Weide meine Schafe (Johannes 21,15)
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Erste Botschaft
WEIDE MEINE SCHAFE
Johannes 21,1 – 25
Leitvers 21,15
„Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!“
In diesem Text begegnen wir dem auferstandenen Jesus Christus, wie er seinen völlig gescheiterten Jüngern zeigt, dass er sie immer liebt, wie er in seiner Liebe ihre Misserfolge wiedergutmacht und sie wiederherstellt. Wir erfahren auch, wie Jesus Simon Petrus als Hirten seiner Herde beruft und einsetzt. Lasst uns heute an den See Genezareth gehen und schauen, welche Liebe Jesus zu uns, seinen Jüngern hat.
1. Kommt und haltet das Mahl (1-14)
Sehen wir uns Vers 1 an: „Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See Tiberias. Er offenbarte sich aber so…” Nachdem Jesus wiederauferstanden war, war er seinen Jüngern wiederholt begegnet. Aber jedes Mal war Jesus bald wieder verschwunden. Nun waren sechs Jünger bei Petrus am See Genezareth, der auch See Tiberias genannt wird. Petrus hatte seinen geliebten Herrn bei dessen Gefangennahme dreimal verleugnet, und sie alle hatten Jesus vor Furcht im Stich gelassen. Sie fühlten sich wie Versager und hatten keine rechte Zuversicht mehr, dass Jesus sie überhaupt noch liebte. Dabei wussten sie ohne Jesus gar nicht, was sie jetzt tun sollten und machten sich viele Sorgen um ihre Zukunft. Aber irgendwie musste ihr Leben ja weitergehen. Also stiegen sie ins Boot und gingen fischen, d.h. sie fuhren zur Arbeit. Doch obwohl sie die ganze Nacht hart arbeiteten, konnten sie keinen einzigen Fisch fangen. Als der Morgen anbrach, ruderten sie doppelt niedergeschlagen wieder zurück. Sie waren sowohl als Jünger Jesu als auch als Fischer völlig gescheitert.
Jesus aber stand schon früh am Morgen am Ufer des Sees. Sehen wir uns Vers 5a an: „Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen?” Jesus hatte für seine auf der ganzen Linie gescheiterten Jünger eine so fürsorgliche Liebe. Er verstand ihre kümmerliche Lage vollkommen. Sie antworteten ihm: „Nein”. Sie waren so trübselig, dass sie Jesus noch nicht einmal erkannten. Sehen wir uns Vers 6 an: „Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten’s nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische.” Jesus forderte sie auf, ihre Netze erneut auszuwerfen. Eigentlich war die Zeit zum Fischen längst abgelaufen. Aber als die Jünger durch den Glauben ihre Müdigkeit überwanden, und einfach taten, was Jesus sagte, machten sie einen riesigen Fang. Ihr Netz war so voll, dass sie es nicht mal mehr ziehen konnten: 153 große Fische! Sie erfuhren die Allmacht Gottes. Ihre enttäuschten und verletzten Herzen wurden geheilt. Jesus stellte sie nach ihrer bitteren Niederlage völlig wieder her.
Hier sehen wir: Jesus ist voller Gnade und möchte uns von allen Niederlagen unbedingt wiederherstellen. Manchmal haben wir Misserfolg in der Schule, im Studium, bei der Arbeit, im Hirtenleben oder im ganzen Leben. Aber Jesus möchte nicht, dass wir in Selbstmitleid oder Niedergeschlagenheit bleiben, sondern durch den Glauben seine Macht und seine Liebe erfahren.
