Stephanus‘ Märtyrertod

Apostelgeschichte 7,1-60
Leitverse 7,59.60

„Und sie steinigten Stephanus; der rief den Herrn an und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Er fiel auf die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Und als er das gesagt hatte, verschied er.“

Wir danken Gott für das Studium der Apostelgeschichte, die uns lehrt, wie sich das Wort Gottes durch die Apostel ausbreitete: von Jerusalem über ganz Judäa, Samarien, Antiochia, Kleinasien, Griechenland bis hin nach Rom. In nur wenigen Jahrzehnten eroberte das Evangelium durch die Apostel, die durch das Gebet und den Dienst des Wortes mit dem Heiligen Geist einmütig zusammenarbeiteten, das römische Imperium.

In den Kapiteln 1-6 haben wir gesehen, wie der Heilige Geist die Gemeinde in Jerusalem auf den Tod und die Auferstehung Jesu fest gründete und in verschiedenen inneren und äußeren Anfechtungen bewahrte und wachsen ließ. Zuletzt überwanden die Apostel das aufkommende Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde, indem sie geisterfüllte Diakone einsetzten und selbst ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes blieben.

Kapitel 7 ist nun ein Wendepunkt vom Werk Gottes von Jerusalem hin nach ganz Judäa und Samarien. Das ausschlaggebende Ereignis ist der Märtyrertod des Stephanus.

Was geschah in Kapitel 7? Stephanus führte ein Bibelstudium mit den Mitgliedern des Hohen Rats. Darin bezeugte er, dass ihr Gott seine Verheißung wahr macht und seinen Ratschluss erfüllt, nämlich durch die Übriggebliebenen inmitten der Verfolgungen. Er bezeugte auch, dass Gott geduldig ist und lud sie ein, Buße zu tun und von Widersachern und Feinden Gottes zu Gottes Mitarbeitern für die Weltmission verändert zu werden.

Er betete für sie durch den Heiligen Geist und mit dem Glauben, sogar noch als sie ihn steinigten. Gott segnete Stephanus‘ Märtyrertod auf zweierlei Weise: Sein Märtyrertod veränderte einen Saulus vom ärgsten Verfolger zum größten Apostel, und ermutigte die Jünger, das Wort zu predigen, wohin sie auch kamen.

Heute empfangen wir Zuversicht, dass das Werk des Wortes Gottes sich nach seiner Verheißung weiter ausbreiten wird, in Bonn, an allen 1.700 Hochschulen in Europa und bis die M-Länder. Lasst uns Gottes Gnade mit Stephanus‘ Geist und Glauben bezeugen.

1. Stephanus‘ Zeugnis von der Gnade Gottes (1-53)

Lesen wir Vers 1 gemeinsam: „Da fragte der Hohepriester: Ist das so?“ Warum stand Stephanus hier vor dem Hohen Rat? Um das Murren in der Gemeinde zu beenden, hatten die Jünger sieben Diakone gewählt, die einen guten Ruf hatten und voll Heiligen Geistes und Weisheit waren. Die Apostel hatten die Hände auf sie gelegt und für sie gebetet. Einer von ihnen war Stephanus, ein Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes (6,5). Dieser Stephanus war voll Gnade und Kraft und tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Einige der Juden wollten mit ihm streiten, aber sie vermochten nicht zu widerstehen der Weisheit und dem Geist, in dem er redete. Darum stiften sie Männer an, die sagten, sie hätten ihn Lästerworte reden hören gegen Mose und gegen Gott. Sie brachten das Volk und die Oberen auf und ergriffen ihn und führten ihn vor den Hohen Rat. Dort beschuldigten ihn falsche Zeugen, gegen dem Tempel und gegen das Gesetz geredet zu haben. Trotz der falschen Zeugen fanden sie keinen einzigen Anklagepunkt. Stephanus‘ Gewissen war rein, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vers 6,15 sagt: „Und alle, die ihm Rat saßen, blickten auf ihn und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht.“

Der Hohepriester sollte Stephanus gehen lassen und die falschen Zeugen bestrafen. Doch er fragte nur: „Ist das so?“ Was sollte Stephanus sagen? Sollte er alles, was er gesagt hatte, widerrufen und um Verzeihung bitten? Interessanterweise begann Stephanus ein ausführliches Bibelstudium mit den Mitgliedern des Hohen Rats. Sein Bibelstudium kam aus seinem Hirtenherzen. Das Hirtenherz fragt nicht zuerst nach der geistlichen Bereitschaft der Zuhörer, sondern es glaubt und hofft und lehrt das Wort Gottes mit dem Gebet, dass dadurch der Gott der Herrlichkeit offenbart wird und die Sünder Buße tun und das Leben empfangen und selig werden. Mit dem Hirtenherzen begann Stephanus dieses Bibelstudium über die Geschichte Gottes von Abraham angefangen bis zu ihrer Zeit.

