Bonn UBF – Gleichzeitig arbeiten und kämpfen (Nehemia 4,11) – Lektion 2
Gleichzeitig arbeiten und kämpfen (PDF-Datei)
Gleichzeitig arbeiten und kämpfen
Nehemia 3,1 – 4,17
Leitvers 4,11
„… das an der Mauer baute. Die da Lasten trugen, arbeiteten so: Mit der einen Hand taten sie die Arbeit und mit der anderen hielten sie die Waffe.“
Wir danken Gott, dass wir letzte Woche das Nehemia-Bibelstudium beginnen und uns dadurch geistlich zurüsten durften, um den geistlichen Wiederaufbau in Deutschland und Europa weiter voranzutreiben. Durch die erste Lektion haben wir gelernt, dass am Beginn jeder geistlichen Erneuerung das Gebet steht. Als Nehemia erfuhr, wie es um Jerusalem und um den geistlichen Zustand des Volkes stand, tat er von Herzen über seine eigenen Sünden und über die des Volkes Israel Buße. Danach betete er unter Tränen drei Monate lang zu dem Gott des Himmels. Als er durch den Glauben wagte, den König um die Erlaubnis des Wiederaufbaus zu bitten, erfuhr er die gnädige Hand Gottes über ihm. Gott wirkte durch Nehemias Zeugnis sehr mächtig und gebrauchte ihn, um die verzagten Juden wieder geistlich lebendig zu machen und sie für den Wiederaufbau der Mauern Jerusalems zu mobilisieren.
Im heutigen Text geht es darum, wie der Mauerbau praktisch begann. Wir lernen vor allem, dass das Werk Gottes ein Werk der Zusammenarbeit ist. Es gab aber auch verschiedene Widerstände. Nehemia jedoch erwies sich in der Krisenzeit als ein geistlicher Leiter. Er war nicht von der jeweiligen Lage abhängig, sondern half seinem Volk, alle inneren und äußeren Widerstände zu überwinden, so dass es als Gottes Volk heranwachsen und den Sieg über die Feinde erlangen konnte.
1. Die Zusammenarbeit (3,1-22)
Sehen wir uns 3,1 an: „Und Eljaschib, der Hohepriester, machte sich mit seinen Brüdern, den Priestern, auf und sie bauten das Schaftor. Sie deckten es und setzten seine Türen ein. Sie bauten aber weiter bis an den Turm Mea und bis an den Turm Hananel.“ Der Bau der Mauern begann, als der Hohepriester Eljaschib und seine Brüder, die Priester, Hammer und Kelle in die Hand nahmen und anfingen, das Schaftor aufzubauen. Ein Vorbild wirkt immer mehr als tausend Worte. Eljaschib war der Hohepriester. Er hätte sich darauf beschränken können, das Volk zu lehren. Doch er war der erste, der mit anfasste. Er war sich nicht zu schade, diese körperlich harte und staubige Arbeit zu leisten. Durch sein Vorbild wurden auch viele andere ermutigt und gingen mit ans Werk. In den nachfolgenden Versen werden 38 Namen von Leitern genannt, die mit ihren Leuten an der Mauer arbeiteten und dem Beispiel von Eljaschib und seinen Brüdern folgten.
Ende der 90er Jahre durfte ich mit einigen anderen Mitarbeitern für eine Woche in die USA fliegen und dort mit M. Sarah Barry die Apostelgeschichte studieren. Durch dieses Bibelstudium konnte ich viele Dinge lernen. Am meisten jedoch wurde ich durch M. Sarah Barrys Vorbild ermutigt, die sich jeden Tag mehrere Stunden für uns Zeit nahm, obwohl sie viele andere Dinge zu erledigen hatte. Gegen Ende der Missionsreise fand ein Konzert von den Mitarbeiterin in Chicago statt. Obwohl M. Sarah Barry damals auch schon fast 70 Jahre alt war, fuhr sie mit ihrem Auto quer durch ganz Chicago, um einige Studentinnen, mit denen sie die Bibel studierte, einzusammeln und zum Konzert mitzunehmen. Im Deutschen gibt es das Sprichwort: „Viele Worte, aber nichts dahinter!“ Es gibt immer diejenigen, die viel versprechen, aber letztlich doch nichts halten. Gott wirkt nicht durch diejenigen, die nur viele schöne Worte machen, oder die andere von oben herab belehren. Sondern Gott wirkt durch diejenigen, die in ihrem praktischem Glaubensleben in der Selbsterniedrigung und Selbsthingabe für andere ein Vorbild sind.
