Der Herr segnete den späteren Teil von Hiobs Leben (Hiob 42,12.13)
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Der Herr segnete den späteren Teil von Hiobs Leben
Hiob 42,1 – 17
Leitverse 42,12.13
„Und der Herr segnete Hiob fortan mehr als einst, sodass er vierzehntausend Schafe kriegte und sechstausend Kamele und tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen. Und er bekam sieben Söhne und drei Töchter.“
Guten Tag! Ich bin glücklich, hier in Bonn zu sein und zusammen mit Euch Gottesdienst zu feiern. Ich bin froh, Peter Schweitzer, Stefan Elsholz, Joachim Dietzel, Jochen Schweitzer und viele andere zu sehen. Es ist auch meine Freude Dr. Peter und Sarah Chang und ihre beiden Söhne Petrus und Johannes und Stephanus und Maria Park zu treffen. Alle von Euch – einschließlich derer, deren Namen ich nicht erwähnt habe – waren gute und liebe Freunde über die Jahre und haben mich freundlich bei all meinen Besuchen in Bonn willkommen geheißen. Ich danke Gott für diese Gelegenheit, zusammen Gottesdienst zu feiern und über das Buch Hiob nachzudenken.
Das Buch Hiob ist ein klassischer Text über das Leiden und die Schmerzen. Und es ist sehr lang – 42 Kapitel. Wisst Ihr, wer die Zeitgenossen von Hiob waren? Gemäß den Gelehrten lebte er in der selben Zeit wie Abraham und Mose. Das Buch Genesis nimmt sehr knapp auf die Gefühle und geistlichen Kämpfe von Abraham Bezug. Im Kontrast dazu sind die Unterhaltungen zwischen Hiob und seinen Freunden sehr lang. Sie umfassen zusammen 35 Kapitel (Kapitel 3 – 37). Das Buch Hiob ist enorm detailliert, Hiobs Verletzung und verwundete Seele zu beschreiben. Große Psychologen können dieses Buch untersuchen, um zu lernen wie sich leidende Menschen wirklich fühlen.
Die Leitverse, die ich gewählt habe, sind Hiob 42,12.13: “Und der Herr segnete Hiob fortan mehr als einst…“ Dieser Text handelt davon, wie Gott den früheren Teil (d.h. die erste Periode) und den späteren Teil (d.h. die zweite Periode) von Hiobs Leben gesegnet hat. Wie Hiob haben wir alle eine erste und zweite Lebenshälfte. In UBF sind viele Leiter der ersten Generation – mich selbst eingeschlossen – im späteren Teil ihres Lebens. Die Leiter, die den Staffelstab der Leiterschaft empfingen, beginnen nun ihre zweite Periode ihres Lebens. Diejenigen, die in ihren Zwanzigern und darunter sind, kämpfen alle mit ihren Lebensproblemen in der ersten Periode. So spricht dieser Abschnitt zu jedem von uns zeitlose Wahrheiten. Möge Gott uns ein gutes Verständnis über den souveränen Gott, der der Herr unsres Lebens ist, geben.
1. Der Gott von Hiob und Hiobs Lebenserfahrungen
Erstens: Gott segnete Hiob als den größten Mann unter all den Leuten des Ostens (1,1-5)
Im Lande Uz lebte ein Mann, dessen Name Hiob war. Hiob war fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse. Er war solch ein Mann Gottes, dass Gott bezüglich ihm zu Satan sagte: „Hast du Acht gehabt auf meinen Knecht Hiob?“ (8) Hiob war gottesfürchtig und rechtschaffen. Er hatte sieben Söhne und drei Töchter – eine sehr glückliche Familie. Seine Söhne und Töchter wohnten in seiner Nähe. Sie genossen häufige Familientreffen. Hiob war ein Mann großer geistlicher Weisheit. Hiob war sehr gesegnet, glücklich und wohlhabend. Gott segnete ihn auf jede Weise. Hiob war demütig und fleißig. Vom frühen Morgen an kam er zu Gott und opferte Opfer für seine Kinder. Er war vorsichtig, nicht gegen Gott zu sündigen, auch nicht in seinen geheimen Gedanken. Dies ist Hiobs gesegnetes erstes Leben.
