. Sein wundgepeitschter Rücken reibt sich an dem rauhen Holz. Um nicht zu ersticken und etwas Atem holen zu können, muss sich der Gekreuzigte irgendwie aufrichten, indem er sein ganzes Gewicht auf den einen Nagel, der seine Füße durchbohrt hat, verlagert. Die Qualen, die Jesus bei jedem einzelnen Atemzug durchmacht, sind mit Worten nicht mehr zu beschreiben.
Betrachten wir Vers 18b: „und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.“ Jesus erduldete nicht nur unbeschreibliche körperliche Qualen. Ihm wurde auch unerträgliche Schmach zugefügt, indem man ihn zusammen mit zwei Kriminellen kreuzigte. Diese Verbrecher hatten ihre Strafe wegen ihrer bösen Taten verdient gehabt. Aber Jesus war der Sohn Gottes, der niemandem etwas zu Leide getan hatte. Indem sie Jesus in der Mitte kreuzigten, demütigten sie ihn als denjenigen mit der größten Schuld, als denjenigen, der das übelste Verbrechen begangen hatte. Warum wurde Jesus, der völlig unschuldig war, auf diese schmach- und qualvolle Art und Weise hingerichtet? Jesaja prophezeite in Jesaja 53,3-6: „Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen allen in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.“ Hier offenbart Jesaja, dass Jesus diesen qual- und schmachvollen Tod um unserer Sünde willen auf sich genommen hat. Anders gesagt, haben eigentlich wir wegen unserer Sünden diese Strafe verdient gehabt. Römer 3,23 sagt: „Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten,“ und Römer 3,10 sagt: „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer.“
Was ist dann eigentlich die Sünde? Sünde bedeutet, dass man Gottes Gebote übertreten hat. Wer gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt, wird auch bestraft. Ich habe gehört, dass es in der Schweiz den strengsten Bußgeldkatalog Europas gibt. Ein Fahrradfahrer bspw., der mit einer nicht einwandfrei funktionierenden Klingel erwischt wird, muss bereits 10 Euro Strafe zahlen. Gott gab uns seine heiligen Gebote, damit wir dadurch leben und Gott verherrlichen sollen. Wer aber kann alle Gebote Gottes einhalten? Jesus sagte z.B. in Matthäus 5,27.28: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: „Du sollst nicht ehebrechen.“ Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.“ Allgemein gesagt, bedeutet Sünde, dass man das Ziel seines Lebens verfehlt, indem man in seiner Lebzeit nicht nach Gott gefragt, ihm auch nicht gedankt und nicht nach seinem Willen gesucht hat. Sünde bedeutet, dass man Gott aus seinem Leben ausklammert, dass man nach Selbstverwirklichung trachtet und gemäß seiner Lust und Begierde lebt, vor allem nach eigener Ehre strebt, statt nach Gottes Ehre. Doch viele Menschen von heute sind gegenüber der Sünde abgestumpft. Sie denken, dass die Sünde eine harmlose, ja sogar eine amüsante Sache sei. Wenn wir jedoch auf den gekreuzigten Jesus schauen, erkennen wir, wie ernsthaft die Sünde ist. Wenn wir auf den gekreuzigten Jesus schauen, erkennen wir, dass der Lohn der Sünde der Tod ist. (Röm 6,23)
Aber das ist noch nicht alles. Wir müssen auch von Gott gerichtet und ewig verdammt werden. Fälschlicherweise denken viele Menschen, dass wenn sie einmal gestorben sind, alles vorbei sei. Die Bibel aber sagt ganz klar, dass der Tod nicht das Ende des Lebens ist. Hebräer 9,27 sagt: „Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“ Jesus machte den Menschen unmissverständlich klar, dass die Seele des Menschen unsterblich ist, und dass es für alle eine Auferstehung geben wird, die Kinder Gottes gehen in das Reich Gottes, aber die Kinder des Teufels gehen in die Hölle, den schrecklichen Ort, wo es keinerlei Hoffnung mehr geben wird, sondern nur noch Heulen und Zähneklappern und unvorstellbares Leid bis in alle Ewigkeit. Die Folgen der Sünde sehen wir schon in diesem Leben: Furcht, Ruhelosigkeit, das quälende, schlechte Gewissen, Depressionen und auch das verzweifelte Bemühen irgendwie durch eigene gute Taten vor Gott gerecht werden zu wollen. Vor 14 Tagen erfuhr ich, wie sich ein junger Mann aus Verzweiflung darüber, dass er nachts vor lauter Unruhe nicht mehr richtig schlafen konnte, sich das Leben genommen hatte. Was für ein fataler Trugschluss!
