Hast du mich lieb?
Johannes 21,1-25
Leitvers 21,15
„Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!“
Dank sei Gott, dass wir heute die letzte Lektion des Johannesevangeliums studieren dürfen. Wie bei jedem Buch ist das letzte Kapitel der krönende Abschluss. In dieser Lektion stellte Jesus Petrus‘ Liebesbeziehung zu ihm wieder her. Petrus war Jesus gut drei Jahre lang nachgefolgt. Er dachte, er würde Jesus lieben; aber er verleugnete ihn. Aber Jesus half ihm zuerst seine Niederlage beim Fischfang wieder gut zu machen. Dann half er ihm, seine Liebe zu Jesus zu bekennen und heilte sein geknicktes Herz. Schließlich stellte er ihn als einen Hirten für seine Schafe auf.
Unser Johannesbibelstudium begann im Frühjahr 2020. Wir haben es mit dem Fokus studiert, wer Jesus ist. Welches Wort habt Ihr durch das Johannesevangelium in diesem guten Jahr aufgenommen und in eure Herzen geschrieben? Wir lernten durch Johannes 1, dass Jesus Logos, der allmächtige Schöpfergott, ist; das Wort, welches Fleisch wurde und in dieser Welt voller Gnade und Wahrheit war (1,14). Johannes der Täufer zeigte auf Jesus als das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt (1,29). Jesus offenbarte seine Veränderungsmacht für einen Menschen, indem er Wasser in Wein auf der Hochzeit zu Kanaan verwandelte (Kap. 2). Er begegnete unterschiedlichen Sündern, denen er geistlich half, wie Nikodemus (Kap. 3) und der samaritischen Frau (Kap. 4). Jesus heilte unzählige Menschen durch ihren Glauben oder den Glauben der Menschen um sie herum (Kap. 4, 5, 6, 9). Jesus vergab die Sünden, versprach den Frieden und verhieß den Heiligen Geist und das ewige Leben (Kap. 5, 6, 8, 10, 11, 14, 15, 16, 17, 19). Er erweckte sogar Tote zum Leben (Kap. 11). Jesus arbeitete mit einem brennenden Hirtenherzen für die Menschen, welches er auch seinen Jüngern lehrte, so dass diese 5000 Menschen zu Essen geben konnten. (6,10-14) Wir erinnern uns auch an die sieben großen Ich-Bin-Worte Jesus, wie er seinen Jüngern geistlich half, statt in dieser Welt festzuhängen, auf ihn ausgerichtet zu sein: Ich bin das Brot des Lebens (6,35). Ich bin das Licht der Welt (8,12). Ich bin die Tür (10,9). Ich bin der gute Hirte (10,11). Ich bin die Auferstehung und das Leben (11,25). Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben (14,6). Ich bin der wahre Weinstock (15,1). Jesus vollbrachte das Erlösungswerk Gottes durch seinen Tod am Kreuz (19,30). Und er offenbarte sich den Jüngern als ihr Herr und Gott (20,28).
Der heutige Text beginnt in Vers 1 mit dem Wort „danach“: „Danach offenbarte sich Jesus abermals am See Tiberias. Er offenbarte sich aber so.“ „Danach“ bedeutet, nach all den gerade erwähnten Geschichten aus dem Johannesevangelium. „Danach“ bedeutet nach Jesu Kreuzigung und Auferstehung. Das Wort „danach“ bedeutet auch, dass die Geschichte mit Jesus nach seiner Auferstehung weitergeht. Lasst uns sehen, wie die Geschichte Jesu fortgeführt wird, indem wir Jesu absolute unveränderliche Liebe aufnehmen, und unsere Liebe zu Jesus bekennen, indem wir seine Herde weiden.
