Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen was verloren ist (Lukas 19,1-10)
DER MENSCHENSOHN IST GEKOMMEN, ZU SUCHEN UND SELIG ZU MACHEN WAS VERLOREN IST
Lukas 19, 1 – 10
Leitvers 19, 10
„Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“
Dank sei Gott, dass er uns durch diese Sommerbibelkonferenz die Gelegenheit schenkt, uns an die Liebe Gottes zu uns und zu allen verlorenen Sündern zu erinnern und sie persönlich anzunehmen. Wenn wir diese Liebe Gottes annehmen, können wir mit überschwänglicher Freude, mit Gebet und mit dem Geist Gottes die internationale SBK in Purdue vorbereiten und ein Segen sein. Ohne die Liebe Gottes bleiben wir getresst, streiten uns aus Unzufriedenheit mit anderen und bleiben blind für das Reich Gottes und das Wirken Gottes. Preis sei Gott, dass er uns so sehr geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn für unsere Errettung dahingegeben hat.
Die Geschichte von Zachäus scheint die Geschichte eines erfolgreichen aber unliebenswerten Sünders mit Jesus zu sein. Aber es ist die Karikatur der Geschichte eines jeden von uns mit Gott. Wir haben Gott nicht gesucht. Gott hat uns gesucht und sucht uns noch heute. Gott helfe uns zu erkennen, wer verloren ist und wer Jesus ist. Gott helfe uns, ein tiefes Verlangen danach zu haben, Jesus zu erkennen, und sein Herz für die Verlorenen zu haben.
1. Der Zöllner auf dem Baum (1-4)
Jesus war auf seinem Weg nach Jerusalem und ging, wie Vers 1 sagt, nach Jericho hinein und zog hindurch. Jericho ist eine der ältesten Städte in der Welt. Jesus betrat die Stadt nicht zufällig, sondern weil er einen bestimmten verlorenen Menschen darin suchte.
Betrachten wir Vers 2: „Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich.“ Wie wir wissen, wurden die Zöllner von den Römern angeheuert, um Steuern von ihren Landsleuten einzutreiben. Weil sie als Werkzeug der Römer fungierten, verachteten die Juden sie als Verräter. Auf der Straße zeigten die Menschen offen ihre Verachtung ihnen gegenüber. Zachäus war ein Oberer der Zöllner. Zeloten wie Simon, der Jünger Jesu, würden am liebsten ein Attentat auf ihn ausüben und ihn gleich beseitigen.
Der Name Zachäus bedeutet „Reinheit“ oder „Gerechtigkeit“. Vielleicht gaben ihm seine Eltern diesen Namen, weil sie hofften, dass er eines Tages einen reinen und edlen Beruf ergreifen würde, so wie den Beruf eines Physikers oder eines Mediziners. Mag sein, dass er eine Zeit darum kämpfte, ein guter Mensch zu werden. Aber als er die harte Realität des Lebens sah, die bedrückende Armut, die römische Besatzung und die Krankheiten, schloss Zachäus daraus, dass Reinheit und Gerechtigkeit etwas für verträumte Idealisten sind, aber keine Rechnungen bezahlen. Aber er verzweifelte nicht. Er entschied sich Geld zu verdienen und zu den Gewinnern der Welt zu gehören, statt zu den Verlierern. Er war sowieso nie harmoniebedürftig gewesen und Erfolg, Aufstieg und Sicherheit waren ihm wichtiger als Menschen. So wurde er ein Oberzöllner. Er wurde reich. Er wurde aber nicht glücklich. Er konnte das Gefühl der Einsamkeit, der Unehre und der Selbstverachtung, wegen der Abwendung der anderen von ihm, nicht überwinden. Die Bedeutungslosigkeit seines Lebens in der Einsamkeit seiner vier Wände quälten ihn, sodass er oft stundenlang aus dem Fenster starren musste.
Eines Tages hörte er, dass Jesus durch Jericho zog. Vielleicht erinnerte er sich an die Worte seines Kollegen Levi aus Kapernaum, dass Jesus ein Freund der Sünder und Zöllner sei und dass er gekommen sei, um die Sünder zu rufen. Hoffnung keimte in Zachäus’ Herz auf. Könnte es wirklich sein, dass ein Mann Gottes der Freund eines Oberzöllners werden wollte? Sehen wir uns Vers 3a an: „Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre.“ Zachäus war sich nicht sicher, für wen er Jesus halten sollte und was er von ihm hoffen sollte. Aber er wollte ihn kennenlernen. Zum ersten Mal fand Zachäus Hoffnung.