Sehen wir uns Vers 19 an: „Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden.“ Durch diese Aufschrift wurde damals das Verbrechen des Gekreuzigten öffentlich kund gemacht. Was bedeutet nun diese Aufschrift? „Jesus von Nazareth“ bedeutet, dass Jesus der gute Hirte ist. Jesus wurde in Bethlehem in Judäa geboren, aber er wuchs in Nazareth in Galiläa auf. Dort begann er sein messianisches Werk, dort berief er seine ersten Jünger und vollbrachte zahlreiche Wunder. „Jesus von Nazareth“ steht für den guten Hirten, der voller Barmherzigkeit war. „Jesus von Nazareth“ war ein Freund für den einsamen Zöllner Levi und er war der wahre Mann für eine samaritische Frau. „Jesus von Nazareth“ gab den Blinden das Augenlicht wieder und machte, das Gelähmte wieder gehen konnten.
Der zweite Teil der Aufschrift lautete: „der König der Juden“. Der „König der Juden“ bedeutet, dass Jesus der „König der Könige“ und der „Herr aller Herren“ ist. „Der König der Juden“ ist der verheißene Messias, der im AT von Gott angekündigt worden war und aus dem Geschlecht Davids in die Welt kommen sollte. Der „König der Juden“ bedeutet, dass Jesus der Christus Gottes ist, dessen Reich nicht politischer, sondern geistlicher Natur ist, der über unsere Herzen mit Wahrheit, Liebe und Frieden regieren möchte. Als die Hohenpriester die Aufschrift lasen, ärgerten sie sich, dass Pilatus Jesus zum „König der Juden“ gemacht hatte. Darum protestierten sie und sprachen: „Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden.“ Aber Pilatus antwortete ihnen: „Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.“ Die Juden wollten Jesus zu einem Schwerverbrecher deklarieren. Aber durch Pilatus Aufschrift offenbarte Gott den wahren Grund seines Todes, nämlich, dass Jesus nicht wegen eines eigenen Vergehens gekreuzigt wurde, sondern dass er sich hier als der verheißene Messias, als der König der Juden, für die Sünden der Menschen bestrafen ließ. Dass dieses Urteil „Jesus von Nazareth, der König der Juden“ in den drei bedeutendsten Sprachen, nämlich in Hebräisch, der Muttersprache der Juden, in Latein, der damaligen Weltsprache und in Griechisch, der damaligen Sprache der Kultur niedergeschrieben war, offenbart, dass Jesus hier auf Golgatha als der Erretter für die Welt gestorben ist.
Betrachten wir die Verse 23 und 24. Während Jesus am Kreuz hing, teilten die Soldaten seine Kleider unter sich auf und losten um sein Gewand. Die Soldaten stehen hier repräsentativ für die Sündhaftigkeit und Bosheit der gefallenen Menschen. Ohne jegliches Mitgefühl zu haben, nutzten sie Jesu Kreuzigung dazu aus, einen kleinen materiellen Gewinn zu machen. Sie waren kalt, unbarmherzig und gierig. Unter dem Kreuz standen auch Jesu Mutter und zwei andere Marien. Sie konnten nicht begreifen, dass Jesus, ihr guter Hirte, auf so grausame Weise gekreuzigt wurde und weinten endlos. Wie schrecklich war für Jesu Mutter der Anblick ihres leidenden Sohnes. Ihr musste zumute gewesen sein, als ob ein Schwert ihr Herz und ihre Seele durchbohren würde (Lukas 2,35). Als Jesus seine Mutter sah, sprach er zu ihr: „Frau, siehe, das ist dein Sohn.“ Und zu dem Jünger, der bei ihr war, sagte er: „Siehe, das ist deine Mutter.“ Obwohl Jesus weitaus größere Schmerzen als seine Mutter erduldete, dachte er nicht an sich selbst, sondern kümmerte sich um seine leidende Mutter. Wie wunderschön ist Jesus, der das Leiden eines Menschen wahrhaft versteht und ihm wahren Trost gibt.
