Die heiligen Stümpfe
Jesaja 6,1-13
Leitvers 6,13
„Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals verheert werden, doch wie bei einer Eiche und Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein.“
Letzte Woche haben wir das Jüngererziehungswerk in Ephesus durch Apostel Paulus kennengelernt. Paulus sonderte die Jünger ab und konzentrierte sich auf das intensive Bibelstudium und die Lebensgemeinschaft. Dadurch geschah ein mächtiges Werk Gottes und das Evangelium breitete sich in das ganze Gebiet von Kleinasien aus. Heute lernen wir aufgrund von Jesaja Kapitel 6 Gottes Vision und Hoffnung kennen. Gott findet Hoffnung sogar in scheinbar nutzlosen Stümpfen. Diese würden – wie bei einer Eiche und Linde – wieder zu neuem Leben ausschlagen und als Gottes heiliger Same gebraucht werden. Lasst uns in dieser Stunde unsere geistliche Identität als heilige Stümpfe aufnehmen und mit dem Glauben und der Vision Jesajas für die geistliche Wiedererweckung der jungen Menschen in dieser Generation mit Gott zusammenarbeiten.
1. Wen soll ich senden? (1-10)
Der Prophet Jesaja wirkte in der Zeit der Könige Usija, Jotham, Ahas und Hiskia, deren Regierungszeiten insgesamt den Zeitraum von 810 – 698 v. Chr. umfassen. In jene Zeit fällt auch die Blüte des assyrischen Weltreiches, das im Jahr 722 v.Chr. für den Untergang des jüdischen Nordreiches sorgte. Die Kapitel 1 bis 5 zeichnen ein düsteres Bild über die damalige geistliche Lage in Israel. Das jüdische Volk war von Gott abgefallen. Gottes Herz war wegen seines Volkes zerbrochen. In Kapitel 1,3 sprach Gott zu seinem Volk: „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt’s nicht, und mein Volk versteht’s nicht.“ Gott hatte sein widerspenstiges Volk immer wieder aus Liebe gezüchtigt, um sie geistlich wiederherzustellen. Doch schließlich musste Gott das Gericht über sie kommen lassen, weil sie nicht zu Gott umkehrten. Wie schmerzte Gottes Herz, als er in Vers 10 die Oberen des Volkes „Herren von Sodom“ und das Volk „Volk von Gomorra“ nannte. Wirtschaftlich hatte das Land unter König Usija eine Zeit des Wohlstandes erlebt. Doch dann wurde der König hochmütig und wollte eines Tages selbst das Opfer im Tempel darbringen. Daher strafte Gott ihn mit Aussatz bis ans Lebensende.
Sehen wir uns Vers 1 an: „In dem Jahr als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel.“ Vielleicht fragte sich Jesaja, wie es nun in seinem Lande weitergehen würde. Es gab im ganzen Land viele selbstsüchtige und verantwortungslose Männer, sowie stolze und verführerische Frauen. Selbst die Leiter waren auf ihre persönlichen Vorteile aus. Die Menschen waren wie verirrte Schafe ohne Hirten. Als König Usija starb, musste Jesaja wegen der ungewissen Zukunft, um sein geliebtes Volk besorgt gewesen sein. Jesaja suchte Gottes Orientierung und Gottes Nähe. Mit einem zerschlagenen Hirtenherzen ging er in den Tempel. Vers 1 sagt, dass Jesaja den Herrn sitzen sah auf einem hohen und erhabenen Thron. In einer großartigen Vision erblickte er die Herrlichkeit Gottes. Dadurch erkannte Jesaja: Gott ist der heilige Gott. Er sitzt auf dem Thron und regiert. Er ist der allmächtige und souveräne Herrscher. Die Heiligkeit Gottes ist eine der wichtigsten Eigenschaften Gottes. Wegen seiner Heiligkeit mussten die versündigten Menschen das Paradies verlassen und getrennt von Gott leben. Der heilige Gott aber sehnt sich danach, uns die Sünder zu heiligen, um mit uns Gemeinschaft haben zu können. Im Alten Testament gebot Gott seinem Volk und sprach wiederholt: „Darum sollt ihr heilig sein, denn ich bin heilig.