Ein junger Gymnasiast strebte nach der Anerkennung seiner Klassenkameraden, indem er den Spaßvogel machte. Aber dadurch sanken seine Schulleistungen so stark, dass sein Weiterkommen gefährdet war. Er sah, dass er nicht aus seiner Notlage herauskommen würde. Aber als er zu Jesus kam, sprach Jesus zu ihm mit Mk 9,23: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.” Als er glaubte und betete und sich fortan auf das Lernen konzentrierte, gab Jesus ihm nicht nur den Sieg durch die besten Noten, sondern stellte ihn auch als einen geistlichen Leiter unter unserer neuen Generation auf. Eine junge Frau kämpfte mehr als zehn Jahre, um ihr Studium abzuschließen. Aber ihr Professor nahm ihre Magisterarbeit nicht an und sagte, dass sie ihr Studium nie schaffen könnte. In jener Zeit sagte sie viele Male: „Ich kann nicht!”, was hieß: Ich will nicht. Aber in dieser Niederlagenzeit besuchte Jesus sie und pflanzte in ihr mit Mk 9,23 den Unmöglichkeiten überwindenden Glauben ein. Als sie ihre Netze erneut auswarf, indem sie bei einem anderen Professor noch einmal eine Magisterarbeit schrieb, gab Jesus ihr den großen Sieg des Glaubens. Ein junges Mädchen in Korea war als Sorgenkind ihrer Eltern bekannt. Als sie nach Deutschland kam und sich an der Kölner Musikhochschule vorstellte, sagte die Professorin: „Aus ihnen wird niemals eine Sängerin, selbst in fünf Jahren nicht.“ Als sie damit zu Jesus kam, sprach Jesus mit Joh 11,40 zu ihr: „Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen!“ Als sie durch den Glaubensgehorsam jeden Morgen Singen übte, vertraute Jesus ihr ein Jahr später einen Studienplatz an der gleichen Musikhochschule an und sie durfte mit der besten Abschlussnote 1,1 Gott verherrlichen. Für Jesus gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Wenn wir tun, was er sagt, und unsere Netze von neuem auswerfen, wird er unser Versagen wiedergutmachen und uns den Sieg geben. Mit dem auferstandenen Jesus kann jeder einen neuen Anfang bekommen. In Jesus kann jeder ein wiederhergestellter und ganz neuer Mensch werden (2.Kor 5,17). Lasst uns angesichts von Misserfolgen an Jesu Liebe und Macht absolut glauben und seinem Willen gehorchen bis wir sein mächtiges Wirken und seine Wiederherstellung erfahren.
Als die Jünger Gottes wunderbare Fügung und Macht erfuhren, erkannten sie Jesus, den Herrn. Mit neuer Glaubenskraft kamen sie mit den vielen Fischen zu Jesus ans Ufer. Dort wurde ihre Verwunderung noch größer. Sie sahen ein Kohlenfeuer und Fische darauf und Brot. Jesus hatte ihnen das Frühstück vorbereitet und lud sie ein: „Kommt und haltet das Mahl!” Lesen wir einmal Vers 12a: „Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl!” Jesus fragt sie nichts. Er schüttet einfach seine segnende Liebe über sie aus. Er macht und läuft und kommt. Er teilt das Brot und gibt’s ihnen, jedem von ihnen, auch die Fische. Im Lichte der aufgehenden Sonne erkannten die Jünger, dass Jesus sie trotz ihres Versagens bis auf den Tag absolut liebt. Durch seine unendliche Liebe und dienenden Hände begannen ihre Herzen aufzuweichen und warm zu werden. Jesu Liebe blühte in ihnen auf.
„Kommt und haltet das Mahl!” ist Jesu wunderbare einladende Liebe zu jedem von uns. Er klopft an deine Herzenstüre, weil er das Mahl seines Wortes und seiner Gnade mit dir halten will, um dich wieder aufzubauen und herzustellen. Er klopft an und lädt ein, um durch seine Liebe deine Liebes- und Vertrauensbeziehung mit ihm zu erneuern. Er fragt dich nicht, was du getan oder nicht getan hast, sondern möchte dich erfahren lassen, dass er dich trotz deiner Sünde und deines Versagens immer noch unveränderlich und bedingungslos liebt. Jesus möchte dir helfen, seine Liebe an deine Familie, deine Klassenkameraden, deine Kommilitonen oder Nachfolger weiterfließen zu lassen. Hast du ein Problem? Ein Misserfolg? Ein Lebenstief? Dann höre Jesu Stimme: „Komm und halte das Mahl!” und komme zu ihm. Er wird alles wiedergutmachen und dich ganz neu machen!