Stephanus‘ Bibelstudium offenbarte drei Dinge über die Gnade Gottes: Erstens: Gottes souveräne Führung gemäß seiner Verheißung und die Erfüllung seines Ratschlusses. Zweitens: Gottes Werk durch die Übriggebliebenen inmitten der Verfolgungen. Drittens: Die Aufforderung zur Buße.

Erstens: Gottes Ratschluss. Betrachten wir die Verse 2 und 3: „Er aber sprach: Liebe Brüder und Väter, hört zu. Der Gott der Herrlichkeit erschien unserm Vater Abraham, als er noch in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte und sprach zu ihm: Geh aus deinem Land und von deiner Verwandtschaft und zieh in das Land, das ich dir zeigen will.“ Gott erwählte Abraham, um seinen souveränen Ratschluss, sein Erlösungswerk, durch ihn und seine Nachkommen zu erfüllen. Abraham gehorchte der Berufung und zog aus und kam in das Land Kanaan, doch Gott gab ihm kein Eigentum darin, auch nicht einen Fußbreit. Er gab ihm aber seine Verheißung. Lesen wir die Verse 6 und 7: „Denn so sprach Gott: Deine Nachkommen werden Fremdlinge sein in einem fremden Lande und man wird sie knechten und misshandeln vierhundert Jahre lang. Aber das Volk, dem sie als Knechte dienen müssen, will ich richten, sprach Gott, und dann werden sie ausziehen und mir dienen an dieser Stätte.“ Gottes Verheißung war erstaunlich und wunderbar. Obwohl Abraham kein Kind hatte, sprach Gott zu ihm über viele Nachkommen. Gottes Verheißung reichte sogar mehr als 400 Jahre in die Zukunft. Dann würde Gott sein Volk aus der Knechtschaft ziehen lassen und sie würden ihm dienen an dieser Stätte.

Gott gab Abraham den Bund der Beschneidung, und Abraham gab ihn an Isaak weiter, dieser an Jakob und dieser an die zwölf Erzväter. Aber schon nach drei Generationen sah es wieder so aus, als wäre es unmöglich, dass sich Gottes Verheißung erfüllen könnte. Die Erzväter beneideten Josef und verkauften ihn nach Ägypten. Josef saß im Gefängnis und die Erzväter hatten jedes Interesse an der Verheißung verloren. Aber der souveräne Gott war mit Josef und errettete ihn aus aller seiner Bedrängnis und gab ihm Gnade und Weisheit vor dem Pharao, dem König von Ägypten. Der setzte ihn zum Regenten über Ägypten und über sein ganzes Haus. Als Kanaan Hunger litt, gab es in Ägypten Getreide. So kam Josefs ganze Verwandtschaft, 75 Personen, nach Ägypten. Lesen wir Vers 17: „Als nun die Zeit der Verheißung sich nahte, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, wuchs das Volk und mehrte sich in Ägypten.“

Gott ließ sie in Ägypten wachsen. Dann kam ein König auf, der nichts von Josef wusste, und unterdrückte die Israeliten. Doch Gott bereitete in Mose schon einen Retter vor. Mose wurde im Hause seines Vaters versteckt, dann von der Tochter des Pharao aufgenommen und in aller Weisheit der Ägypter erzogen. Dann aber musste er fliehen und lebte vierzig Jahre als ein Fremdling in Midian. War Gottes Werk gescheitert? Natürlich nicht. Gott erschien Mose dort in der Wüste. Lesen wir dazu die Verse 34 und 35: „Ich habe gesehen das Leiden meines Volkes, das in Ägypten ist, und habe sein Seufzen gehört und bin herabgekommen, es zu erretten. Und nun komm her, ich will dich nach Ägypten senden. Diesen Mose, den sie verleugnet hatten, als sie sprachen: Wer hat dich als Aufseher und Richter eingesetzt?, den sandte Gott als Anführer und Retter durch den Engel, der ihm im Dornbusch erschienen war.“ Weder die Zurückweisung der Israeliten noch der Zorn des Pharaos konnten Gottes Ratschluss aufhalten. Mose ging nach Ägypten und tat Zeichen und Wunder in Ägypten, im Roten Meer und in der Wüste vierzig Jahre lang. Er stand auch auf dem Berg Sinai zwischen dem Engel des Herrn und dem Volk und gab ihnen die Worte des Lebens weiter.