Wenn wir das gesamte Kapitel 3 sehen, so arbeiteten die verschiedensten Gruppen, Familien und Sippen an der Mauer, z. B. in den Versen 2-5 die Männer von Jericho, Sakkur, der Sohn Imris, die Söhne Senaa, Meremot, der Sohn Urias, Meschullam, der Sohn Berechjas, Zadok, der Sohn Baanas oder die Leute von Tekoa. Über jeden von ihnen könnte man vieles sagen. Zwei Dinge seien hier nur erwähnt:
Erstens: Sie arbeiteten mit Verantwortungsbewusstsein. Die Mauer wurde abschnittsweise gebaut, so dass jeder die Verantwortung für einen Teil trug. Diejenigen, die von auswärts kamen, z. B. die Leute von Jericho, Mizpa oder Gibeon sagten nicht: „Dieser Mauerbau geht uns nichts an. Wir wohnen ja nicht hier.“ Nein, vielmehr nahmen sie den Mauerbau als ihre eigene Aufgabe an. Sie waren willig, die Mauern mit aufzubauen, zeigten Engagement und Verantwortungsbewusstsein. Meremot war Priester und auch Verwalter der Opfergaben im Tempel (Esra 8,33), doch er sagte nicht, dass er zu beschäftigt sei, sondern baute sogar an zwei Stellen mit. Schallum, einer der Vorsteher in Jerusalem, hatte keinen Sohn, sondern nur Töchter. Doch er nutzte dies nicht als Ausrede, sondern arbeitete mit seinen Töchtern an der Mauer. Die Goldschmiede, Händler und Salbenbereiter sagten nicht, dass sie vom Mauerbau keine keine Ahnung hätten und dafür nicht geeignet wären, sondern ein jeder tat aus seinem Verantwortungsbewusstsein heraus sein Bestes, um am Mauerbau mitzuwirken.
Dass die geistlichen Mauern in Deutschland wieder aufgerichtet werden, ist insbesondere das Werk des Zweierbibelstudiums und der Jüngererziehung. Für dieses Werk sind nicht nur die Pastoren oder Leiter einer Gemeinde verantwortlich. Die Bibel lehrt uns durch die ersten Christengemeinden, dass jeder Gläubige dazu berufen ist, dieses Werk zu tun. Wie die ersten Christen sollen auch wir unsere Wohnungen und Häuser öffnen, um mit den Hoffnungsträgern das Bibelstudium zu führen und gemeinsam zu beten. Gott hat uns die Campusmission anvertraut und wir beten für die Aufstellung von 360 geistlichen Leitern in Deutschland und darüber hinaus für 1700 Hausgemeinden in ganz Europa. Lasst uns die geistlichen Mauern in Deutschland und Europa wieder aufbauen, indem wir unsere Verantwortung vor Gott Tag für Tag wahrnehmen und als Hirten und Bibellehrer für die jungen Menschen um uns herum leben, indem wir sie zum Wort Gottes einladen, ihnen Gottes kostbares Wort lehren und sie zu Jüngern Jesu machen.
Gemäß Vers 5 wollten die Vornehmen von Tekoa ihre Nacken nicht zum Dienst für ihre Herren beugen. Sie hatten keine Lust, sich ihre Hände an den Steinen schmutzig machen. Sie waren stolz und bequem und hatten keinerlei Verantwortungsbewusstsein. Im Werk Gottes gibt es leider auch immer solche, die sich wie die Vornehmen von Tekoa nur wie Zuschauer verhalten. Einige versäumen die Versammlung oder Frühgebetsstunde, andere bleiben der gemeinsamen Putzstunde am Samstag fern. Vor den Menschen kann man vieles sagen, aber Gott lässt sich nicht täuschen. Er kennt das wahre Herzensmotiv eines jeden Menschen und wird am Ende diejenigen, die nur lauwarm sind aus seinem Munde ausspeien (Offb 3,16). Nehemia und die anderen, die willig waren, die Mauern wieder aufzubauen, ließen sich von solchen Leuten nicht entmutigen. Sie schauten auf Gott und arbeiteten mit ganzer Kraft weiter. Gott helfe uns, wahre Jünger Jesu zu sein, die mit Verantwortungsbewusstsein Gottes Werk von Herzen tun.