2. Weide meine Schafe (15-25)
Sehen wir uns den Vers 15 an: „Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!” Nach dem Mahl stellte Jesus Petrus eine sehr persönliche Frage, wobei er ihn mit vollem Namen ansprach: „Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?” Es war eine ernsthafte Beziehungsfrage. Sie zeigt, was für Jesus am wichtigsten ist: Ob wir ihn lieb haben. Früher, in der guten Zeit, hätte Petrus diese Frage schnell und sicher beantwortet. Er liebte Jesus so sehr, dass er Jesus mehr lieben wollte als die anderen Jünger. Darum hatte er zu Jesus gesagt: „Wenn sie auch alle Ärgernis nehmen, so will ich doch niemals Ärgernis nehmen an dir.” (Mt 26,33) und „Ich will mein Leben für dich lassen.” (Joh 13,37) Doch nun war es für ihn nicht leicht zu antworten, weil Jesu Frage seine wunde Stelle traf. Eigentlich hatte er seine Liebe zu Jesus gezeigt, als er für Jesus ganz allein gegen die Knechte und Soldaten kämpfen wollte, die ihn gefangen nehmen wollten. Aber als Jesus zum Tode verurteilt werden sollte, hatte er dreimal vor einem harmlosen Dienstmädchen behauptet, dass er Jesus noch nicht einmal kennen würde. Petrus war verzweifelt, weil seine Liebe zu Jesus so begrenzt und gescheitert war. Wie konnte das geschehen? Es lag daran, dass Petrus sich selber noch mehr liebte als Jesus. Darum verleugnete er ihn in der Zeit der Prüfung und Bedrängnis. Nun fragte Jesus ihn: „Hast du mich lieb?” Petrus hatte nichts mehr in seinen Händen, was als Beweis seiner Liebe zu Jesus herhalten konnte. Was antwortete er? Er sagte: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebhabe.” Das bedeutete: „Herr, du kennst meine mangelhafte Liebe, aber auch mein Herz, dich zu lieben.” Seine Antwort zeigt, dass Jesu unveränderliche Liebe durch die Mahlgemeinschaft angefangen hatte, Petrus zu trösten und sein Herz wieder zu heilen.
Lesen wir die Verse 16 und 17: „Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebhabe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe! Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich liebhabe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!” Jesus stellte Petrus insgesamt dreimal dieselbe Frage: „Hast du mich lieb?” und dreimal gab Petrus die gleiche Antwort: „Du weißt, dass ich dich lieb habe.” So oft wie Petrus ihn verleugnet und verraten hatte, so oft gab Jesus ihm Gelegenheit, seine Liebe zu ihm zu bekennen. Warum tat Jesus das? Jesus wollte Petrus’ Liebesbeziehung zu ihm völlig wiederherstellen. Jesus wollte das tun, indem er Petrus schwache Liebe wie er sie nur geben konnte, sein bloßes Lippenbekenntnis bei leeren Händen, so annehmen wollte, wie sie war. Ja, Jesus wollte Petrus selbst annehmen, so mangelhaft und sündig wie er war. Als Petrus das dritte Mal Jesus seine Liebe bekannte, musste er weinen. Es waren Tränen der Buße und zugleich der Dankbarkeit. Er begann zu erkennen, was für ein schwacher und schrecklicher Sünder er war, und wie groß doch die Liebe Jesu zu ihm war. Er sah, dass Jesus seine Schuld bedingungslos und völlig vergeben hatte, dass Jesu Liebe seine Schwäche und Untreue völlig bedeckte. Schließlich schaute er nicht mehr auf sich selbst sondern wusste, dass sein Leben und seine Liebe zu Jesus nicht auf seiner mangelhaften Treue sondern auf der bedingungslosen und unveränderlichen Liebe Jesu zu ihm basierte.