II. Jesus vollbringt das Erlösungswerk Gottes (28-37)
Als Johannes gegen Ende des ersten Jahrhunderts diese Zeilen schrieb, existierten bereits einige Unwahrheiten über den Tod Jesu. So gab es z.B. Leute, die glaubten, dass Jesu Tod nur eine Illusion oder von Menschen erfundene Geschichte gewesen sei. Aber Johannes bezeugt hier in aller Deutlichkeit, dass Jesus wirklich gestorben und sein Tod am Kreuz eine historische Tatsache ist.
Sehen wir uns Vers 28 an: „Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet.“ Wenn jemand Blut verliert, so wird er durstig. Durch die Auspeitschung und Kreuzigung hatte Jesus viel Blut verloren, daher musste er sehr durstig gewesen sein. Sehen wir uns Vers 30 an: „Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied.“ Jesus trank von dem Essig, sprach seine letzten Worte und dann fiel sein Kopf nach vorn auf die Brust und war tot. Der Tag, an dem Jesus starb, war der Vortag eines besonderes festlichen Sabbattages, nämlich des Passafestes. Darum wollten die Juden nicht, dass die Leichname am Kreuz hängen bleiben sollten. Also gingen sie zu Pilatus und baten darum, dass man ihnen die Beine brechen und sie herunternehmen sollte. Mit gebrochenen Beinen ist es den Gekreuzigten nicht mehr möglich, sich abzustützen und somit ersticken sie. Die Soldaten brachen den beiden Verbrechern die Beine. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht. Lesen wir Vers 34: „sondern einer der Soldaten stieß mit dem Speer in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus.“ Dass Blut und Wasser aus seiner Seite herauskamen, ist ein sicheres Indiz für den Herzstillstand, dass Jesu Blutkreislauf schon völlig zusammengebrochen war. Vers 35 sagt: „Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubt.“ Nachdem nun Johannes, der ein Augenzeugnisse dieser Geschehnisse gewesen war, den Tod Jesu als eine historische Tatsache herausgestellt hat, müssen wir über die Bedeutung des Todes Jesu nachdenken.
Erstens: Die Schrift wurde erfüllt. Durch Jesu Kreuzestod wurden die Prophezeiungen des AT detailgenau erfüllt. Johannes bezeugt dies in den Versen 24, 28, 36 und 37. Im AT gibt es über 300 Prophezeiungen, die sich auf den verheißenen Messias beziehen. Sie wurden vor Hunderten oder Tausenden von Jahren gemacht und gingen nun durch Jesu Geburt, durch sein Leben und Wirken durch, seinen Tod und seine Auferstehung exakt in Erfüllung. Damit will uns der Verfasser sagen, dass die Bibel die Wahrheit Gottes ist, der wir absolut vertrauen können. In Bezug auf diesen Abschnitt will uns Johannes damit sagen, dass Jesu Tod nicht irgendein zufälliges oder schicksalhaftes Ereignis war, sondern Gottes Plan und der Höhepunkt der Erlösungswerkes in der Geschichte Gottes.
Zweitens: Jesus vollendete seine Mission. Sehen wir uns nochmals Vers 28 an: „Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet.“ Jesus war schon seit längerem durstig gewesen, aber er wollte unbedingt zuerst den Willen Gottes erfüllen und seine Mission beenden. Dieser kurze Satz „Mich dürstet.“, offenbart, wie zielstrebig Jesus gekämpft hatte, um Gottes Willen bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz zu gehorchen. Jesus hätte nicht am Kreuz zu sterben brauchen. Er besaß die göttliche Macht dazu, die Kreuzigung zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu beenden. Aber er tat dies nicht, sondern gehorchte Gott bis zum Tod am Kreuz. Das Kreuz ist somit auch ein Symbol des Gehorsams.