“ Gottes Volk sollte anders als die Völker der Welt dem Herrn heilig leben. Durch die Stifthütte, später durch den Tempel, und den damit verbundenen Opferdienst, bereitete Gott die Umgebung, dass die versündigten Menschen als Gottes heiliges Volk wiederhergestellt werden könnten. Schließlich bereitete Gott selbst den neuen, lebendigen Weg vor, indem er Jesus als den verheißenen Messias in die Welt sandte, der durch seinen stellvertretenden Kreuzestod die versündigten Menschen mit dem heiligen Gott versöhnte. In Johannes 17,19 sagte Jesus: „Ich heilige mich selbst für sie, auf dass auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.“ Im Lukasevangelium jubelt Zacharias in seinem Lobgesang über den Messias und ruft (Lukas 1,74.75): „dass wir erlöst aus der Hand unsrer Feinde, ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen“.
Im Tempel wurden Jesajas Augen geöffnet für die Heiligkeit Gottes. Gott ist der heilige und herrliche, ewige König. Er sitzt auf dem Thron und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Gott war umgeben von Serafim, die den heiligen Gott anbeteten und ihm dienten. Sehen wir uns die Verse 2 und 3 an: „Serafim standen über ihm, ein jeder hatte sechs Flügel: mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie. Und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth. Alle Lande sind seiner Ehre voll.“ Welch ein erhabener Anblick des heiligen Gottes und welch ein ergreifender Lobpreis der Seraphim „Heilig, heilig, heilig, Gott ewig Vater…“. Jesaja schien in einer völlig anderen Welt angekommen zu sein. Bevor er in den Tempel ging, konnte er über sein Volk nur den Kopf schütteln und verzweifeln. Aber im Tempel öffnete Gott Jesajas geistlichen Augen, sodass er dem heiligen und allmächtigen Gott persönlich begegnete. Ist es nicht das, was wir auch immer wieder brauchen? Heraus aus dieser gefallenen Welt – und hinein in das Haus Gottes, wo wir dem heiligen, lebendigen und allmächtigen Gott begegnen? Heute am Sonntag. Und auch an jedem Tag der Woche. Wir kommen in das Haus Gottes und suchen Gottes Angesicht: in seinem Wort; im Gebet; in der geistlichen Gemeinschaft! Gott lädt – damals und auch heute – die Menschen zu sich ein. Einst sagte Gott durch den Propheten Amos (Amos 5,4): „Ja, so spricht der HERR zum Hause Israel: Suchet mich, so werdet ihr leben.“ Und durch Jeremia verkündete er seinem Volk (Jeremia 29,13.14a): „Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR.“
Jesaja wurde durch diese ergreifende Begegnung im Tempel Gottes sehr bewegt. Bisher hatte er gedacht, dass der Abfall und die Gottlosigkeit seines Volkes zu groß geworden wären. Doch was sangen die Serafim? „…alle Lande sind seiner Ehre voll!“ Gott öffnete im Tempel Jesajas geistlichen Augen und Ohren. Er lernte, die Welt von Gottes Gesichtspunkt aus zu betrachten: Alle Lande sind voll von der Ehre Gottes! Selbst die heiligen Serafim bedeckten ihr Angesicht vor dem heiligen Gott.