Zweitens: Gott erlaubte es, Hiobs Segnungen eine nach der anderen wegzunehmen (1,6 – 2,13)
Hiob war es nicht bewusst, dass er in himmlische Bereiche eintrat – zwischen Gott und Satan. Als Reaktion auf Satans Herausforderung erlaubte es Gott, alle von Hiobs Segnungen eine nach der anderen wegzunehmen. In einigen Tagen waren seine materiellen Besitztümer zerstört. Hiobs Söhne und Töchter wurden getötet, als ihre Häuser in sich zusammenbrachen. Ein anderes Ereignis war, dass Hiob mit schmerzvollen Geschwüren von seiner Fußsohle an bis auf seinen Scheitel belegt wurde. Hiob nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in Asche. Es war so erbärmlich, dass seine Frau zu ihm sagte: „Hältst du noch immer fest an deiner Frömmigkeit? Sage Gott ab und stirb!“ Aber selbst so sündigte Hiob nicht. Er sagte: „Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt!“ Hiobs drei Freunde, Elifas, Bildad und Zofar kamen und blieben bei ihm sieben Tage und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war (2,13).
Kapitel 3 bis 37 enthalten eine lange Rede zwischen Hiob und seinen Freunden. Ihre Unterhaltung ist ziemlich komplex. Es gibt dort viele Details. Der Hauptpunkt war, dass Hiob in Schmerzen aufschrie. Er beschuldigte nicht Gott, er war nicht schnell ärgerlich auf Gott. Aber ihm war nicht klar, warum er solche Leiden verdiente. Er konnte Gott in völliger Finsternis und Verzweiflung nicht mehr sehen. Er konnte keinen Grund für Freude, Danksagungen oder Frieden finden. Er war einfach eine sehr mit Problemen belastete Seele. Seine Freunde sagten unterschiedliche Worte, aber ihre Botschaft war dieselbe. Hiob musste falsch sein. Ihre Theologie war, dass sie Hiob für all seine Probleme verantwortlich machten. Sie bearbeiteten ihn mit diesem Punkt wiederholt. Ihre scharfen Worte durchstießen Hiobs Seele. Seine Qual wurde multipliziert. Ihre Worte waren nichts als Folter für seine Seele.
Drittens: Gott sprach zu Hiob (38,1 – 41,34)
Gott kam in seiner großen Barmherzigkeit zu Hiob und sprach zu ihm von Angesicht zu Angesicht. Gott stand Hiob gegenüber und fragte ihn viele Fragen, aber er hatte einen klaren Punkt. Hiob 38,2.3 sagen: „Wer ist’s, der den Ratschluss verdunkelt mit Worten ohne Verstand? Gürte deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, lehre mich!” Gott fragte viele Fragen, aber zu keiner Frage konnte Hiob ein Wort sagen. Hiob war vollständig still, weil alles, was er sagen konnte war: „Ich weiß es nicht. Ich war nicht da. Ich habe keine Ahnung.“ So erkannte Hiob letztendlich, dass er über so viele Dinge gesprochen hatte, die er nicht kannte. Er war so ein Narr. So sagte er schließlich: „Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche.“ Als Hiob Gott von Angesicht zu Angesicht schaute, wurde er ganz still. Hiob tat Buße. Dies ist der Hintergrund dieser Botschaft. Der Epilog dieses Buches (42,7-16) berichtet die Vorkommnisse danach.
Viertens: Gott ehrte Hiob und stellte seinen Reichtum wieder her (42,7-11)
Nach Hiobs bußfertigem Eingeständnis sagte Gott zu Elifas, den Anführer der drei: “Mein Zorn ist entbrannt übe dich und über deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob” (42,7b). Gott bestätigte, dass all die theologischen Diskurse über Hiob falsch waren. Von Gottes Gesichtspunkt aus waren ihre theologischen Argumente (wie Hiob für seine Leiden im Namen Gottes zu beschuldigen) Blödsinn. Gott forderte ihre Buße. Gott forderte sie auf, zu Hiob zu gehen und um seine Vergebung zu bitten, Opfer zu bringen und Hiob um Gebet zu bitten. Erst als Hiob für sie Fürbitte einlegte, wurden sie vor Gott gerecht. Im Gehorsam gegenüber Gott vergab er ihnen und segnete sie. Gott stellte seinen Reichtum wieder her und gab ihm doppelt so viel, wie er zuvor hatte.
Zu der Zeit von Hiobs Leiden waren alle seine Brüder und Schwestern und alle anderen unsichtbar. Aber als Gott Hiob erhob, kamen sie alle, ermutigten und trösteten ihn für alle Schwierigkeiten, die er hatte. Jeder gab ihm ein Goldstück und einen goldenen Ring, ein Zeichen der finanziellen Unterstützung. Es war das Startkapital für Hiob neu anzufangen. Dann passierten wunderbare Dinge. Gott segnete den späteren Teil von Hiobs Leben mehr als den früheren. Durch seine Frau (d.h. Hiob könnte neu geheiratet haben), hatte er in der zweiten Lebenshälfte sieben Söhne und drei wunderschöne Töchter – Jemima, Kezia und Keren-Happuch. Es war Hiobs Freude seine drei Töchter aufwachsen zu sehen und selbst Familien mit ihren eigenen Kindern zu gründen. Auf diese Weise starb Hiob als ein alter und lebenssatter Mann. Dies ist das glückliche Ende von Hiobs Geschichte.
