Nehemias Kampf für die Einheit (Nehemia 5,15)

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NEHEMIAS KAMPF FÜR DIE EINHEIT

Nehemia 5,1-19
Leitvers 5,15

„Denn die früheren Statthalter, die vor mir gewesen waren, hatten das Volk belastet und hatten für Brot und Wein täglich vierzig Silberstücke von ihnen genommen; auch ihre Leute waren gewalttätig mit dem Volk umgegangen. Ich aber tat nicht so um der Furcht Gottes willen.“

In der vergangenen Lektion aus Nehemia Kapitel 3 und 4 sahen wir, wie die Gegner des Wiederaufbaus der Mauern Jerusalems auf den mutigen und einmütigen Anfang der Juden reagierten. Zunächst verspotteten sie die Juden, danach wollten sie die Arbeiter töten. Nehemia und die Juden sahen hilflos aus, aber sie beteten zu Gott, stellten Wachen auf und trug stets ihre Waffen bei sich. So blieben sie allezeit wachsam und wehrfähig und arbeiteten weiter. Als sie durch die Ermutigung Nehemias sich nicht einschüchtern ließen, sondern weiterarbeiteten, gewannen sie neuen Mut und fertigten die Hälfte des Werks aus. Lasst uns durch die Anfechtungen und Angriffe der Feinde des Werkes Gottes noch mehr Mut für das Werk Gottes gewinnen und wie die Juden arbeiten und kämpfen, indem wir sowohl den praktischen Glaubenskampf führen, als auch Bibelstudium und Gebet treu halten.

In der heutigen Lektion aus Kapitel 5 lernen wir, wie Nehemia und das Volk mit einer ganz anderen Art von Anfechtung umgegangen ist. Es war eine Anfechtung von innen. Anfechtungen von innen sind mindestens genauso ernsthaft wie die Äußeren. Satan wollte die Einheit der Juden für das Werk des Wiederaufbaus zerstören und dadurch ihr Ziel vereiteln. Satan wollte, dass die Juden hilflos und als Gespött der Heiden blieben. Aber Nehemia überwand mit der Weisheit Gottes und mit seinem persönlichen Vorbild. Durch ihn lernen wir noch einmal das Bild des guten Hirten, der vor den Schafen hergeht. Wir lernen auch, dass die Einheit und die Gemeinschaft wichtiger sind als der persönliche Gewinn, als das Geld und wichtiger noch als die Frage nach der Schuld. Möge Gott jeden von uns als einen Nehemia für diese Generation und für die Wiederherstellung der geistlichen Mauern Europas kostbar gebrauchen. Gott möge jedem von uns geistliche Einsicht geben.

1. Die Beschwerden der Armen (5,1-13)

Sehen wir uns Vers 1 an: „Und es erhob sich ein großes Geschrei der Leute aus dem Volk und ihrer Frauen gegen ihre jüdischen Brüder.“ In diesem Abschnitt erfahren wir die Wut und den Kummer von vielen Juden gegen die reichen Vornehmen und Ratsherren, die ihre jüdischen Geschwister waren und mit denen sie für die Mauern zusammenarbeiteten. Sie hatten alle zusammen durch die Ermutigung Nehemias mit gutem Motiv und aus Liebe zu Gott und zum Volk Gottes die Arbeit angefangen. Aber ihre Situation war wirklich unerträglich geworden. Sie kamen zu Nehemia, damit er sich mit ihrem Anliegen auseinandersetzen sollte.

Betrachten wir aber ihre Beschwerde etwas genauer. Sehen wir uns Verse 2 bis 5 an: „Die einen sprachen: Unsere Söhne und Töchter müssen wir verpfänden, um Getreide zu kaufen, damit wir essen und leben können. Die andern sprachen: Unsere Äcker, Weinberge und Häuser müssen wir versetzen, damit wir Getreide kaufen können in dieser Hungerzeit. Und wieder andere sprachen: Wir haben auf unsere Äcker und Weinberge Geld aufnehmen müssen, um dem König Steuern zahlen zu können. Nun sind wir doch wie unsere Brüder, von gleichem Fleisch und Blut, und unsere Kinder sind wie ihre Kinder; und siehe, wir müssen unsere Söhne und Töchter als Sklaven dienen lassen, und schon sind einige unserer Töchter erniedrigt worden, und wir können nichts dagegen tun, und unsere Äcker und Weinberge gehören andern.“