1. Kommt und haltet das Mahl! (1-14)
Sehen wir uns Vers 2 an: „Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger.“ Als die Jünger dem auferstandenen Jesus begegnet waren, glaubten sie daran, dass Jesus von den Toten auferstanden war. Besonders Thomas, der seine Hände und Finger in die Nägelmale Jesu legen durfte, glaubte, dass Jesus wahrhaftig lebt. Aber sobald Jesus weg und die Jünger allein waren, wussten sie nicht mehr, was sie tun sollten. Sie wurden mit der Realität der Welt konfrontiert und der Auferstehungsglauben verschwand aus ihren Herzen. Als sie wieder mit ihrem Selbstvertrauen lebten, gerieten sie in Angst und Sorge über die Zukunft. Sie fingen an, aus der eigenen Kraft zu leben, dachten an ihre leeren Mägen und so kam es, dass sie in Vers 3 einen weltzentrierten Entschluss trafen: „Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts.“
Wir wissen nicht genau, warum die Jünger in dieser Nacht nichts fingen. Die Jünger waren eigentlich Profis im Fischfang. Was wir aus dem missglückten Fang schließen können, ist, dass ihre Herzen voller Niederlagegefühl waren. Vielleicht waren sie dadurch zu nervös und verscheuchten die Fische. Vielleicht waren sie auch wie gelähmt und dadurch zu langsam, so dass die Fische immer wieder aus ihren Netzen herausschwammen, bevor sie diese einziehen konnten. So wurden sie zu den Totalversagern. Sie hatten darin versagt, auf der Seite ihres Meisters Jesu in seiner schwersten Stunde zu stehen. Nun versagten sie auch in ihrem Beruf. Sie mussten müde, hungrig und wirklich am Boden niedergeschlagen sein. Vielleicht fühlten sie sich von allen Fischen im galiläischen Meer an diesem Morgen verachtet: „Loser!“ Wir kennen diese Situation in unserem Leben. Obwohl wir klug und fähig sind, können wir unsere Leistung nicht bringen. Wir lassen uns dann leicht ablenken oder sind demotiviert. Am Ende des Tages oder am Ende der Lernzeit ist dann nichts getan.
Wie aber reagierte Jesus auf die Situation seiner Jünger? Jesus war schon da. Schauen wir uns die Verse 4 bis 6 an: „Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten‘s nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische.“ Jesus stand am Ufer und rief sie: „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ Sie sollten ihre Netze nochmals auswerfen. Da fingen sie eine große Menge Fische. Diese Aufforderung und der große Fang erinnern uns an die erste Begegnung zwischen Petrus und Jesus, die ca. drei Jahre zuvor stattgefunden hatte. Jesus stellte damals wie jetzt die Niederlage der Jünger wieder her. Preiset Jesus, dass es keine Niederlage gibt, die er nicht wiederherstellt. Wenn wir durch den Gehorsam des Glaubens unsere Netze nochmals auswerfen, wird Jesus uns überreich segnen und uns einen übergroßen Fischfang schenken. Er steht bereit, alle unsere Niederlage wieder gerade zu biegen, wenn wir auf ihn vertrauen.
Als sich die Jünger an die Situation vor drei Jahren erinnerten und sie mit der jetzigen verglichen, fiel es ihnen plötzlich wie Schuppen von den Augen. Sehen wir uns den Vers 7 an: „Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich ins Wasser.“ Johannes wusste zuerst, dass es Jesus war. Er sagte es Petrus. Petrus wollte zuerst bei Jesus sein, weil er seinen Meister wirklich liebte. Weil Petrus große Hochachtung vor seinem Meister hatte, wollte er nicht nackt vor ihm erscheinen. Deshalb zog er sich das Obergewand an und sprang ins Wasser und schwamm zu Jesus, so schnell er konnte.
Jesus hatte am Ufer schon ein Kohlefeuer vorbereitet. Darauf brieten schon Fische und Brot, wie Vers 9 sagt. Lesen wir Verse 10 und 11: „Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht.“ Auch von den übrigen Fischen sollten einige auf das Kohlefeuer. Die Jünger waren von ihrem Fang so begeistert, dass sie die Fische sogar zählten. Es waren 153.
Schauen wir uns Verse 12 und 13 an: „Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt’s ihnen, desgleichen auch die Fische.“ Jesus rief seine Jünger wie eine gute Mutter zum Essen: „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ (5) und „Kommt und haltet das Mahl!“ Es war eine friedvolle Stimmung, als Jesus mit seinen Jüngern am Kohlefeuer saß, die Sonne langsam aufging und die Jünger sich an Jesu Liebe und dem Feuer wärmten.
