Der Gott Jakobs (1.Mose 28,15)

DER GOTT JAKOBS

1. Mose 25,21-34; 27,1 – 31,54

Leitvers 28,15

„Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.“

Durch die vergangene Lektion lernten wir Isaak kennen, der ein treuer Knecht des Gebets war und der der souveränen Führung Gottes absolut vertraute. Isaak kämpfte nicht mit Menschen, sondern hielt unter allen Umständen an der Verheißung Gottes fest. So konnte er mit Gottes Hilfe nicht nur alle Schwierigkeiten, Verfolgungen und das Unrecht, das ihm widerfuhr, überwinden, sondern auch als Segensträger und guter geistlicher Einfluss für seine Umgebung gebraucht werden. Heute geht es um Jakob. Auf den ersten Blick scheint Jakob nicht besonders geeignet zu sein, der Erbe des Bundessegens Abrahams zu werden, weil er ein sehr egozentrischer Mensch mit einer betrügerischen Innerlichkeit war. Gott aber liebte diesen Jakob und erwählte ihn aus einseitiger Gnade heraus, um ihn zu einem Segen zu machen. Durch den heutigen Abschnitt lernen wir, dass Gott ein Gott der Gnade, der Geduld und der Hoffnung ist. In diesem Gott hat auch jeder von uns wahre Hoffnung zu einem Segen für andere verändert zu werden.

1. Jakob und Esau (25,21-34; 27,1-46)

Nach Isaaks 20-jährigem beharrlichem Gebet wurde Rebekka mit den beiden Zwillingen Esau und Jakob schwanger. Schon im Mutterleib kämpften beide gegeneinander und Gott sprach zu Rebekka: „Zwei Völker sind in deinem Leibe, und zweierlei Volk wird sich scheiden aus deinem Leibe; und ein Volk wird dem andern überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.“ Gott hatte Jakob, als er noch im Mutterleib war, schon als Träger des Bundessegens auserwählt. Jakob hatte weder Gutes noch Böses getan, aber Gott in seiner Souveränität erwählte ihn, um durch ihn seinen Segen zu seinen Nachkommen und zu allen Völkern auf Erden weiterfließen zu lassen.

Hier sehen wir, dass Gottes Berufung einzig und allein aus seiner Gnade und nicht aus unseren Werken geschieht. Wäre die Berufung Gottes an unsere Fähigkeiten oder Taten geknüpft, würden wir schnell hochmütig werden oder aber in Verzweiflung geraten. Weil Gott uns aber aus seiner Gnade heraus berufen hat, können wir nicht anders, als ihm dafür von ganzem Herzen zu danken und allein aus der Dankbarkeit heraus unser Missionsleben zu führen. Gott hat M. Petrus nicht auserwählt, weil er der Sohn von M. Peter und M. Sarah ist oder weil er sein Medizinstudium so hervorragend abgeschlossen hat. Gott hat ihn einzig und allein aus seiner einseitigen Gnade heraus erwählt, ein globaler geistlicher Leiter für diese Generation zu sein. Nicht wir haben Gott erwählt, sondern Gott hat sich über uns erbarmt und uns erwählt, das Evangelium von Jesus allen Studenten zu bezeugen.