So wie Petrus liebt Jesus auch jeden einzelnen von uns. Wir haben Jesu Liebe durch unsere Selbstliebe schon so oft verraten und Jesus verleugnet. Unsere Liebe zu Jesus ist so schwach, dass wir ihm oft nur herzlos, mutlos und leistungsorientiert nachfolgen. Aber Jesus hat alle unsere Sünde und Schwächen schon am Kreuz getragen und liebt uns bedingungslos. Wenn wir unser Werk Jesus weihen, dann nimmt er dies an. Jesus nimmt unsere mangelhafte Liebe an wie sie ist. Darum fragt er auch dich: „Hast du mich lieb?” Möge Gott jedem von uns helfen, Jesu bedingungslose, unveränderliche, annehmende Liebe anzunehmen und ihm zu bekennen: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.”
Auf Petrus Liebesbekenntnis antwortete Jesus: „Weide meine Lämmer!”, dann stärker: „Weide meine Schafe!” und auch beim dritten Mal: „Weide meine Schafe!” Jesus setzte Petrus hiermit als den Hirten der Herde Gottes ein. Bisher war er ein Schaf Jesu gewesen und hatte Jesu Liebe gebraucht und genossen. Das war gut so, denn es diente seinem Heil. Aber jetzt ging Jesus einen historischen Schritt weiter mit ihm und wendete sein Leben, indem er ihn zum Hirten für seine Schafe machte. Allein Jesu absolute Liebe sollte dabei sein treibendes Motiv sein, dass er Jesu Wort als ein Befehl aufnahm, dem er unbedingt gehorchen wollte. Petrus nahm Jesu Berufung an. Unter seiner Leitung und durch seine Predigten wuchs die erste Gemeinde heran und Petrus wurde ihr oberster Hirte. In feurigen Verfolgungen von Seiten der heidnischen Römer und jüdischen Autoritäten weidete er die frühen Christen durch seine Briefe. Durch Petrus’ Hirtenleben fanden unzählige Menschen zum Glauben an Jesus und den Eingang ins Reich Gottes.
„Weide meine Schafe!” Was bedeutet das für uns heute? Jesu Schafe zu weiden ist ein Liebesbekenntnis zu Jesus und ein Hirtenleben für die anderen. Dies bedeutet, die Menschen mit dem Herzen Jesu zu sehen und zu verstehen. Wenn Menschen in unseren Augen schlecht aussehen, denken wir, dass sie Jesus brauchen. Wenn sie aber gut aussehen und souverän wirken, dann nicht. Jesus aber sieht ihre innere Sündennot und Verlorenheit, wie es ihnen an der Liebe und Lebensorientierung Gottes mangelt, ihre innere Einsamkeit und Seelennot, dass sie das ewige Leben brauchen und die Hoffnung auf das Reich Gottes, um nicht in die ewige Verdammnis abzustürzen. Jesus möchte, dass wir von ihnen hören, uns in sie hineinversetzen, ihre Anliegen verstehen. Jesus möchte, dass wir sie mit seinem Wort und unserem Zeugnis weiden. Jesus möchte, dass wir sie in seinem Namen zum Bibelstudium und zum Gottesdienst einladen, damit sie ihm begegnen, an ihn glauben und gerettet werden. Jesu Aufforderung „Weide meine Schafe!” zeigt, dass Jesus ein brennendes Hirtenherz hat für die jungen Menschen in den Schulen und Campus, in Deutschland und ganz Europa. Jesus möchte, dass wir sein brennendes Hirtenherz für die Studenten an den Fakultäten der Bonner Uni, an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und an der Uni in Koblenz und Mainz anziehen, denn unser Herr Jesus möchte uns als Hirten für sie gebrauchen.
Heute Morgen haben wir Jesu unveränderliche bedingungslos vergebende und annehmende Liebe kennen gelernt. In dieser Liebe möchte Jesus unsere Misserfolge wiedergutmachen und uns selbst wie auch unser Leben wiederherstellen. Wir haben auch Jesu Frage gehört: „Hast du mich lieb?” Jesus fragt dies einen jeden von uns persönlich. Er fragt damit: „Weißt du, dass ich dich liebe?” Sein Herzenswunsch ist es, dass du darauf antworten kannst: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.” Er hat alle deine Schuld bedingungslos vergeben und nimmt deine Liebe zu ihm bedingungslos an wie sie ist, indem er zu dir sagt: „Weide meine Schafe!” Jesus möchte heute einen neuen Anfang mit dir als Hirten seiner Schafe machen! Möge Gott dir eine persönliche Herzensentscheidung geben, dich von Jesus als ein Hirte seiner Herde gebrauchen zu lassen und mit einem Liebesbekenntnis seine Schafe zu weiden!