Zweitens: Sie kooperierten gut miteinander. Welche Worte fallen uns in diesem Abschnitt besonders auf? Es sind die Worte „neben ihnen“ oder „nach ihnen“, die wiederholt genannt werden. Dies zeigt, dass ihre Arbeit gut aufeinander abgestimmt war. Die Aufgabe des Wiederaufbaus konnte ein Mensch allein nicht erfüllen. Es war ein Werk der Kooperation und Zusammenarbeit. Die Reformation in Deutschland und Europa verbinden wir mit der Gnade Gottes im Leben von Martin Luther. Doch ohne die kooperative Zusammenarbeit von Philipp Melanchton und derer, die Luthers Schriften und Bibelübersetzungen unter dem Volk verbreiteten, wäre dieses große Wirken Gottes nicht möglich gewesen. Einem Menschen zu helfen, Gottes Wort anzunehmen und gemäß der Wahrheit des Wortes Gottes zu leben, ist ebenfalls ein Werk der Zusammenarbeit. Die geistliche Erneuerung und Erweckung in Deutschland und Europa kann nur ein Werk der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gemeinden und Missionsorganisationen sein, die Jesu Weltmissionsbefehl angenommen haben und bereit sind, dafür alles zu investieren.
Warum fällt uns aber die Zusammenarbeit dann oft so schwer? Es liegt daran, dass die gefallenen Menschen eigensinnig und stolz sind. Viele haben ihre eigenen Vorstellungen und wollen auf ihre eigene Weise arbeiten. Solange jedoch jemand sein eigenes Ziel verfolgt, kann er oder sie nicht mit anderen zusammenarbeiten. Andere können nicht zusammenarbeiten, weil sie noch ein verborgenes, weltliches Lebensziel ihrem Herzen haben. Darum hat ihre Hingabe für Gott Grenzen, innerlich werden sie schnell verletzt und sie sind unwillig, jegliche geistliche Erziehung zu bekommen. Um zusammenarbeiten zu können, müssen wir zum Kreuz Jesu kommen und unser Herz von Stolz, Eigensinn und weltlichen Lebenszielen reinigen lassen. Um zusammenarbeiten zu können, sollen wir jeder Gottes Ziel für unser Leben, Gottes Strategie und Gottes Hoffnung und Vision persönlich annehmen.
M. Stephanus hatte die Vorstellung als Missionar nach Südamerika zu gehen und als Diplomat das Uno-Hauptquartier mit dem Evangelium zu pionieren. Aber Gottes Plan war anders. M. Peter brauchte einen Mitarbeiter, der eng mit ihm zusammenarbeiten würde. Wegen der Gnade Gottes verleugnete M. Stephanus seine eigenen Pläne und entschied sich, mit M. Peter für die Rettung und das Heil der Studenten in Deutschland und Europa zusammenzuarbeiten. So wurde der Grundstein für den geistlichen Wiederaufbau gelegt, so dass danach zahlreiche Hirten und Bibellehrer unter den deutschen Studenten aufgestellt werden konnten. Die Übersetzung des Buches von Pastor John Oak ist auch das Werk der Zusammenarbeit gewesen, und zwar nicht nur zwischen der neuen und der älteren Generation innerhalb unserer Gemeinde, sondern auch zwischen der Sarang-Kirche und unserer Gemeinde in Bezug auf die Wiederbelebung des Jüngererziehungswerkes weltweit.
Es ist sehr wichtig, dass jeder seinen Platz an der Mauer findet, angefangen von den Kindern, den Täuflingen, der neue Generation, den einheimischen Hirten und Hirtinnen und den Missionaren und Missionarinnen, so dass wir ein festes Gefäß der Zusammenarbeit bilden und so die geistlichen Mauern gemeinsam wieder aufrichten können. Ein jeder ist wichtig. Dabei sollen wir uns mit all unseren Stärken und Schwächen gegenseitig hochachten. Wir sollten es jedoch nicht unterlassen, uns stets darum zu bemühen, Jesus immer ähnlicher zu werden und seine Gesinnung anzuziehen. Vor allem bedürfen wir einer täglichen Erneuerung unserer Entscheidung, unser Leben für Gottes Ziel, nämlich für die Erfüllung des Weltmissionsauftrags Jesu hinzugeben. Die Stärke unserer Gemeinde lag immer in der Zusammenarbeit. Lasst uns diese Geschichte des Glaubens weiterschreiben, indem wir in dieser Zeit unsere Mai-Bibelkonferenz in Xanten gemeinsam und von Herzen vorbereiten, indem wir für alle Vortragenden, für die Prediger und Stellungnahmevortragenden, für die Leiter, für die Teinehmer am Orchester, am Theater und Chor beten und indem wir auch unsere Kommilitonen und Nächsten dazu einladen. Möge Gott unsere Zusammenarbeit in diesem Jahr segnen und durch sein Wort und seinen Heiligen Geist 500 Bibellehrer und 5.000 Gebetsmitarbeiter aufstellen.
