Sonderlektion: Die Mauern Jerusalems wieder aufbauen (Neh 2,17)
Die Mauern Jerusalems wieder aufbauen (PDF-Datei)
Die Mauern Jerusalems wieder aufbauen
Nehemia 1,1 – 2,20
Leitvers 2,17
„Und ich sprach zu ihnen: Ihr seht das Unglück, indem wir sind, dass Jerusalem wüst liegt und seine Tore mit Feuer verbrannt sind. Kommt, lasst uns die Mauern Jerusalems wieder aufbauen, damit wir nicht weiter ein Gespött seien!“
Dank sei Gott, dass er im vergangenen Jahr mit uns und seinem Knecht M. Dr. Peter Chang gewesen ist und das Werk des Gebets und der geistlichen Erneuerung Europas angefangen hat. Wir danken Gott für die geistliche Zurüstung durch sein Wort am Anfang des neuen Jahres 2013. Menschliche Bemühungen, menschliche Werke gehen verloren, aber das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit und bringt bleibende Früchte hervor. Möge Gott euren geistlichen Kampf mit dem Jahresleitwort im neuen Jahr überreichlich segnen. Möge Gott jeden von uns für die geistliche Erneuerung Deutschlands und Europas als geistliche Leiter wie Nehemia und wie Esra kostbar gebrauchen und durch uns solche Leiter für Europa aufstellen.
1. Nehemias Gebet für Jerusalem (1,1-11)
Lesen wir Vers 1 gemeinsam: „Dies ist die Geschichte Nehemias, des Sohnes Hachaljas. Es geschah im Monat Kislew des zwanzigsten Jahres, als ich in der Festung Susa war.“ Das Buch Nehemia beginnt im Jahr 445 v. Chr., fast 100 Jahre nach dem Edikt des Kyros, der den Juden die Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft in ihre Heimat erlaubt hatte. Die Juden konnten zwar unter persischer Verwaltung in ihre Heimat zurückkehren, aber viele Nachbarvölker hinderten aktiv den Wiederaufbau, damit Israel weiter schwach bliebe, so dass der Geist der Heimkehrer nach vielen Rückschlägen zermürbt war. In Vers 3 lesen wir den Bericht über die Lage in Israel: „Die Entronnenen, die zurückgekehrt sind aus der Gefangenschaft, sind dort im Lande in großem Unglück und in Schmach, die Mauern Jerusalems liegen zerbrochen und seine Tore sind mit Feuer verbrannt.“ Eine Stadt ohne Mauern und Tore war in der damaligen Zeit schutzlos den Feinden ausgeliefert. Es war wie ein Haus ohne Wände und Türen. Sie konnten weder eine nationale Identität noch Stolz entwickeln und lebten in ständiger Furcht, Erniedrigung und Armut.
Nehemia war ein hoher Beamter und Mundschenk bei König Artahsasta von Persien. Als „zweite Generation“ von Juden war er voll integriert und war gesellschaftlich aufgestiegen, sodass er die Vertrauensperson des Königs geworden war, nämlich sein Mundschenk. Als er aber über die schlimme Lage der Rückkehrer erfuhr, die sich in großem Unglück und Schmach befanden, brannte sein Herz für sein Volk. Lesen wir Vers 4: „Als ich aber diese Worte hörte, setzte ich mich nieder und weinte und trug Leid tagelang und fastete und betete vor dem Gott des Himmels.“ Normalerweise weinen die Menschen, wenn ihr Stolz verletzt wird. Aber Nehemia hatte Herzensleid, weil das Volk Gottes verachtet wurde. Er litt, weil das Volk Gottes sich in Schmach und Schande befand.
Aber Nehemia blieb nicht bei seiner menschlichen Trauer, sondern kam im Gebet zu Gott. Lesen wir die Verse 5 und 6: „Und sprach: Ach, Herr, Gott des Himmels, du großer und furchtbarer Gott, der da hält den Bund und die Treue denen, die ihn lieben und seine Gebote halten! Lass doch deine Ohren aufmerken und deine Augen offen sein, dass du das Gebet deines Knechtes hörst, das ich jetzt vor dir bete Tag und Nacht für die Israeliten, deine Knechte, und bekenne die Sünden der Israeliten, die wir an dir getan haben; und ich und meines Vaters Haus haben auch gesündigt.“ In seinem Gebet schaute Nehemia auf den großen und furchtbaren Gott. Er sah auch auf den Gott der Barmherzigkeit, der den Bund und die Treue hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten. Nehemia betete aber nicht einfach, dass Gott seinen Wunsch erfüllen sollte. Er tat selbst über die Sünde seines Volkes, nämlich über ihren Ungehorsam Buße und sagte: „Ich und meines Vaters Haus haben auch gesündigt.“ Wegen des Ungehorsams hatten sie die Zerstreuung und ihre jetzige Lage verdient. Nehemia weinte wegen der Sünde seines Volks. Aber er erinnerte Gott auch daran, dass sie sein Volk waren. Er glaubte an die Verheißung Gottes, dass Gott sein Volk wieder sammeln würde, wenn sie sich zu ihm bekehrten. Im Gebet suchte Nehemia einen Weg, den König anzusprechen und die Treue und Barmherzigkeit Gottes zu ergreifen. Nehemia betete nicht nur einmal; vier Monate lang betete Nehemia beharrlich mit diesem Gebetsanliegen.