Als Rebekka die Zwillinge gebar, kam zuerst Esau heraus, dessen Haut rötlich und rau wie ein Fell war. Danach folgte sein Bruder Jakob, der Esaus Ferse mit der Hand festhielt. Esau wurde später zu einem guten Jäger, der gern auf dem Feld umherstreifte. Jakob hingegen wurde ein gesitteter Mann, der sich lieber bei den Zelten aufhielt. Eines Tages kam Esau müde und hungrig von der Jagd zurück. Jakob hatte ein Linsengericht gekocht, und als Esau den Geruch vernahm, lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Da sprach er zu Jakob: „Mein Bruderherz, du bist doch der beste Koch weit und breit, könntest du mir nicht einen Teller von diesem köstlichen Linsengericht abgeben?“ Aber Jakob ging auf Esaus Komplimente gar nicht ein, sondern reagierte ganz komisch. Es schien so, als ob er nur auf diesen Augenblick gewartet hätte. Jakob zögerte und dann sprach er: „Verkaufe mir heute deine Erstgeburt.“ Esau stutzte und dann sprach er: „Siehe, ich muss doch sterben; was soll mir da die Erstgeburt?“ (32) Vers 34b sagt: „So verachtete Esau seine Erstgeburt.“ Hier lernen wir die unterschiedliche Wertanschauung von Jakob und Esau kennen. Beide wuchsen in ein und demselben gläubigen Elternhaus auf. Aber während Jakob gerne zu Hause bei seiner Mutter saß und ihr zuhörte, wenn sie von ihrem Glauben und ihren Erfahrungen mit Gott sprach, interessierte sich Esau mehr für die praktischen, weltlichen Dinge. Kurz gesagt hatte Esau kein geistliches Interesse, Gott überhaupt kennenzulernen. Als er sagte, dass er sowieso sterben würde, bringt er damit zum Ausdruck, dass Gott für ihn gar nicht existiert. Für Esau waren Essen, Trinken und Heiraten das Wichtigste im Leben. So willigte er ein und verkaufte Jakob sein Erstgeburtsrecht, um sein momentanes Bedürfnis nach einem Linsengericht zu befriedigen. Dies war gleich, als ob er Gott verachtete.

Das Kapitel 27 berichtet uns davon, wie Isaak den Segen doch an seinen ältesten Sohn Esau weitergeben wollte. Wegen seiner menschlichen Vorliebe für Esau war Isaak geistlich einsichtslos geworden. Rebekka aber erinnerte sich an die Verheißung Gottes und half Jakob, sich zu verkleiden und zu seinem fast blinden Vater hineinzugehen, um anstelle seines älteren Bruders Esau den Segen Gottes zu empfangen. Als Esau kurze Zeit später von seiner Jagd zurückkam und erkannte, das Jakob den Segen gestohlen hatte, weinte er viel. Aber es war zu spät. Der Hebräerbrief nennt Esau einen Abtrünnigen und Gottlosen, der um der einen Speise willen seine Erstgeburt verkauft hat und später keinen Raum mehr zur Buße fand. Esau wurde von Gott verworfen, weil er den Segen Gottes verworfen hatte.

Menschlich gesehen war Esau kein schlechter Mensch. Er war kontaktfreudig und hatte viele Beziehungen. Er teilte auch gerne das, was er hatte mit anderen. Vor allem sorgte er dafür, das der Kühlschrank zu Hause immer voll war, und es machte ihm große Freude, seinem alten Vater von dem, was er gejagt hatte, ein köstliches Wildbret zuzubereiten. Jakob hingegen war selbstsüchtig und hinterlistig, ein Mensch, mit dem man nur sehr schwer umgehen konnte. Aber im Gegensatz zu Esau hatte Jakob einen geistlichen Wunsch. Weil er nach dem unsichtbaren Segen Gottes trachtete, machte Gott ihn zum Segensträger für alle seine Nachkommen.

Jeder Mensch wünscht sich, erfolgreich zu sein und etwas Herausragendes zu tun. Entscheidend aber ist, für welches Ziel man kämpft und was man für wichtiger hält, die sichtbaren Dinge der Welt oder den unsichtbaren Segen des Reiches Gottes. Die Dinge der Welt sind allesamt vergänglich. Das Reich Gottes aber ist ewig. Darum trachten wir nicht mehr wie die gottlosen Leute nach der Verbesserung unserer Lebensbedingungen, sondern investieren alles für die Ausbreitung des Reiches Gottes und nehmen auch Verfolgungen, Ablehnungen und Missverständnisse in Kauf. Unter den heutigen Christen gibt es jedoch viele, die wie Esau eine humanistische Wertanschauung haben. Sie haben viele Bibelkenntnisse, aber in ihrem Herzen glauben sie gar nicht an ihn noch haben sie den geistlichen Wunsch, Gott persönlich kennenzulernen, weil ihre Gedanken ganz auf diese Welt fixiert sind. Wie Esau machen sie ihr Gefühl zum Maßstab aller Dinge und leben nach ihren Begierden, indem sie nach weltlichem Glück durch Karriere, Geld, Vergnügen oder Anerkennung der Menschen trachten. Damit sind sie gleich wie Esau und verachten den Segen, die Gnade und die Berufung Gottes. Die wahren Kinder Gottes aber haben die geistliche Wertanschauung. Sie wissen, dass Gottes Gnade und Berufung viel kostbarer sind als ihr Leben selbst. Wir sind Gott sehr dankbar, dass in der letzten Zeit viele unserer Mitarbeiter unter der Neuen Generation diese geistliche Wertanschauung angenommen haben und nun als Bibellehrer, Hirten und geistliche Leiter heranwachsen. Wenn wir den unsichtbaren Segen Gottes höher schätzen als den sichtbaren, werden wir trotz unserer Schwachheit wie Jakob ewigen Segen empfangen.