Erstens: ihre persönliche Situation war unerträglich geworden

Wegen einer Hungerzeit hatten diese Juden nichts mehr zu essen gehabt und waren gezwungen ihr Land und alles, was sie hatten, zu verkaufen und viele Schulden aufzunehmen. Noch dazu litten sie unter den überhöhten Steuerforderungen des königlichen Finanzamtes. Als sie nicht zahlen konnten wurden sie gezwungen, ihre Kinder als Sklaven dienen zu lassen, sogar bei den jüdischen Brüdern. Als es sogar mehrmals vorkam, dass einige ihrer Mädchen belästigt wurden, kam das Fass zum Überlaufen. Sie konnten die Situation nicht mehr tragen. Sie hatten gut angefangen, aber nun hörten sie schon die Stimme des Satans: „sei nicht dumm, nimm dein Schicksal selber in die Hand!“

Zweitens: die Ungleichheit unter jüdischen Geschwistern verletzte sie

Mehr und mehr sahen die verschuldeten Juden, denen die Kinder weggenommen wurden, dass die Einheit und Brüderlichkeit beim Bau nicht rein, sondern viel geheuchelt wurde. In der Tat waren sie nicht gleich wert, wie sie.

Drittens: sie wurden von den Vornehmen und Ratsherren missbraucht

Eine Hierarchie könnten sie sogar akzeptieren, aber der Missbrauch ihrer Kinder und besonders ihrer jungen Töchter, zerriss ihre Herzen als Eltern. Wegen des verantwortungslosen Handelns einiger, schaffte es Satan Zweifeln an die Souveränität Gottes in die Herzen einiger einzupflanzen.

Es war eine sehr gefährliche Situation. Was tat Nehemia? Sehen wir uns die Verse 6 und 7a an: „Als ich aber ihr Schreien und diese Worte hörte, wurde ich sehr zornig. Und ich hielt Rat mit mir selbst“. Nehemia nahm das Anliegen der Menschen auf. Er war schon jetzt sehr zornig, indem er an das verantwortungslose Handeln einiger verdorbener Vornehmer und Ratsherren dachte. Die gemeinsame Arbeit an der Mauer brachte tiefere Anliegen und Beziehungsprobleme ans Licht, über die man sonst nicht sprach. Jetzt mussten diese Anliegen mit der Hilfe Gottes gelöst werden. Weil wir nicht aneinander vorbei leben, sondern Lebensgemeinschaft miteinander haben und weil wir auf verschiedene Weise mit Studenten und mit der neuen und alten Generation zusammenarbeiten, kommen auch verschiedene Anliegen von uns zu Tage. Doch das sollen wir nicht für ein Problem sondern für eine Gelegenheit halten, voneinander zu lernen und eine Einheit zu werden. Wir müssen alle Anliegen der Zusammenarbeit ernsthaft zu Gott bringen und um Weisheit bitten, um eine Einheit zu bilden und Gottes erfreuen.

Nehemia berief eine große öffentliche Versammlung und tadelte die Reichen öffentlich für ihr Wuchern bei ihren schwächeren Geschwistern. Eigentlich hatten sich alle Juden gemeinsam bemüht, die jüdischen Geschwister, die damals Heiden dienten abzukaufen, aber einige Vornehme und Ratsherren verkauften sie schon wieder und machten ihre Bemühungen zunichte. Nehemia blieb aber nicht bei einem moralischen Tadel, sondern führte sie zu Gott, indem er ihr geistliches Anliegen ansprach: es mangelte ihnen an Gottesfurcht. Weil sie keine Gottesfurcht hatten, konnten sie solches tun und Gott und seinem Volk Schande bereiten und die Einheit im Volk zerstören.

Auf die moralische Verfehlungen der Menschen zu schauen und sie zu korrigieren zu versuchen ist leicht. Aber wir müssen einen Schritt weiter gehen, dahinter schauen, auf die geistlichen Anliegen. Gier, Hochmut, Faulheit, Begierde, sie haben alle geistliche Anliegen dahinter, diese sind nur die Konsequenzen unserer Trennung von Gott. Wenn wir die geistlichen Anliegen nicht behandeln, können wir keine Umkehr und keinen dauerhaften Segen Gottes erfahren. Deswegen war es so wichtig, dass Nehemia ihre mangelnde Gottesfurcht tadelte. Europa hat im zwanzigsten Jahrhundert zwei Weltkriege und unendliches Leid und Zerstörung in die Welt gebracht. Doch trotzdem haben wir uns nicht mit unseren geistlichen Anliegen, mit unserer Abkehr von Gott und Feindschaft gegen Gott auseinandergesetzt. Viele Intellektuelle waren entschlossen, die gleichen Fehler nicht mehr zu begehen und sagten „nie wieder Krieg!“ und ähnliche schöne Sprüche. Sie waren ernsthaft und ehrlich gemeint. Aber der Mensch ist eben nur sündiger Mensch. Ohne dass wir erkennen und bekennen, dass wir hilflose, verdorbene Sünder sind und dass wir die Hilfe Gottes dringend brauchen und ohne, dass wir zu ihm zurückkehren, können wir keine wahre Veränderung der Geschichte Europas erfahren.

