Israels Sklaverei in Ägypten
2.Mose 1,1 – 22
Leitvers 1,12
„Aber je mehr sie das Volk bedrückten, desto stärker mehrte es sich und breitete sich aus. Und es kam sie ein Grauen an vor Israel.“
In der letzten Woche haben wir die Einführungsbotschaft in das Exodus-Bibelstudium gehört. In diesem Buch geht es um den Exodus, nämlich die Erlösung der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten. Erlösung heißt Befreiung und Erziehung. Gottes Ziel für die Errettung der Israeliten war es, sie als ein Königreich von Priestern und als ein heiliges Volk aufzustellen. Gott segne unser Zweierbibelstudium, dass wir den geistlichen Exodus aus dem Leben unter der Sündenmacht vollziehen und das neue Leben als Gottes Volk konsequent, unerschütterlich führen.
In der heutigen ersten Lektion geht es um das Leiden der Israeliten in Ägypten. Gott führte sie nach Ägypten, um sie dort zu einem großen Volk wachsen zu lassen. Gott trainierte sie in einem fremden Land durch viele Leiden unter der weltlichen Macht des Pharao, so dass sie ihre Hoffnung ganz auf Gott im Himmel setzen, seine Errettungsgnade erfahren und als das heilige Volk Gottes zum verheißenen Land Kanaan ziehen konnten. Lasst uns heute über den souveränen Willen Gottes für sein Volk nachdenken und lernen, wie wir mit Leiden und Bedrängnissen umgehen können.
1. Israels Nachkommen mehren sich
(1-7)
Sehen wir uns Vers 1 an: „Dies sind die Namen der Söhne Israels, die mit Jakob nach Ägypten kamen; ein jeder kam mit seinem Hause.“ Hier finden wir eine Rückblende in das Buch Genesis. Gott erwählte Abraham, um ihn zum Segen und zu einem großen Volk zu machen. Seine Nachkommen zogen in der Regierungszeit Josefs nach Ägypten, weil in Kanaan eine schreckliche Hungersnot herrschte. Es waren 70 Personen, die als Flüchtlinge nach Ägypten kamen und dank der Fürsprache Josefs in Goschen siedeln konnten. Hier ließ Gott sie in den folgenden 430 Jahren zu einem großen Volk wachsen, sodass sie beim Auszug über 600.000 wehrfähige Männer zählten. Es war die gnädige Führung Gottes an seinem auserwählten Volk gemäß seiner wunderbaren Verheißung.
Vers 7 sagt: „…wuchsen die Nachkommen Israels und zeugten Kinder und mehrten ich und wurden überaus stark, sodass von ihnen das Land voll ward.“ Dies zeigt, dass Gott seine erste Verheißung an Abraham erfüllt hatte. Gott gab Abraham und seinen Nachkommen drei große Verheißungen: ein großes Volk zu werden, das Land Kanaan zu besitzen und ein Segen für alle Völker zu sein. Gott erfüllte zunächst den ersten Punkt, nämlich sie zu einem großen Volk zu machen. In Ägypten konnten sie groß wachsen, obwohl sie von den Ägyptern als minderwertig betrachtet und verachtet wurden. Gott ließ die Israeliten nicht in einer guten Umgebung wachsen. Gott führte sie in ein fremdes Land, um sie gerade inmitten von vielen Bedrängnissen und Leiden zu einem großen Volk wachsen zu lassen. Gott erfüllte oft und erfüllt seine Verheißung gerade da, wo wir es nicht erwarteten, nämlich in der Zeit der Leiden und in der Umgebung der Bedrängnisse.
Unser Gott ist der Gott der Verheißung. Unser Gott ist gut – alle Zeit. Er gibt eine Verheißung und er erfüllt sie zu seiner Zeit. So wie er es verheißen hatte, machte er Abrahams Nachkommen zum großen Volk. Wir haben auch Gottes Verheißung aus 1.Petrus 2,9 und Hesekiel 37,10. Gott wird seine Verheißung erfüllen, nämlich durch uns und durch unser Zweierbibelstudium Europa geistlich wiedererwecken und es durch viele Bibellehrer und Gebetskämpfer als ein Königreich von Priestern für die Weltmission gebrauchen.
