Das neue Gebot (Joh 13,34.35)

DAS NEUE GEBOT

Johannes 13, 18 – 38

Leitverse 13, 34.35

„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“

Wir danken Jesus für seine fußwaschende und bis ans Ende gehende Liebe zu seinen Jüngern und auch zu jedem von uns. Gott helfe uns, mit solcher fußwaschenden Liebe vielen jungen Studenten zu dienen, so dass Sie dadurch Jesu Liebe persönlich kennenlernen und in ihm ein neues Leben beginnen können. Für Jesus war es ein herzzerbrechendes Ereignis, dass der Teufel das Herz von Judas Iskariot vergiftet und ihn dazu bewegt hatte, seinen guten Hirten Jesus zu verraten. Dennoch liebte Jesus seine Jünger unveränderlich und gab ihnen das neue Gebot. Gott helfe uns, die geistliche Einsicht für die Liebe Gottes zu haben und dem neuen Gebot Jesu zu gehorchen.

I. Einer unter euch wird mich verraten (18-30)

Sehen wir uns Vers 18 an: „Das sage ich nicht von euch allen; ich weiß, welche ich erwählt habe. Aber es muss die Schrift erfüllt werden: Der mein Brot isst, tritt mich mit Füßen.“ Dieser Vers macht zwei wichtige Aussagen: zum einen über Gottes Auserwählungsgnade und zum anderen über der Verrat des Judas Iskariot.

Geschichtlich betrachtet nennt man das Volk Israel das „auserwählte Volk Gottes“. Natürlich haben nicht sie Gott auserwählt, sondern Gott hat sie unter allen Völkern auserwählt. Gott berief in seiner Hoffnung einen alten und kinderlosen Mann Abram und gab ihm die großartige Verheißung ihn zur Quelle des Segens, ja zu einem Vater vieler Völker zu machen. Gott erwählte auch das Volk Israel mit seiner großartigen Hoffnung – nicht weil sie so besonders gut gewesen wären, sondern weil Gott die Hoffnung hatte, sie als ein Königreich von Priestern und als heiliges Volk aufzustellen und sie für seinen Weltheilsplan zu gebrauchen. Manchmal mussten sie wegen ihrer Identität als ein auserwähltes Volk Gottes durch unerträgliche Verfolgungen und Leiden gehen. Aber nichts und niemand konnte ihren Geist zerbrechen. Die Geschichte beweist, dass sie trotz alledem als ein auserwähltes Volk überlebten und großen Einfluss auf die Geschichte der Menschheit ausübten.

Von Beginn seines öffentlichen Wirkens an wählte Jesus mit seinem großen Welterlösungsplan die zwölf Jünger aus. Jesus erwählte weder die fähigen Leute aus der Führungsschicht, noch die Gesetzesexperten, wie z. B. die Schriftgelehrten. Er wählt Leute aus, die ein lernbereites Herz hatten, obwohl sie menschlich gesehen mangelhaft waren. Für Jesus ist ein lernbereites Herz sehr wichtig, weil die Menschen mit einem solchen Herzen das Potential haben, endlos geistlich wachsen zu können. Es war wirklich eine weise Entscheidung Jesu, diese Männer, die ein lernwilliges Herz hatten, auszuwählen, so dass sein Weltheilswerk tatsächlich von ihnen übernommen und bis an das Ende der Erde ausgebreitet wurde.

Wir danken Gott, der auch uns in seiner einseitigen Gnade und Hoffnung als Hirten, Bibellehrer und geistliche Leiter auserwählt hat, um durch uns seinen Willen für die Welt Campus Mission zu erfüllen. Durch das vergangene historische Global Leadership Forum hat Gott seine großartige Hoffnung für unsere Missionare der zweiten Generation offenbart, jeden von ihnen als einflussreichen Bibellehrer und globalen Leiter in Deutschland, Europa, der GUS und in der ganzen Welt zu gebrauchen.