Die Jünger konnten nicht mehr fragen: „Wer bist du?“ Sie wussten, dass es Jesus war, der sie mit seiner unumstößlichen Liebe umarmte. Ein Sprichwort sagt, dass man einen Verräter schlimmer als einen Feind zu bestrafen hat. In dieser Welt gibt man den Losern absolut nichts. Aber bei Jesus ist das anders. Jesus liebt seine Jünger bis zum Ende.
Als Petrus in diesem Moment von Jesus vom Kohlefeuer einen Fischburger nach dem anderen gereicht bekam und sein Magen von ihnen voller und voller wurde, da wusste er, dass Jesus ihn absolut liebte. Jesus umarmte ihn auf diese Weise beim Kohlenfeuer und vergab ihm alles bedingungslos, was er getan hatte. Er hatte Jesus, seinen besten Freund und Meister so schändlich verraten. Gerade in der Stunde, wo er ihm hätte beistehen sollen, hatte er gekniffen und sich aus dem Staub gemacht. Er hatte noch nicht einmal vor einer einfachen Magd Jesus bezeugen können. Das konnte er sich selbst niemals verzeihen. Er hatte nun damit gerechnet, von Jesus, der von den Toten auferstanden war, eine Standpauke gehalten zu bekommen und ernsthaft getadelt zu werden, um danach aus der Gemeinschaft der Jünger ausgestoßen zu werden. Aber Jesus vergab ihm. Er gab ihm seine Liebe. Jesus ist so, dass er uns absolut liebt und vergibt, egal, was wir getan haben.
Ein junger Mann der nächsten Generation handelte sehr schändlich an dem Werk Gottes, indem er versuchte, das Zentrum zu einem Kaufhaus zu machen und den anderen Jugendlichen Teile von seinen Internet-Flatrates zu verkaufen. Er lebte mit dem Geschäftsgeist und übte schlechten Einfluss auf andere aus. Aber der Knecht Gottes liebte ihn bedingungslos, indem er ihm ein Wort Gottes gab: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles zufallen.“ (Matthäus 6,33) Es ist Jesu Liebe und Vergebung, die diesen Mann wiederherstellt. Nun nimmt er eine verantwortungsvolle Aufgabe in dem Werk Gottes wahr, indem er den Gottesdienst leitet.
Ein anderer junger Mann führte ein Doppelleben in der Gemeinde, indem er in der Gemeinde gläubig tat, ansonsten sich aber dem Glückspiel und der Belästigung von Frauen widmete. Aber Jesus nahm auch ihn bedingungslos an und vergab ihm. Durch Lukas 23,34 und 5. Mose 6,5 durfte er Gottes Liebe erfahren und ein neues Leben aus der Gnade beginnen. Nun baut er sein Leben auf die Liebe Gottes und darf sogar als ein Leiter der nächsten Generation gebraucht werden.
Ich war eigentlich ein Mann, der in Orientierungslosigkeit und Verzweiflung ein gescheitertes Leben führen sollte. Aber ich habe Jesus für seine Gnade an meinem Leben wenig gedankt. Meine Stellungnahmen waren immer voller Murren und Klagen über die Schwierigkeiten meines Lebens. Bei den Versammlungen wollte niemand meine Stellungnahme gerne hören, weil ich nicht Gottes Wirken, sondern mein Murren und die Schwierigkeiten bezeugte. Aber die Knechte und Mägde Gottes waren mit mir geduldig und liebten mich, so lange bis das das Wort Gottes in meine Stellungnahmen kam und Gottes Wort aus meinem Mund kam. Eigentlich hätte Jesus mich aus seinem Werk wegschicken sollen, als ich mich, weil ich kein verbessertes Leben bei Jesus bekam, von Jesus immer weiter entfernte und mich um die weltlichen Dinge kümmerte. Aber Jesus nahm mich wieder in die Gemeinschaft der Seinen auf. Jesus stellte auch meine Beziehung zu ihm mit Genesis 15,1 wieder her. Von da an durfte ich in der Gnade wachsen und ein gesegnetes Leben führen. Es ist allein die Liebe Jesu, dass ich heute in dem Werk Gottes bin und Gott mein Leben für das Werk Gottes gebraucht.