2. Israels Bedrückung in Ägypten (8-22)
Betrachten wir die Verse 8 bis 10: „Da kam ein neuer König auf in Ägypten, der wusste nichts von Josef und sprach zu seinem Volk: Siehe, das Volk Israel ist mehr und stärker als wir. Wohlan, wir wollen sie mit List niederhalten, dass sie nicht noch mehr werden. Denn wenn ein Krieg ausbräche, könnten sie sich auch zu unseren Feinden schlagen und gegen uns kämpfen und aus dem Lande ausziehen.“ Anfangs lebten die Israeliten in großzügiger Fürsorge wegen Josef und unbehelligt in Ägypten. Doch als ein neuer König aus einem anderen Stamm von Sünden in Ägypten aufkam, der mit der alten Tradition brach und nichts mehr von Josef wissen wollte, wendete sich plötzlich das Blatt für die Israeliten. Dieser König verfolgte wegen ihrer potentiellen Gefahren eine Politik der Dezimierung durch Unterdrückung und Zwangsarbeit. Nun wurden die Israeliten wie Sklaven befehligt und zum Frondienst gezwungen. Zwei große Vorratsstädte mussten sie bauen – Pitom und Ramses – und auch sonst jede Menge Fronarbeit auf dem Feld, in Ton und Ziegeln leisten. Was war der Grund für die unerwartete Unterdrückung? Zum ersten hatte der neue König kein Geschichtsbewusstsein. Bisher waren die Israeliten gut angesehen, weil Josef das Land vor dem Hungertod bewahrt hatte. Aber der neue König wusste nichts von Josef und sah in den Israeliten nur noch potentielle Feinde. Zum zweiten brauchte er Sklavenarbeiter, um seine neu gewonnene Macht und Herrschaft aufrecht zu erhalten und sie weiter auszubauen. Die Ägypter ließen sie grausam arbeiten, damit sie selber besser leben konnten.
Trotz der heftigen Unterdrückung mehrte sich das Volk immer mehr und wurde überaus stark. Eigentlich würden wir denken, dass aufgrund der Leiden und Bedrängnisse das Volk schwächer würde. Aber genau das Gegenteil geschah. Sie erinnerten sich an ihren Glauben an Gott und standen fest und wurden sogar noch stärker. Die Standfestigkeit der Israeliten war für die Ägypter eine noch größere Herausforderung als nur ihre zahlenmäßige Zunahme, sodass sie „ein Grauen vor Israel ankam“ (12).
Wir haben oft eine falsche Vorstellung, dass Gott unsere Bedingungen verbessern sollte und dass Gott dazu existieren würde. Wir denken, dass alles gut läuft, wenn wir in besseren Bedingungen problemlos leben würden. Wir bezeugen gerne, wie Gott uns gesegnet hat, aber sprechen nicht viel über die gnädige Führung Gottes inmitten der Leiden. Überall in der Welt habe ich erfahren, dass bei den Glaubenszeugnissen immer dann geklatscht wurde, wenn jemand Gottes Hilfe durch überfließenden materiellen Segen und Verbesserung der Bedingungen erfahren hatte. Aber Gott wirkt nicht unbedingt durch gute Bedingungen, sondern gerade durch die Zeit der Leiden, der Bedrängnisse und der Schwierigkeiten. In der aussichtslosen, finsteren Zeit verstärkt Gott seine Kinder, macht sie stark und stellt sie als sein Volk auf. Also gehört das unerträgliche Leiden unter der Knechtschaft in Ägypten genauso zu Gottes Plan wie später der Auszug und der Durchzug durch das Rote Meer.
Wir haben am Anfang des neuen Millenniums wegen der Gemeindespaltung auf der internationalen Ebene den starken äußeren Druck und viele Bedrängnisse erfahren. Wir wollten dies lieber vermeiden, doch Missionar Peter sagte uns, dass es der Segen Gottes sei und wir uns vielmehr darüber freuen sollten. Einige dachten, dass Gottes Werk in Bonn untergehen würde. Aber als wir in der Zeit der Bedrängnisse Gott dankten, an 1.Petrus 2,4.5.9 festhielten und unsere fünf Brote und zwei Fische für die Weltmission brachten, segnete Gott unser Werk. Gottes Werk wuchs inmitten der Bedrängnisse. Unsere nächste Generation hat praktisch erfahren, was der Glaube an seine Verheißung und an das Evangelium heißt. Wir wurden innerlich stärker und entschlossener. Schließlich hat Gott uns sogar als ein Hauptquartier für die Europa-Mission aufgestellt und gebraucht. Diese Zeit der Leiden war also eine Vorbereitung, um uns als seinen Missionsstützpunkt für die Moslemmission und für die Weltmission zu gebrauchen.