Diese Heiligkeit Gottes ist in den gefallenen und versündigten Menschen verloren gegangen. In unserer Zeit leben die meisten Menschen so, als ob es keinen Gott gäbe. Sie kennen nichts von Gottes Heiligkeit, darum missbrauchen sie sogar Gottes heiligen Namen. Darum leben sie so, als ob sie niemandem Rechenschaft schuldig wären. Die EU hat den Namen Gottes aus der Verfassung gestrichen. Viele führende Politiker verzichten sogar bei ihrer Vereidigung als Minister auf den Zusatz „so wahr mir Gott helfe“. Dies ist kein gutes Zeichen und offenbart die schwindende Gottesfurcht in unserem Land.
Als Jesaja in der finsteren Lage in den Tempel Gottes kam und Gott begegnete, sah er, dass Gott der wahre und ewige König auf dem Thron ist. Dieser Gott ist heilig. Dieser Gott regiert. Dieser Gott ist zu fürchten. Dieser Gott ist der Herr der Geschichte. Dieser Gott ist es, dessen Ehre alle Lande voll sind. Von Jesaja lernen wir, dass er inmitten der Not und der finsteren Lage in den Tempel Gottes ging. Er suchte Gottes Nähe und Gottes Angesicht. Kommen auch wir in das Haus Gottes. Suchen wir im Wort Gottes und im Gebet Gottes Nähe und Gottes Orientierung. Sehen wir, dass Gott auf dem Thron sitzt, dass er regiert und dass alle Lande voll der Ehre Gottes sind.
Durch die Jahresleitwortsymposien der Mitarbeiter und der Nächsten Generation durften wir uns an das mächtige Wirken Gottes im vergangenen Jahr erinnern. Gott wirkte gnädig und mächtig unter uns. Wir sehen Gottes Wirken in den Täuflingen, in den Abiturienten, ja in der Nächsten Generation und in den Hoffnungsträgern. Bei Konferenzen, Bibelseminaren und Masterkursen erlebten wir Gottes mächtiges Wirken durch die Botschaften und Vorträge der Nächsten Generation. Beim Weihnachtsgottesdienst sahen wir die herzliche Zusammenarbeit der Hoffnungsträger und ihre Anbetung für den wahren König Jesus. Gott gebrauchte im vergangenen Jahr auch Olaf als Prediger des Wortes Gottes kostbar. Durch das internationale Bibelseminar sehen wir, dass Gott auch unter der Nächsten Generation in New Jersey, Moskau und Istanbul mächtig wirkt. Alle Lande sind seiner Ehre voll!
Wie reagierte Jesaja auf die Erscheinung Gottes im Tempel? Vers 5 sagt: „Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den HERRN Zebaoth gesehen mit meinen Augen.“ Als Jesaja dem heiligen Gott im Tempel begegnete, erkannte er sich als einen schmutzigen Sünder mit unreinen Lippen. Er rief: „weh mir, ich vergehe…!“ Niemand kann vor dem heiligen Gott bestehen. Gottes Heiligkeit offenbart unsere Unheiligkeit und Sünde. Jesaja tat auf der Stelle Buße über seine unreinen Lippen, mit denen er ungläubige, verletzende, vielleicht sogar fluchende Worte gegenüber dem verdorbenen Volk gesprochen hatte. Betrachten wir die Verse 6 und 7: „Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, und er rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und diene Sünde gesühnt sei.“ Die Berührung mit einer glühenden Kohle musste sehr schmerzhaft gewesen sein. Durch Jesajas schmerzhafte Buße und durch das Berühren mit der feurigen Kohle, stellte Gott Jesaja als seinen Boten wieder her. Gott reinigte Jesajas Lippen, nicht länger ungläubige Worte zu sprechen, sondern gläubige Worte zu reden, sodass er Gottes Botschaft zu seinem Volk bringen konnte.