Aber Jesus zu treffen war nicht leicht. Da waren zwei Hindernisse in seinem Weg. Zum einen war dort eine große Menge, was bedeutete, dass er nicht nahe an Jesus herankommen konnte. Zachäus versuchte zweifelsohne, sich durch die Menge durchzudrängeln, aber sie ließen ihn nicht durch. Die Leute genossen die Chance, ihn aus dem Weg zu drängen. Zum anderen war da auch seine Körpergröße. Im Vergleich zu ihm sahen alle anderen wie riesige, kräftig gebaute NBA-Basketballspieler aus. Es sah aus, als ob es keine Hoffnung für ihn gab, Jesus nahe zu kommen. Was also tat er? Er fand einen Weg. Er krabbelte durch die Beine der Leute, machten einen großen Bogen um andere und kletterte schließlich auf einen Maulbeerbaum. Wegen seines dicken Bauches war das für ihn doppelt so schwer wie für andere und er zerriss dabei seine schönen Kleider. Aber das war ihm egal. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Einige Minuten später fand sich Zachäus auf einem Ast des Maulbeerbaum wieder. Nun konnte er Jesus sehen.
Von Zachäus lernen wir die Wichtigkeit eines aktiven Verlangens danach, zu erkennen, wer Jesus ist und zu ihm zu kommen. Es ist niemals einfach, zu Jesus zu kommen. Es gibt immer Hindernisse. Aber mit einem starken geistlichen Verlangen können wir diese überwinden. Mt 7,7 sagt: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Jakob rang die ganze Nacht am Fluss Jabbok, bis seine Hüfte ausgerenkt war, aber er gewann Gott. Mit einem starken geistlichen Verlangen, Jesus zu erkennen, können wir unsere gewohnte Denkweise, den Gruppendruck der Welt überwinden und Jesus entschlossen nachfolgen. Johannes 17,3 sagt, dass Jesus zu erkennen, das ewige Leben ist. Gott gebe uns ein starkes Verlangen, um auf den Baum des Bibelstudiums und Gebets zu klettern und Jesus zu sehen.
2. „Zachäus, steig eilend herunter“ (5-7)
Sehen wir uns Vers 5 an: „Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren.“ An jenem Morgen mag Zachäus noch gedacht haben, dass Jesus kein Interesse an ihn, einen Oberzöllner, haben könnte. Aber zum Erschrecken der Menge und von Zachäus selbst blieb Jesus stehen und sprach Zachäus persönlich an. Dieser Vers fasst das Wesen von Gottes Gnade und Berufung für einen Menschen zusammen.
Erstens: Die Gnade Jesu.
Zachäus wurde von den Menschen verachtet und ausgegrenzt. Er konnte sich nicht mehr selber achten. Jesus sagte zu Zachäus: „Zachäus, steig eilend herunter.“ Es war die Einladung vom heiligen Gott, und der Augenblick der göttlichen Barmherzigkeit für Zachäus.
Zweitens: Jesu Berufung ist persönlich.
Jesus sagte: „Zachäus, steig eilend herunter.“ Jesus sprach Zachäus mit seinem Namen an. Er kannte ihn persönlich. Jesus achtete sogar den verhassten und verachteten Oberzöllner Zachäus, für den die meisten nur Schimpfwörter übrig hatten, als Menschen nach dem Bilde Gottes und rief ihn mit seinem Namen, den seine Eltern ihm gegeben hatten. Gottes Liebe ist persönlich. Jesus kennt uns alle mit unserem Namen und möchte eine persönliche Liebesbeziehung zu uns anknüpfen.
Drittens: Die Berufung ist eilend.
Jesus sagte: „Steig eilend herunter.“ Er sagte nicht: „Steig herunter, wenn dir danach ist.“ oder: „Steig herunter, wenn du Zeit hast.“ Die Berufung Gottes muss beantwortet werden, sie muss eilend beantwortet werden. Der Apostel sagte: „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ (2.Kor 6,2) Wir müssen antworten, wenn Gott uns beruft.
3. Zachäus‘ Buße (8)
Was tat Zachäus als Erstes, nachdem er vom Baum heruntergeklettert war und Jesus traf? Er tat über sein sündiges Leben Buße. Sehen wir uns Vers 8 an: „Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.“ Hier lernen wir, dass Zachäus unter seiner Sündenlast viel gelitten hatte, obwohl er äußerlich wie ein Unmensch ohne Gewissen aussah. In der Tat sehnte er sich danach, sein Leben ändern und neu beginnen zu können. Früher konnte er sich nicht vorstellen, dass es möglich sein könnte, sein Leben zu ändern. Als aber die vergebende Liebe Gottes durch Jesu Einladung mit seinem Namen in sein Herz eindrang, kam er mit seinem sündigen Leben zu Jesus und traf eine Entscheidung, ein neues Leben für die Ehre Gottes zu führen. Er war von seiner Besessenheit nach Geld, Aufstieg und Karriere frei.