2. Der Gott von Bethel (28,1-22)

Wegen seines hinterlistigen Vorgehens machte sich Jakob Esau zum Feind und musste vor ihm fliehen. Sein Vater Isaak segnete ihn mit dem Segen Abrahams und schickte ihn nach Haran zur Verwandtschaft Rebekkas, damit er sich dort eine Frau von den Töchtern Labans nehmen sollte. Jakob gehorchte seinen Eltern und machte sich auf den Weg. Von heute auf morgen war Jakob zu einem mittellosen Flüchtling geworden. Als es Nacht wurde, legte er sich einfach auf die Erde mit einem Stein als Kopfkissen. Er musste über vieles nachgedacht haben. Wenn er an das wütende Gesicht Esaus dachte, zitterte er vor Angst. Wenn er an die Tränen seiner Mutter dachte, musste auch er weinen. Wenn er an seine ungewisse Zukunft dachte, wurde er unruhig. Irgendwann schlief er ein. Da träumte ihm und er sah eine Vision. Lesen wir Vers 12: „Und er träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder.“ Jakob sah die Engel Gottes und den Weg zum Himmel. Er sah sogar Gottes Angesicht und hörte seine Stimme. Als er wach wurde, sprach er: „Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht!“ (35,16). Zum ersten Mal begegnete Jakob Gott persönlich. Ohne Gott persönlich zu begegnen, kann niemand sein Glaubensleben richtig beginnen. Jakob war an einem Tiefpunkt seines Lebens angekommen. Er war einsam, traurig und furchtsam und quälte sich unter der Last seiner Schuld. Doch gerade in dem Moment als er dachte, dass Gott unendlich fern sein müsste, war Gott ihm am nächsten und offenbarte sich ihm in einem Traum. Das war Gottes einseitige Gnade.

Lesen wir die Verse 13 und 14: „Und der Herr stand oben darauf und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Und dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Süden, und durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden.“ Hier verhieß Gott Jakob das Land Kanaan zum Besitz. Er verhieß ihm unzählige Nachkommen, und eine Segensquelle zu sein. Es war die gleiche Verheißung, die Gott schon Abraham und Isaak gegeben hatte. Aber Gott ging noch weiter. Lesen wir den Vers 15: „Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.“ Diese Verheißung war für Jakob in seiner Lage ein großer Trost. Gott sicherte ihm zu, ihn während seiner Reise zu begleiten und zu schützen. Jakob schöpfte neuen Mut und so stand er früh am Morgen auf und richtete den Stein zu einem Steinmal auf und nannte die Stätte Bethel, „Haus Gottes“.

Dann betete Jakob zu Gott und legte ein Gelübde ab. Sehen wir uns die Verse 20 bis 22 an: „Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: Wird Gott mit mir sein und mich behüten auf dem Wege, den ich reise, und mir Brot zu essen geben und Kleider anzuziehen und mich mit Frieden wieder heim zu meinem Vater bringen, so soll der Herr mein Gott sein. Und dieser Stein, den ich aufgerichtet habe zu einem Steinmal, soll ein Gotteshaus werden; und von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben.“ Wenn wir Jakobs Gelübde betrachten, erkennen wir seinen geistlichen Zustand. Jakob hatte darum gekämpft, den Segen Gottes zu erlangen. Aber als Gott ihm alles verhieß, wonach er sich sehnte, konnte er nicht so richtig daran glauben. Darum klingt sein Gelübde eher wie ein Geschäftsvertrag. Jakob wollte Gott erst dann zu seinem Gott machen, wenn er ihn die ganze Reise über begleiten würde. Er wollte Gott 100 € opfern, wenn Gott ihm zuvor 1000 € geben würde. Obwohl Jakobs Gelübde selbstsüchtig war, können wir doch etwas davon lernen. Jakob nahm die Verheißung Gottes an. Obwohl sein Glaube an den Beistand Gottes noch schwach war, traf er eine kleine Glaubensentscheidung und band sein Leben an Gott. Es war der wahre Anfang seines Glaubenslebens. Jakob würde sich sein ganzes Leben lang immer an diese persönliche Begegnung mit Gott in Bethel erinnern. In der Tat führte Gott ihn gemäß seiner Verheißung und erzog ihn Schritt für Schritt im Glauben, so dass Jakob schließlich sein Gelübde erfüllen konnte (35,6.7).