Sehen wir uns Vers 18b an: „Aber es muss die Schrift erfüllt werden: Der mein Brot isst, tritt mich mit Füßen.“ Hier bedeutet der Ausdruck „tritt mich mit Füßen“ den Anfang des Verrats. Jesus betrachtete den Verrat des Judas aber nicht als einen Misserfolg seiner Jünger, sondern als Vorsehung Gottes. So konnte Jesus sich bis zum Ende über Judas Iskariot erbarmen und ihn bis ans Ende lieben.

Sehen wir uns die Verse 19 und 20 an: „Jetzt sage ich’s euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt, dass ich es bin. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer jemanden aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.“ Jesus sagte seinen Jüngern den Verrat durch Judas voraus, damit sie, wenn Jesus verraten, verhört und gekreuzigt würde, nicht straucheln, sondern Glauben an Gott haben würden. Er sagte es ihnen, damit sie ihn als den Sohn Gottes erkennen und auch an Gott glauben würden, der ihn in die Welt gesandt hatte. Sehen wir uns weiter Vers 21 an: „Als Jesus das gesagt hatte, wurde er betrübt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.“ Jesus war sehr in seinem Geist betrübt, aber er musste seinen Jüngern die Wahrheit sagen, dass einer von ihnen ihn verraten würde.

Wie sah die Reaktion der Jünger aus? Sie sahen sich gegenseitig an und bekamen Angst, wen von ihnen er wohl meinte. Petrus gab Johannes ein Zeichen, dass er Jesus fragen sollte, wer ihn verraten würde. Dann fragte Johannes, während er sich an die Brust Jesu lehnte: „Herr, wer ist’s?“ „Jesus antwortete: Der ist’s, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Und als er den Bissen nahm, fuhr der Satan in ihn.“ (26.27a) In diesen Versen ist das Brot, das Jesus Judas Iskariot gab, der herzlichste Ausdruck der Liebe Jesu zu Judas. Als aber Judas den Bissen Brot nahm, jedoch die Herzensliebe Jesu nicht annahm, fuhr der Satan in ihn. Der Satan übernahm die Kontrolle über ihn und missbrauchte ihn, um Jesus aus der Welt zu beseitigen.

Doch Jesus gab Judas nicht auf und wollte ihn irgendwie zur Umkehr führen. Darum warnte er Judas: „Was du tust, das tue bald!“ Sehen wir uns Vers 30 an: „Als er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht.“ Hier lernen wir die bis ans Ende gehende Liebe Jesu kennen. Judas erhielt von Jesus das Brot als besten Ausdruck seiner unveränderlichen Liebe zu ihm. Doch Judas aß es nicht, sondern ging mit dem Brot in der Hand hinaus in die Finsternis. So lehnte er Jesu Liebe hartnäckig ab.

Preis sei Jesus, der seinen Verräter, Judas, bis zum Ende liebte und ihm Raum zur Buße schenkte. Judas Beispiel ermahnt uns, gegenüber Jesu bis an Ende gehender Liebe nicht kalt oder gleichgültig zu bleiben. Gott helfe uns, die wir oft wie Judas sind, über unsere oberflächliche Beziehung zu Jesus Buße zu tun und seine bis ans Ende gehende Liebe anzunehmen und sie zur festen Basis unseres Lebens zu machen.

II. Ein neues Gebot gebe ich euch (31-38)

Jesus war wegen Judas’ falscher Entscheidung sehr betrübt. In Jesu Herz brannte der Wunsch, dass seine Jünger die Liebe Gottes tief erkennen und in dieser Liebe tiefe Wurzeln schlagen und wachsen sollten. Es war Jesu brennender Herzenswunsch, dass seine Jünger nicht die Welt liebten, sondern seine göttliche Liebe, seine Demut, sein aufopferungsvolles und hingebendes Leben und seinen Gehorsam gegenüber Gott erkennen und lernen sollten. Doch seine Jünger waren geistlich unvorbereitet und auch enttäuscht, von dem Verrat des Judas Iskariot zu hören. Sie zweifelten an sich selbst und gerieten in Ungewissheit, indem sie sich fragten, ob etwa sie auch wie Judas Iskariot wären. Jesus half ihnen in dieser Situation und gab ihnen ein neues Gebot.