Es gibt ja Beispiele, dass ein Ende des Teufelskreises der Geschichte und eine Veränderung möglich ist. Vielen bekannt ist die Geschichte vom amerikanischen Missionar bei den Aucas-Indianern in Ecuador, Jim Elliot. Die Aucas waren ein brutales Indianervolk, das seit Jahrzehnten seine internen Auseinandersetzungen durch brutale Morde austrug. Sie brachten schließlich auch Jim Elliot und seine vier Missionarsfreunde um, als sie versuchten, sie als Freunde zu gewinnen. Doch die Liebe der Missionare für dieses Volk ging weiter. Die junge Witwe von Jim Elliot zog mit ihrer jungen Tochter ins Dorf der Aucas und lebte mit ihnen, bis dieses Volk die vergebende Liebe Gottes erkannte und sich zu Jesus Christus bekehrte. Die Geschichte dieses Volkes wurde ganz neu, durch die Umkehr zu Gott. Sie wurden alle zu Zeugen Jesu Christi. Viele von ihnen bezeugen bis heute weltweit Gottes Liebe zu ihnen, dem einstigen Volk von Mördern.

Als John Wesley und George Whitefield in Großbritannien unermüdlich predigten, verschwand der Alkoholismus über weite Landstriche Großbritanniens. Der Charakter, der Geist und das Leben der Engländer wurden auf Generationen hinaus verändert und geprägt. Weil Gottes Diener den Menschen mit Gottes Wort und geistlichen Anliegen dienten, wurde schließlich auch ihr Leben und die Geschichte ihres Landes verändert. Wir müssen auch heute, wie Nehemia, Einsicht für die geistlichen Anliegen unseres Landes und Europas haben und die Wahrheit unermüdlich verkündigen, denn wie unmöglich es auch aussieht: wir können auch als Kontinent umkehren und neue Geschichte für Europa schreiben.

Dank sei Gott, dass er in UBF solche Leiter aufgestellt hat, indem er junge Menschen aus Korea nach Deutschland und Europa ausgesandt hat. Dank sei Gott, dass Missionar Dr. Peter Chang mit Einsicht und mit dem Herzen eines Hirten uns und Europa mit unseren geistlichen Anliegen konfrontiert und dient. Gott möge uns helfen, in seine Fußstapfen zu treten und durch uns geistlich gesinnte Leiter aufstellen, die Deutschland und Europa mit ihren geistlichen Anliegen konfrontieren werden. Gott möge uns in Europa helfen, gottesfürchtig zu sein, indem wir Gott für die Gnade und den Segen, den wir trotz unserer Sünden erfahren haben, demütig danken.

Nachdem Nehemia sie vor allem Volk mit ihrer fehlenden Gottesfurcht konfrontiert hatte, gestand er auch seine eigene Schuld ein. Vers 10 sagt: „Ich und meine Brüder und meine Leute haben unsern Brüdern auch Geld geliehen und Getreide“. Er ging nun voran und verkündigte die Maßnahme für die Reichen: sie sollten den Armen ihre Schulden erlassen und komplett darauf verzichten.

Die Einheit des Volkes stand auf dem Spiel. Wenn sie dieses Problem nicht gelöst bekommen würden, könnten sie den Wiederaufbau der Mauern nicht gemeinsam fortsetzen und blieben als ein Spott der Heiden. Nehemia entschied als erster, den armen Geschwistern ihre Schulden ihm gegenüber zu erlassen. Als er als Erster voranging, wurden die Vornehmen ermutigt, das Gleiche zu tun.