Wir dürfen wissen, dass Gott seine Verheißung gerade in der Zeit der Leiden und Bedrängnisse erfüllt. Darum sollen wir geistliche Augen haben und besonders in der Zeit der Leiden an der Verheißung Gottes in unserem Herzen festhalten. Durch die Apostelgeschichte haben wir gelernt, dass die Verfolgung in Jerusalem nach dem Tod von Stephanus der Auftakt war, dass die Apostel der Weltmission dienten. Die Verfolgung der Juden im Holocaust war grausam und gleichzeitig war sie der Auftakt für die Gründung des Staates Israel. Gott ist souverän und er wird seinen Willen und seine Verheißung an jedem von uns sicher erfüllen. Seit 2015 haben wir die Flüchtlingskrise erfahren mit mehr als einer Million Flüchtlingen, die plötzlich und unerwartet nach Deutschland gekommen sind. Vor allem erfahren wir zurzeit wie der gottlose Zeitgeist überall in die Gesellschaft eindringt. So wurden in diesem Monat homosexuelle Paare der Ehe zwischen Mann und Frau gleichgestellt. Religiöse Neutralität des Staates wird immer mehr als offener Atheismus interpretiert. Aber Gott wird auch diese Bedrängnisse gebrauchen, um uns, die Christen, stärker zu machen und zu dem Wort Gottes zu führen. Er will durch uns Deutschland und Europa geistlich erwecken und wieder als Hirtennation für die Weltmission gebrauchen.
Die Bedrückung der Israeliten in Ägypten wurde nun unerträglich. Die Verse 13 und 14 sagen: „Da zwangen die Ägypter die Israeliten unbarmherzig zum Dienst und machten ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln und mit mancherlei Frondienst auf dem Felde, mit all ihrer Arbeit, die sie ihnen auflegten ohne Erbarmen.“ Ohne Erbarmen wurden sie zu vielen Zwangsarbeiten gezwungen, so dass sie kaum noch atmen konnten. Doch auch diese Bedrückung war nicht genug. Die Verse 15 bis 21 berichten davon, dass der Pharao durch einen Geheimauftrag an zwei Hebammen versuchte, den Zuwachs der Israeliten zu stoppen, indem er sie anwies, die Jungen bei der Geburt zu töten und nur die Mädchen leben zu lassen. Dem Pharao nicht zu gehorchen bedeutete damals, sein Leben zu riskieren. Doch die Hebammen fürchteten Gott mehr als den Pharao und widersetzten sich mutig seinem Befehl. Vers 17 sagt: „Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte, sondern ließen die Kinder leben.“ Daraufhin wurden die Hebammen vor den Pharao zitiert. Sie wurden heftig unter Druck gesetzt. Doch Gott gab ihnen Weisheit, mit einer Notlüge zu antworten, dass die israelitischen Frauen immer schon vorher gebären würden und die Hebammen dann zu spät kämen. Von diesen mutigen Frauen lernen wir, dass sie Gott mehr als Pharao fürchteten. Sie taten das, was vor Gott richtig ist, um das kostbare Leben der Menschen zu retten, so wie die Hure Rahab. Gott sah ihren Glauben und segnete ihre Häuser.
Es gibt viele Menschen, die einfach dem Zeitgeist oder der Forderung der Allgemeinheit gehorchen, dabei sogar gegen ihr Glaubensgewissen handeln. Aber wir kennen auch viele gute Beispiele. Wir erinnern uns an Oskar Schindler, der in der Zeit der Bedrängnisse vieles unternahm, um 1.200 jüdische Menschen vor dem Vernichtungslager zu retten. Ein Chefarzt in Norddeutschland beschloss aus seiner Gottesfurcht, dass in seiner Klinik keine Tötungen durch Abtreibungen mehr stattfinden sollten. Der Zeitgeist fordert von den Christen eine grenzenlose Toleranz. Die Kinder werden von den ersten Klassen an mit dem humanistischen Zeitgeist und einer fehlgeleitete Sexualerziehung und Gendererziehung überschüttet. Andererseits wird der Glaube als reine Privatsache unterdrückt. Nicht wenige Christen in Europa sind mundtot geworden und haben ihre Mission in einer ungläubigen Welt aufgegeben. Aber die Bibel lehrt uns klar, dass wir Gott mehr gehorchen sollen als den Umständen. Lasst uns zum Wort Gottes zurückkehren und konsequent die Wahrheit Gottes bezeugen und die jungen Studenten als ein überaus großes Heer Gottes aufstellen.
Was tat Pharao, als seine bisherigen Maßnahmen nicht die gewünschten Erfolge zeigten? Sehen wir uns Vers 22 an: „Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk und sprach: Alle Söhne, die geboren werden, werft in den Nil, aber alle Töchter lasst leben.“ Hatte der Pharao bisher noch versucht im geheimen zu operieren, so offenbarte er nun das ganze Register menschlicher Grausamkeit. Er erließ einen unmenschlichen und grausamen Befehl, alle männlichen Babys im Nil zu ertränken. Wie herzzerreißend schmerzhaft musste es für die hebräischen Eltern gewesen sein, diesem Befehl zu gehorchen?