Rückblickend kann man nur staunen, wie Gott seine Verheißung gegenüber einem alten kinderlosen Mann gegen alle Widrigkeiten und Unmöglichkeiten wahr gemacht hatte. Unser Gott ist der souveräne Gott, der seinen Ratschluss erfüllt. Durch dieses Bibelstudium sollten die Mitglieder des Hohen Rates Gottes Souveränität, Weisheit und Liebe erkennen, mit der er seinen verheißenen Ratschluss erfüllt. Gott tat auch jetzt gerade vor ihren Augen sein Glaubenswerk durch die Apostel. Er erfüllte seine Verheißung an Abraham (Gen 22,18): „Durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden.“ Statt sich mit politischen Dingen zu beschäftigen und gegen die Apostel zu arbeiten, sollten sie sich fröhlich der Führung Gottes anvertrauen und für die Erfüllung seines souveränen Ratschlusses in ihrer Generation zusammenwirken.

Zweitens: Gottes Werk durch die Übriggebliebenen. Stephanus verschwieg beim Bibelstudium mit dem Hohen Rat auch nicht, dass Gottes Werk zu jeder Zeit heftigen Widerstand erfuhr. Die Erzväter beneideten Josef, als dieser seine Träume erzählte. Die Israeliten stießen Mose von sich, als dieser ihnen helfen wollte. Als er sie dann durch die Wüste führte, wollten sie ihm nicht gehorsam werden und forderten Aaron auf, ihnen einen anderen Gott zu machen, und beteten ein Kalb an. Auch in den vierzig Jahre in der Wüste brachten sie Gott keine Gaben und Opfer dar, sondern schleppten Götzenbilder mit sich herum.

Aber auch die Widerstände halten Gottes Werk nicht auf. Gott wirkt vielmehr durch die Übriggebliebenen. Gott wirkte in der Zeit der Widerstände durch Mose, dann durch Josua und Kaleb, dann durch die Richter. Auch der Bau des Tempels als ein Bethaus für alle Völker geschah durch den Glauben eines Übriggebliebenen, des Königs David. In der Zeit der Könige und der babylonischen Gefangenschaft dienten die Propheten als Gottes Übriggebliebene, danach Esra und Nehemia, Zacharias und Elisabeth, Josef und Maria, Simeon und Hanna. Zu Stephanus‘ Zeit waren es die Apostel und Stephanus selbst. Sie erfuhren so viel Widerstand, aber Gott eroberte durch sie die ganze Welt. Auch in unserer Zeit ist Gottes Werk ein Werk der Übriggebliebenen. Wir haben regelmäßig über Glaubensvorbilder aus der älteren und der neueren Geschichte nachgedacht und ihre Gemeinsamkeit kennen gelernt: Sie haben sich ohne Wenn und Aber gemäß der Gnade Gottes für den Herrn und sein Werk hingegeben. Stephanus‘ Bibelstudium war für die jüdischen Oberen und ist für uns eine herzliche Einladung, mit klarer Lebensentscheidung Jesus nachzufolgen, einem Wort Gottes zu gehorchen und als Hauptpersonen in seiner Heilsgeschichte gebraucht zu werden.