Wir erinnern uns, wie Gott in unseren fünf Täuflingen mächtig wirkte. Durch das intensive Bibelstudium und die geistliche Dienerschaft der Knechte Gottes, auch durch das Schreiben ihrer persönlichen Glaubenszeugnisse, erfuhren sie die Wirksamkeit des Wortes Gottes in ihrem Leben. Sie kamen mit ihren Anliegen zu Jesus, durften Buße tun und erfahren, wie Gott ihre unreinen Lippen reinigte. Durch die Taufe bezeugten sie ihr neues Leben in Christus. Nun arbeiten sie herzlich mit ihren Eltern und innerhalb des Werkes Gottes zusammen. Mit Freude nehmen sie an den übrigen Leiden Jesu teil. Im vergangenen Jahr gebrauchte Gott sie kostbar als Prediger des Wortes Gottes und als Vortragende, z.B. bei Leadership-Seminaren und Masterkursen. Zu allen Zeiten bewirkt Gott durch sein lebendiges Wort Buße, Reinigung und geistliche Wiederherstellung. Dies erfuhr auch Jesaja.
Sehen wir uns Vers 8 an: „Und ich hörte die Stimme des HERRN, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich!“ Jesaja hatte Gottes Sündenvergebungsgnade empfangen. Seine unreinen Lippen waren durch die heiße Kohle der Buße verbrannt worden. Nun rief Gott mit dem zerbrochenen Hirtenherzen: „WEN soll ich senden? WER will unser Bote sein?“ Gott wollte unbedingt mit Jesaja zusammenarbeiten. Gott suchte einen Boten, der bereit war, sich senden zu lassen. Jesaja verstand dieses Herz Gottes. Wenn er daran dachte, wie sehr Gott sich danach sehnte, einen Boten zu seinem versündigten Volk zu senden, konnte er nicht unentschlossen oder passiv bleiben. Jesaja hatte gerade die Reinigungsgnade Gottes durch die feurige Kohle vom Altar erfahren. Sollte er diese Gnade nur für seinen eigenen Vorteil gebrauchen? Sollte er mit seiner eigenen Erlösung zufrieden und selbstgerecht bleiben? Nein, das konnte er nicht! Er war von Herzen entschlossen und bereit, sich von nun an von Gott gebrauchen zu lassen. Darum brauchte er keine Bedenkzeit. Auf Gottes Ruf konnte er sofort und ohne Zögern antworten: „Hier bin ich, sende mich!“ Vielleicht betete er so: „Du heiliger Gott, hast meine unreinen Lippen gereinigt und mir das neue Leben geschenkt. Bitte sende mich nun zu meinem Volk, damit auch sie gereinigt werden und zu einem heiligen Gottesvolk wiederhergestellt werden.“ Wie sehr musste Gott sich gefreut haben, dass es doch einen gab, der auf Gottes Ruf antwortete und sich senden ließ. Gott sandte Jesaja aus dem zerbrochenen Hirtenherzen zu seinem Volk. So wurde Jesaja als Bote Gottes in der Heilsgeschichte Gottes kostbar gebraucht. Gott gebrauchte Jesaja, um seinem Volk sogar viele harte Worte des Gerichts zu verkündigen. Jesaja musste im Auftrag Gottes gegen das unbußfertige Nordreich weissagen und seine Zerstörung ankündigen, ebenso auch die Belagerung Jerusalems. Aber Gott gebrauchte Jesaja auch sehr kostbar, um so viele Verheißungen über den kommenden Messias zu predigen, wie kein anderer Prophet. Und Gott offenbarte sich auch Jesaja, wie keinem anderen – sodass das Buch Jesaja mit 66 Kapiteln das längste prophetische Buch der Bibel geworden ist.
Hören und verstehen wir dieses Herz Gottes, mit dem Gott auch heute ruft? „Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?“ Wen soll ich senden zum Campus in Bonn und Rhein-Sieg? Zum EMA und zum HHG? Zu den 360 Hochschulen in Deutschland, zu den 1.700 Unis in Europa und in die muslimische Welt? Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Wie leben wir mit der Berufung Gottes, weil unser Gott heilig ist?