2. Mit der einen Hand die Arbeit und in der anderen die Waffe (3,33 – 4,17)
Lesen wir die Verse 3,33-34: „Als aber Sanballat hörte, dass wir die Mauer bauten, wurde er zornig und sehr entrüstet und spottete über die Juden und sprach vor seinen Brüdern und den Kriegsleuten in Samaria: Was machen die ohnmächtigen Juden? Wird man sie gewähren lassen? Werden sie es mit Opfern einweihen? Werden sie es in diesen Tagen schon vollenden? Werden sie aus den Schutthaufen die Steine lebendig machen, die doch verbrannt sind?“ Noch wenige Tage zuvor lagen die Mauern in Trümmern und die Juden waren ohnmächtig und niedergeschlagen. Doch jetzt nach der Ankunft Nehemias waren sie voller Freude und der Bau der Mauer ging gut voran. Es war ein großartiges Werk Gottes. Doch der Satan konnte dieses Werk Gottes nicht ertragen und wurde sehr neidisch. Sanballat und Tobija verhöhnten Nehemia und seine Leute. Wenn wir ihren Spott sehen, war jedes ihrer Worte geeignet, die Juden zu entmutigen. Der Ammoniter Tobija setzte noch eins oben drauf und sprach: „Lass sie nur bauen; wenn ein Fuchs auf ihre steinerne Mauer hinaufspringt, reißt er sie ein.“ Doch wie reagierten Nehemia und das Volk auf diesen Spott? Lesen wir die Verse 36 und 37: „Höre, unser Gott, wie verachtet sind wir! Lass ihren Hohn auf ihren Kopf kommen, dass du sie der Plünderung preisgibst in einem Land, in das man sie gefangen führt! Decke ihre Missetat nicht zu, und ihre Sünde tilge nicht vor dir; denn sie haben die Bauleute gelästert!“ Nehemia kam im Gebet zu Gott. Vom Anfang bis zum Ende blieb er im Gebet. Wenn wir mit Spott und Ablehnung konfrontiert werden, sollen wir beten. Was geschah, als Nehemia und die Israeliten nicht auf den Spott eingingen, sondern beteten? Vers 38 sagt: „Aber wir bauten die Mauer und schlossen sie bis zur halben Höhe. Und das Volk gewann neuen Mut zu arbeiten.“ Gerade in dieser Zeit schloss sich die Mauer bis zur halben Höhe. Wenn wir unser Vertrauen auf Gott setzen, zu ihm beten und weiterbauen, werden nicht nur die Spötter verstummen, sondern Gottes Leute werden neuen Mut gewinnen und Gottes Werk wird noch besser vorangehen.
Hätte der Widerstand nun nachgelassen, wären die Israeliten vielleicht nachlässig geworden. So aber nahm der Widerstand noch zu. In 4,1-8 sehen wir, dass die Feinde sich nun miteinander verschworen hatten. Sie waren bereit, hinzuziehen, um gegen Jerusalem zu streiten und Verwirrung anzurichten. Wieder beteten die Juden. Da schenkte Gott Nehemia seine Weisheit und er ließ zum Schutz der Leute Tag und Nacht Wachen aufstellen. Doch die ständige Bedrohung begann zu wirken. Die Arbeit an der Mauer war schon schwer genug. Nun sollten sie auch noch Tag und Nacht wachsam sein? Sehen wir uns Vers 4 an: „Und das Volk von Juda sprach: Die Kraft der Träger ist zu schwach und der Schutt ist zu viel; wir können an der Mauer nicht weiterbauen.“ Dazu kam mindestens zehnmal die Nachricht, dass die Feinde gegen sie heranrückten, um sie töten zu wollen. Was tat Nehemia in dieser Krisenzeit? Sehen wir uns die Verse 7 und 8 an: „… da stellte man sich auf unten hinter der Mauer an den offenen Stellen, und ich ließ das Volk antreten nach seinen Geschlechtern mit Schwertern, Spießen und Bogen. Und als ich ihre Furcht sah, machte ich mich auf und sprach zu den Vornehmen und Ratsherren und dem übrigen Volk: Fürchtet euch nicht vor ihnen; gedenkt an den Herrn, der groß und furchtbar ist, und streitet für eure Brüder, Söhne, Töchter, Frauen und Häuser!“ Nehemia tat zwei Dinge.