Geistliche Erneuerung und Erweckung beginnt mit dem Gebet. Gott wirkte mächtig durch die Herrnhuter Brüder und sandte Missionare in die ganze Welt aus, als sie sich entschlossen, die Lampe des Gebetes am Brennen zu halten und ohne Unterlass zu beten. Gott wirkte auch in Korea und veränderte es von einem fatalistischen Land zu einem Missionare aussendenden Land, weil Koreas Beter vom frühen Morgen an, gemeinsam beteten. Auch in unserer Zeit haben geistliche Leiter in Deutschland und Europa angefangen, für die geistliche Erneuerung in Europa zu beten. Im Gebet suchen sie nach Wegen, die geistliche Erneuerung vorzubereiten und vertrauen auf die Führung und auf die Treue Gottes. Wir wollen auch aus dem zerbrochenen Herzen für unseren Kontinent beten und die geistliche Umgebung für das Wirken Gottes vorbereiten. Gott wird dieses Frühgebet segnen und Ausgangspunkt für die geistliche Wiedererweckung in Deutschland und Europa gebrauchen. Lasst uns wie Nehemia mit zerschlagenem Herzen und Tränen für die Wiederherstellung der Herrlichkeit Gottes in unserem Land auch im neuen Jahr weiter beten.
2. Nehemias Glaubenstat für Jerusalem (2,1-20)
Nachdem Nehemia vier Monate lang gebetet hatte, forderte er das Werk Gottes heraus, als er bei dem König war und der König plötzlich seine Traurigkeit bemerkte. Sehen wir uns die Verse 2 und 3 an: „Da sprach der König zu mir: Warum siehst du so traurig drein? Du bist doch nicht krank? Das ist’s nicht, sondern sicher bedrückt dich etwas. Ich aber fürchtete mich sehr 2,3 und sprach zum König: Der König lebe ewig! Sollte ich nicht traurig dreinsehen? Die Stadt, in der meine Väter begraben sind, liegt wüst, und ihre Tore sind vom Feuer verzehrt.“ Als der König Nehemia auf seine Traurigkeit ansprach, erschrak er zu Tode. Den König mit den eigenen Emotionen zu beschäftigen, war eigentlich eine Respektlosigkeit. Nehemia hätte sehr leicht deswegen Job und sogar auch sein Leben verlieren können. Aber Nehemia überwand seine Furcht und brachte sein Anliegen vor durch den Glauben. Er handelte aus dem Glauben an die Treue und an den guten Plan Gottes für ihn und für sein Volk. So konnte er riskieren. Wir dürfen auch die Bedingungen des täglichen Lebens, von denen wir oft abhängig und gebunden werden, mutig herausfordern und Gottes gnädige Hand über uns bei der Erfüllung unserer Mission erfahren.
Sehen wir uns die Verse 4 und 5 an: „Da sprach der König zu mir: Was begehrst du denn? Da betete ich zu dem Gott des Himmels 2,5 und sprach zum König: Gefällt es dem König und hat dein Knecht Gnade gefunden vor dir, so wollest du mich nach Juda reisen lassen, in die Stadt, wo meine Väter begraben sind, damit ich sie wieder aufbaue.“ Als der König ihn fragte, was er denn will, da musste er sich entscheiden. Was wollte er eigentlich? Er betete im Verborgenen zu Gott, traf eine Entscheidung und bat um die Erlaubnis, nach Jerusalem zu reisen und den Wiederaufbau zu leiten. „… damit ich Jerusalem wieder aufbaue“. Wenn wir für den geistlichen Wiederaufbau beten, dann sollen wir auch bereit sein, den Wiederaufbau selbst zu leiten und die Verantwortung selbst zu tragen. Wenn wir die Zweiten sein wollen, die den Wiederaufbau beginnen, dann wird es keinen Nehemia und keinen Wiederaufbau geben. Viele Christen wünschen sich für ihr Land eine geistliche Erneuerung. Aber sie wollen auch ihr weltliches Leben festhalten und keine Verantwortung tragen. Nehemia traf eine Lebensentscheidung „damit ich Jerusalem wieder aufbaue“. Wir sollen die Konsequenzen ziehen und selbst Verantwortung tragen. Gott möge uns eine Lebensentscheidung wie die Nehemias schenken, dass wir die geistlichen Mauern Europas wieder aufbauen.