Sehen wir uns Vers 34 an: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt.“ Wir denken gewöhnlich, dass wir andere lieben könnten, nicht wahr? Aber wir erfahren sehr schnell die Grenze unserer menschlichen Liebe. In der Tat denken wir in Bezug auf andere mehr über viele negative Dinge nach, als dass wir sie lieben können.

Auch meine Liebe zu anderen ist sehr begrenzt und veränderlich. Wenn ich mir auch vornehme, einen Menschen bis zum Ende lieb zu haben, muss ich feststellen, dass sich meine Liebe schneller ändert als das Wetter. Ich dachte, dass ich den Mitarbeitern in der Lebensgemeinschaft gut dienen und sie lieben könnte, aber schon eine kleine Begebenheit reicht aus, dass ich die Grenze meiner menschlichen Liebe immer wieder erfahren muss. Welche Liebe brauche ich dann? Jesus sagt in Vers 34: „…dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe …“ Wir müssen uns immer neu daran erinnern, wie Jesus uns geliebt hat. Jesu Liebe zu mir und zu uns ist keine begrenzte oder menschliche Liebe. Jesus hat uns so sehr geliebt, dass er aus dieser Liebe heraus, sein Leben für uns gelassen hat. Gott stellte keine Forderungen an uns. Vielmehr liebte er uns, inmitten unseres sündigen, gefallenen, hoffnungslosen Lebens absolut und so sehr, dass er sich restlos bis zum qualvollen Tod am Kreuz für uns hingegeben und aufgeopfert hat. Mit dieser absoluten Liebe betete Jesus inmitten seiner Todesqualen am Kreuz für dich und für mich: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lukas 23,34a)

Jesu absolute und bedingungslose Liebe dürfen wir auch durch die selbstlose und nicht aufgebende Dienerschaft der Knechte Gottes erfahren. Z.B. dienten M. Peter und M. Sarah Chang den jungen Menschen selbstlos durch die Lebensgemeinschaft. M. Sarah kochte leckere Speisen und wusch die schmutzige Wäsche der Hoffnungsträger. M. Peter dient den Mitarbeitern bis auf den heutigen Tag z. B. durch die Frühstücksgemeinschaft. Er bleibt auch gegenüber unseren geistlichen Anliegen nicht passiv, sondern spricht uns mit unseren Gebetsanliegen an, damit wir Einsicht bekommen und geistlich wachsen und in der Liebesbeziehung zu Jesus zunehmen können. Gott helfe uns, dem neuen Gebot Jesu zu gehorchen, indem wir unsere Glaubensgeschwister mit Jesu bedingungsloser und unveränderlicher Liebe annehmen wie sie sind und eine geistliche und erbauliche Gemeinschaft bilden können.

Sehen wir uns Vers 34 noch einmal an: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt.“ Dieses neue Gebot war eigentlich kein neues Gebot. Schon in den Zehn Geboten, die Gott dem Volk Israel auf dem Berg Sinai gegeben hatte, war exakt festgelegt worden, Gott zu lieben und auch einander zu lieben. Jesus meint hier mit „ein neues Gebot“ nicht neu im Sinne von Zeit, sondern neu im Sinne der Qualität. Das neue an diesem Liebesgebot ist sein Maßstab: die Liebe Jesu zu uns. Die Liebe Jesu zu uns ist der Grund unserer gegenseitigen Liebe. Weil er uns geliebt hat und liebt, sollen wir einander lieben. In dem Ausmaß, wie Jesus uns geliebt hat, sollen auch wir uns untereinander lieben.

Wie großartig und alles übersteigend ist Jesu Liebe zu uns Sündern! Johannes 3,16 sagt: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Und in Römer 5,8 bezeugt Apostel Paulus, der durch diese Liebe Jesu von einem Feind Gottes und Verfolger der Gemeinde zu Gottes auserwähltem Werkzeug verändert worden war: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Wir können und wollen andere nicht zuerst lieben, weil wir in Sünden gefallen sind. Wenn wir andere lieben wollen, erfahren wir, dass wir andere kritisieren und sie sogar hassen. Aber Jesus sagt: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe.“ Wir müssen die Liebe Gottes in Jesus annehmen und seinem neuen Gebot gehorchen, einander zu lieben.