Preiset Jesus für seine absolute und unveränderliche Liebe zu uns, die all unser Versagen, unsere Niederlage, Sünden und Untreue völlig bedeckt und uns zu sich einlädt: „Kommt und haltet das Mahl!“ und uns in dieser Liebe wiederherstellt.
2. Hast du mich lieb? (15-25)
Was geschah, als alle satt waren? Sehen wir uns den Vers 15 an: „Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!“
Jesus sprach nun Petrus persönlich an. Petrus hatte schon die Fischbrötchen bekommen und seine Lebensgrundlage begann sich zu ändern. Jesus wollte ihm aber eine ganze neue Grundlage schenken. Petrus hatte früher geglaubt, dass er sein Leben für Jesus lassen könnte. Er sagte: „Herr, warum kann ich dir diesmal nicht folgen. Ich will mein Leben für dich lassen.“ (Johannes 13,37) Er hatte auch geglaubt, dass er Jesus am meisten lieben würde. Deshalb sagte er: „Wenn sie alle Ärgernis nehmen, so will ich doch niemals Ärgernis nehmen an dir.“ (Matthäus 26,33) Aber er leugnete seine Zugehörigkeit zu Jesus vor einer einfachen Magd dreimal (Johannes 18,15-27).
Deshalb kam Jesus zu ihm am Lagerfeuer und sprach: „Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben?“ Und erneut fragte Jesus Petrus in den Versen 16 und 17: „Hast du mich lieb?“ „Hast du mich lieb?“ Es gibt keine andere Stelle in der Bibel, wo Jesus einen Menschen so unter Druck setzte. Jesus berührte den wunden Punkt von Petrus. Früher hätte er sofort gesagt: „Ja klar, ich liebe dich!“ oder „Natürlich, ich liebe dich am meisten.“ Aber nun konnte er nur noch sagen: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Beim dritten Mal wurde Petrus traurig und spricht: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Jesus wollte ihm helfen, seine Liebe zu Jesus zu bekennen. Als Petrus seine Liebe zu Jesus auf diese Art und Weise bekannte, da konnte er auf diese Beziehung sein Leben bauen.
Wir erfahren, wie beschränkt unsere Liebe ist. Wir denken, dass wir jemanden anderen lieben würden oder wir gar Gott lieben würden. Aber dann kommt der Moment, wo es um unsere eigene Haut geht. Wenn wir uns selbst oder irgendetwas anderes in unserem Leben mehr wert sind als Jesus, so verleugnen wir Jesus in dem entscheidenden Augenblick.
Wir werden von uns als Hirten enttäuscht. Wir entscheiden uns, einem Menschen mit unserem Besten zu dienen, dass dieser zu Jesus geführt wird und durch das Wort Gottes verändert wird. Wir entscheiden uns auch 12 Hoffnungsträgern zu dienen. Aber wir erfahren unsere Grenze, sobald wir mit ihren Anliegen konfrontiert werden. Wir geraten in Hilflosigkeit oder Lähmung oder beschuldigen gar die Hoffnungsträger. Ich bin durch unsere nächste Generation ermutigt, dass sie an ihren Schulen Gebetskreise gebildet haben und sich dafür interessieren, das Wort Gottes ihren Mitschülern weiterzugeben. Die große Herausforderung eines Hirten jedoch ist es, einer Seele bis zum Ende zu dienen.