Betrachten wir Vers 30: Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied.“ Niemand außer Jesus, dem Sohn Gottes, hat in der Stunde seines Todes, solche Worte hervorgebracht: „Es ist vollbracht!“ Die meisten Menschen waren in ihren letzten Atemzügen voller Traurigkeit, Bitterkeit oder Todesfurcht. Leonid Tolstoi, der berühmte russische Schriftsteller besaß die Gabe, Menschen genau zu verstehen und zu charakterisieren. Er aber starb sehr traurig, indem er ausrief, dass das Leben eine Tragödie sei. Johann-Wolfgang von Goethes letzte Worte waren: „Mehr Licht, mehr Licht!“ Mark Twain führte ein scheinbar beneidenswertes Leben. Aber auf dem Sterbebett sagte er: „Ach, wenn ich doch noch einmal leben könnte…“ Jesu letzte Worte jedoch sind frei von jeglicher Trauer und Tragik. Seine Worte sind voller Siegeszuversicht, weil er wusste, dass mit seinem Tod seine Mission erfüllt war. Jesus starb nicht mit einem Klagen auf den Lippen, sondern mit einem Ruf des Sieges; „Es ist vollbracht!“ Jesu letzte Worte offenbaren, dass sein Tod keine Niederlage war, sondern der Sieg über die Macht des der Sünde und des Todes.
Drittens: Gottes Erlösungswerk wurde vollbracht. Mit Jesu Tod am Kreuz wurde der Erlösungsplan Gottes vollendet und sein Heilswerk für alle Ewigkeit erfüllt. Zur Zeit des AT musste der Priester seine eigenen Sünden und die Sünden des Volkes mit dem Blut unzähliger geschlachteter Tiere sühnen. Diese Sühnung war jedoch immer nur kurzfristig und musste immer dann wiederholt werden, sobald jemand erneut gesündigt hatte. Dieses alte Opfersystem war auch nur symbolisch gemeint. In Hebräer 10,3.4 steht: „Vielmehr geschieht dadurch alle Jahre nur eine Erinnerung an die Sünden. Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegzunehmen.“ Das alte Opfersystem sollte nur ein Hinweis auf das vollkommene Opfer sein, das Jesus Christus, der Messias darbringen und damit das alte Opfersystem ablösen würde. Jesus war ohne Sünde. Sein Opfer ist heilig und vollkommen. Daher hat sein Blut auch die Kraft, alle Sünden zu vergeben und uns von aller Schuld und von der Strafe der ewigen Verdammnis zu erretten. In Hebräer 9,12 heißt es: „Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für allemal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben.“ Als Jesus sagte: „Es ist vollbracht!“, benutzte er laut dem ursprünglichen Text die Perfektform. Laut dem Duden wird die Perfektform dann benutzt, wenn ein Ereignis in der Vergangenheit Auswirkungen bis auf die Gegenwart hat. Anders gesagt wirkt Jesu Sühneopfer bis in die Gegenwart. Jesu Sühneopfer hat die Vollmacht, nicht nur die Menschen von damals vor 2000 Jahren, sondern auch die Menschen von heute, jetzt und für alle Ewigkeit zu erretten.
Mit seinem Tod am Kreuz hat Jesus den Plan Gottes zu unserem Heil zu 100% erfüllt, – nicht zu 99% und auch nicht zu 99,9%, sondern zu 100%. Jesus hat den vollen Preis zu unserer Erlösung bezahlt. Hätte Jesus nur 99% des Preises bezahlt, müssten wir selber 1% mit unserer eigenen Kraft bezahlen. Aber dies funktioniert nicht. Wir wären nicht imstande, auch nur 1% unserer Schuld zurückzuzahlen. Selbst wenn wir Gott unser ganzes Vermögen geben oder sogar unser Leben geben und als Märtyrer für Gott sterben würden, wäre dies nichts, weil unser eigenes Blut unvollkommen, unheilig und sündenkrank ist.