Erstens gab er ihnen Waffen. Eigentlich waren die an der Mauer arbeitenden Juden Priester, Händler oder Handwerker gewesen. Aber nun ließ Nehemia sie antreten und bewaffnete sie mit Schwertern, Spießen und Bogen. Sie waren nun nicht mehr nur Bauleute, sondern auch Kämpfer. Und zweitens richtete Nehemia den Glauben an den lebendigen Gott in ihrem Herzen auf. Dem Volk war der Mut entfallen. Sie sahen nicht mehr auf Gott, sondern auf sich selbst, auf ihre Schwächen, auf die Schwierigkeiten und auf die ihnen feindselig gesinnten Menschen. Da wurden sie von Furcht ergriffen und wollten aufgeben. Doch Nehemia war nicht von der Lage oder Situation abhängig. Er war davon überzeugt, dass Gott trotz aller Widerstände und trotz aller Schwierigkeiten mit seinem Volk war und sprach: „Fürchtet euch nicht vor ihnen; gedenkt an den Herrn, der groß und furchtbar ist, und streitet für eure Brüder, Söhne, Töchter, Frauen und Häuser!“ Nehemia half ihnen, wieder auf den lebendigen und allmächtigen Gott zu schauen, der ein großer und furchtbarer Gott ist. Nehemia machte ihnen Mut, daran zu glauben, dass Gott auf ihrer Seite ist und für sie streitet. Wenn auch wir auf diesen Gott schauen, können wir nicht nur all unsere Menschenfurcht, sondern auch jegliche andere Schwierigkeiten überwinden und mutig unsere Mission bis zum Ende treu erfüllen. Auch wenn das Werk der Gläubigen unserer Zeit mit Verleumdungen, Verspottungen und selbst mit Drohungen angegriffen wird, kann uns die Furcht nicht überwältigen. Gottesfurcht vertreibt alle Menschenfurcht.
Nun änderte sich die Haltung der Juden bei der Arbeit. Betrachten wir die Verse 10-12: „Und es geschah hinfort, dass die Hälfte meiner Leute am Bau arbeitete, die andere Hälfte aber hielt Spieße, Schilde, Bogen und Panzer bereit und stand hinter dem ganzen Hause Juda, das an der Mauer baute. Die da Lasten trugen, arbeiteten so: Mit der einen Hand taten sie die Arbeit und mit der andern hielten sie die Waffe. Und ein jeder, der baute, hatte sein Schwert um die Lenden gegürtet und baute so; und der die Posaune zu blasen hatte, stand neben mir.“ Die Israeliten lernten, gleichzeitig zu kämpfen und zu arbeiten. Mit dieser Haltung von arbeitenden Kämpfern können auch wir den Wiederaufbau der geistlichen Mauern Deutschlands vollbringen.