Drittens: Die Aufforderung zur Buße. Gott hatte sein Volk in der Geschichte hart gezüchtigt. Als sie die Bilder, die sie gemacht hatten, anbeteten, und ihn, den lebendigen Gott, verwarfen, wandte er sich ab und gab sie in ihre Sünde dahin und führte sie weg bis über Babylon hinaus (42-43). Auch als er sie unter die Völker verstreute und sie in Schmach und Schande waren und einem Feld voller ganz verdorrter Totengebeine glichen, hörten sie immer noch nicht auf ihn und ehrten ihn nicht als Gott. Doch er gab sie nie ganz auf und vertilgte sie nicht. Vielmehr offenbarte er seine Hoffnung, dass sie durch Buße völlig wiederhergestellt werden könnten (Hes 37,10). Hier sollten die Mitglieder des Hohen Rats von der Geschichte lernen und für ihre Sünde Buße tun. Wie auch ihre Väter so hatten auch sie alle Gnade empfangen. Doch bis jetzt widerstrebten sie dem Heiligen Geist. Ein Mensch, der die Aufforderung zur Buße annimmt, kann gesund werden. Mit einem Menschen, der die Aufforderung zur Buße ignoriert und aktiv ablehnt, wird es immer schlimmer. Lesen wir die Verse 51-53: „Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr. Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die zuvor verkündigten das Kommen des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid. Ihr habt das Gesetz empfangen durch Weisung von Engeln und habt’s nicht gehalten.“ Diese Oberen hatten jahrelang in ihrer Sünde gelebt, mit einer Fassade der Frömmigkeit. Als Jesus kam, wurde ihre Sünde offenbar. Sie sollten sich für Jesus entscheiden, doch sie verrieten den Fürsten des Lebens, Jesus, und ermordeten ihn durch die Hand der Römer. Stephanus‘ Herz brach, wenn er an ihr künftiges Schicksal dachte. Für sie gab es nur noch das schreckliche Warten auf das Gericht und das gierige Feuer, das die Widersacher verzehren wird (Hebr 10,27). Ihre einzige Chance bestand nun darin, dass jemand ihnen laut und deutlich ihre Sünde vorhielt, damit sie nicht länger im Irrtum blieben. Stephanus tat dies aus dem Hirtenherzen. Er tadelte sie: „Ihr Halsstarrigen mit verstocktem Herzen und tauben Ohren! Ihr seid die Verräter und Mörder des Gerechten – Jesus Christus – geworden! Wie lange wollte ihr in eurer Verstockung bleiben?“

Hier danke ich Gott, dass er durch seinen Knecht aus dem Hirtenherzen meine Sünde des Unglaubens offenbarte und tadelte, als ich blind und taub für Gottes Gnade war. Obwohl ich allen Segen empfangen hatte, blieb ich im Unglauben und gehorchte nicht der Berufung als ein Hirte und Bibellehrer. Gottes Wort Markus 11,22 lehrte mich, dass meine hartnäckige Sünde nicht harmlos war, sondern mich zum Verräter und Mörder Jesu machte und mich auf den Weg der Verdammnis gehen ließ. Jesu Worte schenkte mir Glauben an Gott und eine neue Entscheidung, nicht mehr feige zu sein und Ausreden zu suchen, sondern für Gottes Werk durch das Bilden von Zweierbibelstudium-Teams zusammenzuarbeiten, angefangen von einem Menschen, und zu glauben, dass Gott seine Verheißung aus Hes 37,10 und Neh 2,17 für die geistliche Erneuerung und Wiedererweckung in Deutschland und Europa erfüllt.

In diesem Abschnitt lernen wir, dass Gott seinen Ratschluss gemäß seiner Verheißung souverän erfüllt und in seiner Gnade die Sünder einlädt, für das Werk Gottes von ganzem Herzen und mit aller Hingabe zusammenzuwirken. Wir lernen auch, dass Gott Geduld mit den Sündern hat, aus ihrer Verstockung herauszukommen und zu ihm umzukehren und das ewige Leben zu haben. Gott möge uns helfen, Gottes Gnade gehorsam zu werden.

2. Stephanus‘ Geist und Glauben (54-60)

Betrachten wir Vers 54: „Als sie das hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und sie knirschten mit den Zähnen über ihn.“ Die jüdischen Oberen wollten den Tadel nicht annehmen. Stephanus aber, voll Heiligen Geistes, sah auf zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehen zur Rechten Gottes und sprach: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ Stephanus hatte Frieden, weil er auf Jesus sah. Er schaute auf Jesus, den Gott von den Toten auferweckt hatte, und der nun der Herr und Christus ist.

Für die Oberen war dieses Zeugnis zu viel. Sie schrien laut und hielten sich ihre Ohren zu, stürmten einmütig auf ihn ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Wie reagierte Stephanus? Lessen wir die Verse 59 und 60: „Und sie steinigten Stephanus; der rief den Herrn an und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Er fiel auf die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Und als er das gesagt hatte, verschied er.“ Zuerst betete Stephanus: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ und dann: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an. Hier lernen wir Stephanus‘ Geist und Glauben.