Die Hausgemeinde von Gottes Knecht M. Peter und M. Sarah hörte vor mehr als 41 Jahren Gottes Ruf. Sie entschieden sich, ihre eigenen Pläne und Lebenssicherheiten in Südkorea aufzugeben und als Missionare den jungen Menschen in Deutschland zu dienen. Weil Gott heilig ist, konnte Gottes Knecht auf eine weltliche Karriere verzichten und sogar auf seinen Doktortitel, um in heiliger Gottesfurcht den jungen Menschen in Deutschland und Europa durch intensives Bibelstudium und durch die Lebensgemeinschaft zu dienen. Als er trotz Verleumdungen und Verfolgungen keinen Kompromiss gegenüber der Mission Gottes schloss, wirkte Gott sehr mächtig und stellte Einheimische und Missionare der Nächsten Generation als einflussreiche Hirten, Bibellehrer und geistliche Leiter auf.
Was sprach Gott weiter zu Jesaja? Lesen wir die Verse 9 und 10: „Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Höret und versteht’s nicht; sehet und merket’s nicht! Verstocke das Herz dieses Volks und lass ihre Ohren taub sein und ihre Augen blind, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen.“ Gott hatte Jesaja mit seiner großen Hoffnung und Vision berufen. Doch Gott lehrte Jesaja auch, dass er keine falschen Erwartungen haben sollte. Obgleich Jesaja länger als 40 Jahre zum Volk predigte, würde das Volk verstockte Herzen und taube Ohren haben, sodass sie nicht hören, noch verstehen und sich nicht bekehren würden. Doch Gottes zerbrochenes Hirtenherz für dieses Volk war unveränderlich. Er wollte sie durch Jesaja Tag für Tag aufs Neue zur Umkehr rufen und Tag für Tag aufs Neue seine Hoffnung offenbaren. Welch ein geduldiger und welch ein nicht aufgebender Gott! So wie Jesaja sendet Gott auch uns täglich zum Campus und an unsere Uni und Hochschule, um mit Hesekiel 37,10 den geistlich toten Gebeinen das Wort Gottes zu weissagen. Er sendet uns, in diesem Jahr 10.000 Zweierbibelstudiumteams zu bilden und die Aufstellung von 100.000 Bibellehrern zu bereiten.
In diesem Abschnitt haben wir über Gottes Heiligkeit und über Gottes Hirtenherz nachgedacht. Als Jesaja in den Tempel Gottes kam und Gottes Nähe suchte, offenbarte Gott sich ihm in einer Vision. Er sah, dass Gott auf den Thron sitzt und reagiert. Er sah, dass Gott heilig ist und alle Lande voll von der Ehre Gottes sind. Er tat Buße über seine unreinen Lippen und erfuhr die völlige Wiederherstellung und wie Gott ihn mit seiner Hoffnung berief. Fürchten auch wir diesen heiligen Gott! Sehen wir mit geistlichen Augen, dass Gott regiert und dass alle Lande seiner Ehre voll sind! Leben wir – wie Jesaja und wie zahlreiche Glaubensvorgänger – anders als diese Welt und geben wir unser neues Leben hin, um als Boten Gottes diesen souveränen, heiligen Gott zu verkündigen und Gottes Vision und Hoffnung mit den jungen Menschen zu teilen.
2. Der heilige Same (11-13)
Jesaja fragte sich aufgrund dieser Worte Gottes, wie lange er denn zu Menschen mit verstockten Herzen predigen müsse. Sehen wir uns die Verse 11 und 12 an: „Ich aber sprach: ‚Herr, wie lange? Er sprach: Bis die Städte wüst werden, ohne Einwohner und die Häuser ohne Menschen und das Feld ganz wüst daliegt.“ Wir können Jesajas Frage „Herr, wie lange?“ gut verstehen, nicht wahr? Wir fragen auch manchmal „Herr, wie lange“ – soll ich zu diesem Campus gehen? Wie lange soll ich diesem Hoffnungsträger dienen? Wie lange, bis ein Abraham und eine Sarah des Glaubens aufgestellt werden? Wie lange, bis zur geistlichen Wiedererweckung?