Wir wissen nicht, wie Nehemia auf die Anweisung des Schuldenerlasses kam. Vielleicht gab ihm Esra, der Chef-Bibellehrer, die Idee. Denn der Schuldenerlass ist eigentlich Gottes Prinzip für den Umgang mit Schulden. 5.Mose 15,1-2 sagt: „Alle sieben Jahre sollst du ein Erlassjahr halten. So aber soll’s zugehen mit dem Erlassjahr: Wenn einer seinem Nächsten etwas geborgt hat, der soll’s ihm erlassen und soll’s nicht eintreiben von seinem Nächsten oder von seinem Bruder; denn man hat ein Erlassjahr ausgerufen dem HERRN.“ Und in den Versen 4 und 6 steht es: „Es sollte überhaupt kein Armer unter euch sein; denn der HERR wird dich segnen in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbe geben wird. … Denn der HERR, dein Gott, wird dich segnen, wie er dir zugesagt hat.“ (Lest einmal 5.Mose 15: ihr werdet viel Weisheit und Einsicht auch für unsere Zeit finden!) Es war eine Schande, dass das Volk Gottes, das unter dem Segen Gottes steht, ein Volk von Wucherern sein sollte, die es nötig hatten, gegen andere Kinder Gottes Wucher zu treiben. Es war eine Schande, dass es unter dem Volk Gottes solche Armut geben sollte, dass die Leute ihre Kinder als Sklaven verkaufen mussten. Nehemias Anweisung, die Schulden der Armen zu erlassen, war Gottes Weisheit zur Wiederherstellung der Einheit und Identität des Volkes. Die Vornehmen und Ratsherren taten öffentlich Buße und erließen ihren Brüdern alle ihre Schulden, sodass die Einheit gewahrt bleiben konnte. Die Reichen wurden davon nicht arm und die Armen konnten wieder den Reichen vertrauen, sie umarmen und mit ihnen in herzlichem Vertrauen zusammenarbeiten.

Warum aber sollen wir den Schuldnern ihre Schulden erlassen? Ist es nicht gerecht und konsequent, sie bis zum letzten Cent bezahlen zu lassen? Nehemia entgegnete den Reichen, die auf Kosten der Ärmsten noch reicher werden wollten: sie sollten Gottesfurcht haben. Gott hat uns seinen Segen anvertraut, geistlichen und materiellen, damit wir ihn mit anderen Teilen und ein gebendes und segnendes Leben für andere führen. Uns sind unsere Sünden vergeben worden. Wir sollen aus Gottesfurcht anderen ihre Sünden vergeben. Was bedeutet hier die Gottesfurcht? Es bedeutet gemäß unserer neuen geistlichen Identität zu leben, statt gedankenlos nach unserer alten, sündigen Innerlichkeit zu handeln und unser eigenes neues Leben zu verraten.

Demnach ist es eine Schande und Zeugnis mangelnder Gottesfurcht, dass wir es im reichen Europa wegen der Schulden an uns zulassen, dass längst verschwundene Krankheiten, wie Malaria oder Tuberkulose, wieder auftauchen, Kinder von armen Familien den SOS-Kinderdörfern abgegeben werden. Gottesfurcht muss uns dazu führen, dass wir demütig werden und Gott für seine Gnade und Segen danken. Gott hat uns gesegnet und will uns weiter überreich segnen, damit wir anderen vergeben und dienen und ein gebendes Leben führen. In Gottesfurcht sollen wir uns davor hüten, nicht geben und die Schulden nicht erlassen zu wollen. Ein echter Leiter, wie Nehemia, diskutiert nicht lange über die Frage nach dem Schuldigen. Er ging mit Vorbild voran, öffnete sein Herz für die elende Lage der Eltern deren Kinder Sklavenarbeit verrichten mussten und erließ den Juden die Schulden. Wir müssen vorangehen und Verantwortung übernehmen. Wir müssen Gott fürchten und uns davor hüten, stolz zu sein auf unseren Reichtum und auf dem Segen in dem wir leben. Als geistliche Leiter sollen dafür beten, dass Europa durch die Einheit, geistlich erneuert wird und unser Volk herausfordern die Schulden der anderen zu erlassen, sowie sie unsere Sünden vergeben haben. Wir können das nur durch Buße und Gottesfurcht tun. Ohne Gottesfurcht und Buße werden im Teufelskreis der Zerstörung bleiben und ein warnendes Beispiel werden. Europa braucht Führung und Vorbild, nämlich geistliche Leiter wie Nehemia. Lasst uns Gott fürchten und mit Verantwortungsbewusstsein Deutschland und Europa geistlich dienen, damit wir Europa geistlich erneuert wird, Gott dient und Gott erfreut.