Nehemias Bitte war dennoch menschlich unverschämt und sehr gewagt. Sehen wir uns Vers 8b an: „Und der König gab sie mir, weil die gnädige Hand meines Gottes über mir war.“ Gott wirkte im Herzen des Königs, so dass er ihm alles gab, was nötig war: Sonderurlaub, Baugenehmigung, freies Baumaterial und Polizeischutz für die Reise. Nehemias persönliches Zeugnis war, dass die gnädige Hand Gottes über ihm war. Es war ein mächtiges Zeugnis Gottes, das Nehemia von nun an die Vollmacht und die Überzeugung gab, ein Werkzeug Gottes zu sein.
In Jerusalem angekommen traf Nehemia zunächst die Statthalter und sagte ihnen nichts von seinen Absichten. Sehen wir uns Vers 12 an: „machte ich mich in der Nacht auf und wenige Männer mit mir; denn ich hatte keinem Menschen gesagt, was mir mein Gott eingegeben hatte, für Jerusalem zu tun; und es war kein Tier bei mir außer dem, auf dem ich ritt.“ Er hatte schon registriert, dass es Feinde des Volkes, wie Sanballat und Tobija, gab, die seine Aktion genau beobachteten und sich darüber ärgerten, dass jemand für das Volk Gottes Gutes wollte. Ganz geheim inspizierte deswegen Nehemia während der Nacht den Zustand der Mauer. Sie war in einem total verfallenen Zustand, so dass er nicht einmal herumreiten konnte. Nehemia war sehr sorgfältig und machte einen genauen Plan, sodass er sehr gut vorbereitet war und selbst über alles gut Bescheid wusste. Für den geistlichen Wiederaufbau in einer Welt voller Feinde Gottes brauchen wir auch Weisheit. Weisheit widerspricht sich nicht mit Gottvertrauen. Sie bedeutet vielmehr von Gott allein abhängig zu sein und mit Verantwortungsbewusstsein gegen die Macht des Satans zu kämpfen.
Am nächsten Tag traf sich Nehemia dann mit den Leitern des Volkes. Sehen wir uns Verse 17 und 18 an: „Und ich sprach zu ihnen: Ihr seht das Unglück, indem wir sind, dass Jerusalem wüst liegt und seine Tore mit Feuer verbrannt sind. Kommt, lasst uns die Mauern Jerusalems wieder aufbauen, damit wir nicht weiter ein Gespött seien! Und ich sagte ihnen, wie gnädig die Hand meines Gottes über mir gewesen war, dazu auch die Worte des Königs, die er mir gesagt hatte. Und sie sprachen: Auf, lasst uns bauen! Und sie nahmen das gute Werk in die Hand.” Nehemia sprach zunächst offen die Wahrheit über ihre Situation an, „dass Jerusalem wüst liegt und seine Tore mit Feuer verbrannt sind.“ Es war schmerzhaft für diese Leiter, von Nehemia zu hören, dass sie ein Gespött waren. Aber Nehemia verurteilte sie nicht. Er ermutigte und mobilisierte sie vielmehr, nun endlich gemeinsam zu handeln, die Mauern wiederaufzubauen und die Schande und das Gespött der Feinde zu beenden!
Dann bezeugte er ihnen, wie er Gottes Hilfe erfahren und die Unterstützung des Königs bekommen hatte, sodass die Leiter glaubten, dass Gott selbst den Wiederaufbau der Mauern antrieb. Sie trafen eine klare Entscheidung am Werk des Wiederaufbaus mitzuarbeiten. Sie sahen nicht mehr auf ihre hoffnungslose Lage. Sie sahen die Vision der Wiederherstellung und wurden selber zu Ermutigern, indem sie sagten: „Auf! Lasst uns bauen!“ „Auf! Lasst uns bauen!“
M. Dr. Samuel Lee, der Gründer unserer Gemeinde, hatte ein zerbrochenes Hirtenherz für die Studenten im vom Krieg zerbrochenen Korea. Er war wegen der schicksalhaften und traurigen Denkweise der jungen Menschen sehr betroffen. Er fing an, sie zu zweit Gottes Wort und die Jüngerschaft zu lehren und forderte sie heraus, der Weltmission zu dienen, Missionare auszusenden und die Schmach eines Volkes, das Hilfe empfangen muss zu beenden! Sie erfuhren, in ihren Herzen die mächtige Hand Gottes und den heiligen Geist und machten sich praktisch ans gute Werk der Weltmission. Durch dieses Weltmissionswerk der UBF wurde geistlicher Einfluss auf das ganze Land ausgeübt und das ganze Land wurde geistlich erneuert.