Sehen wir uns Vers 35 an: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Es ist nicht nur Jesu Bitte, sondern auch sein Befehl, einander zu lieben! Das bedeutet, wenn wir nicht lieben, dann sündigen wir. Darum muss die bedingungslose und annehmende Liebe das wichtigste Erkennungsmerkmal unserer Gemeinde auch nach außen hin sein. Wir können nur dann Männer und Frauen Gottes sein, wenn wir Liebe untereinander haben. Jesu spricht hier über den christlichen Einfluss.

Als ich vor 21 Jahren zum erstenmal den Sonntagsgottesdienst unserer Gemeinde besuchte, war es gerade diese Liebe untereinander, die ich in den Mitarbeitern spüren und praktisch erfahren konnte. Ohne diese praktizierte Liebe wäre mein Gottesdienstbesuch nur einer von vielen geblieben, wie ich sie von Kindheit an erfahren hatte. Aber damals war es ganz anders: Ich erfuhr, wie andere von der Liebe Jesu geleitet, auf mich zukamen, geistliche Gemeinschaft suchten und sogar mit mir beteten. Solche Liebe untereinander hatte ich bisher zwar gesucht, aber noch nicht wirklich erfahren. Diese Liebe untereinander war es, die mein Herz öffnete, die mich regelmäßig zum Gottesdienst nach Bonn kommen lies und mich schließlich zum Bibelstudium und zur persönlichen Begegnung mit Jesus führte.

Wir müssen uns immer daran erinnern, dass der Einfluss im Christentum der wichtigste Faktor ist. Als Mutter Sarah Barry im jungen Alter als eine Missionarin nach Südkorea ging, um den nach dem Bruderkrieg orientierungslosen und in Armut lebenden Studenten das Evangelium zu bringen, übte sie Jesu bedingungslose Liebe aus, indem sie auf ein bequemes Leben und sogar auf eine Heirat verzichtete und sich selbstlos hingab, um fatalistischen Studenten mit dem Wort Gottes zu dienen und ihnen so die absolute Liebe Jesu zu bezeugen. Ihr Kommen kürzlich zum Global Leadership Forum nach Bonn bezeugt auch, wie sehr Mutter Barry dem Beispiel Jesu folgt, seine Liebe praktiziert und wie dadurch alle unsere Missionare der zweiten Generation ermutigt und herausgefordert wurden, auch ihr Leben hinzugeben und als globale Leiter und einflussreiche Bibellehrer gebraucht zu werden. Durch Ihren guten geistlichen Einfluss sind viele Missionare der zweiten Generation ermutigt und möchten gerne in den Fußtapfen ihres Glaubens gehen, ihr geistliches Erbe weitertragen und ein einflussreiches Missionsleben führen.

Sehen wir uns Vers 35 noch einmal an: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Wie können denn praktisch andere an uns erkennen, dass wir Jesu Jünger sind? Vor einigen Jahren bewegte bei den Olympischen Spielen behinderter Menschen (Paralympics), der 400 m-Endlauf der Männer, viele Herzen: Acht Behinderte laufen los. Sie laufen nicht elegant, aber sie laufen, jeder mit einem anderen Handicap. Das sieht nicht so schön aus, und mancher wendet sich erschrocken ab. Doch dann schauen wieder alle hin, als kurz vor dem Ziel der führende Läufer zu Boden stürzt. Der zweite rennt nicht vorbei, um sich den Sieg zu sichern. Er läuft zu dem Gestürzten, richtet ihn mühsam auf, greift unter seine Arme, schleppt ihn mit sich, und zu zweit humpeln sie weiter. Da kommen die anderen auch schon heran, aber auch sie laufen nun nicht an den beiden vorbei, sondern auf sie zu. Alle greifen sich unter die Arme, den Gestürzten haben sie in der Mitte, und so laufen und schleppen sie sich gemeinsam ins Ziel.