Zachäus konnte Buße tun, weil er etwas wichtigeres und kostbareres gefunden hatte, nämlich Jesus, den Freund der Sünder. Die Vergebung seiner Sünde war ihm kostbarer als all sein Geld, sein Leben in guten Bedingungen und seine Macht. Wahre Buße kommt nicht aus dem Unrechtsbewusstsein, wahre Buße kommt, wenn Jesus in unser Herz hineinkommt und wenn wir Jesu vergebende Liebe in unser Herz aufnehmen.
4. „…denn auch er ist Abrahams Sohn“ (9-10)
Betrachten wir Vers 9: „Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn.“ Dies war eine wunderbare Bekanntmachung und ein herausfordernder Moment für die Menge. Jesus verkündete, dass heute Heil widerfahren sei. Jesus sagte nicht: „Zachäus, du hast einen großartigen Anfang gemacht. Super! Wenn du so weiter machst, hast du eine Chance gerettet zu werden“ Nein! Sobald Zachäus Buße getan hatte, verkündete Jesus sein Heil. Wenn wir Buße tun und uns entscheiden, ein neues Leben in Christus zu führen, dann widerfährt uns und unserem Haus das Heil Gottes.
Betrachten wir Vers 10: „Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Dieser Vers wurde oft als die Zusammenfassung des Lukasevangeliums bezeichnet. Er offenbart Gottes Herz gegenüber jedem von uns und lädt uns ein, Gottes Herz für andere zu haben. Die Menschen murrten über Jesus: „Er ist zu Gast bei einem Sünder.“ Auch heute wollten viele von Jesus etwas bekommen und drängen sich um ihn. Aber sehr wenige, verstehen Gottes Herz und nehmen Gottes Hoffnung und Berufung auf.
Aus Gottes Sicht sind alle Menschen ohne Gott verloren. Sie sind verloren, weil sie ohne Gott einem falschen Lebensziel mit ganzer Kraft nachjagen, wie Zachäus, nur und schließlich enttäuscht, einsam, leer und gescheitert, verzweifelt werden. Sie sind verloren, weil sie ohne Orientierung in der Welt umherirren. Sie sind verloren wie das Schaf im Gleichnis Jesu, das verlorengegangen ist und von alleine nicht mehr zurückkehren konnte und von wilden Tieren gefressen werden musste. Sein Hirte aber ließ seine anderen 99 Schafe stehen, suchte es und fand keine Ruhe, bis er es gefunden hatte. Gott ist wie der Vater eines verlorenen Sohnes, der eigentlich nicht hoffen kann, aber hofft, betet und wartet.
Je mehr wir etwas wertschätzen, desto verzweifelter suchen wir danach, wenn es verloren geht. Eltern, die ihre Kinder verloren haben, reisen quer durch das Land und suchen nach ihren Kindern ohne zu schlafen, bis sie sie gefunden haben. Um uns, die verlorenen Kinder Gottes zu finden, gab Jesus seine Herrlichkeit auf und machte sich selbst zu nichts, er litt und gab sein Leben am Kreuz, sodass wir zu ihm umkehren und das ewige Leben haben können. Jesus wartete nicht darauf, bis wir zurückkehren, sondern kam aus Liebe, um uns zu suchen und uns selig zu machen.
Als Kain durch seinen Mord an seinen Bruder Abel sündigte, versuchte er seine Qual überwinden, indem er eine Stadt baute. Zachäus versuchte es mit Geld. Aber nichts konnte die Lücke in ihrem Leben ausfüllen, die sie durch ihre Ablehnung der Herrschaft Gottes aufgerissen hatten. Wir bleiben völlig verloren, bis wir von Jesus gefunden werden.
Jesus hat Hoffnung für alle Menschen. Unliebenswürdige Zöllner, stolze und kühle Europäer, fröhliche Afrikaner, höfliche und zurückhaltende Asiaten, gesprächige Amerikaner; ohne Jesus sind sie alle verloren, und doch ist niemand jenseits von Gottes Hoffnung. Wenn wir Jesu Herz für die Verlorenen kennen, dann können wir Hoffnung für alle Arten von verlorenen Menschen haben und sie suchen, bis wir sie finden und sie zu Jesus bringen. Wenn wir das Herz Jesu für einen verlorenen, unliebenswürdigen Oberzöllner anziehen, dann können wir auch in Deutschland jeder 12 Studenten zu Jesus führen und sie als entschlossene Jünger Jesu aufstellen. Dann können wir auch mit dem Herz Gottes und mit dem Gebet die internationale SBK in Purdue vorbereiten und der Weltmission dienen.