Erstens: Sein Geist. Stephanus war nicht naiv. Er sah genau, dass seine Worte die jüdischen Oberen herausforderten uns so wütend machten, dass sie ihn umbringen wollten. Doch sein Geist war es, keinen Rückzieher zu machen, auch keinen Kompromiss zu schließen, sondern die Gnade Gottes zu bezeugen. Darum benannte er klar und einfach die Sünde der Juden und des Hohen Rates und forderte sie zur Buße und zur Umkehr zu Jesus heraus. Auch als er gesteinigt wurde, hörte er nicht auf, den gnädigen Gott zu bezeugen. Er hielt daran fest, das Evangelium zu verkündigen und zur Buße herauszufordern. Sein Geist war so stark, dass er allen Hass überwand und sogar für seine Feinde beten konnte: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“

Zweitens sehen wir hier Stephanus‘ Glauben. Stephanus hatte Glauben, und Hoffnung und Vision, dass das Evangelium auch in den Herzen der Juden, sogar in den Pharisäern und Sadduzäern des hohen Rates wirken konnte, sodass auch sie zu Jüngern Jesu aufgestellt würden. Weil Stephanus solchen Glauben an Jesus Christus hatte, diente er ihnen mit dem Hirtenherzen Jesu, indem er ihnen die Gnade Gottes bezeugte, ihnen half, ihr geistliches Anliegen zu erkennen, und sie zu Jesus Christus einlud. Durch Buße und Umkehr zu Gott durften auch sie den Heiligen Geist empfangen, Gottes Wort gehorchen und den Segen Gottes erlangen. Weil Stephanus solchen Glauben an Jesus Christus hatte, und auf Jesus schaute, diente er ihnen sogar noch bei seiner Steinigung mit der vergebenden Liebe Jesu und betete für sie: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“

Wir sehen solchen Geist und Glauben im Leben derer, die als Hirten für ihr Volk lebten. Die Niederländerin Corrie ten Boom erfuhr, wie ihr Vater, ihre Schwester und viele von ihrem Volk von den Deutschen in Konzentrationslagern umgebracht wurden. Doch sie besuchte nach dem Krieg mehr als dreißig Jahre lang immer wieder Deutschland und predigte von der Liebe Gottes in Jesus Christus und lud die Zuhörer, unter ihnen auch ehemaliger Verfolger, zur Buße und zum Leben in Seligkeit in Christus ein. Sie konnte es tun, weil die vergebende Liebe Gottes ausgegossen war in ihr Herz durch den Heiligen Geist, der ihr gegeben war (Röm 5,5).

Der englische Mönch Bonifatius ging 716 im Alter von 43 Jahren als Missionar nach Friesland. Doch die Friesen lehnten ihn kalt ab und hielten an ihren heidnischen Götzen fest. Auch drangen sie in bereits missionierte Gebiete ein und rissen viele Kirchen nieder. Bonifatius wirkte in anderen Gegenden, aber in seinem Herzen blieben die Friesen. Im Alter von 81 Jahren ging er mit Stephanus‘ Geist und Glauben noch einmal nach Friesland, indem er sein eigenes Leichentuch mitnahm. Tatsächlich wurde er dort erschlagen, aber Friesland wurde nach seinem Tod eines der christlichsten Gebiete Westeuropas und Bonifatius selbst wurde als Apostel der Deutschen bekannt.

Auch Stephanus‘ Märtyrertod schien nur oberflächlich betrachtet tragisch zu sein. Es war ein Triumph der Gnade Gottes war. Sein Geist und Glauben überwand den Hass und bereitete den nächsten großen Schritt der Weltmission vor. Vers 58 sagt, dass ein junger Mann namens Saulus bei der Steinigung des Stephanus anwesend war. Stephanus‘ Märtyrertod wirkte im Herzen dieses Mannes und veränderte ihn vom grausamsten Verfolger zum liebevollsten Apostel. Durch Stephanus‘ Märtyrertod wurden auch alle Jünger ermutigt, in der Verstreuung das Wort Gottes mit Freimut zu reden, koste es was es wolle.

Heute lernen wir Stephanus‘ Märtyrertod kennen. Stephanus stand vor den Hohen Rat und wurde zu Unrecht angeklagt. Aber mit dem Hirtenherzen diente er den Mitgliedern des Hohen Rats mit dem Bibelstudium und verkündigte die Gnade Gottes, der seine Verheißung erfüllt und sein Werk souverän führt und die Sünder zur Buße und zur Zusammenarbeit einlädt. Als sie ihn steinigten, wurde sein überragender Geist und sein Glauben offenbar, mit dem er betete: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf. Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an. Gott segne uns, Bibellehrer und Campushirten mit Stephanus‘ Geist und Glauben zu sein.

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