Wir sind Laienmissionare, -hirten und Laienbibellehrer. Manchmal denken wir, dass unsere Dienerschaft für die Campusmission zu sehr im Konflikt mit unserem Studium, unserer Arbeit, Haushalt oder der Kindererziehung stehen würde. Aber dem ist nicht so. Wir müssen wissen, dass wir uns in einem geistlichen Krieg befinden und dass wir Kämpfer sind. In diesem Krieg kommt es darauf an, zu arbeiten und zu kämpfen. Wenn wir nur arbeiten, verlieren wir alsbald unsere Freude und Kraft. Dann treten plötzlich die Feinde Gottes an uns heran und versuchen uns, doch ein bisschen bequemer zu leben, oder dieses und jenes auf Morgen zu verschieben und so das Kreuz der Mission beiseite zu legen und unsere Arbeit für das Werk Gottes schließlich ganz aufzugeben. Die Mission wird so nur zu einer zusätzlichen Last, die wir dann vermeiden wollen. Darum müssen wir nicht nur arbeiten, sondern auch kämpfen. Zu Kämpfen heißt hier, dass wir zu unseren geistlichen Waffen greifen sollen, die da sind: der Panzer der Gerechtigkeit, der Schild des Glaubens, der Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist. Wenn wir jeden Morgen ein Wort Gottes während des Frühgebets aufnehmen, wenn wir jede Woche zur Sonntagsbotschaft Stellung nehmen, wenn wir unser Jahresleitwort in unserem Herzen festhalten, damit beten und geistlich kämpfen, ihm zu gehorchen, dann werden wir Gottes Wirken nicht nur in uns selbst, sondern auch durch uns und in anderen erfahren. Gott ist an unserer Seite und streitet für uns. Interessanterweise werden wir, wenn wir gleichzeitig geistlich kämpfen und arbeiten, nicht schwächer, sondern immer stärker, so dass nicht wir, sondern die Feinde Gottes entmutigt werden und sie ihr Vorhaben schließlich aufgeben werden.
M. Hannah Shin in Prag ist eine solche arbeitende Kämpferin. Als alleinstehende Mutter, Hausfrau, Geschäftsfrau, Gemeindeleiterin, Predigerin und Jüngererzieherin hat sie viele Kreuze zu tragen. Aber sie arbeitet nicht nur, sondern sie kämpft geistlich mit dem Wort Gottes, so dass sie täglich Gottes Hilfe und Gottes Kraft erfahren darf. Gott hat sie und das Werk in Tschechien bisher reichlich gesegnet und gebraucht dieses nun als eine Quelle des Segens für Gottes Werk in ganz Zentraleuropa. Unsere Täuflinge sind auch Kämpfer des Glaubens, indem sie sich vor Schulbeginn zuerst zum Frühgebet treffen und sich mit dem Wort Gottes und mit dem Gebet geistlich zurüsten. Gott wird ganz gewiss ihren geistlichen Kampf segnen und jeden von ihnen als einen einflussreichen geistlichen Leiter oder eine Leiterin segnen und durch sie das Werk des geistlichen Mauerbaus in Deutschland, in Europa und der ganzen Welt gelingen lassen. Lasst uns nicht nur Arbeiter sein, die schnell müde werden, sondern Kämpfer des Glaubens.
Sehen wir uns Vers 15 an: „So arbeiteten wir am Bau, während die Hälfte die Spieße bereithielt, vom Aufgang der Morgenröte, bis die Sterne hervorkamen.“ Die Israeliten gewannen Kraft, vom frühen Morgen bis zur späten Nacht am Bau zu arbeiten. Nehemia ermutigte die Arbeiter, über Nacht in Jerusalem zu bleiben, damit genügend Leute für die Wache bei Nacht und für die Arbeit bei Tag zur Verfügung ständen. Nehemia selbst ging mit gutem Beispiel voran. Lesen wir Vers 17: „Aber ich und meine Brüder und meine Leute und die Wache, die mir folgte, wir zogen unsere Kleider nicht aus; ein jeder hatte seinen Spieß zur Rechten.“ Nehemia und seine Brüder und engsten Mitarbeiter blieben während der Zeit des Mauerbaus zusammen und waren immer wachsam und kampfbereit. Möge Gott auch unter uns diejenigen aufstellen, die ihre Kleider nicht ausziehen, sondern Tag und Nacht den Hoffnungsträgern und Mitarbeitern dienen, so dass viele für das große Werk des geistlichen Wiederaufbaus gewonnen werden.
Heute haben wir gelernt, dass Gottes Werk ein Werk der Zusammenarbeit ist. Wenn wir einmal entschieden sind, für Gott und mit den anderen Gläubigen zusammenzuarbeiten, werden wir innere und äußere Widerstände erfahren. Wir brauchen uns jedoch davon weder beunruhigen noch entmutigen zu lassen. Hingegen können wir völlig und ganz auf unseren lebendigen, allgegenwärtigen und allmächtigen Gott vertrauen, der unsere Gebete erhört und alle unsere Feinde in die Flucht schlagen wird. Während wir so kämpfen und gleichzeitig arbeiten, wird Gott das Werk des geistlichen Wiederaufbaus mit und durch uns gelingen lassen und Deutschland nochmals in eine Hirtennation und Europa in einen Missionare aussendenden Kontinent verändern.