Ich diente unterschiedlichen Menschen mit dem Bibelstudium, indem ich mich für sie einsetzte und Zeit und einiges an Geld für sie opferte. Dann aber merkte ich, dass sie bei der kleinsten Ablenkung ihren eigenen Weg gingen und äußerlich all mein Bibelstudium und Hingabe nichts wert zu sein schien. Ich konnte aber diese Situation nicht überwinden. Ich war tief verzagt und konnte keine neuen Hoffnungsträger weiden. Ich konnte mich auch nicht lang machen und diesen einen Hoffnungsträger, der wegrannte, bis zum Ende lieben. Ich blieb einfach nur sitzen. Ich fing an, zu berechnen, ob das Hirtenleben mir einen Vorteil bringt. Weil ich keine neuen Hoffnungsträger weiden wollte, entschuldigte ich mich lieber mit Worten wie „Ich habe keine Zeit, ich arbeite ja vollzeitig.“ oder „Später, nicht jetzt.“ Aber Jesus fragte auch mich durch diesen Text: „Hast du mich lieb?“ „Hast du mich lieber als mich diese haben?“ Es ist wahr bei Petrus wie bei mir, dass ich Jesus lieb habe. Indem ich meine Liebe zu Jesus bekenne, darf ich für Jesu große Liebe zu mir danken. Ich darf an Jesu Liebe glauben und auf sie bauen. Jesus liebt mich absolut und hat sogar sein Leben für mich gelassen (Joh 3,16). Weil Jesus mich liebt, darf ich unabhängig davon sein, was andere mir für meine Mühe zurückgeben. Ich darf die Hoffnungsträger unabhängig von ihrer Reaktion weiden und die Extrameile für sie gehen.
Jesu Liebe befähigt mich, hinauszugehen und die Schafherde Gottes zu weiden, besonders die in Koblenz. Seitdem Jesu Liebe die Grundlage meines Lebens ist, haben plötzlich viele Interesse am Bibelstudium bekommen und fangen an, in dem Wort Gottes zu wachsen.
Jesu Liebe wurde die Grundlage des Lebens von Petrus. Später bekannte er in 1. Petrus 2,24: „Der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.“ Dieses Wort zeigt, dass Petrus sein eigenes sündiges Wesen unter dem Licht der Gnade Jesu erkannte. Apostel Johannes erkannte sein schwaches sündiges Wesen und gründete sein Leben auf diese vergebende Liebe, wie er bezeugte: „Lasst uns lieben. Denn er hat uns zuerst geliebt.“ (1. Johannes 4,19) Auch Paulus gründete sein neues Leben auf die absolute initiative Liebe Jesu, indem er bekannte: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Römer 5,8) Preiset Jesus, der uns absolut liebt und uns hilft, unser Leben auf Fels zu bauen, nämlich auf seine vergebende, absolute Liebe zu uns.
Uns fällt nun auf, dass Jesus jedes Mal, als Petrus auf Jesu Liebe zu ihm baute und seine Liebe bekannte, Petrus aufrief: „Weide meine Lämmer!“, „Weide meine Schafe!“ und „Weide meine Schafe!“ Petrus sollte die Schafherde Gottes weiden. Das war Jesu Befehl an Petrus. Das ist auch Jesu Befehl an uns. Die Schafherde Gottes zu weiden ist jedoch kein Befehl, den wir auf Biegen und Brechen mit unserer eigenen Kraft ausführen müssen und dann kläglich an uns selbst scheitern. Die Schafherde Gottes zu weiden ist Gottes Gnade. Sie können wir genau in dem Moment empfangen, wo wir auf Jesu Liebe unser Leben gegründet haben. Die Schafherde Gottes zu weiden ist Gottes Segen, weil mit der Liebe Jesu unser Herz mit Dankbarkeit für die Liebe Gottes übersprudelt. Wegen der Gnade Gottes und seines nicht aufgebenden Geistes können wir nicht anders, als die Schafherde Jesu zu lieben und ihnen auf den verschiedenen Wegen zu dienen.