Zweite Botschaft
WEIDE MEINE SCHAFE
Johannes 21,1 – 25
Leitvers 21,15
„Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!“
Der heutige Text berichtet davon, dass die Jünger am Boden zerstört waren, Jesus mit seiner Liebe die Wunden in ihren Herzen heilte, ihnen half ein Liebesbekenntnis zu ihm abzulegen und ihnen den Befehl gab, ihre Liebe zu ihm dadurch zum Ausdruck zu bringen, dass sie Jesu Schafherde weiden. Dies geht sogar so weit, sich binden zu lassen, um der Schafherde Gottes zu dienen.
1. Hast du mich lieb?
Petrus Herz war tief von seinem eigenen Versagen durchbohrt. Er hatte versprochen, wenngleich auch alle Ärgernis an Jesus nehmen, zu ihm halten. Er wollte sogar für Jesus sterben (Mt 26,33.35). Aber schließlich verleugnete er Jesus vor einer einfachen Magd drei Mal. Doch Jesus sah diesen Moment als einen Scheitelpunkt von Petrus Leben. Jesus wollte Petrus helfen, seine Liebe zu Jesus nicht auf eigene Kraft zu bauen, sondern nun auf Jesu einseitige Liebe zu ihm. Sehen wir uns Vers 15 an: „Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!“ Jesus fragte Petrus, ob er ihn lieben würde. Dabei benutzt er hier das griechische Wort Agape (ἀγάπη), was die göttliche, allumfassende, sich hingebende Liebe bezeichnet. Petrus konnte auf Jesu Frage nicht mehr wie früher antworten: „Ja, ich liebe dich!“ Er konnte nur noch sagen: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Dabei benutzte er nur noch das Wort Phila (φιλíα), die Liebe zwischen Freunden. Petrus Herz musste geheilt werden. Jesus stellte ihm deswegen diese Frage nicht nur einmal, sondern dreimal, so dass er Petrus Herz dreimal berührte. Auch beim zweiten Mal sagte er: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Schließlich wurde er traurig und antwortete unter Tränen: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Der starke Petrus, der alles aus seiner eigenen Kraft zu tun glaubte, zerbrach. Dies war der Wendepunkt in seinem Leben. Petrus erkannte tief, dass er aufgrund von seiner eigenen Kraft gar nichts tun konnte. Er nahm jedoch auf, dass Jesus ihn absolut trotz seines Versagens liebte und ihn bedingungslos umarmte. In diesem Moment wurde sein Leben auf Fels gebaut.
Es gibt viele Menschen, die irgendeine Verletzung ihrer Seele mit sich herumtragen. In dem Bestseller „Die Hütte“ erfährt der Protagonist, dass seine Tochter ermordet wurde und er entwickelt einen Hass auf den Mörder. Gott lädt ihn jedoch zu einer Hütte ein, einen surrealen Ort, der schließlich seine Seele symbolisiert. Gott heilt ihn dort mit seiner Liebe, so dass er selbst eine Liebesbeziehung zu Gott anknüpft und seine graue Seele aufblüht. Aufgrund dieser Liebe kann er allen Hass überwinden und schließlich sogar dem Mörder vergeben.
Wieder andere sind niedergeschlagen und kraftlos, weil sie an dieser oder jener Stelle in ihrem Leben versagt haben.
Die schwierigste Aufgabe, die wir Menschen in dieser Welt haben, ist es, Jesus nachzufolgen. Wir versagen schnell, weil der Feind, der Satan, sehr listig ist, uns Fallen zu stellen. Manchmal werden wir versucht, ein kleinbürgerliches, bequemes und selbstzentriertes Leben zu führen.