Europa scheint heute hoffnungslos zu sein. Griechenland ist ein kleines aber stolzes Land gewesen, das auf den olympischen Spielen in 2004 seine lange Geschichte der Welt präsentierte. Nur acht Jahre später, ist es hoffnungslos am Boden und zum Gespött seiner Feinde geworden. Vielen Menschen in Südeuropa geht es ähnlich. Aber auch ganz Europa ist schon längst zum Gespött der Moslems, der Atheisten und Humanisten geworden. Europa hat durch den Säkularismus verleugnet und verloren, was es zum Licht der Welt gemacht hat. Übrig geblieben ist eine Hülle, darin ein Volk, das eine gemeinsame Identität sucht, aber ohne Gott nicht findet und von seinen Feinden nach und nach verändert und gedemütigt wird. Schöne Kirchengebäude, Traditionen und sogar auch die christlich geprägte Moral können diesen vom Glauben entkernten Kontinent nicht schützen.
Gott aber hat das Volk nicht verlassen, das in Schmach und seinen Feinden schutzlos ausgeliefert ist. Unser Gott verurteilt sein Volk nicht, das ohne geistliche Mauern schutzlos den Feinden ausgeliefert und in Schmach lebt, sondern hat Pläne der Rettung und der herrlichen Wiederherstellung für sein Volk, es als sein eigenes unter allen Völkern aufstellen, wie im Anfang.
Er will es durch Leiter wiederherstellen, wie Nehemia, die Hirtenherz, Vision und praktischen Glauben haben. Gott braucht Leiter, die sein Volk aus der Lethargie und Niedergeschlagenheit und Gleichgültigkeit aufwecken, es mobilisieren und ihm Vision für die geistliche Wiederherstellung geben. Gott braucht Leiter, diejenigen, die das Projekt des Wiederaufbaus selbst übernehmen und vollbringen. „Auf! Lasst uns bauen! Lasst uns bauen!“
Was Europa braucht ist Wiederaufbau seiner geistlichen Mauern, d.h. Wiederherstellung des Glaubens an den lebendigen Gott, des rettenden Glaubens an das Kreuz Jesu und des Gehorsams zum Weltmissionsbefehl. Gott hat die Hoffnung für diesen Wiederaufbau in M. Dr. Peter Chang und auch in andere Leiter in Deutschland und in der Welt eingepflanzt. Durch sie werden auch andere Leiter ermutigt mitzuwirken und sie entscheiden sich auch: „Auf! Lasst uns bauen!“ Unsere Zuversicht kommt aus unserem eigenen Glaubenszeugnis und dem Zeugnis vieler anderer fähiger, junger Menschen und Studenten. Wir haben erfahren, wie Gottes Hand über uns ist. Wir haben die gnädige Hand Gottes durch das Jüngererziehungswerk und das Zweierbibelstudiumswerk erfahren, wie Gott unter uns den Humanismus besiegt und entschlossene Bibellehrer unter deutschen und europäischen Studenten aufgestellt hat. Aber nun müssen wir uns auch entscheiden, wie Nehemia, selbst das Werk des Wiederaufbaus selbst in die Hand zu nehmen. Dann, werden durch unsere Entscheidung und durch unser Jüngererziehungswerk viele ermutigt werden, mitzubeten. Wir möchte auch mit anderen Christen in Liebe und Respekt zusammenarbeiten, mit einer gemeinsamen Vision: die geistliche Wiederherstellung; dass Europa zum Glauben an die Treue Gottes, zum Glauben an das Wort Gottes, zum Glauben an das einzig, rettende Evangelium und zum Dienst des lebendigen Gottes zurückfindet und ein Licht für die Welt wird.
Noch sind die geistlichen Schutzmauern Europas zerbrochen. Gott möchte, dass wir von Nehemia sein zerbrochenes Hirtenherz, sein Gebet für sein Volk und seine klare Entschlossenheit lernen, anstatt in Niederlage, in Schmach und Minderwertigkeitsgefühl sitzen zu bleiben. Stattdessen will Gott uns als Leiter und Mobilisierer für ein neues, herrliches Kapitel der Geschichte Europas gebrauchen, nämlich für eine geistliche Wiederbelebung, zum Segen für die ganze Welt und zur Verherrlichung Gottes. Lasst uns wie Nehemia mit zerbrochenem Hirtenherz für unser Volk beten und mit Entschlossenheit dieses gute Werk herausfordern.