Petrus nahm den Befehl Jesu auf und wurde zu dem Erzhirten der ersten Christen. Er weidete die Christen durch die feurigen Verfolgungen der Anfangszeit der Gemeinde hindurch. Das konnte der schwache Petrus menschlich nicht. Sein erster Petrusbrief ist legendär, wo er die ersten Christen nicht bemitleidete, dass sie überall unter Verfolgung litten, sondern sie mit ihrer Identität vor Gott als lebendige Steine und königliche Priesterschaft ermutigte (1. Petrus 2,5.9). Er war auch früher sehr selbstzentriert gewesen und kein Mann der Zusammenarbeit. Aber er arbeitete auch mit den Mitarbeitern zusammen. Weil er nicht so gut schreiben konnte, aktivierte er Markus Johannes, der das Markusevangelium niederschrieb, als die Augenzeugenberichte von Jesu Wirken immer weniger wurden, weil die erste Generation heimfuhr. Er zeichnete in diesem Evangelium sein Zeugnis über Jesus, den Diener für uns Menschen, der sein Leben gab, damit wir das ewige Leben haben, auf: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ (Markus 10,45)
Corrie ten Boom war eine Christin, die vielen Juden das Leben rettete, als Nazideutschland in die Niederlande einmarschierte. Dies ging eine lange Zeit gut. Dann aber wurde sie verhaftet und ins Konzentrationslager gebracht. Dort erfuhr sie lauter Leid. Aber sie durfte mit ihren Mitmenschen auch dort die Bibel teilen und ihnen Trost spenden. Durch die gnädige Führung Gottes konnte sie schließlich aus dem Konzentrationslager entkommen. Aber sie konnte ihren grausamen Wärtern nicht vergeben. Auch als einer Christ wurde und sie um Vergebung bat, konnte sie das nicht, bis dass sie die Hilfe Gottes annahm. Wir können aus der eigenen Kraft keinem anderen Menschen vergeben. Deshalb sind viele Menschen sehr begrenzt und gehen voller Groll und Ärger bis in ihr Grab. Aber Jesus macht uns frei. In Jesus dürfen wir vergeben und wir dürfen Hirten für diejenigen sein, die uns verletzten. Es ist das große Geheimnis, wie wir Hirten sein dürfen. Hirte sein kann niemand aus sich selbst heraus. Um Hirte zu sein, brauchen wir die vergebende Liebe Jesu zu uns aufzunehmen, auf die wir unser Leben aufbauen.
Jesus warnte Petrus vor, dass es nicht einfach werden würde, dass er Jesus als Hirte für seine Schafe nachfolgen würde. In den Versen 18 und 19 lesen wir: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtest du dich selbst und gingst, wo du hinwolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst. Das sagte er aber, um anzuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde. Und als er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!“ Petrus würde mit seinem ganzen Leben Hirte sein. Es war kein Hobby oder eine Nebenbeschäftigung, der er nachging. Es bedeutete, nicht mehr seinen eigenen Willen zu erfüllen, sondern sich von Gott führen zu lassen, koste es, was es wolle. Unser Leben als Hirte ist keine Nebenbeschäftigung, sondern unsere Hauptaufgabe, in die wir unser Leben hinein investieren. Es kostet unser ganzes Leben, unsere Liebe zu Jesus auf diese Art und Weise zu bezeugen. Petrus war immer noch nicht vollständig bereit. Deshalb fragte er Jesus, was denn mit Johannes werden würde, um Jesus abzulenken. Aber Petrus wurde der Hirte der ersten Gemeinde. Er entschied sich dann, Jesus zu folgen, koste es, was es wolle. Er liebte Jesus bis in den Tod hinein, indem er sein ganzes Leben gab. Nach christlicher Überlieferung sagte er, als er gekreuzigt werden sollte, dass er nicht würdig sei, auf die gleiche Weise wie Christus zu sterben.
Apostel Johannes hat das ganze Johannesevangelium und auch diese Begebenheit am See Genezareth zum Abschluss aufgeschrieben. Er bezeugt in Vers 24: „Dies ist der Jünger, der dies alles bezeugt und aufgeschrieben hat, und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist.“ Es gibt noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat. Dafür war aber für die Bücher, die zu schreiben wären, in dieser Welt kein Platz (25).
Nun endet das Johannesevangelium. Wie reagierst Du auf das Johannesevangelium? Lasst uns Jesu Frage aus Vers 15 hören: „Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!“ Lasst uns die absolute und unveränderliche Liebe und Vergebung Jesu persönlich annehmen und unser Leben darauf bauen. Es ist die Liebe Jesu, die uns ermutigt, unsere Liebe zu Jesus immer wieder zu bekennen und unser Leben auf Fels zu bauen. Möge Gott unsere Herzen und Leben mit Jesu Liebe füllen, dass wir Jesu Liebe erwidern und unser neues Leben dafür einsetzen, Jesu Schafherde bis an die Enden der Erde von ganzem Herzen zu weiden.