Wenn wir aufgrund irgendeiner Sache in unserem Leben verletzt oder niedergeschlagen sind, müssen wir wissen, dass der tiefste Grund dafür nicht die Menschen oder die Bedingungen sind, sondern, dass wir keine Liebesbeziehung zu Jesus haben. Auf dieser Konferenz lernten wir die Hugenotten kennen. Viele von ihnen mussten wegen ihrem Glauben ihr Leben lassen. Die Übriggebliebenen hätten traumatisiert sein sollen. Aber sie wurden es nicht, sondern hielten bis zum Ende ihren Glauben fest, weil sie eine lebendige Liebesbeziehung zu Gott hatten, die die Welt weit überwindet. Jesu Worte „Hast du mich lieb?“ sind eine Einladung für jeden von uns, unsere Herzensniederlage heilen zu lassen. Um diese Frage zu hören, müssen wir uns mit Jesus an das Kohlenfeuer. Er stellt aufgrund von seiner Liebe unsere Liebesbeziehung zu ihm wieder her. Er erlaubt uns, in unserem trügerischen Zeitgeist klar unser Leben für Gott zu geben. Er macht uns durch die Liebesbeziehung zu ihm zu den Felsen in der Brandung, durch die Gott seine Erlösungsgeschichte schreibt.
2. Weide meine Schafe
Lesen wir den Vers 15 nochmals gemeinsam: „Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!“ Uns fällt auf, dass jedes Mal, nachdem Petrus seine Liebe zu Jesus bekannte, dieser ihm einen Befehl gab: „Weide meine Lämmer!“, „Weide meine Schafe!“ und „Weide meine Schafe!“ 3½ Jahre lang war Petrus ein Schaf Jesu gewesen. Jesus hatte ihm gedient. Nun wünschte sich Jesus, dass Petrus selbst ein Hirte werden würde. Eine Liebesbeziehung zu Jesus zu haben ist die Qualifikation, die wir benötigen, um Hirten zu sein. Wir brauchen nichts mehr und nichts weniger. Die Schafherde Jesu zu weiden ist auch der beste Ausdruck unserer Liebe zu Jesus. Indem wir den Hoffnungsträgern immer wieder das Wort Gottes weitergeben, sagen wir Jesus für seine Liebe danke. Wir folgen diesem Aufruf, weil es der brennende Herzenswunsch Jesu ist, dass seine Herde geweidet wird. In der Tat wurde Petrus zu einem guten Hirten, der sogar inmitten der feurigen Verfolgungen die Schafherde Gottes vom Grunde seines Herzens liebte und ihr diente. (1. Petrus 5,2)
Mutter Sarah Barry ist auch eine solche Hirtin. Im Alter von 25 Jahren ging sie nach Korea, einem Land, welches damals in den Trümmern des Krieges lag. Sie verzichtete auf die Privilegien als amerikanische Missionarin und lebte in einem koreanischen Haus, schlief auf dem Fußboden und aß mit den Koreanern zusammen Kimchi. Sie wurde so eine gute Hirtin für sie, die ihnen die Liebe Jesu weitergab. In Jesus fanden die koreanischen Studenten die Hoffnung Gottes, so dass sie aus ihrem Fatalismus aufstehen konnten und zahlreiche Missionare gemäß dem Weltmissionsbefehl Jesu durch den Gehorsam des Glaubens aussandten.