Viele Leute hören Gottes Wort, doch sie treffen keine konkrete Entscheidung, weil sie unabhängig von Gott leben wollen. Wenn sie ihre Zukunft planen, tun sie dies aufgrund ihrer menschlichen Vernunft und Berechnung. Aber so können sie niemals Gottes Liebe, Treue und Führung persönlich erfahren. Für sie bleibt Gott immer fern und abstrakt. Gott aber liebt uns. Er spricht durch sein Wort zu uns und will eine Beziehung zu uns anknüpfen. So sollen wir in erster Linie nicht versuchen, nur viele Kenntnisse über die Bibel zu sammeln, sondern sollen das offenbarte Wort Gottes annehmen und im Vertrauen auf Gottes Führung praktisch danach leben. Als H. Jochen durch Markus 8,29 Jesus als seinem Christus persönlich begegnete, traf er eine Glaubensentscheidung und vertraute Gott sein neues Leben an. Er gab seine weltliche Karriere als Großhandelskaufmann auf und zog um nach Bonn, um zusammen mit den Leuten Gottes für die Weltmission zu leiden. Als H. Titus während der Sommerbibelkonferenz 2009 Lk 12,31 persönlich aufnahm, erneuerte er seine Glaubensentscheidung, zuerst nach dem Reich Gottes, statt nach weltlicher Sicherheit zu trachten. Obwohl er Arzt ist und rund um die Uhr zu tun hat, entschied er sich im Vertrauen auf Gottes souveräne Führung, zuerst mit der Identität als ein geistlicher Leiter zu leben und initiierte das Hope-Explorer-Bibelstudium, um sich um das geistliche Wachstum der Neuen Generation zu kümmern. Gott helfe uns, wie Jakob aufgrund der Verheißung Gottes, dass Gott mit uns ist, dass Gott uns behüten und beschützen wird, eine kleine aber konkrete Glaubensentscheidung zu treffen.

3. Der Gott von Mesopotamien (29,1 – 31,54)

Dieser Abschnitt beschreibt das Leben Jakobs bei seinem Onkel Laban in Haran. 20 Jahre lang lebte er dort, 14 Jahre für die Liebe und sechs für das Gut.

Erstens: Für die Liebe. Als Jakob in die Heimat seiner Mutter zog, kam er am Rande der Steppe zu einen Brunnen, aus dem die Hirten der Gegend ihr Vieh tränkten. Drei Herden Schafe warteten dort; aber ein großer Stein lag noch vor dem Brunnenloch. Während Jakob mit den Hirten redete, kam Rahel, die Tochter Labans, mit den Schafen ihres Vaters zum Brunnen. Als Jakob seine schöne Cousine sah, ging er zum Brunnen und wälzte den großen Stein zur Seite und tränkte Labans Vieh. Dann küsste er Rahel und weinte laut. Schließlich sagte er ihr, dass er Rebekkas Sohn und mit ihrem Vater verwandt sei. Da ging Rahel zu ihrem Vater und erzählte alles. Und Laban lief Jakob entgegen, umarmte und küsste ihn und nahm ihn in sein Haus auf.