Gott verhieß Jesaja, dass Gottes Strafgericht über sein verstocktes Volk kommen würde. Ja, die Städte würden ohne Einwohner und die Häuser ohne Menschen sein. Diese Worte beziehen sich auf die Wegführung in die babylonische Gefangenschaft. Gottes Gericht würde sich sogar wiederholen, bis nur noch ein kleiner Rest, weniger als 10 Prozent, übrigbleiben würde. Die Menschen würden Jesajas Worte nicht annehmen. Sie würden Jesaja hassen und ihn später sogar zersägen.
Doch trotz dieser ernüchternden Aussichten, glaubte Jesaja an den allmächtigen und lebendigen Gott. Er glaubte, dass Gott doch sein Volk zu seiner Zeit wiederherstellen, sogar den Messias senden würde. Mit diesem Glauben war Jesaja bereit, auch ohne sichtbare Veränderungen, die Mission Gottes zu erfüllen und bis zum Ende der Berufung Gottes treu zu sein. Dann schenkte Gott Jesaja in Vers 13 seine Vision von den heiligen Samen und heiligen Stümpfen. Lesen wir Vers 13: „Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals verheert werden, doch wie bei einer Eiche und Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein.“
Inmitten der kommenden Gerichte würde Gott einen heiligen Rest Übriggebliebener bewahren. Durch diesen heiligen Rest würde Gott seine Geschichte fortführen und auch erfüllen. Gott bezeugte seine Hoffnung, dass dieser kleine Rest so kostbar wie ein heiliger Same und wie der Stumpf eines Baumes sein würde, der wieder ausschlägt.
Lesen wir den Leitvers 13 noch einmal: „Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals verheert werden, doch wie bei einer Eiche und Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein.“ Wenn ein Baum gefällt wird, sieht dies wie das Ende aus. Aber der Stumpf kann – wie bei einer Eiche und Linde – wieder ausschlagen und neue Triebe und Früchte hervorbringen. Heilige Samen und heilige Stümpfe sind diejenigen, die sich in einer geistlich verdorbenen und gottlosen Zeit nicht einfach der Welt anpassen, sondern sich absondern und an ihrer Identität als heilige Samen und Stümpfe festhalten – koste es, was es wolle.
Wir erinnern uns an die reformierten Christen in Frankreich, die „Hugenotten“ genannt werden. Zwischen etwa 1520 und 1787 (Edikt von Versailles) kam es immer wieder zu heftigsten Verfolgungswellen mit Pogromen, Massakern und Verbrennungen als Ketzer. Eine von ihnen war Marie Durand, die 38 Jahre lang unter widrigsten Bedingungen in einem Gefängnisturm eingesperrt war. Statt ihrem Glauben abzuschwören und die Freiheit zu genießen, lebte sie als eine Hirtin und Seelsorgerin für ihre Mitgefangenen. Wegen solcher heiligen Stümpfe konnten die Hugenotten trotz Verfolgungen überleben und trotz ihrer Minderheit großen geistlichen Einfluss bis auf diesen Tag ausüben.
Lernen wir Jesajas Glauben kennen!