2. Gottes zeitlose Wahrheiten für uns
Lasst uns nun darüber nachdenken, welche zeitlosen Wahrheiten Gottes wir durch das Buch Hiob lernen können.
Erstens: im ersten Lebensabschnitt Gott finden und ein Segen sein
Ihr alle mögt Bundesligaspiele zu sehen, nicht wahr? Das Endergebnis von Mainz 05 gegen Eintracht Frankfurt war 3:1. Heute Nachmittag um 15:30 Uhr läuft das Spiel Hamburger SV gegen Mönchengladbach. Diese Spiele haben eine spannende erste Halbzeit und dann die zweite Halbzeit. In der ersten Hälfte wird der Ton für das ganze Spiel vorgegeben, und in der zweiten Hälfte erleben wir oft ein großartiges Comeback! In ähnlicher Weise können wir unser Leben in zwei Abschnitte einteilen, die erste und die zweite Halbzeit. Was können wir durch Hiob über die erste und die zweite Hälfte des Lebens lernen? In der ersten Hälfte hat Hiob Gott kennengelernt, er liebte Gott und wandelte mit Gott.
Vor 45 Jahren war ich 18 Jahre alt. Damals kannte ich Gott noch nicht. Aber in meinem ersten Studienjahr wurde ich von einem Studenten zum Zweierbibelstudium eingeladen. Durch das Studium des Buches Genesis habe ich Gott kennengelernt. Aufgrund von Genesis 12,2 habe ich Gottes Verheißung empfangen, durch den Glauben ein Segen zu sein. Durch das Studium des Markus-Evangeliums habe ich Jesus als meinen persönlichen Erretter angenommen und seine Berufung als ein Jünger Jesu gehört. Wenn ich zurückblicke, dann war es der größte Segen, dass Gott mich in meiner Studienzeit gefunden hat und dass ich Gott gefunden habe. Gott stellte mir meine Frau Sarah zur Seite. In meinen 20ern und 30ern waren Gottes Geschenke für mich: Glaube, Liebe und Arbeit. Meine vier Kinder wuchsen heran: Sarah, Faith, Augustine und Albert. Durch das Evangelium von Jesus habe ich meine geistigen Mentoren gefunden, Dr. Samuel Lee und Mutter Sarah Barry, und Freunde wie Dr. Peter Chang und viele andere in der ganzen Welt, die Jesus lieben.
Im ersten Abschnitt bauen wir alle ein Haus. Hört das Wort Jesu und praktiziert es. Baut euer Haus auf dem festen Felsen, nicht auf dem trügerischen Sand von schwindenden Ideen (Mt 7,24). Findet Glauben, Liebe und ein lebenslanges Werk. Es geht nicht darum, dass ihr nach Glück strebt; ihr seid ganz natürlich glücklich als Nebenprodukt eures Lebens als Segen für andere im Gehorsam gegenüber Gott. Zu seiner Zeit wird Gott jedem von euch einen großen Namen machen. Gott macht jeden von euch göttlich und gesund und einflussreich in eurem Lebensumfeld. In der ersten Halbzeit des Lebens können wir erfolgreich sein, wenn wir uns daran erinnern: „Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen“ (Ps 127,1). Wir arbeiten fleißig. Gleichzeitig kennen wir die Quelle für all die wunderbaren Dinge des Lebens. „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab“ (Jak 1,17).
Zweitens: in allen Überraschungen des Lebens wissen wir, dass Gott gut ist und seine Liebe ewig bleibt
Dieses Leben verläuft nicht immer nur in geraden Bahnen. Im Leben gibt es scharfe Kurven. Wir können unsere Gesundheit oder liebe Familienmitglieder verlieren. Freundschaften zerfallen. Viele Jahre guter Reputation werden zerstört. Indem wir vieles verlieren, was wir als sehr wichtig erachtet haben, z.B. Gesundheit, Freundschaft, Liebe oder sogar unsere Arbeit, erkennen wir, wie zerbrechlich wir sind. Wir sind schwache Kreaturen. Zwischen der ersten und zweiten Hälfte des Lebens können wir viele Verluste erleiden. Wir können Gott finden, indem wir Erfolg im Leben erfahren. Aber wir lernen Gott kennen, indem wir vieles im Leben verlieren, was uns so kostbar erschien. Die Botschaft des Buches Hiob ist, dass es kein ewig andauerndes Glück gibt.
