Jesus vor dem Hohen Rat und vor Pilatus (Matthäus 26,64)

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JESU VOR DEM HOHEN RAT UND VOR PILATUS

Matthäus 26,57 – 27,30
Leitvers 26,64

„Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.“

Wir danken Gott, dass wir letzte Woche Jesus kennenlernen durften, der einen harten geistlichen Kampf im Gebet führte und sich völlig dem Willen seines Vaters unterordnete. Gott möge Euren Gebetskampf für das Heil der Jugendlichen und Studenten segnen und jeden von Euch für das Werk des Zweierbibelstudiums und der Jüngererziehung unter den Studenten im kommenden Wintersemester kostbar gebrauchen.

Im heutigen Text geht es darum, dass Jesus vor dem jüdischen Hohen Rat und vor dem römischen Statthalter Pilatus verhört und zum Tode verurteilt wurde. Als der Hohepriester Jesus fragte: „Bist du der Christus? Bist du Gottes Sohn?“, antwortete Jesus ihm: „Ja, du sagst es.“ Als der Statthalter Pilatus ihn fragte: „Bist du der König der Juden?“, sprach Jesus: „Ja, du sagst es.“ In der Zeit der Einschüchterung durch die weltlichen Menschen, schaute Jesus auf die künftige Herrlichkeit und bezeugte die Wahrheit. Er verteidigte sich nicht, aber bezeugte die Wahrheit und ging auf den Weg des Kreuzes. Gott segne uns, durch den Glauben Jesus nachzufolgen und Jesus in unserer Generation in Europa zu bezeugen.

1. Jesus vor dem Hohen Rat (26,57-75)

Erstens: Die Verhandlung vor dem Hohen Rat (26,57-68)
Sehen wir uns Vers 57 an: „Die aber Jesus ergriffen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, wo die Schriftgelehrten und Ältesten sich versammelt hatten.“ Der Hohepriester und der Hohe Rat der Juden hatten sich entschieden Jesus zu beseitigen. So brachten sie Jesus direkt vor Gericht. Sie machten Jesus den Prozess mitten in der Nacht und brachten viele gekauften Zeugen vor, um Jesus irgendwie etwas anlasten zu können, das des Todes würdig wäre. Sehen wir uns die Verse 60 und 61 an: „Und obwohl viele falsche Zeugen herzutraten, fanden sie doch nichts. Zuletzt traten zwei herzu und sprachen: Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen.“

Aber sie konnten keine überzeugende Anklage gegen Jesus finden, die auch den römischen Statthalter überzeugt hätte. Jesus aber antwortete auf alle falschen Anklagen nichts. Vers 63 sagt: „Aber Jesus schwieg still.“ Der Hohepriester wurde ungeduldig und fragte Jesus: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes.“ Darauf antwortete Jesus zum ersten Mal. Lesen wir den Leitvers 64 zusammen: „Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.“ Jesus wusste sehr wohl, dass die Wahrheit auf diese Frage für ihn den Tod bedeuten würde. Aber Jesus war entschlossen, sein Leben für die Erlösung der Menschen für die Erfüllung des Plans Gottes hinzugeben und dem Vater zu gehorchen. Jesus bekannte die Wahrheit und stand zu seiner Identität als der Christus, der Sohn Gottes.

Jesus sah darüber hinaus auf die künftige himmlische Herrlichkeit, dass er sich zur Rechten Gottes setzen und über alle Menschen als König der Könige und Herr der Herren herrschen würde. Er wusste, dass er durch Leiden zur Herrlichkeit, vom Kreuzestod zur Rechten des Vaters ging, und schaute auf die Herrlichkeit bei Gott und seine herrliche Wiederkunft. In einem einsamen Moment der Einschüchterung schaute Jesus auf den endgültigen Sieg über den Tod durch seine Auferstehung und das Reich Gottes. Wegen dieser lebendigen Hoffnung vermied er den Weg des Kreuzes nicht und bekannte sich vielmehr als der Christus, des lebendigen Gottes Sohn, und ging entschlossen den Weg der Wahrheit. Wegen dieser Hoffnung konnten auch die ersten Christen trotz der harten feurigen Verfolgung ihre Identität als Christen festhalten und auf dem Weg der Nachfolge Jesu gehen. Wegen dieser lebendigen Hoffnung wollte Stephanus lieber als Märtyrer sterben, statt Jesus zu verleugnen.