In Deutschland sehen die Menschen so aus, als ob sie nichts zusätzlich benötigen würden. Die Studenten können ihr Leben frei gestalten. Deutschland scheint ein Paradies zu sein. Jedoch gibt es viele junge Menschen, die innerlich leiden, weil sie die Liebe Jesu nicht kennen. Sie leiden, weil sie in dieser Welt keinen Sinn finden. Aus diesem Grunde gibt es so viele Burn-Out-Patienten oder diejenigen mit Suizidgedanken. Was die jungen Menschen in Deutschland brauchen, sind keine besseren Berufsaussichten oder noch mehr Freiheiten, sondern sie brauchen einen guten Hirten, der ihr Problem kennt und ihnen das Wort Gottes weitergibt. Die Bibel sagt, dass sie das Wort Gottes brauchen, dass ihre Seele stillt. In Matthäus 4,4 finden wir: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ (Matthäus 4,4)
Als Jesus dies zu Petrus gesagt hatte, beschrieb er, was das Leben eines Hirten bedeutet. Es bedeutet in den Fußstapfen Jesu zu treten, in seiner Freude, aber auch in Selbstverleugnung und Leiden. Jesus sagte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hinwolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst. Das sagte er aber, um anzuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde. Und als er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!“ Das Leben als Hirte ist ein Leben, in welchem wir in vielerlei Hinsicht äußerlich gebunden sind, auch wenn wir die innere Freiheit in Christus genießen. Albert Schweitzer war ein Arzt, Theologe, Organist und Philosoph. Aus Hirtenliebe zu den Menschen begründete er seine Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben. Er war kein Theoretiker, sondern er übte die Hirtenliebe als Afrikamissionar praktisch aus, indem er in Lambaréné ein Krankenhaus gründete. Während seiner letzten Tage rief er aus: „Mein Leib ist zwar auf diese heiße und feuchte Insel beschränkt, aber ich bin wirklich frei.“ Er brachte dadurch zum Ausdruck, dass er in Jesus in seinem Hirtenamt wirklich frei war. Wir sind frei, dass wir unser Leben als Hirten geben.
Immer wenn wir tatsächlich Hirte sein wollen, fällt unser Blick gerne auf andere. Petrus Blick fiel auf Johannes, der auch dort stand, aber scheinbar keine Mission hatte. Er fragte Jesus deshalb nach seiner Mission. Aber wir sollen uns nicht darum kümmern, was andere tun, sondern wir sollen unsere eigene Mission, Hirten zu sein, ergreifen und unsere Aufgabe ausfüllen.
Unser Zeitgeist lehrt uns, dass wir uns nicht binden sollen. Die Selbstverwirklichung steht im Vordergrund. Dem steht ein Hirtenleben für die Schafe Jesu entgegen. Manche haben ihr Hirtenamt an den Nagel gehängt, weil es keinen Gewinn für sie zu geben scheint. Sie sind unter dem Zeitgeist erdrückt und betrogen. Andere sind Sparflammen-Hirten, die nur mit einem kleinen Teil ihres Lebens sich für die Herde Gottes hingeben. Wie gesegnet sind die Menschen, die sich binden lassen und aus Liebe zu Jesus mit ihrem ganzen Leben das Hirtenamt ausführen. Sie sind diejenigen, die eine tiefe Beziehung zu Jesus haben. Sie sind diejenigen, die fernab dieser Welt an der großen Freude Jesu teilnehmen.
Als ich über diese Botschaft nachdachte, erkannte ich, dass Jesus sich von mir wünscht, weil Jesus mich geliebt hat, dass ich seine Schafherde wirklich vom Herzen liebe. Ich diente ihnen mit einem Gewinnprinzip und erwartete, dass die Hoffnungsträger geistlich wachsen würden, statt die Schafe immer und immer wieder zu lieben. Dann wollte ich mich nicht binden lassen, sondern lebte gemäß dem Zeitgeist, mich sogar im Werk Gottes selbst zu verwirklichen und mir durch meine geistliche Arbeit selbst zu gefallen. Aber Jesus möchte, dass ich mich aus Liebe zu den Schafen binde, indem ich mein Leben für das Einladungswerk und Zweierbibelstudiumswerk aus der Liebe zu Jesus gebe. Schafe können in dem Moment geistlich wachsen, wenn ich sie liebe, wie Jesus mich geliebt hat.
Durch die heutige Botschaft haben wir die absolute und unveränderliche Liebe Jesu zu seinen Jüngern kennengelernt und auch zu dem Verräter Petrus, dem er half, von seinem Leben aufgrund seiner eigenen Kraft auf die Liebe Jesu zu bauen. Wir haben auch Jesus kennengelernt, dass es sein Herzenswunsch ist, dass die Schafherde Gottes geweidet wird und wir als Hirten hierfür aufgestellt werden. Lasst uns Gottes Mission mit unserem Leben ausführen und Jesu Schafherde weiden.