Jesus fordert uns heraus und ermutigt uns, dass wenn wir solche Liebe untereinander haben, jedermann erkennen wird, dass wir seine Jünger sind. Interessante Veranstaltungen, schöne Musikprogramme, ein renoviertes Gemeindezentrum – diese Dinge sind nicht das wichtigste. Begabte, zuverlässige, fleißige Mitarbeiter, tiefgehendes Bibelstudium, Hingabe für die Weltmission und für die Jüngererziehung, sind lebensnotwendige Dinge für die Gemeinde – aber auch sie sind nicht das wichtigste. Die Liebe untereinander ist das Erkennungsmerkmal der Jünger Jesu für Nichtchristen! Deshalb muss unsere Liebe untereinander die stärkste Seite unserer Gemeinde sein. Der Glanz und die Schönheit unserer Gemeinde soll gar nicht so sehr in unserem Können, unserer Superform oder Clevernis, sondern vielmehr darin bestehen, dass wir Gestürzte aufheben, Schwache tragen und einander helfen und lieben. In der Gemeinde Jesu kommt es nicht so sehr darauf an, dass einer der Beste und der strahlende Sieger ist, sondern dass alle, auch die Schwachen und Kleinen, gemeinsam das Ziel erreichen. Der eigentliche Glanz unserer Gemeinde sollen nicht die „Erfolge“ sondern unsere Liebe sein.

Ich wollte immer die „perfekten“ und schnell wachsenden Hoffnungsträger treffen und sie als Jünger Jesu aufstellen. Dann fragte ich mich, warum Gott mir Hoffnungsträger anvertraute, die nur langsam wuchsen oder manchmal unveränderlich zu sein schienen. Gott will mich dadurch lehren, nicht ein Geschäft zu treiben, sondern vielmehr seine bedingungslose, unveränderliche und hingebende Liebe zu lernen. Lasst uns in der bedingungslosen und einander annehmenden Liebe Jesu beständig wachsen, damit wir sowohl untereinander diese Liebe Jesu praktizieren, als auch mit solcher Liebe den jungen Studenten ohne zu erwarten und bis zum Ende dienen können.

Früher konnten sich Petrus und Johannes, die beiden Jünger Jesu, einander nicht lieben. Ständig konkurrierten sie miteinander. Johannes konnte nicht ertragen, dass Petrus bei Jesus immer die Nummer 1 war. Petrus andererseits konnte Johannes wegen dessen starken menschlichen Ambitionen nicht vergeben. Aber nach Jesu Tod und Auferstehung konnten sie einander vergeben und lieben und wurden gute Mitarbeiter. Die erste Gemeinde in Jerusalem wuchs vor allem deshalb so einflussreich, weil es dort herzliche Liebe unter allen Glaubensgeschwistern gab. In Apostelgeschichte 2,44.46 lesen wir: „Aber alle, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. … Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen.“ Wenn wir Liebe untereinander haben, dann können wir auch in unserer postmodernen Generation, wo die Menschen gewöhnlich nur an sich selber denken, ein wohltuender Kontrast zu unserer Ellenbogengesellschaft sein, so dass jedermann erkennen wird, dass wir Jesu Jünger sind.

Kennt ihr Bill Wilson? Bill Wilson wuchs mit einem Vater auf, der seine Frau ständig schlug. Seine Mutter wurde Alkoholikerin und schließlich trennten sie sich. Seine Mutter versuchte sich als Bardame über Wasser zu halten. Als er 14 Jahre alt war, sagte sie zu ihm auf dem Weg zur Arbeit: „Ich kann das nicht mehr tun. Warte hier!“ Doch er wartete vergeblich. Sie kam nie wieder. Ein Mann aus der Nachbarschaft nahm Bill auf. Er war Christ. Und Bill Wilson lernte Jesus kennen. Jesu Liebe veränderte sein Leben. Aus dieser Liebe heraus begann er später, sich um Straßenkinder in New York zu kümmern. Heute sind es 20 000 Kinder, die durch viele seiner Mitarbeiter die Liebe Gottes erfahren. Aus einem enttäuschten, von seiner Mutter verlassenen Teenager, wurde ein Mann, der sein ganzes Leben aus Liebe zu verlorenen Kindern verschenkt. Weil es einige Christen gab, die ihn ermutigten, nicht in Selbstmitleid zu versinken und die ihm mit der Liebe Gottes dienten und ihm auch zutrauten, selbst Liebe weiterzugeben, konnte sein Leben so sehr verändert und zu einer Quelle der bedingungslosen, göttlichen Liebe werden.