Sehen wir uns Vers 65 an: „Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört.“ Der Hohepriester zerriss seine teuren Kleider und stand in Unterhose da. Aber eigentlich freute er sich, dass er endlich die Anklage hatte, die er brauchte: Gotteslästerung. Denn auf Gotteslästerung folgte gemäß dem Alten Testament die Todesstrafe.

Ich war ein gescheiterter, geistlich gelähmter, fauler und hochmütiger Student. Bis Gott mich durch seine Leute besuchte und mich zu seinem Wort und zu seiner vergebenden, bedingungslosen und initiativen Liebe führte. Durch Römer 3,24 öffnete Jesus meine geistlichen Augen für das Evangelium. Wer bin ich? Ich bin ein vergebener Sünder durch die einseitige Gnade Jesu und darf die einzige lebendige Hoffnung auf das Reich Gottes und das ewige Leben haben. Auch die Verheißung Gottes aus Genesis 26,3.4 ist meine neue Identität, als Fremdling in dieser Welt zu bleiben und Gottes Willen zu erfüllen, ein Segen für Viele zu sein.

In unserer gottfeindlichen Konkurrenzgesellschaft fürchten sich viele Menschen davor, wegen ihres Glaubens Nachteile zu erleiden. Im Internet ist heutzutage alles über unsere Person offenbar. Viele junge Menschen finden es beinahe unmöglich, in der Schule, an der Uni oder im Beruf zu ihrem Glauben zu stehen und Zeugnis abzulegen. Aber Jesus ermutigt uns, im Moment der Einschüchterung nicht auf die Menschen zu schauen und nicht zu berechnen, sondern auf die künftige, himmlische Herrlichkeit, unsere lebendige Hoffnung und auf Jesus zu schauen, der vor uns diesen Weg gegangen ist. Wir sind als Nachfolger Jesu dazu berufen, den Weg unseres Herrn zu gehen und unsere Identität zu bezeugen, koste es was es wolle. Gott wird unser Zeugnis des Glaubens im Gehorsam zu unserem Herrn Jesus segnen und gebrauchen, um Menschen zur Buße zu führen und unseren Kontinent wieder zu einem bibelgläubigen Kontinent zu verändern und seine geistliche Identität wiederherzustellen.

Zweitens: Die Verleugnung durch Petrus (26,69-75)
Vers 58 sagt, dass Petrus Jesus von ferne folgte. Während Jesus dem Willen Gottes folgte und bewusst, sein Leben hingab, folgte Petrus ihm aus sicherer Entfernung und setzte sich schließlich bei den Knechten, die eben geholfen hatten, Jesus gefangen zu nehmen. Beim Abendmahl hatte er Jesus noch bekannt: „Wenn sie auch alle Ärgernis nehmen, so will ich doch niemals Ärgernis nehmen an dir“ (26,33). „Und wenn ich mit dir sterben müsste, will ich dich nicht verleugnen“ (26,35). Kein Versprechen war Petrus zu groß, um es nicht in den Mund zu nehmen. Er war sich sicher, dass er auf der Seite Jesu bleiben könnte und würde.

Aber er betete nicht und vertraute dabei auf seine Vernunft und innere Überzeugung. Als er Todesgefahr spürte half ihm sein Selbstvertrauen aber nicht mehr. Er hatte in Gethsemane nicht gebetet, wie Jesus ihn und die anderen Jünger ermahnt hatte und nun hatte er nicht die Kraft, seine Furcht zu überwinden. Obwohl er noch vor wenigen Stunden Jesus die Treue bis zum Tod geschworen hatte, brach er sein Versprechen, weil er mit Selbstvertrauen lebte.