Das Leben des Glaubens verspricht Glück und Freude, aber nicht immer. Viele Menschen geben ihren Eifer für Gottes Berufung auf. Wir werden demütig, nachdem wir durch verschiedene Ereignisse im Leben schrecklich erniedrigt worden sind. Wir fangen an, die Schmerzen Jesu am Kreuz zu lieben, wenn wir selber Ablehnung, Leiden und Bedrängnisse in unserem Leben erfahren. Seid ihr jemals angeklagt, verspottet oder sogar ausgestoßen worden, sei es wegen tatsächlicher oder eingebildeter Fehler? Dann wisst ihr besser, was Jesus für uns am Kreuz getan hat, als er unsere Sünde getragen und gesagt hat: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 13,34) Hiob vertraute auf Gottes Güte durch den Glauben und durch Erfahrung. Wir vertrauen auf Gottes Güte und Liebe durch Jesu Kreuzigung und unsere eigenen Erfahrungen. Gott ist gut, darum gibt er uns eine zuverlässige Grundlage (durch sein Wort) und angemessene Beweise durch unsere Lebenserfahrung. Letztendlich nehmen wir Gottes Güte und Liebe durch den Glauben an, andernfalls könnte unsere Realität manchmal das Gegenteil kommunizieren.
Zwischen der ersten und zweiten Hälfte des Lebens erfahren viele Christen eine große Enttäuschung. Statt der Beweise des Segens Gottes spiegelt ihr Leben nur Leiden und Schmerzen wieder – eine endlose Plagerei. In unserer Welt leben sieben Milliarden Menschen. Die meisten Wirtschaftstheorien, die ich lehre, beziehen sich auf etwa zwei Milliarden Menschen. Die große Mehrheit lebt aber nicht in einer Welt, wo die gerechten Regeln des Gesetzes gelten und grundlegende Bedingungen des Glücks garantiert werden. Während meiner 45 Jahre bei UBF habe ich so viele Menschen gesehen, die glücklich und durch die Gnade unseres Herrn Jesus gesegnet sind. Sie genießen die Zeichen des Segens Gottes in ihrem Leben. Ihre Kinder wachsen gesund heran. Sie dienen bedeutungsvollen Evangeliumswerken. Ihre Arbeit wird durch gute Arbeitsstellen belohnt. Aber ich habe auch viele unglückliche, enttäuschte und verwundete Menschen gesehen, die Bitterkeit und Schmerzen in ihrer Seele tragen. Viele sind einsam und fühlen sich verlassen. Was sollen wir für sie tun? Wir bleiben ihnen als Freunde nahe, so gut wir können. Wenn sie weinen, weinen wir auch. Wenn sie von ihren Schmerzen sprechen, hören wir still zu und versuchen unsere Liebe zu ihnen zu zeigen.
Es ist wunderbar, in der Zeit der Enttäuschung des Lebens den Psalm 27 zu lesen: „Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf. … Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des Herrn im Lande der Lebendigen. Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!“ (Ps 27,10-26)
In der Titelgeschichte der Zeitschrift Time hat diese Woche eine Frau über das Geheimnis eines langen Lebens geschrieben: „Tägliche Aufgaben und das Streben, große Probleme zu lösen, macht den Geist scharf und das Leben erfüllt.“ Ich stimme zu. In allen Enttäuschungen und Überraschungen des Lebens bleibe nahe bei Gott. Halte fest an seiner Güte. Behalte deine Gewohnheiten und konzentriere dich auf das große Bild des Lebens.
In diesem Jahr ist Philipper 3,13.14 mein Leitwort: „Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich’s ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ Mein Gebetsanliegen ist es, zu vergessen, was hinter mir liegt und mich nach dem auszustrecken, was vor mir liegt. Früher habe ich jede Woche gepredigt. Ich war sehr eingespannt zwischen Familie, Gottes Werk und Arbeit. Jetzt ist die erste Halbzeit vorbei und ich vergesse, was hinter mir liegt. Ich finde neue Aufgaben für die zweite Lebenshälfte.
Eines Tages hatte St. Franziskus in seinem Garten Unkraut ausgerupft. Das war eine seiner täglichen Aufgaben. Einige Leute kamen vorbei und fragten ihn: „Lieber Franziskus, was würdest du tun, wenn morgen die Welt unterginge?“ St. Franziskus antwortete: „Ich würde weiter das Unkraut ausrupfen.“ Weil seine Seele in der Güte und Liebe Gottes ruhte, würde selbst das Ende der Welt nichts daran ändern, was er Tag für Tag tat. Wie steht es mit euch? Wenn morgen die Welt untergeht, was würdet ihr weiter tun?