Nachdem Jakob einen Monat bei gearbeitet hatte, fragte Laban ihn nach seinem Lohn. Und Jakob, der sich über beide Ohren in Rahel verliebt hatte, antwortete, dass er sieben Jahre umsonst arbeiten würde, wenn er dafür Rahel heiraten dürfte. Vers 20 zeigt uns, wie sehr Jakob Rahel liebte: „So diente Jakob um Rahel sieben Jahre, und es kam ihm vor, als wären‘ s einzelne Tage, so lieb hatte er sie.“ Weil Jakob Rahel so sehr liebte, machte ihm die harte Arbeit gar nichts aus. Sobald er an Rahel dachte, konnte er alle Leiden, Schmerzen und Ungerechtigkeiten vergessen. Jeden Tag lebte er wie im Himmelreich, weil er auf das herrliche Hochzeitsfest mit Rahel wartete. Wir können auch trotz der harten Realität um uns her allzeit ein glückliches Leben führen, weil auch wir auf den seligen Tag des himmlischen Hochzeitsfestes mit unserem Bräutigam Jesus warten.

Sehen wir uns die Verse 21 bis 30 an. Endlich fand die Hochzeit statt, bei der nach orientalischer Sitte Braut und Bräutigam getrennt mit ihren Freunden feierten. Am Abend dann führte Laban statt Rahel seine älteste Tochter Lea in das Brautgemach. Laban entpuppte sich als ein skrupelloser Geschäftemacher, der sogar seine Töchter für seinen Gewinn verkaufte. Erst am nächsten Morgen bemerkte Jakob, dass es Lea war, die er geheiratet hatte. Empört stellte er Laban zur Rede: „Warum hast du mich denn betrogen?“ Jakob hätte ihn am liebsten umgebracht. Aber Laban redete sich heraus und sprach: „Es ist nicht Sitte in unserm Lande, dass man die jüngere weggebe vor der älteren. Halte mit dieser die Hochzeitswoche, so will ich dir die andere auch geben für den Dienst, den du bei mir noch weitere sieben Jahre leisten sollst.“ (26.27) Wenn Jakob gottesfürchtig gewesen wäre, hätte er allein mit Lea eine glückliche Familie gegründet. Aber Jakob war stur und wollte unbedingt auch die schöne Rahel heiraten. Und so heiratete er entgegen dem Willen Gottes zwei Frauen und arbeitete weitere sieben Jahre für Laban. Jakob dachte, dass er nur mit Rahel glücklich werden würde. Aber die folgenden Verse zeigen uns, dass genau das Gegenteil eintrat. Es entstand ein heftiger Krieg zwischen Rahel und Lea um die Gunst und Liebe ihres Mannes. Jakob liebte Rahel am meisten, aber sie war unfruchtbar. Als Lea Jakob vier kräftige Söhne gebar, wurde Rahel vor lauter Neid zerfressen. Sie bedrängte Jakob hart und sprach: „Schaffe mir Kinder, wenn nicht, so sterbe ich.“ Schließlich zwang sie Jakob dazu, ihre Magd Bilha zur Frau zu nehmen. Tatsächlich gebar Bilha Jakob zwei Söhne. Danach gab Lea wiederum ihre Magd Silpa Jakob zur Frau; und auch diese gebar zwei Söhne.

Die Verse 14 bis 21 zeigen, wie elend Jakobs Familienleben war. Jakob wurde zu einer Art Handelsware, so dass Lea ihn mit einigen Liebesäpfeln für eine Nacht kaufen konnte. Während seines 13-jährigen Familienlebens in Haran wurde Jakob von seinen vier Frauen wie ein Sklave hin und hergeschoben. Er hatte nicht einmal ein Mitspracherecht bei den Namen seiner Kinder. Die Familie, in der man normalerweise Ruhe, Geborgenheit und Trost findet, war für Jakob zu einem einzigen Schlachtfeld geworden. Wegen seines starken Eigenwillens hatte er sowohl den Willen Gottes als auch den seiner Eltern ignoriert und sich selbst viele Schmerzen bereitet. Gott aber trug in aller Geduld Jakobs Schwäche und gebrauchte sogar sein kompliziertes Familienleben dazu, um Jakob demütig zu machen und ihm Nachkommen zu verschaffen.

Zweitens: Für das Gut. Nach 14 Jahren wollte Jakob wieder zurück nach Kanaan gehen. Aber Laban wollte seinen besten Arbeiter nicht verlieren und schloss einen neuen Vertrag ab. Von nun an sollte Jakob alle schwarzen und gefleckten Schafe und Laban alle weißen bekommen. Aber Laben war nicht dumm und brachte schnell alle schwarzen und gefleckten Schafe weit weg, so dass Jakob nur weiße Schafe zur Zucht hatte. Doch Jakob verzagte nicht, sondern fand eine interessante Methode, gefleckte Lämmer zu bekommen, indem er dann, wenn die Tiere sich paarten, gestreifte Stäbe in die Tränkrinnen legte. Seine Methode erscheint überhaupt nicht wissenschaftlich zu sein, aber Gott segnete seine Mühe und machte ihn sehr reich, so dass er viele Schafe, Mägde und Knechte, Kamele und Esel hatte.