Was tat Petrus in diesem Moment? Sehen wir uns Vers 75 an: „Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.“ Im Moment der persönlichen vernichtenden Niederlage, als er alle seine Treueversprechungen gebrochen hatte, erinnerte Petrus sich an die Worte Jesu. Er verließ den Hof, wo er mit den Knechten des Hohenpriesters saß und weinte bitterlich. Er erkannte, dass Jesus im Recht und er im Unrecht gewesen war. Er war ein schwacher Sünder, der die Errettung Jesu brauchte.

Durch Petrus lernen wir erstens die Wichtigkeit des Gebets. Petrus hatte eine klare Identität als Jünger Jesu. Aber er konnte seine Identität nicht festhalten und nicht bezeugen. Stattdessen saß er mit den Knechten der Hohenpriester zusammen und leugnete Jesus zu kennen dreimal, indem er sich selbst dabei verfluchte. Nur durch das Gebet können wir unsere Identität unter allen Umständen festhalten und wie Jesus klar bezeugen und Gott verherrlichen.

Zweitens lernen wir von Petrus die Buße und die Umkehr zu Gott. Oft geraten wir, wegen unseres Selbstvertrauens und unserer menschlichen Denkweise, in die Sünde und fühlen uns niedergeschlagen. Aber wir dürfen zu Jesus umkehren, der die Leiden für alle unsere Sünden stellvertretend trug. Petrus konnte sich im entscheidenden Moment an die Worte Jesu erinnern. Er erinnerte sich dadurch an die bedingungslose Liebe Jesu zu ihm, tat Buße und nahm Jesu Liebe auf. Lasst uns das Wort Gottes tiefgehend studieren und in unseren Herzen wie ein Schatz festhalten, sodass wir uns daran erinnern können in der Not. Dann kann die größte Niederlage zu einem Wendepunkt unseres Lebens und zu einem glänzenden Sieg verwandelt werden.

II. Jesus vor Pilatus (27,1-30)

Sehen wir uns die Verse 1 und 2 an: „Am Morgen aber fassten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes den Beschluss über Jesus, ihn zu töten, und sie banden ihn, führten ihn ab und überantworteten ihn dem Statthalter Pilatus.“ Es war schon Morgen. Die Hähne krähten hier und dort. Mit der Verurteilung wegen Gotteslästerung im Gepäck, wähnten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes sicher, dass sie das Todesurteil durch den römischen Statthalter Pilatus durchbekommen würden.

Erstens: Das Ende des Judas (27,3-10)
Zunächst erfahren wir aber das tragische Ende des Judas. Sehen wir uns die Verse 3 und 4 an: „Als Judas, der ihn verraten hatte, sah, dass Jesus zum Tode verurteilt war, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohepriestern und Ältesten zurück und sprach: Ich habe Unrecht getan, dass ich unschuldiges Blut verraten habe. Sie aber sprachen: Was geht uns das an? Da sieh du zu!“ Offensichtlich erkannte Judas nun seine Schuld. Nun wollte er nicht, dass Jesus getötet würde. Doch er wählte einen ganz anderen Weg als Petrus. Erst einmal versuchte er, seine Sünde bei den Menschen wieder gutzumachen. Aber das war nicht mehr möglich. Voller Reue und Selbstverdammnis stieg er schließlich auf einen Baum und erhängte sich.

Es ist Satan, der die Menschen zur Sünde verführt und es ist Satan, der die Menschen in der Selbstverdammnis gefangen hält, damit sie nicht zu Jesus kommen. Er nutzt dabei vor allem unseren Stolz und unsere Rebellion. Vielleicht wollte Judas dadurch beweisen, dass er es sich nicht zu leicht machte und dass er einen höheren moralischen Maßstab als andere hätte. Dieser Stolz, nicht Gottes Hilfe zu suchen, sondern selbst mit seiner Sünde fertig zu werden, führte ihn fern von Gott, in die Selbstverdammnis bis hin zum Selbstmord. Der Stolz führt die Menschen ins Verderben. Wir sollen vielmehr uns demütigen und zu unserem himmlischen Vater umkehren und seine Liebe annehmen.