In meinem Forschungstreffen mit Professoren habe ich diese Geschichte von St. Franziskus erzählt. Dann habe ich gefragt: „Würdet Ihr Eure Forschung fortsetzen, sogar wenn morgen das Ende der Welt wäre?“ Einer der Top-Professoren, der immer die Forschung betont hatte, sagte: „Nun, ich weiß es nicht.“ Ich sagte: „Ich würde weiter Forschung betreiben.“ Solange wie es meine Gesundheit erlaubt, werde ich meine Aufgaben erfüllen. „Auch wenn das Ende der Welt morgen kommt, werde ich weiter beten und Zweierbibelstudium führen. Wenn das Ende der Welt morgen kommt, werde ich weiter Liebe ausüben.“ Meine Aufgaben in der zweiten Lebenshälfte beziehen sich auf Integrität, Bedeutung und Beteiligung. Meine Integrität ist in meinem täglichen Wandeln mit Gott. Die Bedeutung meines Lebens ist es, täglich die Liebe zu praktizieren. Mein Beitrag zu dieser Welt ist meine tägliche gute Arbeit. Das ist es, was ich in der zweiten Lebenshälfte tue.
Drittens: bis zum Ende Gott lieben und die Hoffnung auf das ewige Leben setzen
Die Schlussfolgerung des Buches ist diese: „Und Hiob starb alt und lebenssatt.“ In gleicher Weise ist es eine Frage der Zeit, dass wir alle sterben. Wir werden alle alt. Alle die wunderbaren Segnungen (einschließlich unseres eigenen Lebens) werden von uns genommen. Persönlich ist das der glücklichste Moment in meinem Leben. Wenn ich die Hausärztin besuche, fragt sie: „Nehmen Sie irgendwelche Medikamente?“ Ich sage: „Nein, ich nehme keine Medikamente.“ Ich habe persönlichen Glauben an Jesus. Ich bin relativ gesund. Ich habe gute Gesundheit. Ich habe eine wunderbare Frau, Familie und Freunde, eine gute und bedeutungsvolle Arbeit. Aber irgendwann werden alle diese Segnungen, eine nach der anderen genommen werden. Ich werde nicht immer gesund sein. Eines Tages werde ich alt und schwach. Vielleicht kann ich mich nicht mehr fortbewegen. Meine Lieben werden nicht immer um mich sein. Meine Arbeit wird irgendwann beendet. Was mache ich dann, wenn alle diese Dinge, die mein Glück ausmachen, weg sind?
Letztes Jahr habe ich mit einigen anderen Auschwitz besucht. Am Eingangstor des Konzentrationslagers steht: „Arbeit macht frei“. Also dachten die Juden, die dorthin kamen, dass ihre fleißige Arbeit sie frei machen würde. Doch die Realität war das krasse Gegenteil. Bevor wir dorthin kamen, sagte ich: „In Auschwitz werden wir sehen, wie Menschen so bedeutungslos gestorben sind. Abgesehen von der Realität des ewigen Lebens wird ihr Tod niemals einen Sinn machen. Nur Gott kann alles in dieser Welt schön machen.“ In seinem letzten Buch schrieb der englische Prediger John Stott im Alter von 88 Jahren: „Das Ende ist in Sicht. Ich bin ermutigt durch das Paradox des Lebens durch den Tod. … Der Tod ruft in vielen Menschen Angst hervor. … Aber der Tod hat für die Christen den Schrecken verloren.“ Genauso denke ich auch über den Tod und bereite mich darauf vor. Letzten November habe ich ein Grab für meine Mutter gekauft. Vor ein paar Jahren habe ich mein Testament geschrieben.
Was tun wir im Moment des Todes? Wir singen: „Näher mein Gott zu dir, näher zu dir…“ Mit dem persönlichen Glauben an Jesus sind wir auf das Ende vorbereitet. Wir schauen weit darüber hinaus. Wir vertrauen auf Jesus, der gesagt hat: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben“ (Joh 11,25.26). Wegen dem ewigen Leben ist unser Tod nicht das Ende. Weil wir an die frohe Botschaft von Jesus Christus glauben, ist die Tatsache, wann, wo und wie wir sterben, nicht entscheidend in der Zeit Gottes. Darum leben und sterben wir in Frieden. Bis dahin kämpfen wir den guten Kampf, halten den Glauben und vollenden das Rennen. Möge Gott euch segnen.