Drittens: Die Rückkehr nach Kanaan. Sehen wir uns 31,1.2 an. Nun war Jakob sehr reich geworden. Aber die Folge war, dass er innerlich unruhig wurde. Die Söhne Labans misstrauten ihm und fürchteten, dass Jakob sie um ihr Erbe bringen würde. Auch Labans Angesicht war nicht mehr so freundlich wie zuvor. Jakob konnte sich gut vorstellen, dass Laban ihn austricksen und ihm alles wieder wegnehmen würde.

Schließlich besuchte Gott Jakob im Traum und gab befahl ihm, wieder nach Kanaan zu ziehen. Auch seine beiden Frauen Lea und Rahel hielt nichts mehr bei ihrem Vater. Und so kam es, dass Jakob eine günstige Gelegenheit fand und mit allem, was er besaß, heimlich nach Kanaan aufbrach. Erst nach sieben Tagen holten Laban und seine Brüder ihn auf dem Gebirge Gilead ein. Wahrscheinlich wollte Laban Jakob einen Denkzettel verpassen und ihm alles wieder wegnehmen. Aber Gott beschützte seinen Auserwählten und ermahnte Laben im Traum: „Hüte dich, mit Jakob anders zu reden als freundlich.“ (31,24) Jakob hatte 20 Jahre lang in Labans Haus treu und fleißig gearbeitet, obwohl Laban ihn betrog und zehnmal seinen Lohn veränderte. Unter einem solchen Chef ist es eigentlich unmöglich, reich zu werden. Gott aber war mit Jakob und machte ihn trotz der ungerechten Behandlung Labans reich. Jakob erfuhr, dass Gott nicht nur in Bethel, sondern auch in Mesopotamien mit ihm war und seine Verheißung an ihm Wort für Wort erfüllte, indem er ihn nicht nur beschützte, sondern ihn auch reich machte und ihm viele Söhne gab. Als Jakob nach Mesopotamien gekommen war, hatte er keinen persönlichen Glauben gehabt. Aber nun hatte er doch erkannt, dass Gott immer mit ihm gewesen war und ihn gesegnet hatte. Wäre Laban nur freundlich gewesen, hätte Jakob vielleicht seine Heimat vergessen und wäre gerne in Haran geblieben. Gott aber benutzte auch den ungerechten Onkel Laban, um Jakob an seines Vaters Haus zu erinnern und ihn in das verheißene Land zurückzubringen. Gott benutzt auch viele Ungerechtigkeiten und Leiden in dieser Welt, damit wir unser Herz nicht an die Welt verlieren, sondern uns an unsere wahre Heimat erinnern und mit der Hoffnung auf das Reich Gottes leben.

Durch die heutige Lektion haben wir gelernt, dass Gott sich denen offenbart, die eine geistliche Wertanschauung haben und den Segen Gottes höher achten als die sichtbaren Dinge. Gott ist ein Gott der Gnade, der Geduld und der Hoffnung. Er nimmt sich derer an, die ihr Leben an Gott binden und eine Entscheidung aufgrund seiner Verheißung treffen. Gott erzieht sie Schritt für Schritt im Glauben und macht sie zu einer Quelle des Segens für andere. Der Gott Jakobs ist auch unser Gott. In diesem Gott hat jeder von uns Hoffnung, dass er uns trotz unserer Schwachheit nach seinem souveränen Willen zu einer Quelle des Segens und zu einem globalen geistlichen Leiter für die diese Generation verändert. In diesem Gott hat auch unser Volk die Hoffnung, dass es geistlich wiedererweckt und zu einer Hirtennation und zum Segen für die Europa- und Weltmission verändert wird. Möge Gott uns helfen, die geistliche Wertanschauung anzuziehen und wie Jakob aufgrund der Verheißung Gottes ein Gelübde abzulege

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