Zweitens: Die Verhandlung vor Pilatus (27,11-23)
Jesus stand währenddessen vor dem römischen Statthalter Pilatus. Sehen wir uns Vers 11 an: „Jesus aber stand vor dem Statthalter; und der Statthalter fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus aber sprach: Du sagst es.“ Zunächst fragte der Statthalter Jesus selbst, wer er sei. „Bist Du der König der Juden?“ Auch hier bekannte Jesus klar seine Identität als König der Juden, obwohl dies seinen sicheren Tod bedeutete. Danach durften die jüdischen geistlichen Leiter ihre Anklage vortragen. Aber Jesus schwieg. Pilatus wunderte sich darüber sehr, dass Jesus sich nicht selbst verteidigte.

Dennoch merkte Pilatus, dass die Juden bloß einen Anlass suchten, um Jesus legal zu beseitigen, wegen ihres Neides. Außerdem hatte Pilatus‘ Frau einen warnenden Traum gehabt und warnte ihren Mann davor, Jesus zu verurteilen. Pilatus tat sein Bestes als Politiker, um alle Parteien zufrieden zu stellen, statt für die Wahrheit einzustehen. Er gab dem Volk die Alternative, zwischen Barabbas, einem berüchtigten Verbrecher, und Jesus zu wählen. Er hoffte dabei, Jesus loslassen zu können. Aber sein Trick funktionierte nicht, weil die Hohenpriester und Ältesten das Volk lenken konnten. Als das Volk merkte, dass Pilatus Jesus freilassen wollte, schrien sie umso mehr: „Lass ihn kreuzigen!“ Schließlich fiel Pilatus um, ließ Jesus geißeln und überantwortete ihn, dass er gekreuzigt werde.

Die Soldaten geißelten Jesus fast zu Tode. Sehen wir uns die Verse 28 bis 30 an: „Und zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel an und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm aufs Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand und beugten die Knie vor ihm und verspotteten ihn und sprachen: Gegrüßet seist du, der Juden König!, und spien ihn an und nahmen das Rohr und schlugen damit sein Haupt.“ Als der Sohn Gottes war Jesus nicht wehrlos. Aber er verteidigte sich nicht. Pilatus wunderte sich von Anfang an sehr, dass Jesus sich nicht verteidigte. Er wollte ihm ja helfen! Warum tat er das nicht? Hier erkennen wir, dass Jesus entschlossen war, den Willen Gottes zu erfüllen und sein Leben zu lassen. Jedes Mal, wenn er geschlagen wurde, schützte er sich nicht. Jedes Mal stand er wieder auf und stellte sich seinen Schlägern. Er erfüllte dadurch seine Mission, sein Leben zu lassen.Er ließ sein Leben für meine und Deine Sünden und vollbrachte dadurch unsere Erlösung.

Der Prophet Jesaja beschreibt dies so in Jesaja 53,7.8: „Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf. Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wer aber kann sein Geschick ermessen? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat meines Volks geplagt war.“ Preis sei Jesus, der für unsere Erlösung ungerecht verhört, erniedrigt, geschlagen und gekreuzigt wurde!

Im heutigen Text haben wir Jesus kennengelernt, der die falschen Anschuldigungen und Demütigungen trug und seine wahre Identität als der Messias klar bekannte, auch wenn dies den Tod für ihn bedeutete, indem er auf die zukünftige Herrlichkeit schaute. Wie Jesus, dürfen auch wir unsere neue Identität bekennen, indem wir durch das Gebet auf Jesus schauen, der diesen Weg vor uns gegangen ist und zum König der Könige erhoben wurde. Lasst uns Jesus nachfolgen und ihn in unserer Generation, in der ganzen Welt, selbstlos bezeugen, koste es was wolle und damit auch die Identität unseres Kontinents Europa erneuern.

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