2. Nehemias Vorbild (15,14-19)

Die Verse 14 bis 19 berichten über Nehemias praktisches Leben als ein Statthalter von Juda. Sehen wir uns die Verse 14 und 15 an: „Und von der Zeit an, als mir befohlen wurde, ihr Statthalter zu sein im Lande Juda, nämlich vom zwanzigsten Jahr an bis in das zweiunddreißigste Jahr des Königs Artahsasta, das sind zwölf Jahre, verzichtete ich für mich und meine Brüder auf meine Einkünfte als Statthalter. Denn die früheren Statthalter, die vor mir gewesen waren, hatten das Volk belastet und hatten für Brot und Wein täglich vierzig Silberstücke von ihnen genommen; auch ihre Leute waren gewalttätig mit dem Volk umgegangen. Ich aber tat nicht so um der Furcht Gottes willen.“ Nehemias Verantwortungsbewusstsein für seine Vorbildfunktion ist bemerkenswert. In ihm sehen wir das Bild des guten Hirten, Jesus. Er dachte viel über das Volk nach und forschte intensiv und fand heraus, dass die Juden viele schlechte Vorbilder als Leiter in der nahen Vergangenheit gehabt hatten. Ihre Leiter hatten sie mit vielen übertrieben hohen Steuern belastet, sie für ihren eigenen Vorteil ausgenutzt und waren gewalttätig mit ihnen umgegangen. Nehemia erkannte, dass sie deswegen auch Misstrauen ihm gegenüber in einer Ecke ihres Herzens hatten. Sie waren wie Waisenkinder. Um ein wahrer Hirte für sie zu werden, entschied sich Nehemia auf seine Freiheit, sein verdientes Gehalt zu erhalten zu verzichten, zwölf Jahre lang. Er entschied sich, viel lieber eine Vertrauensbeziehung zu dem Volk Gottes zu entwickeln. Für ihre Heilung entschied er sich, ihre Bürde und ihre Last selbst zu tragen. So diente er den Juden zwölf Jahre lang, ohne auch einen einzigen Cent zu verdienen. Nehemias Beispiel fordert uns heraus, uns für die Schafe Jesu zu interessieren, ihre Anliegen zu finden und eine Entscheidung zu treffen, mit eigenem Verlust unserer Freiheit oder unseres Vorteils, ihre Bürde und Last zu tragen.

Der letzte Vers dieses Abschnitts verrät uns sein Geheimnis als Mensch: „Gedenke, mein Gott, zu meinem Besten an alles, was ich für dies Volk getan habe!“ Nehemia verzichtete streng genommen auf gar nichts. Er bekam allen seinen Lohn, auf den er verzichtet hatte, mit vielen Zinsen, später, im Reich Gottes. Natürlich vergaß Gott nicht, worauf Nehemia alles verzichtet hatte. Gott lebt. Gott ist da und er sieht. Er sieht alles, worauf wir verzichten, um ihm zu dienen und seinen Willen zu erfüllen und wird uns über die Maßen, mehr als wir uns vorstellen können und als wir wünschen können, belohnen. Wir dürfen zu ihm kommen und unsere Hoffnungen auf ihn setzen. Wir wünschen uns natürlich nicht nur einfach Geld. Wir wünschen uns Glück, glückliche, viele Kinder, dass wir unseren Kindern viel Gutes weitergeben. Er weiß auch alles, worauf wir verzichtet haben, um ihm zu dienen, nicht weil wir edel und menschenfreundlich sind, sondern einfach weil wir unsere Hoffnung auf ihn gesetzt haben. Er wird uns nicht enttäuschen, sondern unsere Hoffnungen mehr als wir denken und uns wünschen können erfüllen. Darum ermutigte auch Paulus die Korinther: „Darum meine lieben Brüder, bleibt fest, unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.“ Auch Nehemia hatte solchen Glauben, wie Paulus. Auch wir sollen solchen Glauben haben.

Durch diese Lektion haben wir Nehemias Hirtenherz und Einsicht kennengelernt, mit denen er die innere Anfechtung auf die Einheit des Volkes Gottes bekämpfte. Er ging durch Buße und Verzicht voran und führte auch die Leiter der Juden, nämlich die Vornehmen und Ratsherren zur Buße. Er lehrte sie, die Einheit des Volkes Gottes für viel kostbarer als Geld oder persönlichen Vorteil zu halten. Er lehrte sie und lehrt uns auch noch heute, gottesfürchtig zu sein. Wir, die wir Gottes Segen und Vergebung der Sünden empfangen haben, sollen anderen ihre Schulden erlassen, ihre Sünden vergeben und Gottes Segen weitergeben. Gott hüte das gesegnete Europa davor, dies nicht zu tun. Gott möge unser Land als einen Segen für Europa und für die ganze Welt gebrauchen und durch uns eine neue moderne Geschichte Europas, voller Segen, voller Herrlichkeit Gottes schreiben.

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