Danken wir Gott, dass er auch in dieser Zeit unter uns heilige Stümpfe aufgestellt hat, die Gott kostbar für seine Geschichte gebraucht. Samuel Abraham und Josua sind heilige Stümpfe. Nach ihrem Glaubenssieg im Abitur handelten sie nicht einfach nach dem allgemeinen Konsens, indem sie eine Weltreise machten oder sich nur auf ihr Studium konzentrierten. Vielmehr sonderten sie sich von der Welt ab, indem sie ihr Herz gaben, das Wort Gottes zu erforschen, uns mit exzellenten Geschichtsvorträgen zu dienen und auch das geistliche Training durch die Lebensgemeinschaft empfingen. So erzieht Gott sie, um als Bibellehrer für ihre Kommilitonen, sowie als geistliche Leiter für diese Generation gebraucht zu werden. Wir sind auch durch eine junge Frau ermutigt worden, die Jesaja 6,13 als Jahresleitwort gewählt und sich entschieden hat, in Deutschland zu bleiben, statt ihren eigenen Vorteil zu suchen. Gott gebrauche sie als eine Bibellehrerin für die jungen Menschen in Deutschland (und bis nach China) und schenke ihr den Glaubenssieg bei ihrer Ausbildung.
Gottes Hoffnung für jeden von uns ist es, ein heiliger Stumpf zu sein und ein von der Welt abgesondertes und für Gott geweihtes Leben zu führen. Statt zu fragen „wie lange?“ dürfen wir bis zum Ende die heilige Mission Gottes erfüllen, indem wir dem Werk Gottes mit Jesajas Glauben und mit Jesajas Vision bis zum Ende dienen. Wie lange? Bis an jedem Campus ein Abraham, eine Sarah und zwölf Jesu Jünger aufgestellt sind. Bis das Juridicum zum Bethaus für die Weltmission verändert ist. Bis die philosophische Fakultät von einem Ort trügerischer Philosophien zu einem Ort der Wahrheit verändert ist. Bis die Hochschule Rhein-Sieg zu einem Missionare sendenden Campus verändert ist. Bis 120 Missionsstützpunkte aufgerichtet und Deutschland als Hirtennation und Europa als ein Missionare sendender Kontinent für die Weltmission gebraucht werden. Wie lange? Nicht nur für ein paar Jahre; nicht nur bis zur Rente; sondern bis unser Herr Jesus wiederkommt in großer Macht und Herrlichkeit!
Mit Jesajas Glauben und Vision dürfen wir den vorherrschenden Zeitgeist, der sogar viele Christen verführt und Gemeinden für Gott nutzlos gemacht hat, überwinden und mit der Identität von heiligen Samen und heiligen Stümpfen dem Werk Gottes in dieser Generation dienen. Dank sei Gott, dass er heilige Stümpfe abgesondert und übriggelassen hat, die ihre Knie nicht vor dem Zeitgeist gebeugt haben, sondern auf der Wahrheit des Wortes Gottes feststehen. Unter uns hat Gott z. B. heilige Stümpfe wie H. Peter Sch., H. Warmherz, M. Dr. Petrus, H. Dr. Johannes, H. Peter übriggelassen, die mit Jesajas Glauben und Vision dem Werk Gottes dienen. Wir beten auch für unser Josia- und Esrateam, die von Kindheit an in der geistlichen Umgebung und Lebensgemeinschaft aufgewachsen sind, dass sie sich täglich absondern dürfen vom Zeitgeist dieser Welt und durch die Lebensgemeinschaft und durch das geistliche Training zu den heiligen Stümpfen wachsen, und die Gott wie Jesaja kostbar in dieser Generation gebraucht.
Heute haben wir gelernt, dass Gott auf dem Thron sitzt, dass er regiert und das alle Lande voll der Ehre Gottes sind. Dieser heilige Gott reinigt unsere unreinen Lippen des Unglaubens. Er beruft uns mit seinem zerbrochenen Hirtenherzen, seine Boten zu sein, die diesem Volk und dieser Generation durch den Glauben und mit der Vision und Hoffnung Gottes bis zum Ende dienen. Gott schenke uns die persönliche Entscheidung, uns abzusondern von der Welt und vom Zeitgeist und als heilige Samen und heilige Stümpfe mit Gott für die geistliche Wiedererweckung Deutschlands, Europas und der muslimischen Welt zusammen zu arbeiten.
Lesen wir den Leitvers 13: „Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals verheert werden, doch wie bei einer Eiche und Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein.“