Lasst uns auch solche Christen sein, die als Apostel der Liebe für diese Generation fungieren, so dass viele einsame, fatalistische und verzweifelte junge Menschen durch unser Leben etwas von der Liebe Gottes erfahren und durch das Bibelstudium Jesus begegnen, seine Liebe aufnehmen und zu Quellen der göttlichen Liebe werden dürfen. Gott helfe uns, in jeder unserer Gruppen, Liebe untereinander zu haben und Liebe zu unseren Nächsten zu praktizieren, damit viele junge Menschen von der Liebe Jesu berührt werden und als Jünger Jesu heranwachsen und von Gott gebraucht werden können. Lasst uns mit Jesu Liebe 500 Bibellehrer zu unserem 30. Jubiläumsgottesdienst einladen, damit sie dadurch Gottes Wirken kennenlernen und auch Gottes Liebe und Hoffnung in ihre Herzen kommen darf.

Sehen wir uns die Verse 36-38 an: „Spricht Simon Petrus zu ihm: Herr, wo gehst du hin? Jesus antwortete ihm: Wo ich hingehe, kannst du mir diesmal nicht folgen; aber du wirst mir später folgen. Petrus spricht zu ihm: Herrn, warum kann ich dir diesmal nicht folgen? Ich will mein Leben für dich lassen. Jesus antwortete ihm: Du willst dein Leben für mich lassen? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.“ Petrus hatte einen starken Willen und den Herzenswunsch, Jesus bis zum Ende treu zu sein. Aber Jesus sagte ihm, dass er ihm diesmal nicht folgen könne. Petrus verstand hier noch nicht, welches der Weg Jesu für die Welterlösung sein würde. Jesus würde die Jünger verlassen und den Weg der Leiden und des Kreuzes gehen. Petrus dachte, er könne Jesus mit eigenem Willen und eigener Kraft treu sein. Doch Jesus sagte zu Petrus: „Du willst dein Leben für mich lassen? Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.“ Petrus musste praktisch erfahren, dass er Jesus mit menschlicher Treue nicht bis um Ende folgen konnte. Schließlich verleugnete Petrus seinen geliebten Herrn dreimal. Als Petrus den Hahn krähen hörte und sich an Jesu Worte erinnerte, brach er in Tränen aus und erkannte, wie sehr er versagt hatte. Aber Jesus gab diesen schwachen Petrus nicht auf. Als Jesus von den Toten auferstanden war, lud Jesus Petrus und die anderen Jünger zum leckeren Frühstück am See ein. Dabei diente Jesus Petrus mit unveränderlicher Liebe, reichte ihm Fische und Brot und fragte ihn dreimal: Hast du mich lieb? In der vergebenden, bedingungslosen Liebe durfte Petrus einen neuen Anfang machen und als Jünger Jesu und Hirte der Herde Gottes wieder eingesetzt werden. So wie Jesus Petrus und auch Judas bis zum Ende liebte, so sind auch wir von Jesus bedingungslos und unveränderlich geliebt! Lasst uns nicht länger auf unsere Sünde, Lieblosigkeit und Schwachheit schauen, sondern auf Jesus sehen, der Petrus und Judas, seinen Verräter und jeden von uns bis zum Ende und unveränderlich liebt und uns das neue Gebot gibt.

Lesen wir die Leitverse 34.35 noch einmal gemeinsam: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Möge dieses neue Gebot Jesu unser Leitbild, unsere verbindliche Handlungsgrundlage für unser Missions-, Hirten- und Gemeindeleben sein. Gott helfe uns, Jesu bis ans Ende gehende Liebe zu Judas und zu Petrus auch untereinander zu praktizieren, so dass solche Liebe ganz neu das Erkennungsmerkmal unserer Gemeinde wird. Möge Jesu bedingungslose und bis ans Ende gehende Liebe der Ausgangspunkt für eine neue geistliche Erweckung in Deutschland und Europa werden, so dass die ganze Welt erkennt, dass wir Jesu Jünger sind und dass es in Jesus die bedingungslose und bis ans Ende gehende Liebe gibt.

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