Was sollen wir dann tun? Joh 3,16 sagt: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Das Schlüsselwort hier heißt „Glaube“. Jeder, der im Glauben als ein verlorener Sünde zu Jesus kommt und um seine Gnade bittet, erfährt das Wunder der Erlösung und empfängt das ewige Leben. Alles, was wir zu tun brauchen, ist, Jesu heiliges und vollkommenes Sühneopfer für unsere Sünden im Glauben dankbar anzunehmen. Als Jurastudent geriet Martin Luther einmal in einen heftigen Gewittersturm. Er hatte große Angst davor, von einem Blitz getroffen zu werden und versprach Gott, ein Mönch werden zu wollen, wenn Gott sein Leben bewahren würde. Als Mönch kämpfte Luther, Gott dadurch zu gefallen, indem er durch tägliches Beten, Fasten und harte Arbeit irgendwie seine Sünde überwinden wollte. Aber je mehr er gegen seine Sünde ankämpfte, umso verzweifelter wurde er. Es dauerte mehr als zehn Jahre, bis er die wahre Bedeutung des Kreuzes Jesu durch Römer 1,17 erfasst hatte, dass Jesus schon den vollen Preis für seine Sünden bezahlt hat, und er selbst eigentlich nichts weiter zu tun braucht als dieses Gnadengeschenk dankbar im Glauben anzunehmen. Als er dies tat, kam der Friede Gottes in sein Herz. Gott veränderte sein Leben und wirkte seitdem durch ihn sehr mächtig, indem Gott ihn als Reformator der damaligen verdorbenen Kirche gebrauchte. Hudson Taylor wusste nicht, warum er sich wegen seiner Sünde so sehr quälen musste. Er war 17 als er in der Bibliothek seines Vaters herumstöberte und ein kleines Buch mit dem Titel: „Es ist vollbracht!“ fand. „Was ist vollbracht?“, fragte er sich und begann zu lesen. Als er die Bedeutung von Jesu Siegesruf am Kreuz begriffen hatte, kniete er nieder und nahm Jesus durch den Glauben als seinen persönlichen Erretter an. Dann übergab er Jesus sein Leben. Gott gab ihm ein neues Herz und wirkte wunderbar und mächtig durch sein Leben, indem er ihn als wertvollen, einflussreichen Bibellehrer für die Chinamission verwendete.
Europa ist ein wunderschöner und vielseitiger Kontinent. Aber es gibt ein vorherrschendes Problem, nämlich dass das Wort Gottes und damit auch die Sünde in Europa immer mehr relativiert werden. Die Folgen sind: steigende Korruption, Zunahme der Gewalt, immer wieder Verzweiflungstaten, z.B. Amokläufe oder Selbstmorde, aber auch Vereinsamung, Beziehungslosigkeit und sexuelle Unmoral und schließlich: die Hinwendung zu falschen Heilslehren bis hin zum Okkultismus und Götzendienst. Die wirtschaftliche und auch die politische Union können für Europa keine wahre Hoffnung sein, solange Europa durch den schleichenden Einfluss der Sünde von innen heraus zerstört wird. Gottes Hoffnung für Europa ist allein das Kreuz Jesu. Das Kreuz Jesu ist das Zeichen des Sieges über die Macht der Sünde und des Todes. Das Kreuz Jesu verwandelt Trauer in Freude und Schmach in Herrlichkeit. Das Kreuz Jesu verwandelt Niederlage in herrlichen Sieg. Das Kreuz Jesu hat die Kraft unser Sündenproblem vollkommen zu lösen. Das Kreuz Jesu hat die Kraft, Deutschland zu einem Königreich von Priestern und Europa zu einem Missionare aussendenden Kontinent zu verändern. Möge Gott unsere diesjährige EBSK als einen wichtigen Schritt dahin gebrauchen.