Dieser Befehl offenbart das wahre Gesicht der gottlosen Menschen. Manche denken, dass die Menschen automatisch gut wären. Aber es ist nicht der Fall. Der Pharao veröffentlichte einen grausamen Tötungsbefehl, der unsere menschliche Vorstellung übersteigt. In der Nazi-Zeit haben wir erfahren, wie brutal und grausam Menschen sein können und die Vernichtung von sechs Millionen Juden vorangetrieben haben. Sogar ganz normale Familienväter wurden grausame Lageraufseher, als sie die Macht dazu hatten. Wir müssen wissen, dass dies das wahre Gesicht der gottlosen Menschen ist.
Hier können wir uns fragen, warum Gott solche schrecklichen Leiden für sein Volk zuließ. Wenn wir Gottes Offenbarung an Abraham in Genesis 15 lesen, erkennen wir, dass Gottes Wille nicht nur die Vermehrung der Israeliten war, sondern auch die Plagen in einem fremden Land umfasste. Auf diese Weise erfuhren die Israeliten, wie grausam und unbarmherzig die ungläubige Welt ist. Letztlich half die Unterdrückung ihnen, sich an Gottes Verheißung zu erinnern, ihre Identität als Gottes Volk zu erneuern und sich nach dem verheißenen Land zu sehnen. Durch die harte Züchtigung des Pharaos wurden die Israeliten zu einem starken Volk Gottes. Je härter die Bedrängnisse wurden, desto stärker wurden sie und desto größer wurde auch ihre Hoffnung auf das verheißene Land und die Befreiung.
Wie sollen wir auf die äußere Bedrückung reagieren? Wir sollen eine schicksalhafte Lage nicht negativ betrachten und darüber murren, sondern sie als Anlass zum Wachstum des Glaubens nehmen. Josef z.B. erfuhr verschiedene unerwartete Schwierigkeiten in seinem Leben. Wegen dem Neid seiner Brüder wurde er als Sklave ins Ausland verkauft und landete unschuldig im Gefängnis. Aber er glaubte fest an die beste Führung Gottes und dass Gott seinen Plan hatte und ihn erfüllen würde. So konnte er auch in der Sklaverei und im Gefängnis fest bei Gott bleiben. Die Israeliten mussten sich in dieser Zeit der Leiden an die Verheißungen Gottes für Abraham erinnert haben. So konnten sie in der Bedrängnis stärker werden und sich vermehren und auf die Errettungsgnade Gottes warten. Die Bedrängnisse führten dazu, dass sie zu Gott flehten, wie Kapitel 2,23 sagt: „Und die Israeliten seufzten über ihre Knechtschaft und schrien, und ihr Schreien über ihre Knechtschaft kam vor Gott.“
Wir sehen, dass oft unsere Kinder durch den Zeitgeist sehr bedrängt und angefochten werden. So wie der Pharao alle Knaben töten wollte, so versucht der Pharao des gottlosen Zeitgeistes die Herzen unser Kinder für sich zu vereinnahmen. Er versklavt sie, indem er Zweifel, Begierden und Rebellion in ihre Herzen einpflanzt und versucht, sie von Gott zu trennen. Geistlich gesehen ist diese Bedrängnis die beste Gelegenheit, dass wir zu Gott kommen und zu ihm flehen. Wenn wir das Anliegen einfach unter den Tisch kehren, geschieht nichts. Aber wenn wir es zu Gott bringen, können wir Gottes Errettung erfahren.
Gestern haben Dr. Petrus Chang und Dr. Johannes Chang ihre Promotion gefeiert. Es war ein fröhlicher Glaubenssieg. Aber um diesen Sieg zu erreichen, mussten sie auch verschiedene Bedrängnisse erfahren. Durch das Medizin-Studium haben sie viele unerwartete Leiden erfahren und gelernt, sich selbst zu verleugnen und fleißig zu lernen. Vor allem haben sie gelernt, auch in der bedrängten Lage Gott zu gehorchen, und für das Werk Gottes zusammenzuarbeiten. Umso mehr kämpften ihre Eltern durch viele Bedrängnisse hindurch, der Führung Gottes zu vertrauen und sie mit der Verheißung Gottes zu den Knechten Gottes aufzustellen.
Wir lernen heute, dass Gott seine Verheißung erfüllt, auch und gerade in der Zeit der Bedrängnisse. Bedrängnisse sind ein Teil des Planes Gottes und helfen uns, zu Gott zu kommen und auf ihn zu vertrauen. Lasst uns auch in der Zeit der Bedrängnisse zu Gott kommen, seine gnädige Führung erfahren und als eine königliche Priesterschaft für die geistliche Wiedererweckung in Europa gebraucht werden.